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mals in der höhern Welt zugeordnet gewesen, vereinigt wird. Diese Wiedervereinigung der Seele mit ihrem Geiste geschieht also schon hienieden; hingegen wird die Seele mit ihrem himmlischen, in der oberen Welt zurückgelassenen Leibe erst dort wieder verbunden werden, und das ist die einzig wahre Auferstehung; denn der irdische Leib, das Erzeugniss des bösen Gottes, fällt für immer der Verwesung anheim, und wird nicht wieder belebt werden. 1) Darum heisst es auch im Psalm (1, 5), der Gottlose werde nicht auferstehen, und ist nach Paulus das, was wir säen, nicht der Körper, der werden soll, also etwas anderes; vielmehr bezeichnet er den künftigen Leib, als das ewige, nicht von Menschenhänden gemachte Haus, welches wir im Himmel erhalten werden.2) Die Wiedervereinigung der Seele mit diesem Leibe schildert Ezechiel in der Vision, die er im Himmel sah, als ein mit Todtengebeinen übersäetes Feld und die Belebung derselben durch das Wort des Herrn. Es bedarf aber zur Sonderung der Guten von den Bösen und zur Vergeltung keines allgemeinen Gerichtes mehr; denn dieses Gericht ist eigentlich schon damals erfolgt, als die verführten Seelen aus dem Himmel gestossen und zur Busse in diese Unterwelt gebannt wurden; seitdem gibt es nur ein von der Erscheinung Christi an fortlaufendes Gericht der Unterscheidung, wodurch das Volk Gottes sich allmälig von den Bösen, mit welchen es hier vermischt erscheint, aussondert, bis endlich der Tag kommt, an welchem der Herr die Seinigen in die himmlische Heimat aufnimmt. Jener Fall der Engel war auch die einzige wahre Sünde, wogegen die Vergehen dieser irdischen Existenz nur Unterbrechungen der Busse und unfreiwillige Befleckungen sind, welche, da sie nicht aus einer freien Willensbestimmung hervorgegangen, nicht bereut

1) Doc. p. 65. 83. 197. 267.

2) 2. Kor. 5, 1.

werden können, auch keine eigentliche Strafe verdienen, sondern nur eine Reinigung nöthig machen.1) So wird denn jeder im Himmel zu seiner vorigen Stellung und Würde zurückkehren, und, wie vormals, werden dort die einen wieder grösser und herrlicher als die anderen sein. Die ganze Geschichte ist demnach ein Kreislauf, ohne einen andern Zweck, als den, die ehemals in der höhern Welt gestörte Harmonie wieder herzustellen und jedwedes Wesen auf den Punkt zurückzuführen, von welchem es ausgegangen. Was aber die aus dem bösen Samen Entsprossenen betrifft, so bleiben sie ohnehin in der Gewalt ihres Gottes und Schöpfers, des Satan, und darum gibt es auch keine Hölle als besondern Ort der Verdammten, sondern diese ganze niedere Welt, das Reich des Bösen, ist die wahre Hölle.")

Elftes Kapitel.

Die Lehre der Katharer.

2. Die Lehre der Monarchianer.

Den Dualismus verwarfen die Concoreggier und Bagnoleser, welche in Italien zahlreicher waren als die dualistischen Albaneser, wogegen diese ausserhalb Italiens das Übergewicht behaupteten. Dem Lehrbegriffe jener beiden Sekten liegt das System der Bogomilen zu Grunde, doch erscheint dasselbe hier regelmässiger ausgebildet, consequenter, der h. Schrift wenigstens scheinbar mehr entsprechend und überhaupt bedeutend modificirt. Ein Gott ist der Schöpfer des Universum, der höhern geistigen Welt, des Pleroma mit den Engeln und der materiellen Elemente.3) Da er selbst wesentlich gut

1) Moneta p. 379. Peregrin. Priscian. p. 94. Doc. p. 277.
2) Moneta p. 381. Doc. p. 31. 36. 152. 210. 213. 215. 247. 327.
3) Doc. p. 60.

und heilig, so war auch alles von ihm Geschaffene gut. Aber Lucifer, eines der vornehmsten Geschöpfe, erzeugte zuerst durch einen freien Act seines Willens das Böse; denn als er hinabgestiegen, die von Gott geschaffene Materie zu sehen, ergriff ihn die Begierde, darüber zu herrschen und diese Begierde ist die Wurzel alles Bösen.1) Nach seiner Rückkehr in die obere Welt verführte er die Gestirne des Himmels, d. h. eine grosse Anzahl von Engeln, denn sie sind die Gestirne, von denen, nach Paulus, 2) eines das andere an Herrlichkeit übertrifft. Er wurde hierauf mit diesen seinen Engeln aus dem Himmel gestossen und begann nun, unter Gottes Zulassung, sein Reich einzurichten, nämlich die von Gott hervorgebrachte Materie zu bilden und zu gliedern. In den Geschöpfen dieser niedern Welt ist demnach der Stoff, aus dem sie gebildet sind, von Gott, die Form aber, das Gewand, mit welchem die Materie überkleidet ist, gehört dem Satan.3) Demnach ist in den Stellen des Neuen Testamentes, in welchen gesagt wird, Gott habe Himmel und Erde gemacht, nicht der sichtbare Himmel und die sichtbare Erde, sondern der neue Himmel und die neue Erde gemeint, deren Petrus und die Apokalypse gedenken, d. h. die Welt der Geister und der Seelen. Die Gestirne des sichtbaren Himmels aber, Sonne und Mond, sind Dämonen, welche nur mit dem dem Geiste Adams geraubten Lichtglanze prangen und allmonatlich Unzucht mit einander treiben, wovon die Ausgiessung des Thaues auf die Erde herrührt.

