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Was heifsest du mich gnädig, Vieh!
Wer sagt dir's, dafs ich's bin?"

„Sah Dero Zahn, wenn ich es sagen darf,
Und Dero Zahn ist lang und scharf.“

Phaedrus (II, 2):

A feminis utcumque spoliari viros,

Ament, amentur, nempe exemplis discimus.
Aetatis mediae quendam mulier non rudis
Tenebat annos celans elegantia,

Animosque ejusdem pulchra juvenis ceperat.
Ambae, videri dum volunt illi pares,
Capillos homini legere coepere invicem.
Qui se putaret fingi cura mulierum,
Calvus repente factus est; nam funditus

Canos puella, nigras anus evellerat.

Viele solcher ästhetischen Sprachbilder, welche Menschen in ihren Bildern vorführen und Fabeln genannt werden, mag man richtiger zu den Parabeln rechnen (also aus dem λoyizóv" des η λογικόν Aphth.). Bedenkt man ferner, dafs diejenige Parabel, welche sich der Tierfiguren bedient, diesen auch menschliche Einsicht und menschliche Freiheit der Entschliefsung gewähren mufs, so wird man durch eine veränderte Rubrizierung an Stelle vieler mangelhaften Fabeln bei den Alten, wie namentlich bei den Neueren, denen besonders willkürliche Erhöhung und Verfeinerung der Tiernatur zur Last gelegt wird, ebesoviel leidliche Parabeln gewinnen können. Wir bezeichnen schliefslich einige solcher Parabeln, die zumeist diese Benennung bisher nicht hatten, aus der alten Sammlung der äsopischen Fabeln (Fabulae Aesopi collect. ed. Halm): Asis (33): Fischer erwarten wegen der Schwere des Netzes reichen Fang, finden einen Stein, sind betrübt. Ein Alter belehrt: Χαρᾶς ἀδελφή ἐστιν ἡ λύπη; man solle nicht trauern.

Ανὴρ κακοπράγμων (55): Der delphische Gott durchschaut den Frevler, der ihn täuschen will: τὸ θεῖον ἀπαρεγχείρητόν ἐστιν. - Fégor zai Fávaros (90): Der schwerbelastete Greis ruft den Tod und bittet ihn dann, ihm beim Aufladen behilflich zu sein: πᾶς ἄνθρωπος φιλόζωος ἐν τῷ βίῳ, καν δυστυχή. Ἑρμῆς καὶ Ayakμаroлοiós (137): Hermes findet sich sehr getäuscht, als er ἐπειδὴ καὶ ἄγγελος ἐστι καὶ ἐπικερδής seine Bildsäule zu hohem Preise angesetzt meint. So geht es dem Ruhmsüchtigen.

