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Ein sehr gewöhnliches, für die Fassungskraft des unwissenden Volkes berechnetes Argument war, dass, wenn der Leib Christi so gross wie ein Berg (am Rhein sagten sie wie der Ehrenbreitstein) wäre, er dennoch schon längst aufgezehrt sein müsste.1) Auch wurde eingewendet, dass, wenn das Brod in den Leib Christi verwandelt würde, eine tägliche Vermehrung dieses Leibes stattfinden müsste. Im Übrigen erklärten sie die Stellen bei Johannes und Paulus, welche von dem Essen des Fleisches und dem Trinken des Blutes Christi reden, auf verschiedene Weise. Manche sagten, durch das Anhören des göttlichen Wortes ässen sie das Fleisch des Sohnes Gottes und tränken sie sein Blut, 2) oder: die Worte der Heilslehre seien die wahre Eucharistie; wer diese unwürdig höre, der esse und trinke sich selbst das Gericht.3) Andere meinten, mit Berufung auf Kol. 1, 18: es gebe hienieden keinen andern Leib Christi als die Kirche der wahren Gläubigen, und mit den Worten: Dieses ist mein Leib, habe Christus in der That den Leib der Kirche bezeichnet.4) Auch führten sie aus dem apokryphischen Evangelium der Nazaräer an, Christus habe bei dem letzten Mahle zu seinen Jüngern gesagt: „Nicht diesen Leib, welchen ihr seht, werdet ihr essen und nicht das Blut trinket ihr, welches die Juden zu vergiessen im Begriffe stehen." 5) Ein Hauptgrund für die figürliche

leser erklärte im J. 1245 vor dem Glaubensrichter zu Prato: quod panis et vinum, quod sacrificatur a sacerdote in altari, non est corpus aut sanguis Christi, sed dixit, ipsum esse elementatum ex quatuor elementis et corruptibile. Appendix monumentorum ad Mamachii Annales O. P. p. 155.

1) Moneta p. 300. Disput. inter Cath. et Pater. p. 1729. Doc. p. 5.

2) Ermengardus p. 116. Doc. p. 28.

3) Ebrardus Liber antihaer. bei Gretser,
Opp. XII, 2, p. 103.

4) Steph. de Borbone p. 550. Moneta p. 298.

$) Bonacurs. bei Mansi II, 588.

Deutung der Einsetzungsworte war immer, dass Christus Joh. 6, 64 von den Worten, die er über den Genuss seines Fleisches gesprochen, gesagt habe, sie seien Geist und Leben, und dass er das Fleisch für unnütz erklärt habe, woraus sich ergibt, dass ein Theil der Katharer, ungleich späteren Gegnern der katholischen Lehre von der Eucharistie, der Ansicht war, dass im sechsten Kapitel des Johannes und in den Berichten der Synoptiker über das letzte Mahl Jesu von demselben Gegenstande die Rede sei; - ein Theil der Katharer, sage ich; denn andere behaupteten, jenen widersprechend, dass Christus Joh. 6, 57 unter seinem Fleische das göttliche Wort oder auch das Thun des göttlichen Willens, und unter dem Blute den h. Geist verstanden habe.

Eine Opferhandlung konnten die Katharer natürlich in der Eucharistie nicht annehmen, da der Leib des Herrn hier nicht zugegen sein sollte, Brod und Wein aber weder an sich noch als Zeichen des Leibes und Blutes für eine des guten Gottes würdige Oblation gelten konnten. Sie führten gegen das Opfer der Kirche auch die Worte des Hoseas (6, 6) an: „Barmherzigkeit habe ich gewollt und nicht Opfer." 1)

Die Dualisten behaupteten übrigens, dass Christus den Gebrauch des Brodbrechens seiner Kirche hinterlassen habe und dass sie, als die Nachfolger der Apostel, diesen Ritus überkommen hätten und denselben regelmässig verrichteten. Wahrscheinlich nahmen sie dabei an, dass das Brod durch das darüber verrichtete Gebet gereinigt und der Herrschaft des bösen Gottes entzogen werde, wiewohl sie nach Sacchoni's Bemerkung doch immer eine eigentliche Segnung oder Weihung des Brodes, als einer von dem Bösen hervorgebrachten Substanz, für unzulässig hielten und sich eben dadurch von den übrigen Katharern unterschieden.) Dabei ist es indess

1) Moneta p. 300. Disput. inter Cath. et Pater. p. 1730.
2) Raineri Summa bei d'Argentré I, 49.

auffallend, dass sie ihre Eucharistie ohne Wein begingen, während sie doch sonst, wie gesagt, den Genuss desselben für erlaubt hielten.

1

Dreizehntes Kapitel.

Gesellschaftliche Einrichtungen und religiöse
Handlungen der Katharer.

Dass die Katharer ein Oberhaupt hatten, welchem sie, zu Zeiten wenigstens, auch den Titel Papst gaben, ist durch mehrfache Zeugnisse ausser Zweifel gesetzt. Schon oben (S. 116. 121) wurde der Papst Niquinta oder Niketas erwähnt, der um das J. 1167 aus dem Orient nach Italien und von da nach Südfrankreich kam, wo er die grosse Versammlung zu St. Felix de Caraman hielt.1) Von den Paterinern in Bosnien wird bemerkt, dass sie Einen unter sich hätten, welchen sie als den Stellvertreter Christi betrachteten und ehrten.2) Wenn jedoch beigesetzt wird: d. h. als den Nachfolger des h. Petrus", so ist dies wohl nur eigene Deutung des katholischen Berichterstatters; denn dass die Katharer in der That einen bleibenden Primat des Petrus und seiner Nachfolger anerkannt und also auch auf eine ununterbrochene Succession solcher Päpste innerhalb ihrer Sekte Anspruch gemacht haben sollten, ist nicht glaublich.3)

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1) Recueil des hist. XIV, 448.

