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Einzelnen Stellen also verleiht die Alliteration oft eine dem Sinne entsprechende Klangfarbe. Bei Uhland (Gr. Eberhard der Rauscheb.) heisst es:

Man lispelt leichte Liedchen, man spitzt manch Sinngedicht,

Man höhnt die holden Frauen, des alten Liedes Licht.

E. Schulze schliesst die bezauberte Rose":

Und mir ist nichts aus jener Zeit geblieben,

Als nur dies Lied, mein Leiden und mein Lieben.

noch immer erreichbar bleibt. Man sehe, welche Gestalten und Stoffe auch z. B. Fouqué und Rückert im Kostüm der Alliteration vorführten: Sigurd, den Schlangentödter, Roland zu Bremen und Aehnliches. Als Ausnahme darf Jordan's Dichtung auf Anerkennung Anspruch machen.

Es scheint uns ebenso ein verfehltes Unternehmen, unsern Endreim Dich tungen in antiker Form hinzuzufügen, wie es früher von Clajus u. A., neuerdings von Gottschall versucht wurde. Schottel (Von der Dtsch. Haubt Spr. p. 844) führt z. B. zwei Disticha von Clajus an:

Der Glantz der Sonnen geht hoch über andre Sterne,
Dass gegen jhrem Schein, dunckele Liechte sie seyn.
So gläntzt für andren Fürst Ludwigs Krone so ferne,
Bei dem Gott ist wehrt, und der Apollo geehrt;

und Filip Zesen liefert in seinem „Hoh-Deutscher Helikon" (Abtheil.: „Dtsch.
Lat. Leiter zum hochdtsch. Hel." p. 129) eine Sapphische Strophe:
Liebster Gott, brauche doch deine Rechte,

Lindre die noht, die dein' elende Knechte

Itzo betrifft, heile die tieffen Wunden,
Die wir empfunden;

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aber er setzt hinzu, dass das Band zwar nach der kunst gemacht sei, aber die würkung derselben nicht habe, und ein blos-gekünsteltes zu sein scheinet." Gottschall's Verse finden sich zwar mit den metrischen Schwierigkeiten besser ab, wie: Hier im stillen Thal an der Berges halde,

Friedlich rings bekränzt vom verschwieg'nen Walde,
Wo der Schilf im Teich, wenn der Abend düstert,
Träumerisch flüstert." oder:

„Und sinken Völker in des Verderbens Schlund,
Der Satz des Elends bleibt auf des Bechers Grund,
So oft ihn auch im Strafgerichte

Schmettert in Scherben die Weltgeschichte;

aber das macht die Sache nur schlimmer, denn dem Ohr, welchem die antike Musik genugthut, ist Dergleichen eben übergenug. Die Melodie der ganzen Strophe zerlegt sich nach den Reimen in harte Abschnitte, und die Gleichklänge spielen entweder, wie in der sapphischen Strophe, oder sie stören durch heftige Rhetorik, wie in der alcäischen.

Ders. (Musik. Phantas.):

Göthe (Faust):

Aber horch, die Töne schallen
Weich und klagend jetzt mir zu,
Wie der Welle leises Wallen,
Wie das Lied der Nachtigallen,
Wie das Säuseln linder Ruh.

Der ganze Strudel strebt nach oben,

Du glaubst zu schieben und du wirst geschoben.

Jordan (Nibel.):

Das leise Gelispel im Laube der Linde;

