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auch einen hohen wissenschaftlichen Werth; denn Lorck, Panzer, Schnurrer, u. wer sonst mit dem Bibelkauf betraut war, richteten ihr Augenmerk ebenso auf gute, kritisch hervorragende Ausgaben, begreiflicherweise besonders bei den Griechischen, Hebräischen, überhaupt den Orientalischen Editionen. An Benützern, welche sich der dargebotenen Schätze freuen, hat es daher auch nie gefehlt. Treten wir eine kleine Wanderung durch den Saal an, wo die Bibeln alter Sitte gemäss nach Sprachen geordnet sind. Den Reigen eröffnen die Polyglotten, dann folgen die Grundtexte Hebräisch mit Syrisch u. Samaritanisch, hierauf Griechisch u. Lateinisch. An sie schliessen sich in geographischer Reihenfolge mit Portugal beginnend die Bibeln der Europäischen Sprachen; über Asien wandern wir nach Afrika u. Amerika, das mit 17 Ausgaben in 18 Bden von allen Welttheilen am schwächsten vertreten ist, um mit Polynesien ans Ende zu gelangen. Den Ehrenplatz nimmt, wie es sich gebührt, Deutschland ein mit 1580 Nummern in 1847 Bden. Es ist schon oben des Stolzes unserer Sammlung, der 14 vorlutherischen Foliobibeln gedacht worden; nach allgemeiner Annahme ist die erste derselben um 1466 von Eggestein in Strassburg gedruckt worden, die jüngste ist die von Silvanus Otmar in Augsburg „in kosten vnd verlegung des fürsichtigen hern Johann Rynmann von Öringen“ gedruckte von 1518. Noch ist der Name des 1. Deutschen Uebersetzers mit dem Schleier des Geheimnisses bedeckt, er wird auch schwerlich gelüftet werden, aber was Luther von seinen Vorgängern gelernt u. entlehnt hat, könnte man gar leicht vergleichen; denn auch jene seltenen ersten Lutherischen Ausgaben sind vorhanden: die 7 Busspsalmen mit Erklärungen von Martinus Luder, Augustiner zu Wittenberg 1517, dann die Editio princeps des N. Testaments September 1522, trotz der starken Auflage von 10,000 Exemplaren so begehrt, dass im Dezember desselben Jahres eine II. nöthig wurde, die ebenfalls vorhanden ist. Hans Schott zum Thiergarten in Strassburg veranstaltete noch 1522 einen Nachdruck in Oktav; 1523 erschien von dem Alten Testament Th. I, 1534 die erste Originalausgabe der ganzen Bibel; aber auch die letzte von Luther's Hand 1545 besorgte besitzen wir in mehren etwas abweichenden Exemplaren. Die unendliche Reihe der späteren Ausgaben von Luther's Uebersetzung, auch die Seltenheiten darin übergehen wir; für einen Sprachforscher wäre es vielleicht interessant, den Entwicklungsgang der biblischen Sprache daran zu studiren. Von anderen Uebersetzern sind vorhanden ein N. Testament von Nic. Krumbach 1522, zahlreiche Schweizerische, die alten Propheten durch den Wiedertäufer Hetzer (Augsburg 1527), eine Reihe von Emserschen Bibeln, von Dietenberger, die Berleburger Bibel, das Neue Testament übersetzt von Polanus (1603), Felbinger (1660), u. endlich sei der seltsamen Uebersetzung von Joh. Jak. Junckherrott

