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kommen, so wird angenommen, dieser Lapis komme in der Erde vor, und um ihn zu erhalten, müsse man nach ihm, wie ein Schatzgräber, graben, wobei man denn wie ein solcher zwischen Angst und Hoffnung schwebe, getäuscht werde, wenn man den Schatz nicht findet, beglückt werde, wenn man ihn hebt. Castrare, eigentlich castriren, soll so viel heissen, als peinigen, ängstigen. Mit den barbarischen Worten infernare und astrare muss man es nicht 80 genau nehmen, ein Stoffwechselpoët hat vor anderen Menschenkindern schon etwas voraus. Man höre weiter: Jam ostendam vobis fideliter locum, ubi Lapidem nostrum tolletis. Ite secrete et morose, cum magno silentio, et accedite posteriora mundi, et audietis tonitrum sonantem, sentietis ventum flantem, et videbitis grandinem et pluviam in terram cadentem. Et haec est res, quam desideratis, cujus finis est cultura et fertilitas terrae, in qua excrementum illud nostrum beneficio naturae circulariter omnia moventis redit in nutrimentum nostrum, et ex nutrimento incrementum corporis nostri. O quam mirabile et salutare homini haec scienti! Haec res illa est, quae valore suo omnes lapides montium mineralium in artificio Alchemiae praecellit.

"Jetzt will ich euch den Ort getreulich zeigen, wo ihr unseren Stein heben könnt. Schleichet sachte, sachte, ohne ein Wörtchen zu reden, und tretet zum Hintertheil der Welt. Da werdet ihr hören, wie der Donner knallt, da werdet ihr riechen, wie der Wind bläst, da werdet ihr sehen, wie Hagel und Regen auf die Erde fällt. Das ist das Ding, was ihr haben wollt, dessen Zweck ist die Cultur und Fruchtbarkeit des Erdbodens, in welchem jenes unser Excrement durch die Güte der Natur, die alles im Kreise herumtreibt, wieder zu unserer Nahrung wird, und aus der Nahrung zu unserem Wachsthum. O, wie wunderbar und heilbringend ist das für den Menschen, der es weiss Jenes Ding ist in der Kunst der Alchemie mehr werth, als alle Steine der Mineralberge."

Da der Autor den Aristoteles citirt, es also wahrscheinlich ist, dass dieser ihm als Vorbild gedient, so können wir nicht umhin, denselben ebenfalls zu citiren. Es handelt sich nämlich um den Tractatus Aristotelis alchemistae ad Alexandrum Magnum de Lapide philosophico olim conscriptus, et a quodam Christiano philosopho collectus. In diesem heisst es:

Audi, fili, audi doctrinam patris philosophorum, Aristotelis spagiri, qui tibi praecipit, ut accipias Lapidem animalem, vegetabilem, mineralem etc, ubi liquet, Lapidem animalem esse, qui tanquam serpens ex corruptione perfectissimae naturae humanae de industria inter duos montes emissus gignitur, scinditur et prolabitur, et in fossa cavernae clauditur, calore modesto regitur, inseritur et custoditur. Hic serpens est calidus..

„Höre, mein Sohn, die Doctrin des Vaters der Philosophen, des Spagirikers Aristoteles, der dir vorschreibt, dass du den Lapis animalis, vegetabilis und mineralis nehmen sollst u. s. w. Hierbei ist es nun klar, dass der Lapis animalis der ist, der wie eine Schlange aus Verderbniss der höchst vollständigen menschlichen Natur mit Mühe (de industria i. e. quod: dum premitur) zwischen zwei Bergen zum Vorschein kommt, in Stücke zerlegt wird, herabfällt, und warm und sicher in der Kloake aufgehoben ist. Diese warme Schlange".

......

Damit mag es genug sein. Am närrischesten bei der ganzen Sache ist das, dass es Leute gab, die das alles für baare Münze nahmen und glaubten, man könne den hochgepriesenen Stein der Weisen, dieses Wunderding, aus AristotelischHaimonischen Stoffen darstellen. Es ist allbekannt, dass der Hamburger Brandt, der in derartigen Stoffen arbeitete, um den Stein der Weisen zu finden, den Phosphor im Urin entdeckte.

Wie Haimo zu 4 Lapides philoss. kommt, davon im folgenden Abschnitt.

Der Lapis animalis, vegetabilis,

mineralis. - Hortulanus.

Sieht man von der Stercus-Interpretation ab, die späteren Datums ist als die übrigen Interpretationen der Tab. smar., obgleich auch sie in die erste Abendländische Periode fällt, so haben wir folgende Interpretationen der Abendländer: Lapis philos.-Interpretation, Elementen-Zeichen-Interpreta

tion, Mensch-Interpretation, Drachen-Interpretation, Pflanzen - Interpretation, Fermentations - Interpretation, MetallInterpretation. Nun schliessen sich die Metall-Interpretstion und die Lapis philos.-Interpretation (letztere durch den Lapis philos.) dem Mineralreich an, die Mensch- und Drachen-Interpretation dem Animalreich, die Pflanzen-Interpretation und die Fermentations-Interpretation (letztere durch das Ferment, welches ein Vegetabile ist, Hefe,) dem vegetabilischen Reich. Damit haben wir denn an der Hand der verschiedenen Interpretationen der Tab. smar. die drei Naturreiche, das animale, das vegetabile, das minerale. Die Elementen-Zeichen-Interpretation ist für ein Bemessen mit solchem Massstabe nicht geeignet, es wird ihr also selbstredend auch nicht zu nahe getreten, wenn sie in der genannten Weise keine Berücksichtigung erhält. Wir haben also die Drei: Animal, Vegetabil, Mineral. Da wir nun aber auch andererseits im Lapis philos. eine Drei haben, so setzten die Abendländer beide Dreien einander gegenüber, und so kommt es, dass der dreifache Lapis philos. aufgefasst wird als Lapis animalis, Lapis vegetabilis, Lapis mineralis (vergl. die im vorigen Abschnitte citirte Stelle aus dem Tractatus Aristotelis).