Am

Wie am Felsen gebrochen das Brausen der Brandung. Die Assonanz, der zum Endreim die Gleichheit des schliessenden Consonanten fehlt, ist nach ihrem Vorkommen bei den Romanen, namentlich den Spaniern, mehr ein nicht zur Vollkommenheit entwickelter Endreim zu nennen, als eine besondere Reimart. Bei Westphal (Gr. Metr. Bd. II, p. 61) heisst es: „Noch Jahrhunderte lang, nachdem das Volk in den neuen Dialekten (der romanischen Sprache) geredet und gedichtet hat, hält sich das Lateinische künstlich als Kirchen- und Literatursprache. längsten im Stammlande Italien, wo die Kunstpoesie und somit die Literatur erst im Zeitalter Dante's der lingua vulgare sich zuwendet. Früher geschah dies auf der spanischen Halbinsel. Hier steht die Kunstpoesie mit dem alten spanischen Volksliede in einem durchaus unmittelbaren Zusammenhange, und so treffen. wir denn jenen alten Rhythmus des römischen Soldatenliedes aus Aurelian's Zeit (vide Fl. Vopisc. Aurel. 6) fast unverändert als das Metrum des spanischen Epos wie der spanischen Bühne wieder. Achtsylbige Reihen mit anlautender Hebung und schliessender Senkung folgen meist continuirlich auf einander; ihnen beigemischt, meist am Ende eines längeren Abschnitts, werden siebensylbige Reihen mit schliessender Hebung. Noch in einer anderen Weise sind innerhalb der romanischen Metrik jene spanischen Verse als Repräsentanten eines primären Standpunktes von grossem Interesse. Sie reimen nämlich, aber der Reim ist noch nicht völlig durchgebildet, er steht noch auf der Stufe des bloss vokalischen Gleichklangs ohne Gleichheit der den letzten accentlosen Vokal umgebenden Consonanten. Dies ist die Stufe der Assonanz.“

(cf. Wolf, über die Lais cet. p. 15 sq.)*) Auch unser Volkslied bringt es zuweilen nur zur Assonanz, wo es den Reim So bei Simrock (Dtsch. Volksb., Bd. VIII, p. 235):

will.

Unser Herz und unser Sinn,

Denn du bist und bleibst mein Kind.

(ib. Prinz Eugen, p. 494):

Prinz Eugenius, der edle Ritter,
Wollt' dem Kaiser wied'rum liefern -

Am einundzwanzigsten August so eben

Kam ein Spion bei Sturm und Regen

Anwendung der Assonanz, wie sie von Dichtern unserer romantischen Schule versucht wurde, bleibt für unser Ohr ohne rechte Wirkung, mag höchstens zu einer Stimmung anregen. So giebt Tieck in „Die Zeichen im Walde" in 114 vierzeiligen Strophen jedesmal der zweiten und vierten Zeile die Assonanz des Vokals u, um zum Grausen zu stimmen, verwendet dabei aber Formen, wie begunnte, zurucke, verrucke, bedunken, anhube, erschluge, aufgedunkelt u a. m., welche leicht zu anderer Stimmung führen. Eine einzelne Assonanz, noch dazu bei verschiedener Quantität des Vokals, wird von uns gar nicht vernommen, wie (Diez, alt-spanische Romanzen):

Diesen Schaft führt der Franzose, der ihm dienen muss
als Gerte,

Seine Stute fortzutreiben, die er kaum noch bringt vom
Wege.

*) Weigand (tr. de versif. franç. p. 63 sq.) sagt: Dans les premiers essais de la poésie française, la rime, quoique du reste bien incorrecte, était toujours basée sur une conformité de sons. Ce n'était souvent qu'une simple assonance, c'est-à-dire parité de la voyelle et du son, abstraction faite de l'articulation. Ces assonances, que les anciens appellent rime de goret ou de boutechouque, se trouvent par exemple dans le Poëme de Charlemagne, les Enfans d'Ogier, Garin le Loherain. Voici une suite de rimes extraites de la Chanson de Roland: Charles, message, masse, muables, Arabe, marches, garde; On s'est servi de ces rimes encore beaucoup plus tard dans les chansons populaires p. ex. dans celle citée par Molière, le Misanthrope I, 2:

Si le roi m'avait donné

Paris, sa grand' ville
Et qu'il m'eût fallu quitter
L'amour de ma mie, etc.

Untermischt mit Reimen, scheint die weichere Assonanz nicht ohne Reiz, wie bei Freiligrath (Der Blumen Rache):

Auf des Lagers weichem Kissen
Ruht die Jungfrau, schlafbefangen,
Tief gesenkt die braune Wimper,
Purpur auf den heissen Wangen;

bei Schiller (Glocke):

Von dem Dome
Schwer und bang

Tönt die Glocke

Grabgesang; und symbolisch von schöner

Wirkung ist bei Schiller (Braut von Messina):

Brechet auf, ihr Wunden!

Redet, ihr stummen!

