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ja leicht in demselben Mafse abnehmen könnte, in welchem sie bereits befriedigt ist."

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Wir sprechen von einem magnetischen, einem elektrischen Strom und glauben damit die Natur eines Vorgangs in der Natur bezeichnet zu haben, ebenso von elektrischer Spannung wir konstruieren, indem wir das Bild vom Strome übersetzen, Rheomotoren", wir empfinden Schläge cet., und wir können eben nicht anders sprechen, d. h. nicht genauer auffassen und bestimmen. Von den Naturwissenschaften entlehnt dann ferner z. B. die neuere Sprachwissenschaft eine Menge von Bildern, denn man redet vom Organismus der Sprache, von Sprofsformen, Wurzeln, Stämmen, vom anatomischen Bau der Sprache, von ihrer Morphologie, den physiologischen Funktionen der Sprachteile, auch von Mutter- und Töchtersprache u. d. m. Dabei fehlt es keineswegs an der Einsicht darüber, wie die Sprache uns bedingt. Wenn man bedenkt, was jetzt Psychologie ist, und was sie früher war, versteht man den humoristischen Ergufs bei Lange (Gesch. d. Material. p. 465): „Also nur ruhig eine Psychologie ohne Seele angenommen! Es ist doch der Name noch brauchbar, so lange es hier irgend noch etwas zu thun giebt, was nicht von einer andern Wissenschaft vollständig mit besorgt wird. Freilich sind die Grenzen gegen die Physiologie nicht leicht zu ziehn“ u. s. w. Über die durch die Namen von Kraft und Stoff in der Wissenschaft fixierten Gegensätze drückt sich Du Bois Reymond (Untersuchungen über tierische Elektrizität) so aus (bei Lange 1. c. p. 372): „Die Kraft (insofern sie als Ursache der Bewegung gedacht wird) ist nichts als eine verstecktere Ausgeburt des unwiderstehlichen Hanges zur Personifikation, der uns eingeprägt ist; gleichsam ein rhetorischer Kunstgriff unseres Gehirns, das zur tropischen Wendung greift, weil ihm zum reinen Ausdruck der Klarheit die Vorstellung fehlt. In den Begriffen von Kraft und Materie sehen wir wiederkehren denselben Dualismus, der sich in den Vorstellungen von Gott und der Welt, von Seele und Leib hervordrängt. Es ist, nur verfeinert, dasselbe Bedürfnis, welches einst die Menschen trieb, Busch und Quell, Feld, Luft und Meer mit Geschöpfen ihrer Einbildungskraft zu bevölkern. Was ist gewonnen, wenn man sagt, es sei die gegenseitige Anziehungskraft, wodurch zwei Stoffteilchen sich einander nähern? Nicht der Schatten einer Einsicht in das Wesen des Vorgangs. Aber, seltsam genug, es liegt für das innewohnende Trachten nach den Ursachen eine Art von Beruhigung in dem unwillkürlich vor unserm inneren Auge

sich hinzeichnenden Bilde einer Hand, welche die träge Materie leise vor sich herschiebt, oder von unsichtbaren Polypenarmen, womit die Stoffteilchen sich umklammern, sich gegenseitig an sich zu reifsen suchen, endlich in einen Knoten sich verstricken." Würde nun der geistreiche Mann nicht auch seine Ausdrücke als versteckte Ausgeburten des Hanges zum Bilderwesen zu bezeichnen haben, wenn er sich etwa die Ausgeburt des Hanges", "den „den reinen Ausdruck", das „innewohnende Trachten nach den Ursachen" u. a. m. näher ansehn wollte? Lange (1. c. p. 374) weist nach, dass die Notwendigkeit für uns, „Kraft und Stoff" einander gegenüberzustellen, wie weit man auch die Begriffssphäre des Stoffs einschränkt und die der Kraft ausdehnt, darauf beruht, dafs wir eben kein Prädikat ohne Subjekt, kein Subjekt ohne Prädikat denken und aussprechen können.

Namentlich ist es nun aber die Philosophie, welche mit stets treffender Kritik die Lehren ihrer Meister als Bilder aufweist und damit den Nachfolgenden Platz zum Aufstellen neuer Bilder verschafft. Dabei lassen sich zwei Richtungen unterscheiden, welche die Philosophen bei Konstruktion ihrer Systeme einschlagen, je nachdem sie mehr enthusiastische und auf das Erfassen und Darstellen des Allgemeinen gerichtete Naturen sind, begeistert zu Schöpfungen der Kunst, oder mehr reflektierender Art, welche scharfsinnig dem Einzelnen in seinen Beziehungen nachspüren. Während die ersteren die Sprache mehr als freie Kunst handhaben, in Substantiven philosophieren, das Schöpfungsbild dann in den Farben der Adjectiva aufblühen, in Verben Duft und Glanz ausstrahlen lassen, operieren die anderen mehr mit Hülfe der konventionell befestigten Sprache, philosophieren mit denjenigen Sprachelementen, welche der Form des Lautkörpers angehören, mit Flexionen, Wortableitungen, Zusammensetzungen, Präpositionen, und welche die Satzgebäude als solche konstituieren, Satzkongruenzen, Konjunktionen u. d. m. Es stützen sich also die Philosophen bald auf die Kunstschöpfungen der Sprache selbst, welches eben die Bilder sind, bald auf die Technik der Sprachkunst, nämlich auf die Grammatik. Diese Technik setzt dann die Bilder so in Beziehung, dafs sie dem Menschen als ein unauflösliches Ganze erscheinen, und er nimmt an, dafs die geschaffenen Verbindungen ebenso dem Weltzusammenhange entsprechen, wie seine Wörter die Welt bedeuten. Durch die Kunsteinheit der Sprache erzeugt sich die Einheit der Systeme, aber es sind die so befestigten Systeme nicht sicherer, als jene schon oben von uns besprochene