Diesen Lapis animalis, vegetabilis, mineralis hat nun auch der Autor der Stercus-Interpretation vor Augen. Er nimmt an, Mensch und Drache concentrirten sich in ihrem Stercus, und so tritt das Stercus ein für den Lapis animalis. Und was Haimo betrifft, so erhält er seine 4 Lapides dadurch, dass er, sich an den Lapis animalis, vegetabilis, mineralis haltend, den Lapis vegetabilis in zwei Lapides distrahirt, in den eigentlichen Pflanzen-Lapis und in den Ferment-Lapis. Dies thut er deswegen, weil er auf die Weise in die Lage kommt, die Fermentations-Interpretation heranzuziehen, welche sich auf einem ähnlichen Terrain bewegt, als die Stercus-Interpretation, und welche daher geeignet ist, einer Haimnioschen Abhandlung eine Folie zu geben.

Der Drei-Lapis als Lapis animalis, vegetabilis, mineralis kommt bereits im Commentar des Hortulanus zur Tab. smar. vor. Nun sagt Boston (Bostonus Buriensis), Hortulanus habe geblüht im Jahre 1940. Wenn dem so wäre, so würde bereits 1040 die Quintessenz der ersten Periode der Abendländischen Alchemie hinter uns liegen, und der Anfang der Abendländischen Alchemie weit vor 1000 fallen. Unmöglich ist so etwas gerade nicht, indessen - wir glauben es nicht. Der Deutschen Uebersetzung des Hortulanus von Friedr. Roth-Scholz ist eine Lateinische Lebensbeschreibung des Hortulanus vosgedruckt. In dieser Vita" wird erzählt, Hortulanus sei ein Grammatiker und Poët gewesen, und habe schon in früher Jugend eine gute Erziehung erhalten. Als er heranwuchs, habe er, indem England von den Dänen verwüstet wurde, die höheren Schulen seines Vaterlandes (England) verlassen, und sei nach dem Festlande ausgewandert. Hier habe er mit Glanz seine Studien absolvirt. Dann sei er ein berühınter Lehrer geworden. Er habe eine Reihe von Schriften verfasst, welche Bostonus Buriensis in seinem grossen Katalog angäbe. Nun folgt die Aufzählung dieser Schriften. Und nachdem die Aufzählung im Einzelnen fertig ist, heisst's dann weiter summarisch: Et alia plura. Dann heisst's:

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Claruisse illum scribit praedictus Bostonus anno Messiae incarnati 1040, Haraldo in Anglia regnante. Cazimirum Monachum et Diaconum eodem anno Papa Benedictus nonus Poloniae regem facit. Vide Joannis Garlandii Compendium Alchemiae. 8. Basileae 1560, pag. 172 sequ. Der erwähnte Boston sagt, jener (Hortulanus) habe geblüht im Jahre des Heils 1040, als Harald in England regierte. Den Mönch und Diakon Kasimir macht im selbigen Jahre der Papst Benedict IX. zum König von Polen. Siehe des Job. Garlandus Compendium Alchemiae (das ist eben die Tab. smar. mit dem Commentar oder den Commentaren) u. s w."

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kommt, dass, wenigstens nach den Geschichtsquellen, die uns zu Gebote stehen, Harald oder Harold 1036 in England König wird, und diesem 1039 Hardikanut folgt. Also stimmt es gar nicht, dass 1040 Harald in England regiert. Dass, wenigstens nach den Geschichtsquellen, die uns zu Gebote stehen, erst 1041 Kasimir die Regierung in Polen antritt, darauf wollen wir weiter kein Gewicht legen, denn das excludirt nicht, dass der Papst ihn bereits 1040 zum rex gemacht.

Hierzu kommt nun noch folgendes. Einige nehmen an, Hortulanus sei ein Engländer. Andere halten ihn für einen Franzosen. Wenn nun aber der Eine sagt, Garlandus ist ein Engländer, der Andere, er ist ein Franzose, dann ist ein Ausweg, um sich durch diese verschiedenen Ansichten durchzuarbeiten, der, dass man wie der Autor der Lebensbeschreibung, mit der wir es hier zu thun haben, sagt, er ist zwar ein Engländer, er ist aber nach dem Festlande ausgewandert. Das also, was unser Autor bringt, kann zwar wahr sein, es kann aber auch derartig ausgebeutet werden, dass man sagt, dieser Autor sagt das, was er bringt, blos deshalb, um es mit keiner Partei zu verderben. Das Uebrige, was der Autor der Lebensbeschreibung bringt, ist so vage, dass es auf den hundertsten und tausendsten Autor passt. Er weiss also, ausser dem Katalog von Hortulanus Schriften, blutwenig vom Hortulanus, und wenn man das Auswandern in der Weise ausbeutet, die wir so eben dargelegt, so weiss er am Ende gar nichts von ihm. Sein Gewährsmann, Boston, wird wohl eben so wenig wissen, denn sonst würde unser Autor es bringen. Und auf solche Autoritäten hin, auf solche Expositionen hin soll man nun gutgläubig annehmen, Hortulanus habe 1040 „geblüht", das ist eine etwas starke Zumuthung.

. Der kühne Griff mit der 1040 wird wohl ff liegen. Die Alchemisten werden den Aristoteles, welcher die Abhandlung De perfecto magisterio geschrieben, um das Jahr 1000 gesetzt haben. Es kommen nun in dieser Abhandlung Citate aus der Tab. smar. vor. Dies bemerkte Jemand, der in der Alchemie nicht weiter eingeweiht war, und dachte, die Tab. smar. kommt von Hortulanus her. Hieran anlehnend calculirte er nun, wenn Aristoteles um das Jahr 1000 fällt, so muss Hortulanus früher fallen, denn weun dem nicht so wäre, so könnte Aristoteles den Hortulanus nicht „citiren". Und so kommt denn heraus, dass Hortulanus 1040 blühte.

