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Wo schweigende Betrachtung wacht,
Dich mit der Freude wieder söhne!
Doch daß dein Geist von ihrem Blick
Und ihrer Wange Glut zurück
Geschreckt, sie nicht verhöhne
Verschleire sich die junge Schöne!
Der Blinde, der die Finsterniß,
Die ihn umwölkte, kaum zerriß,
Wagt nicht an hellen Sommertagen
Sein schwaches, blinzendes Gesicht
Verwegen in das volle Licht.
Er übt die Blicke, die noch zagen,
Der Sonne Feuer zu ertragen,
An Dertern, wo ihr Strahl gedämpft
Mit braunen Schatten dåmmernd kämpft.
Laß dich sein kluges Zaudern lehren,
Laß Sicherheit dich nicht bethdren;
Freund eile langsam zum Genuß!
Bergleiche dich auf allen Schritten
Dem Triebwerk, dessen Bau gelitten,
Und das, will ers nicht ganz zerrütten,
Der Meister langsam bessern muß!

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Des Lebens Becher zu genießen,
In welchen Wohl und Wehe fließen,
Und dieß durch jenes zu versüßen,
Das ist des Weisen Wissenschaft,
Der sich auch Glück im Unglück schafft.

Gotter.

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von Nicolai.

S. B. L S. 69. 228. Der Ton der im ersten Bans de seiner vermischten Gedichte befindlichen poetischen Briefe ift meistens moralisch, und so auch in dem folgenden. Aber. auch bekannte und oft gesagte Wahrheiten gewinnen, wie hier, durch Vortrag und Neuheit der Darstellungsart. Die erzählende Poesie scheint indeß das eigentlichere Gebiete dies. ses Dichters zu seyn; und in sie verwebt er Unterricht und Beobachtung fast noch mit mehrerm Glücke.

An den Freiherrn von Fries, in Wien.

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Um einen Glücklichen zu sehn

Durchzog ich lange Zeit die Heimat und die Ferne.
Umsonst. Ich lasse nun, ein zweiter Diogen,
In der mittäglichen Laterne

Mein unnüß Oel zu Ende gehn.

Der Mann, den ich gesucht, lebt nicht auf diesem
Sterne.

Wer will, o seltsam Thier, o Mensch, dein Herz verstehn?

Kaum lässt der alte Diogen

Mit seinem Lichte sich auf einem Markte sehn,
So kommt die ganze Stadt dem Zünder zugelaus
fen,
Und jeder in dem tollen Haufen

Will der gesuchte Mensch, das ist: der Weise,
feyn,
Und jeder schwört, er seys allein.

Ich will bei meiner Lampe Schein
Nur ein vergnügtes Herz erkennen,
(Ein leichtes Gut, nach welchem alle rennen)
Und alle scheuen mich und fliehn,

Unb

Und einsam låsst man mich mit meinem Lichte wan: v. Llicolai.

dern,

Und pack ich einen

an, so schwört er, jedem an

Dern

Sei mehr Glückseligkeit verliehn.

So sagt, wo wohnt sie denn? O! schreien die
Poeten,

Im stillen Hirtenstand, in dunkler Hütten Schoos
Währt noch die goldne Zeit, da Milch und Honig

flop.

Laß sehn! Allein anstatt der frohbelebten Flöten,
Der Sylvien und der Damdten,

Seh' ich ein elend Volk, das für die Trågen pflügt,
Mit Sonnenschein und Regen mißvergnügt
In ekeln Lappen steckt, durch Steuren ausgezehs

ret.

Sich kümmerlich mit hartem Brodte nåhrët,
Und seinen Junker doch betrügt.

