Obrazy na stronie
PDF
ePub

Zuerst sollt ihr denken, daß ja Alles, was ihr da auf euerm Saatfeld seht, vom lieben Gott herkommt. Er gab euch ja den Samen, den ihr ausgesäet habt; er gab euch Gesundheit und Kräfte, daß ihr eure Felder anbauen konntet; er gab euch die nöthige Witterung und das Gedeihen, daß eure Aussaat aufgehen konnte. Er muß nun Regen und Sonnenschein zur rechten Zeit abwechseln lassen; er muß sie mit Thau benezen; er muß sie vor Schaden und Unglücksfällen bewahren, wenn ihr was ernten sollt. Denkt also beim Anblick eurer Saatfelder an den lieben Gott und sagt: „Ach Herr, das Alles kommt von Dir; Du, Du mußt Alles thun! Wenn Du uns gibst, so bekommen wir was, ohne Dich richtet all' unsre Mühe, Fleiß und Arbeit Nichts aus."

Besonders muß der Anblick eurer Saatfelder die Bewunderung und Verehrung der Allmacht Gottes in euch erwecken. Denn wo offenbart sich die Allmacht Gottes herrlicher als bei unserm Saatfelde? beim Wachsthum des Getreides? D, das ist gewiß ein so großes Wunder, als da einst der göttliche Heiland so viele tausend Menschen mit so wenigen Broden gespeiset hat! Doch das thut ja unser allmächtiger Gott alle Jahre vor unsern Augen; nur daß wir's schon gewohnt sind, daß wir nicht einmal darauf Acht geben, sondern denken: das muß schon so sein. Was einfach ausgesäet wird, das wird sechs

und siebenfach wieder eingeerntet. Wer sollte das so machen können? Ist das nicht die Almacht Gottes? Und wenn ihr bedenkt, daß euer Wintertorn beinahe ein halbes Jahr so daliegt unter Frost und Schnee, und daß es der liebe Gott doch erhält, daß es doch so schön frisch und grün ist, wenn der Winter hinüber: Wer kann so Etwas thun, als der allmächtige Gott?!

Dwie viele Wunder Gottes werden dazu erfors dert, daß euer Getreide wachsen kann, und daß ihr Brod bekommt! Da muß die ganze Natur arbeiten; Sonnenschein und Regen, Thau und Schnee, ja selbst Wind und Wetter, Blig und Donner müssen das Ihrige dazu beitragen, damit das Korn reise und gerathe. Wenn auch gleich die Sonne nicht immer scheint und nicht immer schönes Wetter ist, wenn's auch oft kalt, stürmisch und noch so unfreundlich ist, es ist doch Alles zu Etwas gut. Ihr seht ja bei Allem dem doch immer, wenn ihr wieder auf das Feld kommt, daß es besser steht, daß es unvermerkt zu seiner Vollkommenheit herangewachsen ist, und ihr freut euch darüber. Und dieß Alles geschieht ohne euer Zuthun; denn ihr könnt ja nichts thun als auf die köstliche Frucht der Erde warten. Ach, du lieber Gott! gib uns doch offne Augen, daß wir die Wunder sehen, welche Du alle Tage vor und neben uns thust, damit wir doch

Deine Allmacht und Güte erkennen und zur Frömmigkeit geleitet werden mögen! Dafür sollt ihr aber auch, meine christlichen Bauersleute, gut und christ= lich sein und bleiben und durch diesen guten christlichen Sinn eurem Himmelvater danken.

2.