12:

2) Errores Patar. de Bosnia bei Morelli, Codd. Nanniani p. Dicunt se esse ecclesiam Christi et successores apostolorum, habentes de ipsis unum, quem dicunt esse vicarium Christi, id est successorem S. Petri.

3) Ein im Anfange des 14. Jahrh. von der Inquisition in Languedoc verhörter Katharer sagt freilich auch: er habe von einem andern gehört: quod Christus illam potestatem, quam habebat, dimisit Petro apostolo et S. Petrus dimisit successoribus suis apostolicis ;

Bei der feindseligen Trennung, welche zwischen den Dualisten und den Monarchianern bestand, ist es nicht möglich, dass beide Parteien unter Einem Oberhaupte gestanden seien. Überhaupt findet sich keine Spur, dass die Monarchianer einen solchen Mittelpunkt der Einheit gehabt hätten. Es war dies also eine den ohnehin viel zahlreicheren und weiter verbreiteten Dualisten eigenthümliche Institution. Dass dieser Papst seinen Sitz wenigstens längere Zeit in Bosnien gehabt, von dort aus aber auch auf die paterinischen Gemeinden des Westens eingewirkt habe, ergibt sich aus einem Schreiben des Erzbischofs von Rouen an seine Suffraganbischöfe vom J. 1223,1) worin er ihnen meldet: die Albigenser hätten in dem Lande zwischen Bulgarien, Croatien und Dalmatien, angrenzend an Ungarn, d. h. in Bosnien, einen Papst, zu welchem sie von verschiedenen Seiten her kämen, seine Lehre zu vernehmen 2) und ihre Fragen zur Beantwortung und Fälle zur Entscheidung vorzulegen; dieser Papst habe einen Legaten oder Stellvertreter, Bartholomäus Cartes aus Carcassone, nach der Diöcese Agen gesandt, welcher Bischöfe weihe, Gemeinden ordne und sich in seinem Schreiben „Knecht der in der Herberge des heiligen Glaubens (der Kirche) wohnenden Knechte“ 3) nenne; ihm habe der dortige Bischof der Albigenser, Vigoros de la Bocona, 4) der bisher seinen Sitz in dem

quam potestatem, ut dixit, quando ipsi haeretici habebant papas, dicti papae habuerunt successive (Doc. p. 194). Ein anderer (Doc. p. 266) sagt: quod Papa Romanus non est verus papa, . . . sed est verus papa major inter eos.

1) Bei Hugo, Sacrae antiquitatis monumenta I, 115.

2) Doc. p. 268 sagt ein italienischer Katharer: quod fuit missus in Sclavoniam pro doctrina praedicta integraliter addiscenda et perfecte a magistris ibidem commorantibus, in locum qui dicitur Loxena, qui locus subest cuidam domino, qui vocatur Albanus de Loxena, et subest dictus dominus regi Russienae.

3) Servus servorum hospitalis sanctae fidei.

') Nicht Vigorosus von Barcelona, wie es bei Hugo heisst, was

Flecken Poreus gehabt, diesen abgetreten und sich in das Gebiet von Toulouse begeben.

Die Katharer hatten Bischöfe, welche an der Spitze der Gemeinden standen. Dem Bischof waren drei kirchliche Personen, der sogenannte ältere Sohn, der jüngere Sohn und der Diakon untergeordnet.') Der Bischof verrichtete gewöhnlich die bedeutenderen kirchlichen Functionen, die Händeauflegungen, das Brodbrechen, die Gebete. In seiner Abwesenheit vertrat der ältere Sohn seine Stelle; für beide trat, falls sie entfernt waren, der jüngere Sohn ein. Den beiden Söhnen lag auch die Visitation der Gemeinden ob, sowie die Besuchung der einzelnen Mitglieder der Sekte zur Stärkung und Befestigung derselben in der Lehre. War weder der Bischof noch einer der beiden Söhne zugegen, so übernahm der Diakon und im Nothfalle selbst der Subdiakon denn auch einen solchen hatte man in einigen Gemeinden ihre Functionen. Konnte der Bischof wegen Schwäche oder Kränklichkeit seiner Gemeinde nicht vorstehen und sie nicht visitiren, so übergab er sie dem älteren Sohne.

Die Ordinationen wurden entweder von dem Bischof oder mit dessen Erlaubniss von den beiden Söhnen vorgenommen. Der Ritus bestand in Auflegung der Hände und des Neuen Testamentes auf das Haupt des zu Weihenden. Das Vorrücken in eine höhere Stufe geschah, nach Rainer, früher in der Weise, dass nach dem Tode des Bischofs der jüngere Sohn den ältern zum Bischof, dieser aber jenen zum ältern Sohne weihte, worauf die ganze Gemeinde sich zur Wahl eines jüngern Sohnes versam

den Herausgeber in der Note p. 116 zu der irrigen Meinung verleitet hat, dieser Vigorosus sei katholischer Bischof von Barcelona gewesen und habe dem Bartholomaeus Cartes diese seine Kirche förmlich abgetreten. Der häretische Bischof von Toulouse, Guilabert, hatte ihn auf dem Schlosse Montsegur zum Filius major der Diöcese Agen ordinirt. Doc. p. 292.

1) Doc. p. 278. 295. 324.

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