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Das Ovum-Räthsel.

Dasselbe bezieht sich auf die res una als Ovum, und kommt in einer Abhandlung vor, welche zwar dem Zosimus zugeschrieben wird, von demselben aber nicht herrührt, und den Titel führt: Hεgì τйs doẞéorov. lautet:

Μέσον ἵσταμαι τῆς γαίας καὶ τοῦ πόλου,
τρίγαμμός είμι, συλλαβὴν φέρων μίαν

ὁ ψῆφος μοι χίλια πεντακόσια·

καὶ ὁ εὑρών με σοφὸς ὢν τῶν γραμμάτων,
ὁ δὲ μὴ εὑρῶν με οὐκ οἶδεν τὸ ἄλφα, καὶ
ὑπάρχει σὺν τῷ βῆτα καὶ δέλτα

Ich stehe mitten zwischen Erde und Himmel,
habe drei Buchstaben und bin einsylbig.

Es

Der Zahl nach ergebe ich: Eintausend fünfhundert. Wer mich findet, versteht sich wohl auf die Buchstaben. Wer mich aber nicht findet, der kennt nicht das Alpha, und fängt an mit Beta und Delta.

Die Lösung ist: wov, Ei.

Erste Zeile. Hier wird an das Weltenei angelehnt in der Stelle der Tab. smar.: Et sicut res omnes fuerunt ab uno, und wie alle Dinge waren vom unum, dem Ei, dem Weltenei. Das Weltenei ist Himmel und Erde, weil es zu ihnen die Grundlage abgiebt. Es ist nicht -Himmel und Erde, weil diese erst realiter aus demselben hervorgehen. Auf die Weise steht es denn in der Mitte zwischen Himmel und Erde, hält die Mitte zwischen ihnen.

Zweite Zeile. Die 3 Buchstaben sind: w, o, v. Die eine Sylbe entsteht dadurch, dass man schnell spricht, und so nicht O-on sagt, sondern On.

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Dritte Zeile. Wir haben beim Durchnehmen des ersten Räthsels des ersten Buches der Oracula Sibyllina

eine Aufstellurg der Griechischen Zahlen gemacht. Wenn man solches zu thun unternimmt, so ist es gut, dass es gerade so geschieht, wie wir es dort gethan, d. h. dass man mit a anfängt und mit a schliesst. Eigentlich sollte man sagen, man müsste mit « anfangen und mit oαuni schliessen, denn wozu ist es nöthig, dass das « zweimal aufgeführt wird? Dem ist aber nicht so, das a muss zweimal aufgeführt werden, und zwar aus ff. Grunde. Die Zahlen von 1-900, a bis oauni, haben oben einen Strich. Also a als 1 wird geschrieben: a, ß als 2 wird geschrieben: 8', u. s. w. Dagegen die Zahlen von 1000 aufwärts haben unten einen Strich. Also a als 1000 wird geschrieben: «, ẞ als 2000 wird geschrieben: B, u. s. w. Hierauf wird man nun aufmerksam gemacht, wenn die Aufstellung so ist, wie wir sie gemacht haben. In dieser Aufstellung nämlich hat das erste a oben einen Strich. Bei 8, y u. s. w. ist weiter kein Strich, weil stillschweigend angenommen wird, der Strich oben laufe bei allen Buchstaben durch bis ocuni. Beim a nach dauni muss aber der Strich oben aufhören und unten anfangen. Darum steht eben nach dem σаμлî das a mit dem Strich unten. Stände das a nicht da, so wüsste man nicht den Unterschied der Zahlen von a bis oaμni als 1-900 und von a u. s. w. als 1000 und weiter aufwärts.

Gerade so nun, wie wir die Aufstellung der Zahlen gegeben haben, gerade so hat sie der Autor vor sich liegen, oder im Sinne. Er denkt, würde ich blos von a bis oauni gehen, so hätte ich die Aufstellung unvollständig, jetzt gehe ich von a bis a, und habe sie vollständig. Wenn nun die Griechen ausdrücken wollten, man habe eine Sache vollständig, das ist vom Anfang bis zu Ende, so sagten sie, man habe die Sache von a bis w, von Alpha bis O mega. Indem nun unser Autor sagt, er habe die Aufstellung vollständig, sagt er, ich habe die Aufstellung von a bis w. Alsdann sagt er weiter: Ich habe die Zahlen von 1 bis 1000. Hierin habe ich die Zahlen von a bis . Also ist a1 und w=1000. Die Finte liegt also darin, dass der Autor sich auf seine Weise herausrechnet, nicht a sei 1000, sondern w' sei 1000.

Nun geht er weiter und sagt, die Griechischen Zahlzeichen sind: a, ß, y, 8, ε, ßaŭ, 5, n, 9, 1, 2, d, μ, V, ξ, ο, π, κόππα, ρ, σ, τ, υ, φ, χ, ψ, ω, σαμπί. Das sind 27 Zahlzeichen. Von a bis u sind 13 Zeichen, von bis σaμni sind wieder 13 Zeichen, also in der Mitte steht das v. Das benutzt er nun dazu, um sagen zu können, das v stände in der Mitte. Sobald er das aber heraus hat, sagt er weiter, es handelt sich um die Zahlen 1 bis 1000. Bei diesen steht in der Mitte: 500, also ist = 500. Die Finte liegt also darin, dass der der Autor sich auf seine Weise herausrechnet, nicht ' seie 500, sondern seie 500.

