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Auch Rainer gibt an, dass nach der Lehre der Concoreggier der in den Leib Adams eingeschlossene Engel bereits nicht mehr ganz rein von Sünde gewesen sei. Andere dagegen, bemerkt Moneta, meinten, er sei damals noch völlig schuldlos gewesen.

Auf dasselbe Ereigniss und den Ursprung des menschlichen Geschlechtes bezieht sich die Parabel vom Samariter. „Ein Mensch ging von Jerusalem hinab nach Jericho," Adams Geist stieg auf das Gebot Gottes aus dem himmlischen Jerusalem hinab in die niedere Welt,

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und fiel unter Räuber, die ihn auszogen," unter die bösen Engel, die Geister der Gestirne, der Sonne, des Mondes und der Sterne, welche vorher finster waren, nun aber mit dem Lichte, das sie dem Adam entrissen, leuchteten, „ihn schlugen und halbtodt liegen liessen;"

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die Schläge sind die Sünden; halbtodt wird er genannt, weil sein nunmehriges fleischliches Leben, gegen das frühere gehalten, zwar dem Tode vergleichbar ist, weil sie ihm aber doch den Glauben nicht zu nehmen vermochten, obgleich sie ihn in andere Sünden stürzten. „Ein Priester und ein Levit," - Melchisedek und Aaron, ,kamen denselben Weg," d. h. durch dieselben Sünden, und konnten ihm nicht helfen. „Aber ein Samariter," Christus, näherte sich ihm," d. h. nahm menschliche Gestalt an, und verband seine Wunden," d. h. er beschwichtigte die Heftigkeit seiner Begierden und erliess ihm seine Sünden; „er goss Oel und Wein," Busse und den h. Geist, hinein, hob ihn auf sein Lastthier," d. h. erlöste ihn durch seinen eigenen Leib, „und führte ihn in eine Herberge," in die Kirche. „Am andern Tage," nach seiner Auferstehung, „zog er zwei Groschenstücke hervor," - das Evangelium und die Gaben des h. Geistes, gab sie dem Wirthe," d. h. den Vorstehern der Kirche, und sprach: pflege seiner," d. h. weide meine Schafe; was du noch darüber aufwendest," wenn du

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z. B. wie Paulus zugleich predigst und von deiner Hände

Dollinger, Geschichte der Sekten.

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Arbeit lebst, das werde ich dir erstatten, wenn ich zurückkomme," - am Tage des Gerichtes.1)

Die Parabel vom ungerechten Haushalter erklärten sie wie die Dualisten; die Schuld, welche die Engel dem Herrn abzutragen hatten, waren Gebete; Satan überredete sie, Gott habe ihnen eine allzuschwere Last aufgelegt, und minderte ihre Arbeit. Macht euch also Freunde mit dem Mammon der Ungerechtigkeit," d. h. theilt den wahren Christen, den Katharern, von den vergänglichen Reichthümern dieser Welt mit, damit sie euch befreundet werden.

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In der Parabel vom verlorenen Sohn ist der Geist Adams der jüngere Sohn, der Fürst dieser Welt der ältere; jener begehrte sein Erbtheil, d. h. seinen Antheil an der göttlichen Substanz; er diente einem Manne im fremden Lande, d. h. der Eva, mit welcher er sündigte; da trat Hungersnoth (des göttlichen Wortes) ein und er begehrte der Träber der Schweine, d. h. der Lüste dieser Welt. Satan hatte nämlich einen andern Engel in den aus der Seite des schlafenden Adam gebildeten weiblichen Körper eingeschlossen; dieses erste Weib wurde durch einen Dämon in der Gestalt der Schlange verführt, aus welcher Verbindung Kain geboren wurde; von ihm heisst es daher, er sei aus dem Bösen gewesen.2) Das Weib aber, an die Wollust gewöhnt, verführte wieder den Adam, wodurch Abel gezeugt wurde; daher der Hass des von dämonischem Samen entsprungenen Kain gegen seinen Bruder. Diese Beiwohnung war der Genuss der verbotenen Frucht; denn der Satan hatte dieses Verbot gerade darum gegeben, damit es übertreten würde, und desshalb verhüllten auch gleich darauf die ersten Menschen die Werkzeuge ihres Falles.3)

1) Moneta .p. 111.

2) 1. Joh. 3, 11.

3) Doc. p. 60. 275.

Wahrscheinlich theilten demnach die Monarchianer das menschliche Geschlecht vor Noe in ähnlicher Weise, wie die Dualisten, in zwei ganz verschiedene und feindliche Klassen, die Nachkommen Kains, als das Geschlecht des Satan, und die Nachkommen Adams. Wenn sie dabei behaupteten, dass alle menschlichen Seelen vom Geiste Adams emanirt seien, 1) so verstanden sie dies von der Zeit seit der Sündfluth oder seit dem Erlöschen der Kainiten.