Wenn ihr euer Saatfeld anseht, sollt ihr dabei an euer eignes Herz denken, das der göttliche Erlöser gar oft mit einem Acker verglichen hat. Sieh! dein Feld da draußen steht so schön und gibt so gute Hoffnung zu einer guten Ernte. Es ist nun fertig. Wie! ist denn dein Herz und Leben auch fertig? Ist es auch so schön bestellt? Wie steht denn déine Saat, wie steht es denn um dein Leben? Verspricht es dir auch eine so schöne Ernte jenseits in der Ewigkeit? Oder ach! ist's leider ein verwilder= ter Acker voll Disteln und Dornen, leer an guter Saat und an guten Werken und voll von Unkraut, von bösen Lüsten und Handlungen? Ach! wie wird's da in der Ernte werden? Wirst du da nicht leer ausgehen und dann in der Ewigkeit Mangel leiden müssen? Und woran liegt's? Hast du gar Nichts gesäet? Oder hast du nicht Fleiß genug auf die Verbesserug deines Ackers angewendet? Willst du nicht eilen und die alte böse Saat umpflügen und auf ein Neues säen?

Und wie steht es um das tägliche Wachsthum im Guten? Wächst es auch so das Gute in deinem Herzen, und reifst du in schönen Früchten der Ewigfeitsernte entgegen? Thust du, was der Apostel will? Seid fruchtbar in allen guten Werken!" Rol. 1, 10. It's so? Kann sich dein Pfarrer, dein Beichtvater, der Prediger, der göttliche Sämann, über sein göttliches Feld auch freuen, wie du dich über dein Saatfeld freust? O wie gut wäre das ! wie könnte es euch zu neuem verdoppeltem Fleiße in eurem Christenthum und zum Wachsen in allen Tugenden aufmuntern? O, macht's doch so, meine christlichen Bauersleute! folgt meinem Rath und macht es so!

Auch zur christlichen Geduld könnte euch euer Saatfeld erwecken. Ihr habt so Manches in der Welt zu leiden, und das gefällt euch freilich nicht immer. seht doch euer Feld an! Seht, euerm Feld nüßen Regen, Wind und ungestüme Witterung zum Wachsthum. So find Leiden und Trübsale auch für euch Mittel zum Wachsthum in allem Guten. Es gehört ja gewiß eben so dazu wie der warme Sonnenschein und das schöne Wetter. Freilich, wenn das böse Wetter da ist, gefällt es euch nicht; es ist euch nicht angenehm, wenn ihr da draußen arbeiten und Nässe, Wind und Regen ertragen müßt. Aber für euer Feld ist es doch gut, und ihr nehmt

in Geduld vorlieb. Kommt doch eine schöne Ernte drauf, denkt ihr. Und gerade so ist's mit dem Leiden auch. Freilich verursacht die Züchtigung keine Freude, sondern Traurigkeit; nachwärts aber bringt fie denen, welche sie überstanden haben, die glücklichsten Früchte der Gerechtigkeit. Hebr. 12, 11.

Gerade so geht's mit dem Getreid. Das geht Alles so still und unvermerkt zu, ohne viel Geräusch, und wächst doch eine schöne köstliche Frucht am Ende hervor, die euch in der Ernte erfreut. So sollen auch in der Stille schöne Früchte der Frömmigkeit aus euern Leiden hervorwachsen; denn dadurch werdet ihr allemal frömmer, von der Welt abgezogner, geduldiger, gottergebner, zutrauensvoller und besser. ! sollt ihr also nicht auch die Trübsale gern annehmen? Kann das Feld ohne Unwetter keine schöne Früchte tragen, wie sollt ihr lauter Sonnenschein und gute Tage verlangen! Ach, da geht's mit der Tugend und Frömmigkeit wie mit eurem Korn; wie das bei lauter schönem Wetter nicht ge= rathen kann, so kommt auch sie bei lauter guten Tagen nicht fort. Da wird das Herz eitel, vergißt Gottes, und bei beständigen Freuden sterben die guten Gesinnungen gleichsam ab, wie der Halm bei stetem Sonnenschein. Wie sollt ihr also da nicht znfrieden sein? wie nicht gern auch die Leiden, die ein wahrer Segen und eine wahre Wohlthat für

« PoprzedniaDalej »