Auf diese Weise bekommt denn der Autor heraus, dass der os nicht ist: 920, nämlich

w=800

0 = 70 V = 50 Summa 920

sondern dass er ist: 1500, nämlich

∞ = 1000

V = 500

Summa 1500

Das o wird im pos nicht mitgerechnet, und zwar deswegen nicht, weil in der zweiten Zeile ja ausdrücklich gesagt wird, das Wort, welches die Lösung des Räthsels enthalte, seie einsilbig. Wenn es aber einsilbig ist, so kann dies blos darauf beruhen, dass dem o weiter keine Rechnung getragen wird.

Vierte, fünfte und sechste Zeile. yoάμματα sind die Buchstaben als Zahlen. Also: Wer die Lösung des Räthsels findet, der versteht sich darauf, die Zahlbuchstaben richtig zu fassen, das heisst, im Sinne des Autors richtig zu fassen. Wer die Lösung aber nicht finden kann, der οὐκ οἶδεν τὸ ἄλφα, der kann nicht A sagen, der ist ein dummer Teufel, καὶ ὑπάρχει u. s. w. ὑπάρχειν liegt ganz ähnlich wie das Deutsche anfangen". Wenn wir sagen: Fängt der da mit dem Hundertsten und Tausendsten an", so soll das weniger heissen: initium facere, als vielmehr: „er kommt damit heran, er bringt es auf's

Tapet". So ist hier das undoxe: damit herankommen. Also wer das Räthsel nicht lösen kann, so hat der Autor zu sagen im Sinne, der kommt mit a und ẞ heran, das heisst, der nimmt die Buchstaben nach ihrem gewöhnlichen Zahlwerthe, und zählt sich heraus a 1, 8 = 2 u. s. w., und kommt so dahin, dass er sagt: 800 und 50. Dass der Autor nun nicht sagt: der kommt mit a und heran, sondern mit ß und d, das liegt darin, dass er das a nicht bringen kann, weil er ja vorhin dem Nicht-Löser in die Schuhe geschoben hat, er kenne das ala nicht. Darum rückt an die Stelle des a und ß das ß und y. Das y nimmt der Autor aber auch wieder nicht, und setzt dafür das d, weil er denkt, ich bin von 0 auf 2 gesprungen, nun will ich auch von 2 auf 4 springen, und die 3 unterwegs lassen. Uebrigens lässt sich οὐκ οἶδεν τὸ ἄλφα auch erklären mit der kennt das älga in sofern nicht, als er sagt, alqa ist eine Eins, und nicht, alqa ist der Anfang. Und wenn er auf die Weise das ala nicht kennt, so kommt er auch nicht auf das w als Bezeichnung für Ende, statt als Bezeichnung für 800. Also liegt in dem ovx older to älya indirect der Hinweis dafür, dass 1000. Ein ähnlicher indirecter Hinweis dafür, dass 500 liegt darin, dass das Räthsel anfängt: Moov Ίσταμαι. Durch das μέσον wird indirect auf das v hingewiesen, welches in der Mitte steht, in der Mitte von 1 und 1000, und damit 500. yaĩa und лólos sind dann indirect 1 und 1000.

Alchemistische Schriftsteller u. Schriften der ersten Abendländischen Periode. Aristoteles (Pseudo-Aristoteles). Von ihm ist die Abhandlung: De perfecto magisterio. Dieselbe zerfällt in zwei Abtheilungen. Die zweite beginnt mit der Ueberschrift: Secunda hujus artis ratio. Diese trägt einen ganz anderen Charakter als die erste Abtheilung, und ist unächt. Es fällt in der ersten, eigentlich dem Aristoteles zukommenden, Abtheilung auf, dass von Periode zu Periode mit einem Scias hoc, quia est magnum secretum" aufgewartet wird. Das erinnert an das beim Demokrit immer wiederkehrende „Natura natura gaudet etc." Dies ist denn wohl mit ein Motiv, dass die Abendländer auf die Demokritschen Refrains zurückkommen, diese indess in einem anderen Sinne nehmen, als Demokrit, vergl. z. B. Turba philosophorum, Sermo undecimus (Parmenides). Sehr wichtig in der Abhandlung des Aristoteles ist das, dass die 4 Regimina deutlich dargelegt werden. Hierhinter greift ein anderer Autor und bringt eine Abhandlung: Tractatulus de praotica Lapidis philosophici, der er den Autortitel Aristoteles giebt. Diese Schrift handelt hauptsächlich von den 4 Regimina, welche genannt werden: Lapidis dissolutio in aquam spiritualem (Solviren), Lapidis separatio in statum spiritualem (Destilliren), Lapidis reductio in terram naturalem (Congeliren), desponsatio Lapidis in calcem corporalem (Calciniren). Im Allgemeinen wird angenommen, dass ein Aristoteles die Abhandlung: De perfecto magisterio (beide Abtheilungen), und die Abhandlung: Tractatulus de practica Lapidis philosophici geschrieben. Daran ist gar nicht zu denken. Und noch viel weniger ist daran zu denken, dass der Aristoteles, der in der Haimonischen Epistel citirt wird, eben derselbe Aristoteles sei. Das will ja selbst nicht einmal der Christianus philosophus, der die betreffende Abhandlung: Tractatus de Lapide philosophico etc. geschrieben. Dieser stempelt ja die Schrift zu einem Opus des Stagiriten Aristoteles, woher das conscriptus ad Alexandrum Magnum."