Kάorog (189): Der Biber, verfolgt, reifst die aidoia ab, ov

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zági diózetan. So mufs man, wenn es sich um Rettung handele, sein Eigentum aufzugeben wissen. I9ýzov лαîðεç. (366): An Πιθήκου παῖδες. dem Ersticken des von der Äffin besonders geliebten Kindes zeigt. sich: ὅτι πάσης προνοίας ἡ τύχη δυνατωτέρα καθέστηκε. (Die beiden letzten Fabeln bezeichnet Lessing [Wesen der Fabel p. 425] als Parabeln.) Paramythien sind z. B. 'Hoaxλñṣ zaì A9yvā (159) and Ἡρακλῆς καὶ Πλοῦτος (160). - Aus Babrios (Fab. 49, cf. Fab. Aes. 316, 316b): Ein Arbeiter (л' άyvоíaç) schläft neben einem Brunnen: Toxn weckt ihn, damit nicht sein Versehen, wie es zu geschehen pflegt, auf das Schicksal geschoben werde. (Fab. 61): Jäger und Fischer tauschen ihre Beute, die nun jedem von beiden besser schmeckt. Aber es sagt ihnen jemand: ảλλà ἀλλὰ καὶ τούτων τὸ χρηστὸν ἐξολεῖτε τῇ συνηθείᾳ, πάλιν δ ̓ ἕκαστος ἃ πρὶν εἶχε ζητήσει. - Fab. 117: Als ein Schiff untergeht, nennt jemand die Götter ungerecht, welche Viele zu Grunde richten, um etwa Einen Gottlosen zu strafen. Da beifst ihn eine Ameise aus einem Schwarm, und als er nun diesen zertritt, sagt Hermes zu ihm: εἶτ ̓ οὐκ ἀνέξῃ τοὺς θεοὺς ὑμῶν εἶναι δικαστὰς οἷος εἶ σὺ μυρμήκων; Fab. 92: Der Jäger fragt den Holzfäller nach der Spur des Löwen. Dieser will den Löwen selbst zeigen, aber der Jäger (ovni tokunsts) wünscht nur die Spur zu sehen. Fab. 23: Der Kuhhirt gelobt Opfer, wenn ihm die Götter den Räuber seines Rindes zeigen, und als ihm der Löwe gezeigt wird, gröfsere, si φύγοι γε τὸν κλέπτην. Fab. 57 (cf. Fab. Aes. 136): Die Araber lügen so abscheulich, weil sie einmal den Wagen des Hermes geplündert hatten, der vollgepackt war von Lug und Betrug. Fab. 55: Aus Mangel eines zweiten Stieres spannt jemand seinen Esel mit in den Pflug, was dann so kümmerlich sich machte. Wer wird aber nun dem Alten das Gepäck tragen? fragt Esel den Stier. Der sagt: ὅσπηρ εἰώθει. Paramythie wäre F. 68: Apollon fragt, wer besser als er schiefsen könne. Zeus geht scherzend auf den Wettstreit ein. Apolls Pfeil fliegt zu den Hesperiden. ò Zevs dè διαβὰς ταὐτὸ μέτρον εἱστήκει καὶ ποῦ βάλω, παῖ," φησίν, οὐκ ἔχω χώραν." Aus Phaedrus: Soror et frater (III, 8): Der Vater sagt zur häfslichen Tochter und zum hübschen Sohn: quotidie speculo vos uti volo, Tu formam ne corrumpas nequitiae malis; Tu faciem ut istam moribus vincas bonis. Arbores in deorum tutela (III, 17): Die Götter wählen unter den Bäumen, welche sie beschirmen wollen, die unfruchtbaren honorem fructu ne videamur vendere", aber Minerva wählt die Olive wegen der Früchte; und Jupiter sagt: nisi utile est, quod facimus, stulta est gloria. (Para

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Gerber, die Sprache als Kunst. II. Band. 2. Aufl.

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mythie). De vitiis hominum (VI, 10): Jupiter hing uns den Sack mit unseren Fehlern auf den Rücken, den mit den fremden auf die Brust. Hac re videre nostra mala non possumus; alii simul delinquunt, censores sumus." (cf. Babr. 66). Von Neueren erwähnen wir nur bei Goethe (unter dem Gesamtnamen: „Parabolisch"): Die Freude. Man fängt die farbige Libelle; sie zeigt ,,ein traurig dunkles Blau So geht es dir, Zergliedrer deiner Freuden." Regen und Regenbogen; Fliegentod (cf. Neologen;

Babr. 60);
Kläffer;
Hochzeit;

Katzenpastete; Séance;

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Fuchs und Kranich; - Die Frösche; Die Die Originalen; Eins wie's andre; Ein Meister einer ländlichen Schule; Im West-östlichen Divan": "Buch „Buch der Parabeln"; Der Zauberlehrling; Der Schatzgräber. — Bei Schiller: Der Pilgrim; bei Kleist: Der gelähmte Kranich; bei Rückert: „Es ging ein Mann im Syrerland"; Im Feld der König Salomon"; - bei Chamisso: Die Kreuzschau; Unter Fröhlichs „Fabeln" würden z. B. als Parabeln zu bezeichnen sein: Lebensworte; Wiederfinden; Neuer Tag; Die Jünglinge; Dichter-Sehnsucht; Bessere Naturen; Erdenlicht; Der Lebensbote; Zions-Nachtwächter; Zeichendeuter; Die Malediktiner; Der Zehrstand; Gastrollen; Volksvertreter u. a. m.

