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nur die innere Wahrheit und Bedeutung in Betracht kommt (cf. oben Bd. II, 1, p. 75.).

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Wenn nun gleichwohl ausser den Gestalten höherer Wesen auch vernunftlose Geschöpfe in der Parabel auftreten, so ist dies ähnlich zu beurtheilen, wie wenn die äsopische Fabel auch Menschen für ihr Bild verwendet. Diese muss ihre Menschen und Götter derartig bestimmen und gebrauchen, dass deren höhere Natur nicht in Betracht kommt, und so muss die Parabel, wenn sie Thiere einführt, diesen auch menschliches Erkennen und Wollen zuertheilen, überhaupt das Naturleben in tieferer Auffassung als Offenbarung göttlicher Weisheit und göttlichen Willens zur Darstellung bringen.

Der Begriff der Parabel in der angegebenen Umgränzung hat sich bei uns festgestellt aus dem Muster von Maschalen der Hebräer, namentlich aber aus den Parabeln des Neuen Testaments. Man wandte sich zu ihrer Nachahmung im 17. Jahrhundert mit einem gewissen Gegensatz gegen die Fabel. Die durch die Noth des dreissigjährigen Krieges hervorgerufene religiöse Stimmung einer Zeit, der es an Kraft zur Dichtung gebrach, führte zur Parabel und zu allerhand allegorischen Darstellungen mit didaktischer Tendenz.) Anregung durch Gleichnissreden in lateinischer Sprache mag J. V. Andreae gegeben haben, der diese Sprachbilder (er gab ihrer 300 in seiner Mythologia

*) Koberstein (Gesch. d. dtsch. Nationallit. 5 Aufl. Bd. II p. 291) erwähnt in Bezug auf diese Abwendung von der Fabel: So viel ich mich erinnere, handelt keine der Poetiken dieses Zeitraums von der Fabel, und Harsdörfer meint sogar, es sei mit ihr so bewandt, wie mit den Schnecken und Krebsen, man habe mehr Mühe mit dem Zurichten und Zerlegen, als man Gutes zu geniessen finde." Die ersten Parabeln lieferte Harsdörfer in seinem „Nathan, Jotham und Simson, oder geistlicher und weltlicher Lehrgedichte erster und anderer Theil." (Nürnberg 1650. 51.) In der Vorrede erklärt er, dass seine Lehrgedichte Gleichnissreden wären, wie z. B. die in der Bibel von Nathan (2 Sam. 12) und Jotham (Richt. 9, 6); unter dem Titel „Nathan" giebt er religiöse, unter Jotham" moralische Gleichnissreden (die „Zugabe" "Simson" umfasste Räthsel). (cf. Gervinus, Gesch. d. Dtsch. Dicht. Bd. III, p 225, 294 fg.) Andere dieser Zeit, von denen Parabeln verfasst wurden, waren z. B. Samuel v. Butschky, Christian Scriver; Beispiele von diesen sowie von denen Harsdörfer's theilt mit: H. Kurz, Gesch. d. deutsch. Litt. Bd. II p. 412, 430, 431.

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christiana Strassb. 1619) Apologe nannte. Herder („Joh. Val. Andreae" in dem „Andenken an einige ältere deutsche Dichter") fragt, ob für sie nicht der Name Parabel passender wäre: Parabel ist eine Gleichniss rede, eine Erzählung aus dem gemeinen Leben mehr zur Einkleidung und Verhüllung (?) einer Lehre, als zu ihrer Enthüllung -- Ueberdem geht sie den Gang der Fabel die gemeinsten Dinge des Lebens, so wie Engel und Geister einer andern Welt, können in ihr erscheinen; warum also sollten nicht auch Abstraktionen und Personifikationen in ihr erscheinen dürfen? Kurz Parabel ist eine Gattung Gedichte, die zwischen der Fabel, dem Emblem, der Allegorie und Personifikation in der Mitte liegt, und wenn sie enthüllt wird, die schwersten und leichtesten Denksprüche auf ihrem breiten Rücken tragen kann; mögen also diese vermischten Dichtungen Parabeln heissen." Herder selbst hat Parabeln unter dem Namen von Paramythien geschrieben, über welchen Titel er sagt: „Paramythion heisst eine Erholung; und wie Guys erzählt, nennen noch die heutigen Griechinnen die Erzählungen und Dichtungen, womit sie sich die Zeit kürzen, Paramythien. Ich konnte den meinen noch aus einem dritten Grunde den Namen geben, weil sie auf die alte griechische Fabel, die Mythos heisst, gebaut sind und in den Gang dieser nur einen neuen Sinn legen." Es sind indess diese Parabeln mit allegorischen Personen ziemlich frostiger Art und haben wenig Nachahmung gefunden.*)

