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eine Fassungsform des subjectiven Denkens ist, welcher als solcher kein Reales entspricht. Das Merkmal der Determinirtheit haftet so sehr an der Allgemeinheit in metaphysischem Sinne, dass gerade die absolute Allgemeinheit oder Gott die allerdeterminirteste Realität ist und kraft dessen nur eine einzige sein kann, während die ihrer Natur nach universale geschöpfliche Geistnatur zufolge dessen, dass sie nicht durch sich selbst absolut determinirt ist, eine Mehrheit verschieden determinirter und determinirbarer Existenzen zulässt, jedoch so, dass in jeder der über alle sinnlichen Particularisationen und Verbesonderungen hinaus greifende Charakter der zum Wesen der Geistnatur gehörigen Universalität gewahrt bleibt. Im Bereiche der sinnlichen Wirklichkeit hört das Universelle auf, eine substantielle Realität an sich zu sein, und geht in eine Vielheit von individuellen Besonderungen seiner selbst auseinander, in deren Zusammensein sich es zwar real darstellt, jedoch so, dass es nicht an sich, sondern eben nur in realen Besonderungen und Individuirungen seiner selbst ein reales determinirtes Sein hat. Das in der sinnlichen Wirklichkeit sich darstellende Universale ist somit das an sich am mindesten determinirte und deshalb am allermeisten determinirbare Sein, welches in eine unermessliche, vielfältigst variirte Mannigfaltigkeit generischer und specifischer Bestimmtheiten auseinandergeht, die indess gleichfalls nichts an sich Seiendes, sondern blos gedankenhafte Formen und logische Fassungen des allwärts individuirten Naturdaseins sind. Jedenfalls ist aber das Universale auch in der sinnlichen Wirklichkeit real enthalten; nur sind nicht die Species und Genera für die unmittelbaren Ausdrücke des in der sinnlichen Wirklichkeit sich darstellenden Universale zu nehmen, welches in der ihm eigenen Determinirtheit wohl nichts Anderes als eben nur die im sinnlichen Stoffe sich auswirkende und explicirende allgemeine Naturidee bedeuten können wird. Rosmini kann nicht getadelt werden, wenn er das im scholastischen Sinne verstandene Universale in re, soweit dieses auf die in den Sinnendingen ausgeprägten Artbegriffe bezogen werden sollte, verwarf; denn nicht in den logischen Schematisirungen der Sinnendinge, sondern in der diese Schematismen causirenden eigenartigen Daseinsweise der sichtbaren Naturwirklichkeit schliesst sich das eigenartige Wesen derselben auf; und es ist sonach die specifische Aufgabe der Naturphilosophie, alle Erscheinungsformen der sichtbaren Natur und namentlich ihr Auseinandergehen in eine individuirte Vielheit generischer und specifischer Bestimmtheiten, welches dem in sich gesammelten Sein der unausgedehnten, untheilbaren Geistsubstanzen fremd ist, aus der eigenartigen gottgedachten Grundbestimmtheit des Naturdaseins zu verstehen. Darauf ging indess Rosmini nicht ein; in Folge dessen abstrahirte er auch von den durch die gegensätzlichen Beziehungen des Naturdaseins zum geistigen und göttlichen Sein bedingten Wesenseigenthümlichkeiten des geistigen und göttlichen Seins und vermochte darum überhaupt zu keiner auf die geistige Apprehension der idealen Bestimmtheit der Dinge gegründeten concreten Auffassung derselben zu gelangen. Daher sein Zurückgreifen auf den unbestimmten Seinsgedanken, welchen er, um zu einer die sinnlich empirische Wirklichkeit transscendirenden Auffassung der Dinge gelangen zu können, für eine angeborne Idee nahm, deren nähere Bestimmungen sich aus dem geistigen Contacte des menschlichen Intellectes mit der Welt ausser ihm ergeben sollten. Da nun das denkende Ich nur die Erscheinungen der Dinge in sich recipirt und die Application der unbestimmten Seinsidee auf dieselben nur die Verification der metaphysischen Realität des im menschlichen Bewusstsein Erscheinenden bezweckt, so werden die als gedankenhafte Bestimmtheiten der Dinge genommenen Phänomenalitäten