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III. Die Allegorie.

Die ästhetische Figur des Gleichnisses, d. h. die entfaltete Metapher wird, wenn sie selbständig auftritt, zur Allegorie. Während das Bild der Fabel von der Anschauung so erblickt wird, dafs es ihr einen Gedanken bedeutet, das Bild der Parabel vom Nachdenken erkannt wird als einen Gedanken bewährend, stellt das Bild der Allegorie den Gedanken so dar, damit er eben für die Vorstellung in Form eines Bildes vorhanden sei. Es handelt sich also bei der Allegorie lediglich um die Darstellung des Gedankens in dieser von der Phantasie gewählten Form, welche ihren Zweck erfüllt, wenn alle Züge des Bildes der Bestimmtheit des Gedankens im ganzen Umfange entsprechen, wenn also von diesem kein Rest bleibt, der seine Verbildlichung nicht gefunden hätte. Es ist damit der Gedanke in dem Bilde völlig verschwunden, und die Allegorie ist wie die Metapher, wenn sie für sich stünde in Beziehung auf das, was sie bedeutet, unverständlich.

Fabel und Parabel sprechen, die Allegorie ist stumm; und wer also ihr Bild als solches nicht erkennt, es für das eigentlich Darzustellende hält, würde von ihr aus eines Besseren nicht belehrt werden. Somit bedarf sie einer besonderen Erklärung, einer Ergänzung von aufsen her durch jenes Wissen, welches dem Künstler beiwohnte, und erst, wenn diese erfolgt ist, kann man überhaupt von einer Versinnlichung und Veranschaulichung des Gedankens sprechen. Auch bei der Fabel und Parabel finden sich häufig, wie wir gesehen haben, dergleichen Erklärungen des Bildes als Prooder Epimythien, aber dort bestätigen sie lediglich den inneren Zusammenhang, welchen für das Bild der Fabel die Anschauung, für das der Parabel der Gedanke mit dem zu Grunde liegenden Satze vermittelt, wie ihn dann auch die Darstellung namentlich in den Reden der Bild-Figuren hervortreten läfst; sie sind dort also überflüssig, während die Allegorie eine Erklärung von aufsen her notwendig fordert, weil ihr Bild durch kein in ihm liegendes Moment nur durch das Spiel eines abstrakt ästhetischen Beliebens mit seinem Gedankengehalte zusammenhängt. Die Allegorie im Zusammenhang der Rede ist also wohl zuzulassen, denn dort kann eben der Zusammenhang das Verständnis sichern*) (vid. oben Bd. II,

*) In den beiden Reihen der Künste, wie wir sie (Bd. I, p. 32) aufstellten: Architektur Plastik

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Malerei
Poesie

sind nur die beiden mittleren Künste allegorischen Darstellungen günstig. Architektur und Musik sind in ihren Wirkungen zu wenig bestimmt, um ein Bild als solches entschieden herausstellen zu können. Nur ganz von ferne deutet der Charakter der Baustile, wie z. B. der hellenische und der des christlichen Mittelalters auf ein Allegorisches; es kommt nur bis zur Andeutung und Ahnung eines Gleichnis-Bildes; bis zu einer Symbolik. aber nicht zur Allegorie. Ebenso gelingen der Musik anziehende Wirkungen durch die ihr mögliche Ton- und Klangsymbolik, aber die Ausarbeitung eines in festen Strichen entworfenen Bildes ist ihr versagt, da die ihr zu Grunde liegenden Empfindungen und Stimmungen der Schärfe und Deutlichkeit des Gedankens ermangeln. Die allegorischen Ton-Bilder würden sich erkennbar, als nur dieses Bestimmte bedeutend, von sonstiger programmloser Musik nicht abheben. Auf der anderen Seite ist, was Malerei und Poesie hervorbringen, im Denken, Wollen, Handeln zu bestimmt, als dafs es durch ein Bild erschöpfend und angemessen könnte zum Ausdruck gebracht werden. Beide Künste, wenn sie ihren Vorwurf allegorisch darstellen, setzen blasse, schwächliche, traumhafte Gebilde an Stelle farbiger, kräftiger, lebensvoller Gestaltung. Dagegen bedienen sich Plastik und Sprachkunst der Allegorieen nicht ohne Reiz. weil beide den einzelnen Lebensmoment darstellen, der, als Bild ausgedrückt, sofort aus dem Zusammenhange Licht

