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ist, dass in der geistigen Intuition das Wahre evident sich darstelle.1 Daraus ergibt sich jedoch, dass dem von Mamiani aufgestellten Wahrheitskriterium die erforderlichen Eigenschaften eines unmittelbar evidenten, höchsten und universalen Kriteriums fehlen. Der von Mamiani dem Cartesischen Cogito ergo sum gemachte Vorwurf, dass es nicht eine unmittelbar durch sich selbst einleuchtende erste Wahrheit sei, sondern mittelst eines Syllogismus klar und evident gemacht werden müsse, 5 fällt auf ihn mit doppeltem Gewichte zurück, weil Mamiani nicht gleich Cartesius von etwas Singulärem, nämlich dem eigenen Ich, sondern von einem abstracten und universalen Satze ausgeht; denn in dem Satze: ,die Intuition sei das Kriterium des Wahren, weil in demselben das Wahre mit dem Seienden sich convertire', sind alle Termini universell, daher das von Mamiani aufgestellte Princip ausser seiner Evidentmachung durch einen Syllogismus auch noch der Erweisung der Wahrheit und Giltigkeit der abstracten Ideen bedarf, in welchen es formulirt ist. 6

Das von Mamiani aufgestellte höchste Wahrheitskriterium erscheint nicht nur aus logisch formellen Gründen als unzulässig, sondern erweist sich bei näherer Prüfung als sachlich unrichtig und metaphysisch unzulässig. Rosmini knüpft den Nachweis dessen an Mamiani's Definitionen des Wahren und des Gewissen an. Das Reale fällt nach Mamiani unter die Bezeichnung des Wahrseins, soweit es in den Bereich der menschlichen Erkenntnisskraft fällt; das Wahre erscheint, sobald es geprüft und evident befunden worden ist, als gewiss. Soll die Wahrheit nur insofern vorhanden sein, als sie im menschlichen Erkennen existirt, so gibt es kein Ansichsein der Wahrheit; und damit ist dem extremsten Skepticismus Thür und Thor geöffnet. Soll die Wahrheit durch Prüfung zur Gewissheit werden, so könnte die unmittelbare Intuition als solche niemals eine Gewissheit in sich schliessen; andererseits aber ist wieder nicht einzusehen, weshalb man noch nach einer Vergewisserung der Richtigkeit des Erkannten streben soll, wenn das Reale unmittelbar schon dadurch, dass es in den Bereich der menschlichen Erkenntnisskraft fällt, den Charakter des Wahren annimmt. Das Reale fasst Mamiani, obschon er es nicht genau definirt, in der Regel als Gegensatz zum Idealen, wenigstens sofern unter Letzterem universale oder abstracte Ideen verstanden werden; und dann erscheint das Wahre als Complement des Realen. Er kann sich aber nicht verhehlen, dass es auch rein mentale Realitäten gebe, deren Wahrheit sich durch das von ihm aufgestellte Wahrheitskriterium nicht erhärten lässt, weil sie kein Object der Intuition sind. Es hätte ihm hieraus klar werden können, dass die Intuition nicht selbst eine Wahrheit, sondern blos ein Zeichen der Wahrheit, eine Andeutung des Vorhandenseins von etwas Wahren sei.7 Für diesen Fall aber erscheint die Gewissheit einzig nur als

1 Dee provarcelo nè più nè meno con un bel sillogismo, che è il seguente: Là dove il vero si converte coll' ente, c'è evidenza di verità. Ma nell'intuizione il vero si converte coll' ente. Dunque nell' intuizione c'è evidenza di verità. Rinnov. III, c. 15. 2 Se noi dobbiamo ricevere l'intuizione qual criterio del vero, ad ammettere ciò siamo tratti da un raziocinio necessario; dunque non è un criterio evidente, ma bisognevole di dimostrazione. Ivi.

3 La maggiore del sillogismo (s. oben Anm. 1) prendendo la conseguenza non dipende da questa; dunque non è un criterio supremo. Ivi.

4 L'intuizione essendo provata della proposizione, che ,quando il vero si converte coll' ente non può cader dubbio ed errore', questa proposizione viceversa non può esser provata dall' intuizione; dunque non è un criterio universale. Ivi.