zu Determinationen der angebornen unbestimmten Seinsidee gemacht, aus welchen durch generalisirende Abstractionen allgemeinere Bestimmtheiten des Erscheinenden abgeleitet werden, ohne dass jedoch das Denken an irgend einer Stelle über den Subjectivismus des durch logische Formationen determinirten Erfahrungsbewusstseins hinauskäme. Rosmini hat den realistischen Empirismus der mittelalterlichen peripatetischen Scholastik abgeworfen und dem denselben stützenden Begriffe der Materia prima als der unbestimmten Seinsmöglichkeit aller sinnlichen Realitäten den Gedanken des an sich unbestimmten Seins als der allgemeinen Form aller endlichen Wirklichkeit substituirt; da aber die Form ihrem Begriffe nach das Begrenzende und Bestimmende ist, so hebt der Gedanke einer an sich völlig unbestimmten Form eigentlich sich selbst auf und erscheint als eine metaphysisch unmögliche Denkconception, auf welche sich keine philosophische Denkschöpfung stützen lässt. Hiemit soll den edlen und hohen Intentionen Rosmini's, die auf die philosophische Begründung eines christlichen Theismus abzielten, die gebührende Achtung nicht entzogen werden; er glaubte in dem Gedanken des an sich völlig unbestimmten Seins, welchen er von jenem des absoluten Seins scharf abtrennte, die allgemeine geistige Fassung des creatürlichen Seins in dessen Unterschiede vom göttlichen gefunden zu haben und wendete alle Mittel seines reichbegabten Geistes auf, den seinem philosophischen Denkconcepte subjicirten Grundgedanken möglichst vielseitig zu entwickeln und auszugestalten. Der Fehler war nur der, dass dem Grundgedanken die Kraft eines gestaltenden Principes abging; und wenn es Rosmini an der nöthigen Gestaltungskraft fehlte, die Idee des geschöpflichen Seins so plastisch hervorzubilden, dass sich dasselbe mit vollkommenster Bestimmtheit von jener des absoluten Seins abhob, so war er gegen die Gefahr nicht geschützt, ersteres als ein blos phänomenales Gebilde des subjectiven Denkens im Abgrunde des substantiellen absoluten Seins versinken zu lassen.

Von diesem Gesichtspunkte aus, nämlich als eine schlechthin unzureichende Unterlage zur Begründung eines philosophischen Theismus, wurde Rosmini's unbestimmte Seinsidee erst noch kürzlich in dem von Mamiani geleiteten periodischen Organ für italienische Philosophie einer schneidenden Kritik unterzogen.' Rosmini habe, heisst es daselbst, bei seiner Anknüpfung an die Seinsidee hauptsächlich durch zwei Autoritäten sich bestimmen lassen, durch Thomas Aquinas und durch Hegel; die ursprüngliche Unbestimmtheit der Seinsidee sei vornehmlich ein aus Hegel's Lehre entlehnter Gedanke. Rosmini übersah aber gleich von vorneherein, dass, wenn er dem unbestimmten Sein das Prädicat des Möglichseins beilegte, das Seiende nicht mehr ein völlig unbestimmtes ist, vielmehr schon eine sein Verhältniss zum wirklich Seienden bezeichnende Bestimmtheit an sich hat. Es ist sonach nicht das Ens commune des Thomas Aquinas, wofür es Rosmini ausgibt; Thomas sagt vielmehr: Esse cui nulla fit additio, est esse commune. Rosmini begnügt sich indess nicht mit jenem Einen Prädicate des angeblich völlig unbestimmten Seins, sondern attribuirt ihm noch sieben andere, indem er es als objectiv, universal, einfach, mit sich selbst identisch, nothwendig, unveränderlich bezeichnet; damit nicht genug, urgirt er endlich auch noch die Indetermination, d. i. die Prädicatlosigkeit als wesentliches Prädicat desselben. Als Ens communissimum müsste es allem Seienden eignen;

1 L'ente possibile, ossia la base filosofica di A. Rosmini. Abgedruckt in der philosophischen Zeitschrift: La filosofia delle scuole italiane (13. Jahrgang 1882, Augustheft).