p. 99), wie aber soll sie als selbständiges Kunstwerk sich behaupten können? Dadurch, dafs sie nichts weiter sein will, als was sie ihrem Wesen nach ist, ein ästhetisches Spiel mit der Form bildlicher Darstellung, bei welchem der Gedanke, der Gehalt des Bildes, nur soweit in Betracht kommt, als er diesem Spiele zur stofflichen Grundlage dient, damit an ihm der Reiz der Verbildlichung hervortrete. Wie also in dem ersten Abschnitt der selbständigen Sprachkunstwerke solches Formenspiel sich darstellte in den zusammenhängenden Sprachbildern der Laut- und Worträtsel und der Laut- und Wortwitze, im zweiten Abschnitt in denen des Sinnrätsels und des Sinnwitzes, so haben wir in diesem dritten zu betrachten: das allegorische Rätsel und den bildlichen Witz.

erhält. Ein anschauender Blick umfafst die Werke dieser beiden Künste. und wenn diesen das allegorische Dunkel momentan auf sich zieht, lenkt es ihn doch nicht ab; dagegen wird Reflexion nötig, ein erkältendes Vergleichen, wenn die Bedeutung einer Komposition in der Malerei und Poesie unter ihrer allegorischen Verhüllung aufzusuchen ist. Wir haben allerdings allegorische Dichtungen. Auch kann viel Sinniges und Feines in diese Schattenwelt verwebt werden, wie es Goethe in den zweiten Teil des Faust geheimnifst hat, und viel Energie der Leidenschaft, der Liebe, des Grimmes, des Spottes kann so in vornehmer und erhabener Form sich geltend machen, wie in Dantes Hölle; aber alles dies giebt doch mehr für Kommentatoren eine Beschäftigung. als für Menschen einen Genufs. Mufs ein Dichter, um einen Stoff zur Darstellung zu bringen, sich der Allegorie durchgängig bedienen, so ist solcher Stoff eben für dichterische Behandlung nicht geeignet. Was übrigens für die Allegorie der Sprachkunst der Zusammenhang der Rede ist, das leistet für die Plastik jener Zusammenhang, in welchen ihre Werke durch ihre Aufstellung gelangen, da sie für bestimmte Orte, Tempel, Hallen, Säle entworfen werden. Den sogenannten „gemischten Allegorieen* der Sprachkunst (vid. Bd. II. p. 100) lassen sich etwa diejenigen Gestalten der Plastik vergleichen, welche ihre Erklärung durch hinzugefügte Attribute erhalten. Die allegorischen Gedichte gröfseren Umfangs betrifft eine Bemerkung Lessings („Zum Laokoon". Ausg. Lachm.-Maltz. Bd. 11, p. 160), an welche wir erinnern. Er sagt: Eine von den schönsten kurzgefafsten allegorischen Fiktionen ist beim Milton (Parad. 1. III, 685), wo Satan den Uriel hintergeht. oft though Wisdom wake, Suspicion sleeps At Wisdoms gate, and to Simplicity Resigns her charge, while Goodness thinks no ill Where no ill seems Und so gefallen mir die allegorischen Fiktionen. aber sie weitläufig ausbilden, die erdichteten Wesen nach allen ihren Attributen der Malerei beschreiben, und auf diese eine ganze Folge von mancherlei Vorfällen gründen, dünkt mich ein kindischer, gotischer, mönchischer Witz.~

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