Als Lucifer sein Werk vollbracht hatte, da kam von Gott gesandt ein Engel, der Geist Adams herab, zu sehen, wie er alles geordnet habe. Lucifer aber ergriff ihn und schloss ihn in einen fleischernen Körper ein.

1) Nach 1. Tim. 6, 10.

2) 1. Kor. 15, 41.

8) Doc. p. 84. 274.

Dieses Ereigniss ist dargestellt in der Parabel vom unbarmherzigen Knechte.1) Lucifer ist dieser Knecht, der seinem Herrn viel schuldig war, d. h. Gott schwer beleidigt hatte. Der Herr befahl, ihn zu verkaufen und sein Weib (die Weisheit), und seine Söhne (die ihm unterworfenen Engel) und alles, was er hatte (seine natürlichen Vorzüge). Der Knecht fiel nieder und flehte: Habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen, d. h. ich will die Menschen bilden, aus denen du die Zahl der von mir zum Abfall verführten Engel ersetzen kannst. Da entliess ihn der Herr und erlaubte ihm, sechs Tage lang aus der Materie zu bilden, was er wollte. Der Geist Adams ist der Mitknecht, den Lucifer in den Kerker des Leibes einschloss, indem er zu ihm sprach: Gib was du schuldig bist, d. h. unterwirf dich dem Fleische; dieser aber fiel nieder und flehte: Habe Geduld mit mir, d. h. entlasse mich und schliesse mich nicht in diesen von Lehm geformten Körper ein; ich will dir alles erstatten, d. h. dir dienen. Satan aber schloss ihn dennoch ein, auf dass er seine Schuld abtrüge, d. h. die fleischliche Wollust mit dem Weibe befriedigte.")

In dem apokryphischen Evangelium des Johannes3)

1) Doc. p. 274.

2) Bonacursius bei d'Achery I, 208. Rainer 1. c. p. 1773. Moneta p. 109. 110. Doc. p. 87. 274.

3) bei Thilo, Codex apocryphus N. T. I, 884 und Doc. p. 85. Über die Ursache des Falles Lucifers (vgl. Doc. p. 85 ff.), sowie über die Art und Weise der Belebung Adams durch Einhauchung einer Seele waren die Concoreggier sehr verschiedener Ansicht; sie waren nur darin einig, dass der Satan den Leib Adams gebildet habe (Nec tamen certum de vivificatione et inspiratione corporis Adae valemus dicere, quia fere, quot sunt haeretici, tot fabulationes de hoc ad libitum suum apponunt. In hoc vero omnes consentiunt, quod diabolus corpus formaverit. Doc. p. 274). Eine eigenthümliche Lehre über den Fall Lucifers und die Schöpfung des Menschen hatte die Sekte der Slavonier, welche die Mitte hielt zwischen den Dualisten und den Monarchianern. In der untern Welt war ein ungeschaffener Geist

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ist diess alles weiter ausgeführt und mythisch ausgeschmückt. Nur die Sendung der beiden Engel von Gott wird hier nicht erwähnt. Diese wird in der Disputatio inter Catholicum et Paterinum1) in folgender, der bogomilischen Lehre mehr entsprechenden Weise dargestellt: Der Satan, wegen seines Betruges aus dem Himmel gestossen und dort durch Michael ersetzt, bildete die niedere Welt, indem er die Oberfläche der Erde vom Wasser frei machte, und gestaltete zwei menschliche Körper, bemühte sich aber dreissig Jahre lang vergeblich, ihnen den Lebenshauch einzublasen; da flehte er den Höchsten an, ihm zwei Engel zu überlassen; zwei von diesen, von heimlicher Neigung zum Satan geleitet, boten sich an und verhiessen, schnell zurückzukehren. Gott warnte sie, wachsam zu sein; denn wenn sie einschlummerten, würden sie nicht mehr zurückzukehren im Stande sein, doch wolle er dann nach 6000 oder 7000 Jahren zu ihnen kommen. Sie stiegen hinab, schliefen ein und wurden in die beiden Körper eingeschlossen, in denen sie die himmlische Heimat vergassen. Sie sind die Geister Adams und Evas, welche durch die Leiber Enochs, Noe's, Abrahams und anderer gewandert sind, und endlich in Simeon und Anna bei Christi Ankunft erlöst wurden.

(spiritus sine principio) mit einem vierfachen Antlitz, dem eines Menschen, eines Vogels, eines Fisches und eines vierfüssigen Thieres. Als Lucifer vom Himmel herabstieg und dieses Wesen sah, bewunderte er es und liess sich von ihm verführen. Lucifer kehrt zum Himmel zurück und verführt andere, die sämmtlich aus dem Himmel vertrieben wurden. Lucifer und jener Geist wollten die Elemente theilen und Menschen bilden, aber es gelang ihnen nicht. Lucifer flehte darum zu Gott und dieser sandte ihm einen andern Engel zu Hülfe, mit welchem er in sechs Tagen die Elemente zertheilte und die Welt so schuf, wie es in der Genesis erzählt wird. In Adams Leib schloss Lucifer den ihm zu Hülfe gesandten guten Engel ein. Doc. p. 612, vgl. p. 60.

1) bei Martene 1. c. p. 1719.

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