Rosmini trennt es aber von allem wirklich Seienden ab, so dass es sich in ein Esse non commune verwandelt. Es soll nicht ausserhalb des Geistes und doch wieder auch nicht mit demselben identisch sein; wenn nun als geschöpfliche Entität, wofür man es nach Rosmini zu nehmen hat, keine blosse Imagination ist, sondern sehr reelle metaphysische Eigenschaften an sich hat, so muss man fragen, wo dieses weder mit dem Geiste identische noch ausserhalb desselben existente Esse eigentlich sei und in welcher Weise es sich dem Bereiche der geschöpflichen Dinge einreihen lasse. Nach theistischer Anschauung gibt es drei Kategorien des Seienden: das unendliche göttliche Sein, das endliche materielle Sein, das endliche geistige Sein. Keiner dieser drei Kategorien lässt sich Rosmini's Ens possibile beizählen; somit hat es überhaupt keine Realität und verkehrt sich in ein Ens impossibile. Rosmini's Ens possibile soll die Wahrheit sein; als Theist muss er aber Gott als denjenigen ansehen, der seinem Wesen nach die Wahrheit ist. Da nun auch die durch das Ens possibile repräsentirte Wahrheit mit göttlichen Attributen ausgestattet ist, so steht dasselbe, trotzdem dass es geschöpflicher Natur ist, der durch Gott repräsentirten essentiellen Wahrheit als zweiter Gott zur Seite. Er nennt es ein den menschlichen Intellect erleuchtendes Licht; wie soll aber ein der Actualität entbehrendes Ens actuel wirken können? Auch möchte auf das völlig indeterminirte Esse nicht so sehr die Bezeichnung eines Leuchtenden, als vielmehr jene des Verdunkelnden anzuwenden sein. Der unbestimmte Seinsgedanke soll dem Geiste angeboren sein und doch andererseits wieder demselben als etwas Objectives sich präsentiren; kann das, was dem Subjecte wesentlichst eignet, ein von demselben unterschiedenes Anderes sein? Das Richtige ist, dass die Rosmini'sche Seinsidee kein Object der inneren. Anschauung, sondern ein aus dem rein subjectiven Denken Rosmini's herausgesetzter Gedanke ist. Rosmini attribuirt seiner unbestimmten Seinsidee ein ideales Sein im Gegensatze zum Sein der realen Dinge; haben aber nicht auch diese nach theistischer Anschauung ein ideales Sein in Gott? So gäbe es also zwei Arten idealen Seins, eines, welches blos ideal, ein anderes, welches ideal und zugleich auch real ist; diese Auseinanderhaltung ist an sich bedenklich und wird völlig unhaltbar, wenn das blos ideale Sein mit den Attributen des realen göttlichen Seins ausgestattet wird. Wollte Rosmini sein ideales Sein nicht mit Gott identificiren, so musste er es mit der subjectiven menschlichen Gottesidee identificiren; er wollte weder das Eine noch das Andere, und liess somit sein Denksystem mit einem unlösbaren inneren Widerspruche behaftet. Die Abtrennung des unbestimmten Seinsgedankens von der Idee des absoluten Seins lässt sich nicht etwa dadurch rechtfertigen, dass damit eine denknothwendige Voraussetzung aller übrigen Ideen von den endlichen Dingen gewonnen werde; denn diese vermeintliche Voraussetzung ist in Rosmini's Denksystem eben nicht vorhanden. Sollten die Ideen der endlichen Dinge als Determinationen der allgemeinen Seinsidee gefasst werden, so muss diese letztere auf etwas allen Dingen Gemeinsames und Immanentes sich beziehen; Rosmini sieht aber im Ens possibile etwas ausser allen wirklichen Dingen Seiendes. Wie ferner durch Hinzutritt des Seinsgedankens zur Sensation die Idee eines bestimmten Objectes sich soll bilden können, ist schlechterdings nicht erklärlich zu machen. Die Sensation ist im empfindenden Ich, die Seinsidee ist als Object des Geistes etwas vom Ich Unterschiedenes; wie können beide in unserem Bewusstsein in Eins verschmelzen? Und wie soll bei einer solchen Verschmelzung die von Rosmini so sehr betonte Objectivität und Immobilität des Essere ideale aufrecht erhalten bleiben? Es ist ferner nicht