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Eine wichtige Schrift ist die Turba philosophorum. Sie existirt in 2 Redactionen. Die erste hat 72 Sermones, die zweite 78 Sententiae. Es handelt sich in diesen Schriften um eine Reihe von Alchemisten, welche die Namen führen: Iximidrus, Exundrus, Anaxagoras, Pandolfus, Lucas, Locustor, Pythagoras u. s. w. u. s. w. Diese halten der Reihe nach einen Sermo resp. eine Sententia, in welcher die Alchemie im Sinne der Abendländischen Alchemisten besprochen wird. Der Praeses in der Versammlung ist Arisleus, und das ist der Grund, weshalb man dem Arisleus die Autorschaft der Turba philosophorum gegeben. Von besonderen Schriften, welche sich auf die Turba philosophorum beziehen, führen wir auf: In turbam philosophorum sermo unus anonymi. Allegoriae sapien

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tum supra librum Turbae (29 Distinctiones). (VII aenigmata) ex visione Arislei philosophi et allegoriis sapientum. (Der Ausdruck visio Arislei stammt von Petrus de Silento her.) → In turbam philosophorum exercitationes, in quibus occulta quaedam et ad artem facientia explicantur (Exercitationes XV).

Morienus, auch Morienus Romanus, auch Eremita Hierosolymitanus genannt Einige schreiben Morienes ist der angebliche Verfasser der Schrift: De compositione Alchemiae, welche übrigens auch andere Titel führt. Diese Schrift zerfällt in 2 Theile, deren einer Allgemein-Data über Moriens Leben in Verbindung mit einer Goldmacher-Historie enthält. Es liegt zu nahe, dass man die Allgemein-Data über Moriens Leben mit dem Masse bemisst, mit welchem man die Goldmachergeschichte bemisst, und da bleibt denn von historischer Zuverlässigkeit wenig übrig. Der eigentliche alchemistische Theil trägt den Allgemein-Charakter der Schriften der ersten Abendländischen Periode. Das Werk ist angeblich ursprünglich Arabisch geschrieben, und von Robertus Castrensis in's Lateinische übersetzt. Am Schlusse dieser „Lateinisch en Uebersetzung des Robertus steht: Explicit liber Alchemiae de Arabico in Latinum translatus anno millesimo centesimo octuagesimo secundo, in mense Februarii et in ejus die undecimo. Ende des Buches der Alchemie, welches vom Arabischen in's Lateinische übersetzt wurde, 11. Februar 1182.* ersten Abschnitt des Buches spricht Morienus von sich selbst, im zweiten Abschnitte wird in der dritten Person von ihm gesprochen, und die folgenden Abschnitte, welche eigentlichen alchemistischen Werth haben, bringen Gespräche zwischen dem König Kalid und Morienus in dem Genre: Kalid fragt das, Morienus antwortet das. Dabei hat man nun aber das Nachsehen, ob Morienus selbst diese Gespräche aufgeschrieben, oder vielmehr ein anderer sie verfasst hat, und das, was er sagen will, dem fingirten Morienus in den Mund legt.

n

Im

Merlin, dem die Allegoria, profundissimum philosophici Lapidis arcanum perfecte continens zugeschrieben wird, ist ein Pseudonym. In dieser Abhandlung wird ein König auferweckt, und zielt dieselbe auf die MenschInterpretation der Tab. smar. resp. das Quecksilber. (Vergl. bei der Mensch-Interpretation der Tab, smar.) Merlin war ein Englischer Zauberer, der um 500 p. C. gelebt haben soll. Der Autor der Allegoria denkt, die Abendländische Mensch-Interpretation der Tab. smar. hat einen Anstrich von Zauberei, indem ein todter Mensch wieder lebendig gemacht wird. So kommt er von der Mensch-Interpretation auf Zauberei, von der Zauberei auf einen Zauberer, und als solcher wird eben Merlin herangezogen. Es ist wohl kaum nöthig, darauf hinzuweisen, dass der Merlin, der um 500 gelebt haben soll, unmöglich der Autor der vorliegenden Abhandlung gewesen sein kann, da damals ja noch gar keine Abendländische Alchemie existirte.

Ebenso ist Haimo, dem die Epistola de quatuor Lapidibus philosophicis etc. zugeschrieben wird, ein Pseudonym. Haimo war ein Bischof zu Halberstadt, dessen Todesjahr auf 853 fallen soll. Dieser Bischof Haimo kann natürlich nicht der Verfasser der vorliegenden Epistel sein, denn zu der Zeit, wo er lebte, existirte noch keine Abendländische Alchemie. Er aber wird als Autor in's Auge gefasst, und zwar weniger deswegen, weil er der Haimo ist, sondern deswegen, weil er ein Bischof war. Nämlich Jemand, der einen Witz machen wollte, sagte, diese Epistel kommt von einem Kirchenschriftsteller her. An die Stelle des Kirchenschriftstellers trat nun ein Bischof, und als solcher hatte Haimo das Glück, gewählt zu werden.

Des Petrus de Silento-,,Opus", so wie des Artefius: Clavis majoris sapientiae ist bei der Drachen- und Metall-Interpretation citirt worden.

In die erste Abendländische Periode gehört auch: Interlocutio Mariae prophetissae, sororis Moysis et Aaronis, habita cum aliquo philosopho, dicto Aros, de excellentissimo opere trium horarum. Wir kennen aus dieser Interlocutio blos Excerpta. Wahrscheinlich war diese Maria ursprünglich die Jungfrau Maria, welche dem Anlehnen der Abendländischen Alchemie an Christus zu Liebe zu einer Alchemistin gestempelt wurde. Hinterdrein wandelte man sie zur Maria, das ist Mirjam, der Schwester des Moses und Aaron um, Motiv zu diesem Thun

war entweder das, dass man meinte, den Arabern sei die Prophetin Maria oder Mirjam minder Scrupel-erregend, als die Jungfrau Maria, oder auch das, dass man in der Alchemistin" eine Profanation der Jungfrau Maria fand. Von Hortulanus war bereits früher die Rede. Dubios sind die Dicta Alani philosophi de Lapide philosophico, welche der Flamänder Justus a Balbian herausgab (1598), wie er sagt, indem er sie aus dem Deutschen übersetzte. In dieser Abhandlung kommt nämlich folgende Stelle vor:

Ad hujusmodi calcinationem philosophi nos remittentes exemplum sumere jubent a lignis, in quibus adhuc viridibus tria existunt humiditatum genera: primum, quod lignum a combustione praeservat; alterum, admodum pingue et oleaginosum, inflammationis et combustionis causam administrat, carentque duo ista odore et ab igne consumuntur; tertium autem, unctuosum ac quantitate exiguum, in cinere remanet, subtileque est et perenne. „Die Philosophen (Alchemisten) verweisen uns auf eine derartige Calcination, und sagen, wir sollen das Holz als Beispiel nehmen, welches, wenn es noch grün ist, drei Arten Feuchtigkeit enthält. Die erste Art ist die, welche das Holz gegen das Verbrennen schützt. Die zweite, sehr fett und ölig, ist der Grund, dass das Holz Feuer fängt und verbrennt. Diese beiden Arten sind geruchlos und werden vom Feuer verzehrt. Die dritte Art, salbenartig und von geringer Quantität, bleibt in der Asche zurück und ist subtil und beständig."

Das lehnt zu auffallend an die Sal-Sulphur- und Mercur-Lehre, welche wohl damals bestand, als Balbian die Dicta Alani herausgab, aber nicht in der ersten Abendländischen Periode. Doch nicht nur das, sondern die Stelle ist auch obendrein aus des O Croll Basilica chemica abgeschrieben. Dort heisst's nämlich (Genfer Ausgabe v. 1631, pag. 30):

Hoc a spagyris visibili experientia et certificatione incontradicibili demonstrari potest. In lignis viridibus tria etiam existunt humiditatum genera: Primum aquosum, Mercurio fugitivo respondens, quod lignum a combustione praeservat: Alterum, admodum pingue et oleaginosum, inflammationis et combustionis causam, instar Sulphuris, administrat, et haec duo ab igne consumuntur: Tertium autem, unctuosum ac quantitate exiguum, in cinere remanet (Sal videlicet) subtile est et perenne.

Mit der Aufführung dieser Schriftsteller und Schrifen wollen wir uns begnügen.

Was nun die Zeit betrifft, in welche dieselben fallen, so fehlen sichere Details. Nur für die Uebersetzung des Robertus Castrensis liegt die Jahreszahl 1182 vor. Sicher ist, dass zu den Zeiten des Albertus Magnus, dessen Geburtsjahr auf 1193 und dessen Sterbejahr auf 1280 gesetzt wird, die erste Abendländische Periode hinter uns liegt. Wir können daher in Bausch und Bogen sagen, um das Jahr 1200 falle der Abschluss der ersten Abendländischen Periode. Man kann nun annehmen, dass in Bausch und Bogen 200 Jahre damit hingingen, bevor die erste Abendländische Periode mit allen den Einzelheiten, welche sie in's Auge fasst, zum Abschluss gekommen. Und damit ist denn gegeben, dass der Anfang der ersten Abendländischen Periode so circa um das Jahr 1000 fällt.

Zweite Abendländische Periode. Das

Quecksilber als Ens universale.

Die Alchemisten der zweiten Abendländischen Periode gehen im Allgemeinen auf der Bahn weiter, welche ihnen von den Alchemisten der ersten Abendländischen Periode vorgezeichnet worden ist, dabei bald mehr, bald weniger auf die Arabische Alchemie blickend. Besondere Eigenthümlichkeiten werden wir hervorheben. Wir lassen diese Periode mit Albertus Magnus beginnen, und bis zu Basilius Valentinus gehen, mit welchem die dritte Abendländische Periode beginnt. Hierbei setzen wir indess den Basilius Valentinus später, als das gewöhnlich geschieht. (Vergl. Basilius Valentinus.)

Bereits durch die metaphysische Interpretation der Tab. smar. erlangt das Quecksilber in der Alchemie eine hohe Bedeutung. Diese Stellung wird noch bedeutender durch die Arabische Richtung der Alchemie, welche auf die Abendländer übergeht. Die hohe Bedeutung des Queck

silbers für die Alchemie bringt es mit sich, dass bereits die Abendländer der ersten Periode dem in's Auge sehen, was ihnen denn nun alles das Quecksilber an der Hand der verschiedenen Interpretationen der Tab. smar. bietet, was es an der Hand dieser Interpretationen direct und indirect ist. Indessen ist in der ersten Abendländischen Periode dieses Thun mehr vage, eine wirkliche principielle Bedeutung erhält es erst in der zweiten Abendländischen Periode und von da sich fortziehend, in den folgenden Abendländischen Perioden durch eine Besonder - Interpretation der Tab. smar., das ist durch die QuecksilberEns-universale-Interpretation.

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Bei dieser ist die res una: Quecksilber. Die Pronomina ejus, illud im Passus Pater ejus est Sol etc. beziehen sich auf das Quecksilber. Der pater telesmi ist das Quecksilber. Die gloria ist das Quecksilber, die fortitudo ist das Quecksilber. Der Hermes trismegistus bezieht sich auf das Quecksilber. Die operatio Solis bezieht sich auf die operatio des Quecksilbers. Ueberall, allüberall Quecksilber. Hierbei ist nun namentlich der Passus in's Auge zu fassen:

Et sicut res omnes fuerunt ab uno, meditatione unius: sic omnes res natae fuerunt ab hac una re adoptione. Wie die Welt herstammt von Gott, vom lóyos Gottes, so stammen alle Dinge, welche die Welt enthält (res natae), vom Quecksilber her.

Damit ist das Quecksilber ein Ens universale!

In Bezug auf das Quecksilber als Ens universale knüpft man an alles das, was irgend eine Interpretation der Tab. smar. an eine Rubrik, an einen Passus gelehnt hat, und setzt es zum Quecksilber in Relation. Hiermit begnügt

man sich aber nicht, sondern zieht auch einerseits für diese und jene Rubrik, diesen und jenen Passus neue Beziehungen heran, andererseits giebt man den alten Beziehungen einen extendirten Umfang, welche beiden Manoeuvres unter Umständen auf dasselbe hinauslaufen.