Die Griechen haben die Parabel als ästhetische Redefigur betrachtet, haben sie aber als selbstständiges Kunstwerk von der Fabel nicht unterschieden, von welcher sie sich bei ihnen auch weniger bestimmt abhebt, als die Parabel der Neueren. Es erklärt sich dies daraus, dass der Griechische Geist in unbefangener Hingabe an das Naturleben der Vorstellung des Gegensatzes

*) Herder's: „Das Kind der Sorge", ebenso Göthe's Bild: „Die Nektartropfen“ könnten als Paramythien gelten. F. A. Krummacher hat „Apologen und Paramythien" geschrieben. In Bezug auf die letzteren beruft er sich im Vorwort auf Herder; er sagt dort: „Uebrigens heisst Apologen so viel als Fabeln; und Paramythien sind Paramythien"; endlich: „Wo Götter handeln, heisst die Dichtung eine Paramythie.“ Den Namen anlangend cf. Plut. (Comp. Cim. cum Luc. 1): σχολὴ μὲν οὖν καὶ ἡσυχία καὶ διατριβὴ περὶ λόγους ἡδονήν τινα καὶ θεωρίαν ἔχοντας εὐπρεπέστατον – παραμύθιον.

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und der Versöhnung zwischen Gott und Mensch fern stand; die Parabeln der Neueren ruhen zumeist auf diesem christlichen Bewusstsein, entstehen auf Anregung des Gemüths, welches nach Bildern des Uebersinnlichen verlangt. Will man die Parabeln, denen diese jüdisch-christliche Auffassung abgeht, von den Fabeln sondern, so wird nach dem oben Gesagten wesentlich darauf zu achten sein, dass sich bei ihnen in Bezug auf die Darstellung zu zeigen hat, wie es der Gedanke ist, der sich ein Gleichniss sucht, und in Bezug auf den Inhalt, wie es die von dem Zwange der Natur sich abwendende Seite der Menschenseele, das unser Wesen von dem der übrigen Geschöpfe Unterscheidende ist, was in der Vergleichung angeschaut wird. Dabei ist noch eine Schwierigkeit vorhanden. Theilt man nämlich die Parabeln ebenso ein, wie wir es für die Fabeln vorschlugen, in solche, deren Gedanke auf das Urtheil einwirkt, dort zur Klugheit, hier zur Weisheit hinlenkend (wie z. B. Lessing's Parabel von den drei Ringen im „Nathan"); in solche, welche den Willen anregen, dort zur Praxis des Lebens, hier zu wahrhaft menschlicher Sittlichkeit [wie z. B. die Parabel oder Paramythie des Prodikos vom Heracles, der zwischen Tugend und Lust wählt (nacherzählt von Xenophon Mem. II, 1, 21 fg.)], so wird auch die dritte Art anzuerkennen sein, welche sich der Vergleichung zu Scherz und Spott bedient. Da nun bei dieser eben die Schwächen der menschlichen Natur zur Darstellung kommen, so wird, zumal, wenn das Bild der Parabel Figuren von Thieren verwendet, deren Unterscheidung von der entsprechenden Art satirischer Fabeln nicht immer leicht sein. Es fehlt indessen nicht an einer Gränzlinie, denn der Mensch hat nicht nur die Vorzüge seiner höheren Natur als ein Besonderes für sich, sondern auch deren Fehler, und nur diese letzteren, wie sie namentlich in unserm Culturleben hervortreten, werden in der komischen Parabel zur Anschauung kommen. So sind z. B. Parabeln dieser Art von Göthe (Recensent): Da hatt' ich einen Kerl zu Gast,

Er war mir eben nicht zur Last;
Ich hatt' just mein gewöhnlich Essen,
Hat sich der Kerl pumpsatt gefressen,
Zum Nachtisch, was ich gespeichert hatt'.
Und kaum ist mir der Kerl so satt,

Thut ihn der Teufel zum Nachbar führen
Ueber mein Essen zu räsonniren:

„Die Supp' hätt' können gewürzter sein,
Der Braten brauner, firner der Wein."

Der Tausendsakerment!