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(1732) gedacht, nach Göze das einzige Buch, aus welchem nichts Gutes gelernt werden kann, wo der V. Matth. 11,28: Kommt her zu mir Alle etc. lautet:,,Wohl her ihr da bei mich alle die arbeithende da auch habende sich lassen bepacken da auch ich werde beruhigen ich euch daaufhin". Nehmen wir als Annex dazu die Altdeutschen 25 Nummern in 29 Bden u. die Niederdeutschen mit 151 Nummern in 153 Bden, so fehlt unter den ersteren nicht die älteste Ausgabe des Ulfilas 1665, auch nicht die des Otfried 1571; unter den letzteren steht oben an die 1. Uebersetzung in dieser Sprache ohne Ort, Jahr, Drucker etc., wahrscheinlich Köln 1480. Das hohe Lied ist hier nicht Deutsch, sondern in Lateinischer Sprache gegeben „um der jungen Leute willen". Ein Evangelienbuch Basel 1513, die Halberstadter Bibel 1522, das neue Testament Wittenberg 1525, die 7 Busspsalmen aus demselben Jahre, das Rostocker N. Testament 1530 wären u. a. hier zu erwähnen. Die zweite Stelle nehmen die Lateinischen Bibeln ein, 1046 Stück in 1282 Bden; darunter ist unser ältester Druck die von Albert Pfister in Bamberg zwischen 1450-60 gedruckte 36zeilige Bibel, der leider ein Blatt fehlt. Der älteste datirte Bibeldruck ist die von Fust u. Schoiffer in Mainz am 14. August 1462 vollendete Bibel. Zu ihnen gesellen sich eine grosse Menge datirter u. undatirter Bibeln, die von Mentel in Strassburg um 1460, von Eggestein in Strassburg um 1470, die sogenannte R-Bibel (wegen der seltsamen Form dieses Buchstabens) um 1473, die 1. Ausgabe der Vulgata von Sweynheim u. Pannartz in Rom 1471, die von Franz v. Hailbrun u. Nikolaus v. Frankfurt in Venedig 1475 gedruckte, die paginirten von Koburger 1478, 1479, 1482, eine Lateinische Bibel von Erasmus 1522, ein prachtvolles Exemplar der Vulgata-Ausgabe von 1590 u. 1592, die seltene von Servet korrigirte von 1542, einer Menge anderer interessanter nicht zu gedenken. Für den Freund von Inkunabeln wäre hier Gelegenheit, noch Manches zu erforschen, denn über manche undatirte Ausgabe gaben die besten bibliographischen Hilfsmittel keine Auskunft. Von den Lateinischen gehen wir zu den Griechischen, welche mit 491 Nummern in 706 Bden vertreten sind u. der Natur der Sache nach besonders aus N. Testamenten bestehen. Der älteste Druck ist ein Psalter 15. November 1486 in Venedig vollendet von Alexander ex Candace, in alten Griechischen Minuskeln; 1498 druckte Aldus Manutius ebenfalls in Venedig auch den Psalter, u. 1504 schob er einige Kapitel aus dem Evangel. Johannis Griechisch u. Lateinisch ein zwischen die Carmina von Gregor von Nazianz. Ferner sind der Brief Pauli an Titus 1518 aus einem sonst unbekannten Codex herausgegeben, der Römerbrief 1520 von Melanchthon edirt, die 1. Ausgabe des N. Testaments 1538 von Thomas Platter, dem bekannten Basler Drucker, die 3 Stephanischen Ausgaben von 1546, 1549, 1550, die sehr seltene Griechisch