mythologische Art derselben: Aristoteles schlofs die Philosophie so wenig ab, als Plato. Mit Bezug namentlich auf diesen sagt Bernhardy (Grundr. der griechischen Litteratur. T. I, p. 37): „Die Griechen, scheint es, waren mehr zur Kunst als zur Technik des Philosophierens berufen", und von Aristoteles, „als dem Urheber einer vollständigen Terminologie", bemerkt er, dafs nach dessen Sprache zu urteilen, das Übermals seiner schulgerechten Periphrasen und die Willkür seiner nicht immer mit strenger Grammatik verträglichen Figuren (wie ὁ τὶς ἄνθρωπος und τὸ τὶ velva) darauf hindeuten, dafs aller Reichtum des Hellenismus zu scharf begrenzten Abstraktionen und einheitlichen Begriffen weniger pafst."

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In Bezug auf die zuletzt erwähnte, vorsichtigere Art des Philosophierens durch die Kunsttechnik der Sprache, also durch das Satzgewebe, erinnere man sich an die schon früher ausgeführte Bemerkung, dafs die Sprache, was sie überhaupt zu leisten vermag, im wesentlichen schon von Anfang an leistet, und trotz alles Ausbildens nicht überschreitet. Die Wurzel ist schon der Satz, und dieser stellt darum, wie sie, nur einen Seelenmoment dar. Nur Bruchstücke sprechen wir aus, die indessen, weil es Bilder sind, den Eindruck eines Ganzen machen, eines Ganzen der Kunst. Mit solchen Sätzen, den Ausdrücken für Urteile, arbeitet der Philosoph, mit Bildern, welche einseitig entworfen, oder mit Begriffen, welche nach einer bestimmten Richtung hin entwickelt sind. Weiter nun geht der sprachliche Ausdruck niemals. Urteile können wohl aufeinander bezogen werden jedes Subjekt kann zum Prädikat werden, und umgekehrt sie können dann als Schlüsse aus anderen Begriffsentfaltungen erscheinen, aber für diese als solche fehlt eine sprachliche Form, und, wenn sie auch ein Gegenbild etwa in den Perioden des sprachlichen Ausdrucks finden, so ist doch das Zwingende des Schlusses durch nichts Besonderes bezeichnet; Neben- oder Unterordnung der Sätze bestimmt sich im zusammengesetzten Satze nicht nach logischen Gesichtspunkten; keine Form prägt den Schematismus aus, der doch im Schlufssatz nur giebt, was die Prämissen schon enthalten. Ebenso erscheint das im Beweis Eroberte immer nur als Urteil, und die Sprache giebt so zu erkennen, dafs die Sicherheit des Beweises eben nur scheinbar gröfser ist, als die des Begriffes selbst. Schopenhauer (Die Welt als Wille und Vorstell. Bd. 2. p. 76 sq.) sagt: „Worte durch Worte erklären, Begriffe mit Begriffen vergleichen, worin das meiste Philosophieren besteht, ist im Grunde ein spielendes

Hin- und Herschieben der Begriffssphären, um zu sehen, welche in die andere geht und welche nicht. Im glücklichsten Fall wird man dadurch zu Schlüssen gelangen: aber auch Schlüsse geben keine durchaus neue Erkenntnis, sondern zeigen uns nur, was alles in der schon vorhandenen lag und was davon etwa auf den jedesmaligen Fall anwendbar wäre." So wird man von der „abstrakten Erkenntnis" an die anschauende Auffassung" verwiesen.