Wir wollen dies an einigen Beispielen klar machen.

Man hat in den beiden superius und inferius der zweiten Rubrik an der Hand früherer Interpretationen die 4 Elemente. Also umfasst das Quecksilber die 4 Elemente. In denselben superiora und inferiora hat man (Pythagoräische Interpretation der Tab. smar.) das Dreieck. Also umfasst das Quecksilber das Dreieck.

In denselben superiora und inferiora hat man (magische Interpretation der Tab. smar.) die Dämonen. Also umfasst das Quecksilber die Dämonen.

Man hat in der dritten Rubrik: Sol, Luna, ventus, terra. Also Quecksilber = Sol, Luna, ventus. terra.

In derselben Rubrik hat man nach anderer Interpretation die Elementar-Qualitäten. Also umfasst das Quecksilber die Elementar-Qualitäten.

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Ferner hat man in der philosophia totius mundi die Tab. smar. Die Tab. smar. ist aber gleichsam ein Spiegel für die Alchemisten, in welchem sich die Alchemie abspiegelt. So kommt Paracelsus dazu, aus dem Quecksilber als Ens universale den Spiegel herauszuarbeiten. U. s. w.

Es ist leicht zu übersehen, dass man, indem man die Sache auf solche Weise angreift, das Hundertste und Tausendste für das Quecksilber herausbekommen kann.

Indem man nun aber in Bezug auf das Quecksilber als Ens universale das Hundertste und Tausendste vor sich hat, muss man sich nicht der Idee in die Arme werfen, als handelte es sich um absolute Willkür. Man muss nicht sagen, da steht ja mit dürren Worten: omnes res natae fuerunt ab una re, alle Dinge, welche die Welt

enthält, stammen vom Quecksilber her. Also, nehme ich etwas, was die grosse weite Welt enthält, da habe ich eben Quecksilber. So muss man nicht sagen. Vielmehr handelt es sich darum, dass an der Hand alter oder neuer Speculationen irgend einem Etwas der Tab. smar.-Standpunct, ein alchemistischer Standpunct, andemonstrirt wird, dass so sein Quecksilber - Standpunct herauskommt, und dass dies Etwas so ein Recht erhält, unter den res natae eine Stelle einzunehmen. Also den Standpunct der res natae hat man nicht aprioristisch, er muss erst aposterioristisch hineinkommen. Die Sachlage ist nicht: dies oder jenes Etwas ist eine res nata, also ist es Quecksilber, sondern: dies oder jenes Etwas lässt sich als Quecksilber legalisiren, darum hat es ein Recht, unter die res natae aufgenommen zu werden. Und hierbei ist denn wieder das Recht, unter die res natae aufgenommen zu werden, um so mehr begründet, je mehr Anhaltspuncte für das Quecksilber an der Hand der Tab. smar. oder bereits eigebürgerter alchemistischer Speculationen vorliegen. Einige Beispiele werden dies klar machen.

Wir haben oben gesagt, dass an der Hand des Drachen, welcher als Quecksilber gefasst wird, auch andere Thiere in den Bereich des Quecksilbers kommen. Hierbei wäre es nun ein sehr lockerer Anhaltspunct, wenn man sagen wollte Der Drache ist ein Thier. Der Drache ist Quecksilber. Nun sind aber der Elephant, die Maus, der Hase, der Fuchs u. s. w. Thiere. Also sind sie auch Quecksilber. Auf solche lockere Anhaltspuncte lässt sich kein gediegener Alchemist ein, eine solche Legalisirung des Quecksilbers für den Elephanten, die Maus, den Hasen, den Fuchs steht auf zu schwachen Füssen. Anders liegt die Sache, wenn gesagt wird, der Drache ist Quecksilber an und für sich (pater omnis telesmi), er ist aber auch Quecksilber in Bezug auf sein Blut (Quecksilber als Venenum). Nun haben wir die Kröte, die Viper, den Basilisken u. s. w. Diese Thiere sind giftig. Ihr Gift deckt das Quecksilber als Venenum, ihre Thier-Natur deckt die Thier Natur des Drachen. Also können sie als Quecksilber aufgefasst werden. Das ist eine ächte Legalisirung der Kröte, der Viper, des Basilisken als Quecksilber. Oder man nimmt den Löwen und sagt, der Drache kommt in die Alchemie auf Grund der Arbeiten des Hercules, Hercules aber tödtet nicht nur den Drachen (die Lernäische Hydra), sondern auch den Nemeischen Löwen. Die eine wie die andere That gehört unter die zwölf Arbeiten des Hercules, hier wie dort handelt es sich um ein Thier. Also wo ich den Drachen nehme, kann ich auch den Löwen nehmen, wo demgemäss der Drache = Quecksilber, ist auch der Löwe Quecksilber. Auf die Weise ist der Löwe als berechtigt zur Aufnahme unter die res natae legalisirt. Und ferner: Wir haben oben gesagt, dass an der Hand des Baumes, welcher als Quecksilber gefasst wird, auch andere Pflanzen in den Bereich des Quecksilbers kommen. Hierbei wäre es nun ein sehr lockerer Anhaltspunct, wenn man sagen wollte, der Baum gehört dem Pflanzenreiche an, dem Pflanzenreiche gehören aber auch an: die Klette, der Enzian, die Winde u. s. w. Da nun der Baum Quecksilber, so sind auch die Klette, der Enzian, die Winde u. s. w. = Quecksilber. Anders würde sich die Sache schon machen, wenn man sagt, die Pflanze Lunaria ist Quecksilber, denn einerseits ist sie eine Pflanze, andererseits weist ihr Name Lunaria aber speciell auf das Mater ejus est Luna der Tab. smar. Oder wenn man sagt, die Rose ist Quecksilber, denn einerseits ist sie eine Pflanze, andererseits bildet sie in ihrer rothen Farbe ein Anlehnen an das Hydrarg. oxyd. rubr, den Gold-Lapis. Auf die Weise haben wir denn die Legalisirung der Lunaria, der Rose, unter die res natae aufgenommen zu werden, nicht aber findet das Gleiche statt bei der ersten besten Pflanze, die man sich aus dem Pflanzenreiche hervorholt.