Lateinische von Johannes Tornäsius besorgt, die Mazariniana von 1642, die Mastrichter von 1711, die Evangelienharmonie von Toinardus, der Codex Sinaiticus u. Vaticanus Zierden unserer Sammlung. Ziemlich gleich stark ist die Französische Abtheilung, 467 Nummern in 788 Bden, darunter die 1. Französische Uebersetzung von Jean de Rely um 1487, der gleich alte auf Refehl Karls VIII. gedruckte Psalter, die 1. Gesammtausgabe von Faber Stapulensis, Antwerpen 1530. Die meisten Ausgaben sind reformirten Ursprungs, aber doch ist mir die Menge der katholischen Ausgaben u. Auflagen aufgefallen; nicht bloss der Einfluss der Jansenisten, sondern auch der grossen Französischen Theologen des 17. Jhdts., Bossuet, Massillon, Isaak de Saci, macht sich hier geltend. Den reformirten Bibeln ist meistens der Psautier von Marot und Beza beigebunden, wie den Englischen das Prayerbook u. den Holländischen die Psalmenübersetzungen von Dathenius, Marnix u. A. An Französischen Psautiers steht unsere Sammlung mit gegen 3 bis 400 Nummern wohl unerreicht da. Unter den Hebräischen Bibeln (414 Nummern in 458 Bden) bemerke ich die Ausgabe der 7 Busspsalmen von Reuchlin 1512, ein Psalterium von 1516, von Froben gedruckt, die Ausgaben von R. Stephanus 1543 u. 1546, Plantinische 1566 u. 1576; unter den Syrischen ist das N. Testament 1555-62 von unserem Landsmann J. C. Widmannstad die interessanteste. Die Englische Abtheilung (377 Bibeln in 410 Bden) zählt viele schöne Ausgaben auch in schönem Englischem Lederband, aber Seltenheiten ersten Rangs, wie eine Caxton Bibel, besitzen wir nicht, auch von Holländischen haben wir nicht die allerseltensten Stücke; doch ist eine Ausgabe von 1528 vorhanden, ebenso die Uebersetzungen von Liesveldt von 1532, 1538, 1542, 1546 der seine Thätigkeit mit dem Leben zahlte. Noch möchte ich hinweisen auf das Spanische N. Testament 1543 von Enzinas, auf die Italienischen Uebersetzungen von Malermi 1471, Bruccioli 1541, die erste Böhmische Bibel von 1488, die Hussitenbibel von 1506, die von den Jesuiten nach der Schlacht am Weissen Berg mit fanatischem Eifer gesuchte u. vernichtete Bibel von 1579-94, welche der Freiherr von Zierotin herstellen liess; eine Polnische Radzivilbibel von 1563 nimmt ihre Stelle ein neben der Russischen des Fürsten v. Ostrog 1561. Ferner sind vorhanden die Holländisch-Russische 1717-24 von Peter dem Grossen veranstaltete Uebersetzung, Finnische, Celtische, Lettische, Walachische, die in Island 1584 gedruckte, nicht minder eine Grusische 1743 in Moskau gedruckte Bibel; Türkische, Persische, Armenische, in zahlreichen Sprachen Vorder- und Hinterindiens, darunter die seltenen Uebersetzungen des N. Testaments von Ziegenbalg u. Grundler, Trangebar 1711, der Aethiopische Psalter, 1513 (das erste in Aethiopischer Sprache in Europa gedruckte Buch), die erste in

Amerika gedruckte Bibel von 1663, in Virginische Indianersprache von J. Eliot übersetzt. Wer zählt die Völker? nennt die Namen? kann man hier wohl fragen, u. doch habe ich nur eine oberflächliche Auslese gehalten. Wie interessant wäre es auch, wenn diese stummen Zeugen der Vergangenheit, die hier aus allen Welttheilen sich zusammengefunden haben, reden könnten u. erzählen von den Schicksalen, die sie miterlebt im Laufe der Jahrhunderte; von den Familien, deren Pracht- u. Erbstück sie bildeten oder deren täglicher Genosse sie bei den Hausandachten waren; durch welche Hände sie gegangen sind, bis sie endlich in die friedliche Ruhe unserer Bibliothek gelangten! Es fehlt nicht an handschriftlichen Bemerkungen aller Art, u. nach alter Sitte findet sich häufig auf den leeren Blättern vorne u. am Schluss eine Art Familienchronik, aber Wichtiges, allgemein Interessantes habe ich nirgends gefunden. Das Werthvollste findet sich in einer Lutherbibel von 1545, wo von Luther's, Melanchthon's, Bugenhagen's u. Cruciger's Hand eine Widmung eingetragen ist. Ein Griechisches N. Testament (Basel 1538) trägt auch ein Autograph Luther's; besonders reich an Autographen ist eine Hebräische Bibel von 1521, ein wahres Stammbuch, welches Widmungen von Melanchthon, Selneccer, Veit Dietrich d. J., Joachim Camerarius, Lukas Thangel u. A. vereinigt. Ein sehr merkwürdiges Stück ist die Handbibel der Königin Christine von Schweden, der exzentrischen Tochter Gustav Adolf's, eine Schwedische Bibel von 1633 mit reichem Goldschnitt u. schön gesticktem Einbande, einen Hirsch u. das Lamm mit der Kreuzesfahne darstellend. Von anderen fürstlichen Besitzern sind zu erwähnen Catharina, T. von Gustav Wasa von Schweden, geb. 1539, welche ihre Deutsche Lutherbibel von 1572 mit einer Fülle von ziemlich unbedeutenden Randbemerkungen versah; eine wunderschöne illuminirte Frankfurter Bibel von 1580 war die Familienbibel der Herzoge von Liegnitz; Anna, die Tochter unseres Herzogs Christoph, Gattin des Herzogs Johann Georg, hat die Geburt ihrer Kinder, den Todestag ihres Mannes darin eingetragen. Die herrliche Koburger Bibel von 1483 gehörte dem kunstsinnigen Tübinger Schlosshauptmann Nicolaus Ochsenbach an, u. war vorher das Eigenthum Jörg's von Sachsenheim gewesen; eine Englische Bibel gehörte Bengel, dem sie Zinzendorf übergab; eine Lateinische Bibel 1566 gehörte Leo Judä, eine Hebräische von 1536 dem Berner Professor Wolfgang Musculus, eine andere Hebräische von 1524 dem Tübinger Prof. Dr. Wilh. Schickhardt; in eine Lateinische Bibel von 1576 hat John Swift 1704 seinen Namen eingetragen. Zeuge eines tragischen Geschicks war eine Tübinger Bibel von 1627. Sie gehörte dem Pfarrer Georg Wölfflin von Owen, der 1634 nach der Nördlinger Schlacht nach Nürtingen flüchtete u. in der dortigen Kirche von kaiserlichen Soldaten ermordet wurde;