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Die Wichtigkeit der Frage, wie durch den Kunstcharakter der Sprache die gesamte geistige Entwickelung des Menschen bestimmt wird, mag es rechtfertigen, dafs wir zu den gegebenen Andeutungen noch einige geschichtliche Notizen hinzufügen über die Untersuchungen früherer Forscher, welche die bildliche Natur der Sprache im Verhältnis zum Denken behandelt haben. Sie fehlten schon im Altertum nicht. Wenn z. B. Gorgias, der Leontiner, zu den Sätzen in seiner Schrift περὶ τοῦ μὴ ὄντος ἢ περὶ qúoews (bei Aristoteles de Meliss. Xenoph. Gorg. und bei Sextus Empirikus adv. Math. VII, 65 sq.): 1. Es sei eigentlich gar nichts; 2. Wenn auch etwas wäre, so würde es doch nicht erkennbar sein; 3. es ausspricht, dafs, wenn auch etwas erkennbar wäre, es doch nicht mitteilbar sein würde (bei Sextus l. c.: τρίτον, ὅτι εἰ καὶ κατάληπτον, ἀλλὰ τοί γε ἀνέξοιστον καὶ ἀνερμήνευτον τῷ πέλας)

so sieht man aus der Begründung dieses dritten Satzes bei Aristoteles, dafs Gorgias die Mitteilbarkeit durch Worte deshalb leugnet, weil diese ja nur Lautbilder seien, welche die Dinge in ihrer Eigentümlichkeit niemals ergriffen: εἰ δὲ καὶ γνωστὰ, πῶς ἄν τις, φησί, δηλώσειεν ἄλλῳ; ὃ γὰρ εἶδε, πῶς ἄν τις, φησί, τοῦτο εἴποι λόγῳ; ἢ πῶς ἂν ἐκείνῳ δῆλον ἀκούσαντι γίγνοιτο, μὴ ἰδόντι; cet.

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Genauer ging man in den neueren Zeiten auf die Kritik der Sprache ein, und vornehmlich ist hier Locke zu nennen. Im dritten Buche seines: Essay Concerning Human Understanding Cp. 3, § 20 sq. heifst es: „Die Menschen, indem sie abgesonderte Begriffe (abstract ideas) bilden und sie nebst den damit verknüpften Namen in ihrem Verstande festsetzen, machen sich dadurch fähig, die Dinge zu betrachten und zu besprechen, als wären sie gleichsam in Bündel zusammengefafst, damit sie leichter und schneller ihre Erkenntnis erweitern und andern mitteilen können." Die Wörter sind aber (lib. III, IX, 21) so genau mit den Begriffen verbunden, dafs der Mangel guter Erkenntnis mehr der Unvollkommenheit der Wörter als unserem unvollkommenen Verstande beizumessen ist;

„sie setzen sich nämlich zum wenigsten so sehr zwischen unsern Verstand und die Wahrheit, die er betrachten und begreifen will, dafs, gleich einem Medium, durch welches die Strahlen der sichtbaren Objekte gehn, ihre Dunkelheit und Verwirrung nicht selten uns einen Nebel vor die Augen rückt und unser Verständnis beeinträchtigt." Deshalb ist also vor jeder philosophischen Untersuchung vornehmlich die Unvollkommenheit der Wörter zu prüfen. Locke unterscheidet nun zwischen Namenwesen und Sachwesen (III, VI, 2) [the nominal essence, the real essence]; vom Golde z. B. gäben die Eigenschaften der Farbe, Schwere, Schmelzbarkeit cet. den abstrakten Begriff „Gold", welchen der Name fixiere, ohne dafs uns das Sachwesen bekannt würde, als welches in der Einrichtung der unsichtbaren Teile dieses Körpers zu suchen sei, von welcher die Eigenschaften des Goldes abhingen. (the nominal essence ist also, was heute von einigen innere Sprachform" genannt wird, „the real essence" etwa Kants Ding an sich.) Während die Namenwesen beständig und unvergänglich seien (da sie nämlich in der Abstraktion sich bewegen, deren Erkenntnis uns wirklich zugänglich ist), sei das Sachwesen der Veränderung unterworfen. Es sei z. B. den einzelnen, wirklichen Menschen keine ihrer Eigenschaften wesentlich, aber dem Begriff Mensch dem Namenwesen sei z. B. die Vernunft wesentlich, wenn man nämlich im voraus sich vereinbart hat, die Vernunft mit zu den Teilen zu rechnen, aus denen der Begriff (Name) Mensch zusammengesetzt ist. (lib. III, VI, 4.)

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Locke bezeichnet hiermit die in sich abgeschlossene Welt der Sprache, welche den Menschen in ihre Abstraktionen einspinnt, denen Wirklichkeit nicht zuzukommen braucht. Hiermit stimmt Herder (Ideen zur Gesch. cet. Bd. I. IX, 2): „Keine Sprache drückt Sachen aus, sondern nur Namen: auch keine menschliche Vernunft also erkennt Sachen, sondern sie hat nur Merkmale von ihnen, die sie mit Worten bezeichnet." Man wird auch erinnert an Roscellins Lehre (vielleicht bezeichnet von Anselm [de fide trin. c. 2]: illi nostri temporis dialectici, - qui non nisi flatum vocis. putant esse universales substantias), und die seines Schülers Abälard (Dial. p. 496): nec rem ullam de pluribus dici, sed nomen tantum concedimuus.

Solche Namen nun, welche ursprünglich, von Natur, sich darboten, also die Namen der einfachen Begriffe, lassen eine Erklärung gar nicht zu (lib. III, IV, 7), und die Metaphysik macht nichts als Gewäsch, wenn sie eine solche versucht z. B. bei dem

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