O glücklicher Cotill! (Dieß ist des Pöbels Lehre)
Er hat des Fürsten Gunst, ihm regnet Gold und
Ehre.
Das blinde Volk! Es sieht allein

Der Treffen Glanz an ihm, und der Juwelen
Schein,

Der Diener, der Klienten Heere,

Der Laufer Paar, das vor dem Wagen keucht,

Und seine bunte Brust, die einem Wappen gleicht.
Allein das zehrende Verlangen

Noch größ're Gaben zu empfangen,

Die Angst, mit welcher er des Fürsten Ohr bei

wacht,

Den Zwang, der ihn zum Sklaven macht,

Den Argwohn auf geheime Stricke,

Den Neid bei seiner Neider Glücke,
Des Feindes ekelhaften Kuß,
Den er mit unterdrücktem Grolle

v. Nicolai., In heißen Schwüren zahlen muß,

Der Langenweile Qual, und die so schwere
Rolle
Durch seichten Wiß und Schmeichelein
Den blöden Fürsten zu erfreun,

Und seine Launen ihm demüthig zu verzeihn,
Des Hofes Haß, wenn er dem Prachte wehret,
Des Volkes Fluch, wenn er die Bürde mehret,
Den Undank, wenn sein Rath gelingt,
Den Vorwurf, wenn er Schaden bringt,
Und nach so vielen Kümmernissen
Noch sein beschwerliches Gewissen,
Das ihn, troß allen falschen Schlüssen,
Im Herzen dennoch schuldig spricht,
Dieß alles sieht der Pöbel nicht.

Vom hohen Throne weit und von der niedern
Hütte,

Jm süßen Mittelstand, hebt hier der Weise an,
Da suche den glücksel'gen Mann.

Doch sagt mir eigentlich: Wo ist sie, diese Mitte?
Ein jeder siehet nur empor,

Ein jeder glaubt, daß er am Fuß der Leiter stehe,
Und ihres Restes halbe Höhe

Kommt ihm als ihre Mitte vor.

Der Bauer lobt des Handwerksmannes Künste,
Und der des Kaufmanns reichere Gewinnste,
Der das gewisse Brodt des Pfaffen, den entzückt
Des Richters leichtes Amt, der in dem Rathe nickt,
Dem Richter fehlet noch des Adels Ehre,

Der Junker sucht ein Ansehn in dem Heere,
Der Oberste wünscht sich zum General,
Der in der schiefen Bånder Zahl,

Der Ritter endlich zum Minister.
Dieß ist der Wünsche steter Lauf

Vom Küster steigt man so bis zu dem Kaiser auf,
Und nie herab vom Kaiser bis zum Küster.

Den

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Den Reichthum, theurer Fries! hat dir das stol v. Nicolai,
ze Wien,

Dir hat dein Vaterland der Freiheit Gold verliehn,
Ich seh dich noch an ́Kraft und Jahren blühn,
(Der edelste von allen Schäßen)

Du kannst, auf Brief und Siegel kühn,
Den Kaiser und das Reich in deinen Titel seßen,

und hoher Freunde Mund mit theurem Weine

neßen. Herr deiner Arbeit, deiner Ruh, Wenn dich Geschäfte nicht ergößen,

So lächelst du der zarten Gattin zu,

So lehrst du deinen Sohn zu vieren fünfe feßen.

Wie? solltest du nicht glücklich seyn?
Ein jeder außer dir spricht ja, du selber, nein.
Und thu ich dir aus tausend Gründen
Den Vorzug deines Schicksals dar,

Das jeden Vortheil zu verbinden
Für dich besonders sinnreich war,

So thust du mir aus noch weit mehrern Gründen
Die Sorgen, die dich quålen, dar.

Und haben gleich, mich zu beglücken,

Die Musen wenig nur, das Schicksal nichts gethan,
So siehst du doch in manchen Stücken

Mein Loos vor deinem schäßbar an.

Du irrest, liebster Fries! Auch meine stillen Tage
Bezeichnet oft Verdruß und Plage;

Wie spräch ich denn so viel von Schmerz und Unges

mach,
Wenn ich das wahre Glück' empfånde?

Ind lief ich ihm vielleicht mit der Laterne nach,
Wenn ich es in mir selber fånde?

Glückseligkeit

Ein süßes Wort! Allein

Bielleicht ein leerer Ton, vielleicht ein falscher Schein,
Ein Traum, ein Frrwisch, eine Feye,
Vielleicht die Larve künft'ger Reue,
Ein Labyrinth, das ́nie zum Ende führt,
Und wo der Thor und Weise sich verliert,

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