noch trägt das Exemplar die verblassten Spuren seines Blutes. Ein Vers, worin der Besitzer eines Griechischen N. Testaments (Basel 1535) seine Rechte in grausigem Latein wahrt, möge hier auch Platz finden;

Quis vult hoc (!) librum stehlen,
Pendebit an der Kehlen,

Deinde veniunt die Raben,
Volunt ei oculos ausgraben.

Sic nam venit Diabolus gar schnelle,
Transitque bis in die Hölle,

Sic nam clamat ach! ach! ach!
Cum ipsi suum jus geschach.

(Schluss folgt.)

[106.] Nutrimentum spiritus.
Von Dr. P. Mitzschke.
(Schluss.)

Eine hübsche militärwissenschaftliche Bibliothek ist Eigenthum des Offizier -Corps des Magdeburgischen Jägerbataillons Nr. 4. Begründet im Jahre 1853 durch freiwillige Geldspenden u. Bücherschenkungen der Offiziere hat sie sich durch dieselben Mittel sowie durch gelegentliche Zuwendungen der Behörden u. Vorgesetzten unterhalten u. auf den gegenwärtigen Bestand von etwa 1100 Bden u. 200 Plänen und Karten vergrössert. Sie enthält ausser einer stattlichen Reihe von Jahrgängen militärischer Zeitschriften hauptsächlich Werke über Organisation u. Verwaltung der Heere, Ausbildung der Truppen, Kriegsgeschichte, Weltgeschichte, Geographie, Statistik u. Forstwissenschaft. Der neueste gedruckte Katalog ist Anfang 1879 erschienen *). Die Bibliothek, welche ihre Aufstellung in der Jägerkaserne hat, wird durch eine Kommission von drei Offizieren mit dem Hauptmann u. Compagnie-Chef Reinbold an der Spitze verwaltet u. steht den Offizieren des Bataillons zur Benutzung offen.

Auch die Oberjäger des Bataillons haben eine Bibliothek für sich, welche im Jahre 1874 zugleich mit dem damals errichteten Oberjäger-Casino ins Leben gerufen wurde u. im OberjägerCasino aufgestellt ist. Die Unterhaltung u. Vermehrung der Bibliothek geschieht aus den vom Bataillon hierfür überwiesenen Mitteln. Gegenwärtig beziffert sich nach Ausweis des geschriebenen Kataloges der Bestand auf 40 Werke in etwa 190 Bden (Werke der Deutschen Klassiker, geschichtliche Bücher, Unterhaltungszeitschriften,

*) Bücherverzeichniss der dem Officier-Corps des Magdeb. Jäger-Bat. No. 4 gehörenden Bibliothek. Abgeschlossen den 31. December 1878. 23 Seiten in gr. 8°.

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