5 Näheres über Mamiani's Kritik des Cartesianismus O. c. III, capp. 13-16.

6 Suppone la veracità e l'autorità delle idee astratte, le quali esigono molti sillogismi, e molti altri a provarci, massime quando

si tratti delle ultime e supreme astrazioni nel sistema de' sensisti. O. c. III, c. 6.

7 Un tal criterio non dice se non: il vero è quello che s'intuisse'. Dell' intuirsi si deduce che è vero. O. c. III, c. 7.

vollstes Zutrauen zum Intuitionsvermögen. Könnte aber dieser Glaube nicht täuschen? Und wenn derselbe naturnothwendig sein sollte, ist damit auch schon seine Wahrheit bewiesen? Wie soll diese den Skeptikern gegenüber aufrecht erhalten werden?

Es ist indess fährt Rosmini fort nicht zu verkennen, dass Mamiani durch die nachträgliche Einschränkung der Bedeutung der Intuition als unmittelbaren Wahrheitskriteriums über die ursprüngliche sensistische Anlage seines philosophischen Denkconceptes hinausschreitet und auf dem Wege zur Erkenntniss einer ersten und obersten Wahrheit, in deren Macht alles Andere wahr ist, begriffen erscheint. So tadelt er es, dass einige Philosophen bei den axiomatischen Principien der Erkenntniss als etwas Letztem stehen bleiben, was sich nicht weiter mehr beweisen lasse, während doch, wie er beifügt, der Wahrheitsbeweis in der Aufdeckung einer gewissen Identität einer allgemeinen Wahrheit mit einer noch abgezogeneren Wahrheit sich darbietet. Daraus kann folgerichtig nur dies sich ergeben, dass von allgemeinen Wahrheiten zu noch allgemeineren bis zu einer letzten und höchsten fortgeschritten werden müsse, welche durch keine andere Wahrheit mehr gestützt, alle anderen Wahrheiten in sich schliesst; gibt es überhaupt ein höchstes Wahrheitskriterium, so muss es diese oberste, höchste Wahrheit sein. Als Gegenstand einer geistigen Anschauung kann dies selbstverständlich nur die schlechthin indeterminirte Seinsidee sein. Zur Anerkenntniss dessen vermag sich jedoch Mamiani nicht zu erschwingen; er nimmt vielmehr jene Axiome selber für Objecte einer unmittelbaren Denkanschauung und sieht hiemit den Beweis für ihre unzweifelhafte Wahrheit erbracht. Dass sie Gegenstände unmittelbarer Anschauung sein müssen, beweist er daraus, dass sie weder durch irgend eine sinnliche Wahrnehmung, noch durch ein Urtheil des Intellectes in uns erzeugt, noch endlich auf dem Wege der Erfahrung erworben seien. Rosmini gibt die Giltigkeit dieses Beweises nicht zu; und gesetzt, er wäre giltig, so würde damit noch immer nicht die unzweifelhafte Wahrheit der Axiome bewiesen sein. Gegenstand der Anschauung kann eben so gut das Wahre wie das Falsche sein; es muss sonach ein Kriterium geben, vermöge dessen die Anschauung des Wahren von jener des Falschen sich unterscheiden lässt. Daraus folgt, dass das Kriterium des Wahren weder in die seelischen Vermögen, noch in die Thätigkeiten derselben verlegt werden könne, sondern in einem essentiell wahren Objecte jener Vermögen gesucht werden müsse, dessen Erfassung den Ergebnissen der cogitativen Thätigkeit den Charakter des Wahrseins verleiht und sichert.

Mamiani anerkennt in einer gelegentlichen Bemerkung die von T. Tasso in dessen Schrift: Il Porzio, hervorgehobene principielle Bedeutung des Satzes vom Widerspruche, auf welchen Mamiani die gesammte philosophische Dialektik gestützt sein lässt. Hat er hierin Recht, so kann nicht die Intuition im Allgemeinen, sondern nur jener specielle Act, in welchem der Satz des Widerspruches Gegenstand der Anschauung ist, das Kriterium der Gewissheit sein, und die Intuition verhält sich da nur als Mittel der Apperception dieses Kriteriums.1 Spricht nun der Satz des Widerspruches die allgemeinste aller Wahrheiten aus, so reicht die ihn vermittelnde Intuition sofort an die höchste und letzte aller Wahrheiten hinan, und es kann sonach nicht wahr sein, dass, wie Mamiani früher sagte, die Intuition mit dem Sehen der Einzeldinge beginne und die Universalien aus den singulären Dingen deducirt würden. Der Satz des Widerspruches kann nur unter