Die Fortpflanzung des menschlichen Geschlechtes ist also die Folge satanischer Verführung und geschieht fort und fort durch dieselbe Sünde, welche die Stammeltern begangen haben.2) Satan aber erreichte dadurch, dass er den Körpern der Menschen jene auf die Sünde der Unzucht berechnete Einrichtung gab und so bereits den Eintritt ins irdische Dasein vergiftete, seinen Zweck, sie in völliger Abhängigkeit und Knechtschaft zu erhalten. Jedes schwangere Weib steht seitdem unter unmittelbarem dämonischem Einflusse; der Dämon in der Mutter ist es, welcher Fleisch vom Fleische und Seele von Seele hervorbringt, und jedes Kind wird mit einem Dämon geboren.3) Die Fortpflanzung geschieht aber durch Zeugung des Fleisches vom Fleische und des Geistes vom Geiste, so dass alle menschlichen Seelen von jenem Engel, dem Geiste Adams, ausgeflossen und mit ihm wesentlich Eins sind.4) Denn die Seele ist nicht eine einfache, sondern eine zusammengesetzte körperliche Substanz; der geistige Leib, dessen Paulus 5) gedenkt, und die Einheit des menschlichen Geschlechtes setzt auch Einheit der Seele oder Fortpflanzung einer und derselben Seele voraus, gleichwie es immer dieselbe körperliche Substanz

1) Moneta p. 129. Doc. p. 60.

2) Doc. p. 88.

3) Doc. p. 33. 35. 267. 320.

4) Doc. p. 60. 87. Vgl. Apg. 17, 26.

5) 1. Kor. 15, 14.

ist, welche durch die Zeugung fortgepflanzt wird,1) und wenn Christus zur Erlösung des menschlichen Geschlechtes gekommen ist, so ist er um der Seelen willen, die also eine geschlechtliche Einheit bilden müssen und nicht einzeln geschaffen sein können, gekommen. Auch der Ausspruch des Apostels, dass in Adam alle Menschen gesündigt, 2) erfordert eine substantielle Einheit aller mit der Seele Adams, wie denn auch die Vererbung der Sünde ohne eine Mittheilung der seelischen Substanz durch Zeugung nicht gedacht werden kann.

Die Bücher des Alten Testamentes geben nur vom Satan Zeugniss; er ist der Jehovah der Patriarchen und des jüdischen Volkes; 3) alle dort erzählten Theophanieen waren Manifestationen des Satans; er war es, der den Henoch über das Firmament erhob, sich ihm dort in angemasster göttlicher Würde zeigte und ihn 67 (76) Bücher schreiben liess; diese nahm Henoch mit auf die Erde herab, übergab sie seinen Söhnen und lehrte sie den Opferdienst und die unreinen Mysterien. Dergestalt blieben sie Satans Knechte, der das Himmelreich vor ihnen verbarg und ihnen stets vorsagte: Seht, ich bin euer Gott und ausser mir ist kein anderer Gott.4) Einmal wollte er durch die Fluth zur Zeit Noe's das gesammte Menschengeschlecht vertilgen, damit die Menschenseelen nicht mehr zur Busse gelangen und die von ihm und den Seinigen im Himmel verlorenen Stellen einnehmen könnten; aber Gott beschloss und bewirkte die Rettung des Noe und seiner Familie, damit durch sie das Geschlecht fortgepflanzt würde und die Seelen noch Raum erhielten, Busse zu thun und die Rückkehr in den Himmel zu erwerben.5) Satan war es dann auch, der die

1) Moneta p. 111. 136. 335.

2) Röm. 5, 12.

3) Doc. p. 66. 89. 275.

4) Evang. apocryph. Joh. bei Philo I, 890. 91. Doc. p. 89.
5) Moneta p. 112 u. 216. Doch ist in beiden Stellen der Sinn

Beschneidung einführte, das jüdische Volk durch die Wüste in das Land Kanaan führte und ihm durch seinen Diener Moses das Gesetz gab. Der Charakter des Bösen blickt in seinen Äusserungen und Handlungen immer durch: er stellt den sündig gewordenen Menschen sich gleich, verflucht seine Erde, bereut es, den Menschen geschaffen zu haben, hat sein Wohlgefallen an Thieropfern, versucht den Abraham zur Schlachtung seines Sohnes, täuscht durch Lügen und falsche Verheissungen und belegt Christum und dessen Kreuzigung zum voraus mit dem Fluche.') Auch die Propheten sind seine Abgesandte und folglich alle böse; nur gezwungen vom göttlichen Geiste und ohne es zu verstehen, haben sie von Christus geweissagt; meist aber haben sie, der Bösartigkeit ihres Herzens folgend oder auf Eingebung des bösen Geistes, von Krieg, Pest und Gefangenschaft geredet.2)

Einige bekannten sich indess zu der Ansicht, die Propheten seien die in den Evangelien erwähnten Personen, welche bei der Kreuzigung Christi aus den Gräbern auferstanden; um des Guten willen, das sie von Christus gesagt, seien sie wieder Menschen geworden, hätten von den

durch Druckfehler entstellt; S. 112 muss es statt perderet: perdere und statt servaveritque: servaverit heissen, und S. 216 muss statt diabolus noluit: voluit stehen. Übrigens findet sich hier wieder ein Beispiel von der successiven Modification des Lehrbegriffes. Bonacursius, welcher 50 Jahre vor Moneta schrieb, stellt die Sündfluth und die Erhaltung Noe's noch fast ganz so dar, wie die Bogomilen sie hatten: Die Giganten, welche die Dämonen mit den Töchtern Eva's erzeugt, hätten durch ihre Väter gewusst, dass der Satan der Bildner des Sichtbaren sei; darum habe dieser gesagt: Es reut mich, den Menschen gemacht zu haben, und habe die Fluth hereinbrechen lassen; Noe aber, der diess nicht gewusst, sei durch den Satan in der Fluth gerettet worden. Moneta hat die spätere, von der bogomilischen allmälig mehr abgewichene Gestaltung.

1) 5. Mos. 21, 23.

2) Doc. p. 275.

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