Schlagt ihn todt den Hund! Es ist ein Recensent. Fröhlich (Magenfrömmigkeit):

Der Otter kniet in der dunkeln Zelle;

doch giebt ihm des Pelzes Heil'genschein
zur Buss und Beschauung die nöthige Helle.
Wie wird ihm die grosse Welt so klein
mit ihren Gelüsten und Sorgenbürden,
blickt er in ihr Bild, die vergänglichen Wellen.
Drum fasten auch strenge die Hochehrwürden
und essen zur Andacht nur Forellen.

Dagegen stellen wir zwei Fabeln derselben Art.
Math. Claudius (Fuchs und Bär):

Kam einst ein Fuchs vom Dorfe her
Früh in der Morgenstunde

Und trug ein Huhn im Munde;
Und es begegnet ihm ein Bär.

„Ach, guten Morgen, gnäd'ger Herr!
Ich bringe hier ein Huhn für Sie;
Ihr' Gnaden promeniren ziemlich früh.
Wo geht die Reise hin?"

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Phaedrus (II, 2):

A feminis utcumque spoliari viros,

Ament, amentur, nempe exemplis discimus.
Aetatis mediae quendam mulier non rudis.
Tenebat annos celans elegantia,
Animosque ejusdem pulchra juvenis ceperat.
Ambae, videri dum volunt illi pares,
Capillos homini legere coepere invicem.
Qui se putaret fingi cura mulierum,

Calvus repente factus est; nam funditus

Canos puella, nigros anus evellerat.

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Viele solcher ästhetischen Sprachbilder, welche Menschen in ihren Bildern vorführen und Fabeln genannt werden, mag man richtiger zu den Parabeln rechnen (also aus dem hoyxov" des Aphth.). Bedenkt man ferner, dass diejenige Parabel, welche sich der Thierfiguren bedient, diesen auch menschliche Einsicht und menschliche Freiheit der Entschliessung gewähren muss, so wird man durch eine veränderte Rubrizirung an Stelle vieler mangelhaften Fabeln bei den Alten, wie namentlich bei den Neueren, denen besonders willkürliche Erhöhung und Verfeinerung der Thiernatur zur Last gelegt wird, ebensoviele leidliche Parabeln gewinnen können. Wir bezeichnen schliesslich einige solcher Parabeln, die zumeist diese Benennung bisher nicht hatten aus der alten Sammlung der äsopischen Fabeln (Fab. Aes. coll. ed. Halm): Aλɛic (33): Fischer erwarten wegen der Schwere des Netzes reichen Fang, finden einen Stein, sind betrübt. Ein Alter belehrt: Xaçag ddekoń ¿otiv λúŋ; man solle nicht trauern. Ανὴρ κακοπραγμων (55): Der Delphische Gott durchschaut den Frevler, der ihn täuschen will: To delov απαρεγχείρητόν ἐστι. Γέρων καὶ θάνατος (90): Der schwerbelastete Greis ruft den Tod und bittet ihn dann, ihm beim Aufladen behalflich zu sein: πᾶς ἄνθρωπος φιλόζωος ἐν τῷ βίῳ, καν δυστυχῇ. Ἑρμῆς καί Αγαλματοποιός (137): Hermes findet sich sehr getauscht, als er — ἐπειδὴ καὶ ἄγγελος ἐστι καὶ ἐπικερδής seine Bildsäule zu hohem Preise angesetzt meint. So geht es dem Ruhmsüchtigen. KάoTwo (189): Der Biber, verfolgt, reisst die αἰδοῖα ab, οὗ χάριν διώκεται. So muss man, wenn es sich um Rettung handele, sein Eigenthum aufzugeben wissen. Πιθήκου παῖδες. (366): An dem Ersticken des von der Aeffin besonders geliebten Kindes zeigt sich: or nάons νοίας ἡ τύχη δυνατωτέρα καθέστηκε. (Die beiden letzten Fabeln bezeichnet Lessing (Wesen der Fabel p. 425) als Parabeln.) Paramythien sind z. B. Ἡρακλῆς καὶ Ἀθηνᾶ (159) und Ἡρακλῆς καὶ Πλοῦτος (160). - Aus Babrius (Fab. 49. cf. Fab. Aes. 316, 316b): Ein Arbeiter ( dyroiac) schläft neben einem Brunnen; Tuxn weckt ihn, damit nicht sein Versehn, wie es zu geschehn pflegt, auf das Schicksal geschoben

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