1 Rinnov. III, c. 10.

Voraussetzung der dem Geiste immanenten Seinsidee als allgemeinen Wahrheitslichtes Gegenstand einer unmittelbaren Apperception sein. Mamiani entzieht sich dieser Folgerung durch die Behauptung, dass das Principium contradictionis in jeder Thatsächlichkeit, in jedem der geistigen Intuition vorliegenden Factum implicite enthalten sei.. Diese dunkle und unsichere Assertion löst sich bei näherer Beleuchtung in Schein auf. Soll unter der Thatsächlichkeit ein äusseres Object verstanden werden, so ist sie etwas von der lediglich mentalen Realität des Principes völlig Unterschiedenes; aber auch wenn sie als mentales Sein genommen wird, kann sie als etwas an sich Singuläres nichts Universales in sich schliessen. Princip und Factum sind als Universales und Singuläres ihrer Natur nach aussereinander; das Universelle kann nicht im Singulären enthalten sein, so wenig als das Grosse im Kleinen, das Weite und Umfassende im Engen enthalten sein kann. Mamiani will, um derartigen Bemängelungen auszuweichen, zwischen einer doppelten Intuition, einer unmittelbaren und mittelbaren, unterschieden wissen; soll aber die auf den Satz des Widerspruches gestützte logische Ratiocination, welche er als unmittelbare Intuition bezeichnet, überhaupt noch Intuition genannt werden können? Schliesst nicht schon der Ausdruck: ,mittelbare Intuition' eine Contradictio in adjecto in sich? Mamiani selber scheint die unmittelbare Intuition, die er anfänglich als eine ohne mitwirkende Beihilfe eines Beweises oder Ratiociniums statthabende Apperception des Sensus intimus hinstellt, nach der Hand preisgeben zu wollen, wenn er sie als etwas erscheinen lässt, das einzig nur aus universalen Ideen, aus Urtheilen und Ratiocinien zusammengesetzt sei.1 Sie soll Intuition der Idee und der Attinenzen der Idee sein. Als Intuition der Idee muss sie ein geistiger Erkenntnissact sein; unter den Attinenzen der Idee können nur Urtheile und Ratiocinien verstanden werden, mittelst welcher die Beziehungen einer Idee zu anderen Ideen in Bezug auf die Aehnlichkeit oder Unähnlichkeit derselben mit dem Denkinhalte der angeschauten Idee erkannt werden. Wenn nun Mamiani weiter hinzufügt, dass wir über eine Sache insoweit ratiociniren, als wir sie erkennen, d. i. sofern sie mentales Object ist, so ergibt sich hieraus, dass Alles, worüber wir ratiociniren sollen, Gegenstand unserer unmittelbaren Anschauung geworden sein müsse, und diese sonach gleichmässig alle Facta intellectualia oder Ideen, die von uns gedacht werden, zu ihrem Objecte habe. Mamiani unterscheidet die Welt des Erkennens und Wissens, die wir selber in uns schaffen, von der äusseren realen Welt, rücksichtlich deren unser Wissen sich auf die syllogistisch erhärtete Gewissheit ihrer Existenz beschränke; somit sind die Objecte unserer unmittelbaren Anschauung nur abgezogene Ideen. Zum Ueberflusse will Mamiani im Gegensatze zu Reid die vom Sensus intimus appercipirten Wahrheiten nicht als instinctive, sondern als rationale Wahrheiten verstanden wissen.