Es lässt sich nicht leugnen, dass die Speculation einen weiten Spielraum hat, wenn sie sich daran macht, diesem oder jenem Etwas seine Berechtigung zum Eintritt in den Bund der res natae anzudemonstriren. Immerhin ist es aber wohl zu berücksichtigen, dass es sich nicht um die absolute Speculation handelt, sondern um die alchemistische Speculation. Wer die Sache ordentlich ausbeuten will, muss au courant der Alchemie sein, es gehört ein alchemistischer Tact dazu, sich hier nicht in zu

weiten und zu engen Gränzen zu bewegen. Noch lange nicht Jeder ist dazu qualificirt, die Sache genial auszubeuten, und es ist bei den einzelnen Autoren, welche dieses Terrain betreten, eine grössere oder geringere Gewandtheit, ein Tirocinium einerseits und eine Virtuosität andererseits durchaus nicht zu verkennen. Wir wollen hierfür ein Beispiel nehmen.

In Bezug auf allgemein menschliche Beziehungen wird das Quecksilber zum König. Das liegt nahe im Anlehnen an die Mensch - Interpretation der Tab. smar. Es wird zum Knecht (servus). Dabei wird nun natürlich gedacht, der König ist doch ursprünglich nichts auderes, als der Mensch der Mensch-Interpretation. Wie man diesen aber zum höchsten Menschen macht, so kann man ihn auch zum niedrigsten Menschen machen, denn die Extreme berühren sich. Und so wird aus dem König ein Knecht. Das liegt nun viel weniger alchemistisch gewandt, als das folgende. Das Quecksilber ist ein Mann. Grund: Pater ejus est Sol. Ein Vater ist aber ein Mann. Es ist eine Frau. Grund: Mater ejus est Luna. Eine Mutter aber ist eine Frau. In Mann und Frau haben wir Masculinum und Femininum. Nun ist das Quecksilber aber auch ein Neutrum, denn die Vocabel Hydrargyrum ist generis neutrius. Das Quecksilber ist ein Vater. Grund: Pater omnis telesmi est hic. Dasselbe ist eine Mutter, denn in der Drachen-Interpretation wird ja das virtus ejus integra est auf die Frau des pater bezogen. Auch ist für Vater und Mutter das Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna zu verwerthen. Es ist ein Kind (Sohn, Tochter), denn die virtus integra eines Vaters kann da angenommen werden, wo er ein Kind erhält, namentlich aber da, wo er als Stammhalter einen Sohn erhält. Also Quecksilber Sohn. Der Vater ist also Quecksilber, und der Sohn ist Quecksilber. Also coincidiren Vater und Kind. Und das ist, das Quecksilber zeugt sich selbst. Ebenso ist die Mutter Quecksilber, und das Kind ist Quecksilber. Also coincidiren Mutter und Kind. Und das ist, das Quecksilber gebiert sich selbst. An der Hand des Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna ergiebt sich ferner, dass eine Heirath zwischen Quecksilber und Quecksilber statt hat. Wo sich aber zwei heirathen, die dasselbe sind, da liegt es nahe, anzunehmen, es heirathen sich Bruder und Schwester. So haben wir Quecksilber als Bruder, Quecksilber als Schwester. Ferner haben wir in Bezug auf das Pater ejus etc.: Sol und Luna (Quecksilber und Quecksilber) heirathen sich. Sie erhalten ein Kind (die res una). Nun folgt aber wieder Pater omnis telesmi. Und da liegt es nahe, dass das Kind von so eben wieder heirathet, und ein Kind bekommt. Dics letztere Kind ist dann aber ein Enkel, resp. eine Enkelin. Nimmt man nun aber an, dass sich vorhin Bruder und Schwester heiratheten, so kommt das Verhältniss von Oheim und Tante in die Sache. Und so lassen sich noch weitere Familien-Verhältnisse heranziehen. Das liegt alles im ächt alchemistischen Sinne ganz anders, als der Knecht, der dem König gegenüber gestellt wird.

Nebenbei sei hier erwähnt, dass Paracelsus die Sache mit Virtuosität auszubeuten versteht.

An die Quecksilber - Ens - universale - Interpretation der Tab. smar, knüpft sich die Aludel-Interpretation der Tab.

smar.

Bei ihr lässt man die res una das Aludel sein, und hat nun des Näheren ff.

Quod est inferius etc. Stosse dich nicht daran, dass der Bauch des Aludel so dick ist, und der Hals so dünn. Sage in Folge dessen nicht, der Bauch ist doch dem Hals überlegen. Nein, das ist er nicht, eben so wenig, wie du am Aludel den Bauch entbehren kannst, kannst du seinen Hals entbehren: das inferius est sicut id quod est superius. Und nun geht es weiter:

Et quod est superius etc. Und beide Theile des Aludel, sein superius und inferius dienen dazu, die Wunder der res una zu Stande zu bringen.

Et sicut res omnes etc. Gott hat die Welt erschaffen. Die Welt hat also ein Vorderglied, Gott. Ebenso haben die res natae, das Quecksilber in seinen verschiedenen Auffassungen, ein Vorderglied, und dies Vorderglied ist das Aludel.

Die Stelle Pater ejus Sol etc. kennen wir bereits in der Aludel-Interpretation von der Arabischen Alchemie her.

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