wahr, dass der Intellect in Folge der Application der Seinsidee auf eine bestimmte Sensation das Object der letzteren als möglich zu denken beginnt; das Richtige ist, dass jedes intellectiv appercipirte Ding als wirklich gedacht wird. Sollen ferner die in den Ideen der besonderen Dinge enthaltenen Determinationen als Determinationen des Ens possibile gefasst werden, so sind sie eo ipso nicht Bestimmtheiten des Ens reale ausser mir. Es ist endlich selbst für den Fall, dass der determinirte Seinsgedanke nicht auf das mögliche, sondern auf das wirkliche Sein sich bezöge, nicht zu ersehen, wie durch Hinzutritt des Seinsgedankens zur sinnlichen Wahrnehmung eines bestimmten Objectes die Idee dieses Objectes gewonnen werden soll können; denn durch Hinzufügung des Seinsgedankens zum Objecte der sinnlichen Wahrnehmung gewinne ich kein Verständniss von der Wesenheit desselben; das Esse ist ja keine Qualification des Objectes. Und so kommt der Kritiker Rosmini's schliesslich zu dem Resultate, dass der abstracte Spiritualismus desselben sich nicht nur zur Ueberwindung des sensistischen Materialismus unzureichend erweise, sondern denselben sogar als sein wesentliches Correlat und Complement involvire, indem ohne dasselbe die Rosmini'sche Weltlehre jedes Realinhaltes entbehren würde. Das Rosmini'sche Denksystem falle somit in zwei miteinander nicht vereinbare Bestandtheile auseinander, wie es dem Urheber desselben insgemein nicht gelungen sei, die in der scholastischen Metaphysik aufgestellten Gegensätze zwischen Form und Materie, Wesen und Erscheinung, Absolutem und Relativem, Unendlichem und Endlichem innerlich und harmonisch miteinander zu vermitteln.

Ein anderer Kritiker aus neuester Zeit, dessen Standpunkt von jenem des eben vorgeführten Autors weit absteht,' stösst sich vor Allem an Rosmini's Bemühen, die Identität der unbestimmten Seinsidee mit dem Intellectus agens der thomistischen Doctrin zu erweisen. An unzähligen Stellen bezeichnet Thomas Aquinas den Intellectus agens als eine Potenz der Seele, die natürlich so oftmals vorhanden sei, als die intellectiven Seelen selber in ihrer discreten Vielheit vorhanden seien, während Rosmini's Essere ideale oder Dio-Idea gleich dem Intellectus agens der arabischen Aristoteliker als eine in allen Seelen numerisch dieselbe gedachte werden müsste; Thomas verwerfe ausdrücklich die Ansicht Jener, welche unter dem Intellectus agens den göttlichen Logos oder jenes Licht verstehen, welches laut Joh. 1, 9 jeden in diese Welt kommenden Menschen erleuchte, und erkläre dem gegenüber, dass das Lumen intellectus agentis, von welchem Aristoteles spricht, etwas dem menschlichen Geiste Eingeschaffenes sei, in dessen Kraft der Mensch das Wahre vom Falschen, das Gute vom Bösen zu unterscheiden wisse. Nicht blos der absolute Ontologismus eines Gioberti, sondern auch der abgeschwächte Ontologismus Rosmini's werde von Thomas ausdrücklich zurückgewiesen, indem er es für unmöglich erklärt, dass der menschliche Intellect, ohne die göttliche Essenz selber zu schauen, die göttlichen Ideen von den Creaturen sollte schauen können.

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1 G. M. Cornoldi, Il Rosminianismo sintesi dell' Ontologismo e del Panteismo (Rom, 1881).

2 De anima, qu. un., art. 5.

3 Creat. spirit., art. 10.

4 Die nach dem Texte der lateinischen Vulgata citirte Psalmstelle 4, 7 kann nicht, wie Cornoldi meint, als biblischer Beleg für die Richtigkeit der thomistischen Auffassung des Intellectus agens beigezogen werden, da sie im hebräischen Originaltexte anders lautet und auf ein ganz anderes, vom angebornen Lumen intellectus humani verschiedenes Object sich

bezieht.

