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Michaelis. Mit Namen, Jahr für Jahr, die leeren Charten sich:
Seit in Columbens Kopf die Grillen,
Ein flink Caprizchen überschlich!

Nun schwärmen sie, zu tausend, beiden Polen,
In Abentheurern, zu: und schlafen keine Nacht,
Um einzig nach und nach den Himmel auszuholen,
Wie manches Adamskind er eigentlich gemacht.

Indessen herrscht durch weisse, schwarze, braune,
Nepoten Evens, als ein Held,

Kraft dieser Geister, Fräulein Laune,

Von hieran, bis in alle Welt.

Vertheilt Prinzessinnen und Thronen,

Seht Majestäten ab, und Majestäten ein:

Füllt ganze Staaten mit Neronen,

Macht kleine Horden groß, und große Reiche klein.
Erlaubt einmal vor allen Leuten,

Mit Damen, die Walpurgis reiten,

Dem Satan herenfreien Tanz:

Und gönnt vielleicht zu andern Zeiten

Dem armen Narren kaum den Schwanz.

Geht, wie die Könige Neujahrstags mit dem Sterne,

Mit der Vernunft von Haus zu Haus;

Giebt Völkern Licht in die Laterne,

Und blåßt es andern wieder aus.

Ahmt in dem Deutschen nach, jagt in dem Samoje

den,

Hångt sich im Britten auf, sengt, als Polak, durchs
Land,

Stolziert im Spanier, projektisirt im Schweden,
Erfinnt im Juden Trug, und im Franzosen Tand.
Wågt Sylben im Homer, im Vater Newton Sphå:

ren,

Beweist im Wolf, und prüft im Shaftesbury;
Forscht nach im Mendelssohn, vernünftelt in Volta

ren

Schwärmt in dem Swedenborg, und kindert im
Mettrie:

Verdirbt, als Magus bald, zur Majestät erhaben,
Und bald als Bettelmönch, dem Beelzebub den Kauf;

Läßt

Lässt einen Heiligen sich, ohne Kopf, begraben;
Und hångt des andern Huf an Sonnenstralen auf.
Lehrt heis're Papageien schwaßen:

Und zwingt Kartheuser stumm zu seyn.
Haucht Båren Tanzkunst in die Tahen;
Und quålt die Nonnen mit Latein.
Kurz, giebt der Welt uns in die Hånde,
Wird mit uns Jüngling, mit uns Mann:
Auch Greis vielleicht: empfiehlt sich dann:
War alles, wurde nichts: und, hiermit Lied am Ende.

michaelis

Ce 5

Ebert.

Lbert.

Ebert.

Nicht unschicklich steht hier, seiner weit frühern, noch immer trefflichen, Poesieen ungeachtet, durch die er sich, wie durch seine Ueberseßungen, um die Bildung des deutschen Geschmacks sehr verdient machte, Johann Arnold Ebert, geb. 1723, Hofrath und Professor zu Braunschweig, unter den jüngern Dichtern der Eristel; da fich feine Muse in die, fer Gattung gleichsam wieder verjüngt, oder vielmehr in voll erhaltener jugendlicher Heiterkeit, seit einigen Jahren, wies der gezeigt hat. Bisher find seine Episteln nur einzeln, als Handschrift, gedruckt, und einige davon in poetische Samms lungen gekommen; ich darf aber denen, die ihren großen Werth kennen, oder deren Begierde nach den übrigen durch die hier mitgetheilte, von ihm selbst gewählte, angereizt wird, zu einer baldigen Ausgabe aller Hoffnung machen.

An Mademoiselle Ohmanninn zu Hamburg.
Den 15. November, 1786.

Als ich das lestemal Dich sah,
Mit welcher Freude sah ich da,
O liebes Mädchen, Deine Wangen
Mit schönern Rosen überstreut,
Als alle, welche dem Verlangen
Der Buhlerei und Eitelkeit,
Ein armes Mannerherz zu fangen,
Die feinste Kunst der Schminke leiht:
Selbst die, womit zu gleicher Zeit
Lenz, Jugend, 'Unschuld, Fröhlichkeit
Sie schmückten, konnten so nicht prangen.
Und aus dem Auge, dessen Strahl
Sonst, ungeübt in Amor's Kriegen,
Auf Greis und Jüngling ohne Wahl,
Und unbekannt mit eignen Siegen,

Umher

Umher schoß, sah ich mit Vergnügen,
(Obwohl auf mich nicht Einer fiel,)
Mun auf ein einzig würdig Ziel
Mit Blik beschwingte Pfeile fliegen,
Und des getroffnen Jünglings Herz,
Froh über seinen füßen Schmerz
Und stolz, zu Deinen Füßen liegen.

Dies führte meiner Phantasei
Auf der Erinn'rung luft'gem Wagen
Manch Bild der Jugend schnell herbei;
Und ihres Pinsels Zauberei

Schuf mir das Alte wieder neu,
Und' mahlt' in meines Herbstes Tagen
Mir meinen blüthenreichen Mai.
Da sah ich Deiner Mutter Siege
Durch jenen Liebreiz ihrer Züge,
Die jetzo noch so mächtig sind,
Daß ihnen (teine Dichterlüge !)
Der Zahn der Zeit nichts abgewinnt.
Ich sah sogar auch Deine Wiege
Mit Deinen Puppen, liebes Kind;
und manche Luft der spätern Jahre,
Die in der Freundschaft sanftem Schooß
Ich unter euch so oft genoß,

Doch sah ich auch,

Ein Bild war,

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was, ach! nicht bloß meine grauen Haare;

Das welke Herbstlaub spåtrer Jahre !

Und dennoch wünscht' ich mehr zu sehn..

O warum brauch' ich langer Reise,
Um dort in Deiner Freunde Kreise
Dein Hochzeitfest mit zu begehn!
O könnt' ich auf der Sehnsucht Schwingen
-Mit meinem Weibchen, welches heut
Sich deiner Freude mit mir freut,
Echnell durch die Lüfte zu Dir dringen!
Dann würden wir in Deinen Kranz
Auch unser Myrtenreischen schlingen;
Und jene würd' im Reihentanz

Lbert.

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Doch, wenn ich noch so viel verhieße,
Und meine Wünsche steigen ließe;
Umsonst! - Ein Amt beschwert die Füße
Mit einem zentnerfchweren Bley ;
Und davon macht kein Wunsch sie frei.
Zwar hat die Feie Phantasei,
Wie die Erinn'rung, ihren Wagen;
Und der kann weiter, schneller tragen,
Als Eures Blanchard's Stümperei. **
Doch der auch will mir nicht behagen,
Weil ungern mein noch ird'scher Geist
Getrennt von seinem Körper reis't.
Jedoch er wird in seinem feinen
Mehr geist'gen Körper euch erscheinen;
Wenn ins Geheimniß unsrer Zeit

Ihr nur gehörig eingeweiht

Und åchte Geisterseher seid.

Ja, ohne mich erst zu beschwören,

Sollt Ihr mich fühlen, sehn, und hören.

Allein dabei gelob' ich Euch,

Durch keinen bösen Koboldstreich,

Dem Ehenfeind' Asmodi gleich,

Der

*) und Freunden, die auch mich verjången,

S. Hagedorn's Ode, der Alte, wo es in der vierten
Strophe heißt:

,,Verjüngende Freunde, hicr trink ich mit Ehren.“

**) Als Eures Blanchard's ze. der vort nicht lange vors Her eine Luftreise gethan hatte.

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