In schwarzen Fluthen

Stürzet hervor, ihr Bäche des Bluts!

In der Glocke":

"

Pfosten stürzen, Fenster klirren,

Kinder jammern, Mütter irren,

Thiere wimmern

Unter Trümmern;

Alles rennet, rettet, flüchtet,

Taghell ist die Nacht gelichtet.

zu

Der eigentliche Reim (Endreim) besteht in dem Gleichklang betonter Sylben von deren Vokal ab so einsylbig heisst er männlicher, stumpfer Reim (tronco, masculine) gleich mit dem Gleichklang solcher tonlosen Sylben, welche etwa noch folgen. Zweisylbig heisst er dann weiblicher oder klingender Reim (piano, féminine) dreisylbig hat man ihn gleitend genannt (sdrucciolo). Bilden die reimenden Sylben einen Spondeus, so spricht man von schwebenden Reimen, wie bei Voss (Schwergereimte Ode):

-

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Poet und Bard' übt altes Faustrecht,

Mit Sense, Mistfork', Axt und Spiess;

Besonders, weh uns! saust und braust recht

Die Knotenkolbe des Genies;

die das Gröbliche verlieren, wenn sie eine Ableitungssylbe treffen, wie bei Göthe:

Aus Morgenduft gewebt und Sonnenklarheit

Der Dichtung Schleier aus der Hand der Wahrheit. Nach der Ordnung, in welcher die Endreime wiederkehren, unterscheidet man gepaarte (ungetrennte) Reime (aa - bb); gekreuzte (Wechselreime) (ab - ab); umarmende (eingeschlossene) (abba); verschränkte (abe, acb; abc, cba cet.). Man hat Häufung des Reims es genannt, wenn mehr als zwei auf einander folgende Reime denselben Reim zeigen), unterbrochene Reime, wenn reimlose Verse zwischen sie treten (wie z. B. die Waisen" in der mhd. Dichtung, cf. Koberstein, Gesch. d. dtsch. Nat.-Lit. Bd. I, p. 149).

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Ein reicher oder rührender Reim entsteht, wenn auch der die Reimsylben beginnende Konsonant derselbe ist, wie in: entstand, verstand; halle, Halle. Solchen Reimen fehlt für unser Ohr der Reiz, dass sich ein Klang einem fremden anschmiegt; wir verlangen einen Unterschied in der Einheit. Anders die Italiener, bei denen Reime, wie luce (Licht) luce (leuchtet), duca (Herzog) conduca (führe) keinen Anstoss erregen (vide J. und M. Wiggers, Gramm. d. Ital. Spr. p. 428), und die Franzosen, welche die rime riche oder pleine, wie père, prospère; vers, divers; vor der rime suffisante ou commune, wie soupir, désir, bevorzugen. Wilh. Ténint (Prosodie de l'école moderne) hat z. B. in dem Gedichte la cavalcade" (harmonie imitative) nur Ein Mal den genügenden" Reim:

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*) Schopenhauer (Welt als W. u. Vorst. II, p. 489) sagt: „Meinem Gefühl zufolge (Beweise finden hier nicht Statt) ist der Reim, seiner Natur nach, bloss binär: seine Wirksamkeit beschränkt sich auf die einmalige Wiederkehr desselben Lauts und wird durch öftere Wiederholung nicht verstärkt. Sobald demnach eine Endsylbe die ihr gleichklingende vernommen hat, ist ihre Wirkung erschöpft: die dritte Wiederkehr des Tons wirkt bloss als ein abermaliger Reim, der zufällig auf denselben Klang trifft, aber ohne Erhöhung der Wirkung. Denn der erste Ton schallt nicht durch den zweiten bis zum dritten herüber: dieser ist also ein ästhetischer Pleonasmus, eine doppelte Courage, die nichts hilft. Am wenigsten verdienen daher dergleichen Reimanhäufungen die schweren Opfer, die sie in Ottavarimen, Terzerimen und Sonetten kosten u. s. w." - Das ist als Deutscher urtheilen; ein oft wiederholter Gleichklang breitet seine musikalische Stimmung ebenso viel mehr aus, als er die Ansprüche auf Bedeutsamkeit minder befriedigt.

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