5 Vgl. Thom. 2, 2, qu. 173, art. 1.

§. 12.

zu

Die unbestimmte Seinsidee als Geisteslicht sollte wohl nichts Anderes als die Intelligibilität der geschöpflichen Dinge bedeuten; in das Licht dieses Gedankens erhoben, sollte alles der endlichen Wirklichkeit Angehörige die dem menschlichen Intellecte appropriirte Form erlangen. Dasjenige, was in das Licht dieses Gedankens erhoben werden soll, ist das wirklich Seiende nach der ursprünglichen Fassung der Lehre Rosmini's, welche indess in ihrer späteren Ausbildung, wie sie in der Teosofia vorliegt, nicht unwesentlich umgestaltet erscheint. Hatte Rosmini in der ersten älteren Epoche seines Philosophirens sich hauptsächlich mit dem erkenntnisstheoretischen Problem beschäftigt, und dieses im Gegensatze zu dem in Italien eingedrungenen englisch-französischen Empirismus und Sensismus zu lösen versucht, so war er in der späteren Epoche seines Philosophirens darauf bedacht, die im Kampfe gegen jene Richtungen errungene ideologische Grundanschauung seiner Philosophie unter unverkennbarem Hinblick auf die nachkantische deutsche Speculation vollkommen durchzubilden und ein organisch gegliedertes System einer theistischen Philosophie zu entwickeln, wobei er nicht umhin konnte, dasjenige, was ihm in der früheren Epoche blos Hinterlage seines Denksystems war, einem integrirenden Gliede desselben zu machen und aus dem Gebiete der Erkenntnisslehre in jenes der Metaphysik emporzuheben, wodurch natürlich auch die philosophische Bedeutung desselben unvermerkt sich einer Wandlung unterzog. Die Wandlung bestand darin, dass dasjenige, was sich ihm früher auf dem Wege psychologisch-analytischer Forschung als ein unabweisliches Ingrediens der seelischen Erkenntnissthätigkeit ergeben hatte, zu einer ontologischen Realität und zu einem constitutiven Gliede des Organismus der ontologischen Realitäten wurde, in deren organischer Gliederung der ursprüngliche Dyadismus seiner philosophischen Anschauung in einen lebendigen Triadismus sich umsetzen sollte. Fasst man diese Umsetzung als Uebergang vom analytischen Denkverfahren zum synthetischen, dann erscheint allerdings der in der Teosofia eingenommene Standpunkt nicht so sehr als eine Wandlung, denn vielmehr als eine weitere Fortbildung des mit der Bezeichnung Psychologismus belegten früheren Standpunktes Rosmini's; in der That war ja das Essere ideale bereits in dem durch den Gegensatz von Subject und Object des Erkennens constituirten Dyadismus des Rosmini'schen Psychologismus als das höhere Dritte indicirt, in welchem jener Gegensatz seine Ausgleichung zu finden hatte. Rosmini legt grosses Gewicht darauf, dass eben nur sein Essere ideale sich zur Ausgleichung und Vermittelung des in der deutschen Philosophie als philosophisches Grundproblem aufgestellten Gegensatzes zwischen Denken und Sein eigne; die nachkantische deutsche Speculation habe es darin versehen, dass sie ein absolutes, subsistentes Sein zum Vermittelungsprincipe machen wollte, während doch nur eine abstracte Entität sich dazu eigne, zugleich Principio dello scibile und Principio delle cose zu sein. Eine Ausgleichung des Idealen und Realen im absoluten göttlichen Sein könne nur den Pantheismus zur Folge haben; eine grundhafte Scheidung zwischen göttlichem und geschöpflichem Sein lasse sich einzig unter Zugrundelegung eines ursprünglich völlig unbestimmten Gedankens vom Sein durchführen.

Der von Rosmini auf dialektischem Wege deducirte ontologische Triadismus lässt in seiner Fassung und Ausführung deutlich erkennen, dass für Rosmini das moralische

1 Teosofia I, pag. 228.

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