Rosmini hält dafür, dass ihm Mamiani durch die letzterwähnten Aufstellungen sehr nahe gekommen sei; Mamiani verderbe aber wieder Alles, wenn er seine Zuversicht auf die Gewissheit der menschlichen Erkenntnisse von den menschlichen Erkenntnisskräften und deren Acten, statt vom Objecte derselben, dem Verum, abhängig mache. Dass die Intuition als solche das Kriterium des Wahren sei, soll altitalische Lehre sein; dieser zufolge sei eine Vernunftüberzeugung nur dann vorhanden, wenn das Ens und

1 Rosmini citirt aus Mamiani's Rinnovamento ecc. (P. II, c. 3, 1) die Definition der unmittelbaren Intuition als eines: Atto di nostra mente, il qual conosce le proprie idee e le attinenze loro reciproche. O. c. III, c. 11.

Verum mit einander convertirt werden und das Erkennende mit dem Erkannten Eine Realität constituire. Mamiani missversteht den Sinn, in welchem die altitalischen Philosophen oder vielmehr die Scholastiker lehrten, dass man das Verum für das Ens, das Ens für das Verum nehmen könne; sie wollten damit kein Gewissheitskriterium aufstellen, so dass, wenn jenes unmittelbare Einswerden in der Intuition nicht statthätte, keine Gewissheit vorhanden sein könnte. Sie wollten nur die metaphysische Natur des Wahren kenntlich machen, welche eine solche Convertibilität zulasse, weil das Wahre eben nur das Ens selber als erkanntes sei, obschon es nicht immer durch unmittelbare Intuition erkannt werde. Ein vollkommenes Einswerden des Erkennenden mit dem Erkannten würde jede Erkenntniss unmöglich machen und kann nur in der Empfindung statthaben, während das Erkennen die Selbstunterscheidung des Erkennenden vom Erkannten zur nothwendigen Voraussetzung hat. Thomas Aquinas hebt den in dieser Beziehung statthabenden Unterschied zwischen Empfinden und Erkennen sehr deutlich hervor; er bezeichnet das Sensibile als den Sensus in actu, das Intellectum aber bezeichnet er nicht als Intelligens in actu, sondern als ein im Intellecte Seiendes, somit von demselben Unterschiedenes. Auch Campanella spricht nur von einem Einwohnen des Erkannten im Erkennenden, nicht aber von einer völligen Identification Beider.

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Eben die Berufung Rosmini's auf Thomas Aquinas und andere berühmte Vertreter der philosophischen Tradition Italiens bildet einen weiteren Streitpunkt zwischen ihm und Mamiani. Letzterer behauptet, und wohl mit Grund, Thomas wisse um keine angebornen Erkenntnisse der Seele, sondern leite den Realinhalt des menschlichen Erkennens aus der sinnlichen Erfahrung ab. Rosmini glaubt, wie wir schon oben sahen,1 sich auf die thomistische Lehre vom Intellectus agens berufen zu dürfen, und meint überdies, Mamiani könne nicht sagen, Thomas Aquinas lasse die Frage über den Ursprung der Ideen im Ungewissen, wenn derselbe wirklich, wie Mamiani annimmt, alle intellective Erkenntniss aus der sinnlichen Erfahrung ableiten sollte. Das Richtige ist wohl, dass Thomas die platonischen und aristotelischen Elemente seiner Lehre als gegebene überkam und möglichst in eins zu bilden suchte, ohne dass er eine absolute Vermittelung derselben. in einem von beiderlei Elementen specifisch unterschiedenen Dritten angestrebt hätte, wozu er in Ansehung seiner vorherrschend theologischen Erkenntnisszwecke kein Bedürfniss fühlte. Rosmini sucht für seine angeborne Seinsidee vornehmlich in der scholastischthomistischen Lehre von den der Seele naturaliter eignenden formalen Principien aller theoretischen und praktischen Erkenntniss Anknüpfungspunkte zu gewinnen; Mamiani gibt zu, dass dieses Bemühen Rosmini's einer gewissen Berechtigung nicht entbehre, ohne dass jedoch hiemit der den Ursprung der menschlichen Realerkenntniss betreffende Sachverhalt alterirt würde, bezüglich dessen Mamiani die Auctorität des Thomas mit gutem Rechte für sich in Anspruch nehmen zu dürfen glaubt. Mamiani könnte sogar mit einigem Grunde sich rühmen, dass in sein System beide Seiten der thomistischen Doctrin, die platonisch - idealistische und die empiristisch-realistische, aufgenommen seien, wenn er nicht eben Dasjenige bei Seite gelassen hätte, wodurch die thomistische Doctrin jede Art sensistischen Empirismus schlechthin ausschliesst; und dies ist der speculative Begriff der Wesensform, kraft dessen der gestaltungsfähige Stoff schlechthin

1 Vgl. auch O. c., III, c. 42.

2 O. c. I, c. 5.

Denkschriften der phil.-hist. Cl. XXXV. Bd.

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dem in ihm ausgeprägten Gedanken subjicirt und der Gesammtbereich der sinnlichen Wirklichkeit in eine höhere gedankenhafte Ordnung emporgehoben ist, und dies so sehr, dass die sinnlichen Individuationen der im Stoffe ausgedrückten Wesensgedanken dem philosophischen Denken nur indirect und mittelbar erreichbar sind. Bei Mamiani hingegen ist die sinnliche Realität etwas schlechthin Gegebenes, für dessen Gestaltungen der philosophische Verstand die unveränderlichen idealen Typen aufzusuchen hat, wodurch die sinnlich empirische Wirklichkeit zwar im Denken überschritten, hingegen der Gedanke an eine dieselbe sich schlechthin subjicirende und in derselben absolut durchgreifende göttliche Bildungsmacht bei Seite gelassen wird. Diese absolute göttliche Gestaltungsmacht ist als die in den Stoff projicirte göttliche Idee das in höherem Sinne restituirte Universale in re, welches auch von Rosmini bei Seite gelassen wird, daher es seinerseits eben so wenig als bei Mamiani zu einem die gegebene kosmische Wirklichkeit philosophisch bewältigenden speculativen Weltgedanken kommt, mittelst dessen die Welt als das endliche und bedingte Correlat des göttlichen Seins begriffen würde; der Unterschied zwischen Rosmini und Mamiani ist nur dieser, dass, während letzterer auf der kosmischen Wirklichkeit als etwas schlechthin Gegebenem fusst, letzterer ihre Realität nur insoweit philosophisch zu erfassen vermag, als sie in die Determinationen des unbestimmten Seinsgedankens sich fassen lässt.

§. 11.

Rosmini vertheidigte sich gegen Mamiani's Vorwurf, dass die unbestimmte Seinsidee lediglich eine höchste Abstraction von allem wirklich Seienden sei. Er konnte mit Grund auf die Jedem sich aufdringende unmittelbare Denknothwendigkeit dieses Gedankens hinweisen, womit jedoch freilich nicht auch schon die Eignung desselben für eine ideologische Basirung eines philosophischen Denksystems aufgezeigt war. Es ist vielmehr die Frage, ob der völlig unbestimmte Seinsgedanke wirklich eine Idee im eigentlichen Sinne des Wortes genannt werden könne, und ob sich Rosmini nicht zufolge der unbestimmten Weite des Sinnes, in welchem er das Wort ,Idee' gebraucht, einer Vermengung der höchsten Generalität mit der höchsten Universalität schuldig gemacht habe. Allerdings beschränkt er den Lockeanern gegenüber, bei welchen Idee mit Vorstellung gleichbedeutend ist, den Gebrauch des Wortes,Idee' auf die Bezeichnung intellectiver Anschauungen und Gedanken, als deren Wesen er dies angibt, dass sie im Unterschiede von der sinnlichen Perception stets etwas Allgemeines ausdrücken; dieses Allgemeine sei nichts Anderes, als entweder unmittelbar der indeterminirte Seinsgedanke selber, oder das Seiende unter irgend einer mehr oder minder allgemeinen näheren Begrenzung und Bestimmung. Er verkennt nun wohl nicht den Unterschied zwischen genereller und specifischer Bestimmtheit, kann aber der wahren und vollen Bedeutung dieses Unterschiedes darum nicht gerecht werden, weil er das specifische Wesen der Universalität in deren Unterschiede von jenem der generischen Allgemeinheit nicht zu erfassen vermag. Er sieht nicht, dass es sich um einen Gegensatz zwischen Allgemeinheit in rein logischem und in metaphysischem Sinne handelt und das letztere im Gegensatze zur ersteren wesentlich eine determinirte Allgemeinheit ist, in welcher sich die Bestimmtheit eines realen Seienden ausdrückt, während die logische Allgemeinheit nur

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