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compositum. Sicut et omnes psalmi in hebraea lingua dicuntur certa carminis lege esse formati, ut asserit Cassiodorus in expositione psalmi 66. Proinde et psalmodia saepenumero hymnus dicitur, ut eo loco psalmi 64: Te decet hymnus in Sion et tibi reddetur votum in Hierusalem." Apte itidem et haec divinarum laudum cantica dicuntur hymni, quoniam in Dei laudem concinunt et certa aliqua lege carminis constructa sunt atque comprehensa."

Die vielsagende Bedeutung des Wortes im Griechischen erläutert am ausführlichsten Jacob Goar) in seinem Evyoλoyov sive rituale Graecorum pag. 117, fol a u. b. Als Urbild der Hymnen wird der apokryphe Gesang der drei Männer (oder wie die katholischen Liturgien es nennen (trium puerorum) im Feuerofen bezeichnet. Schon daraus erhellt zur Genüge, dass der Hymnus in seiner ursprünglichen Fassung nicht an das Metrum gebunden war und erst einer verhältnissmässig späteren Zeit war es vorbehalten, einen gewissen Rhythmus beim Hymnus zu beobachten. Mit Recht bemerkt also Kayser,7) dass die Abfassung metrischer Hymnen erst dann in allgemeinere Aufnahme kam, als die häretischen Sekten durch ihre kunstvollen Lieder die Menge in ihre gottesdienstlichen Versammlungen lockten.

Soviel über die Bedeutung des Wortes Hymne, das vom griechischen dew „loben, preisen" stammt, also im allgemeinen Loblied ohne Rücksicht auf den Gegenstand oder die Person, die besungen wird, bedeutet.

Die Hymnen, im Gegensatz zu den Psalmen, wurden nicht immer und besonders in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten zum Gottesdienst als zulässig erklärt. Paulus von Samosata, der im Jahre 260 zum Patriarchen von Antiochia erwählt wurde, wurde von einem Concile, das einige Jahre später abgehalten wurde, verurtheilt, weil er

6) Wir benützten folgende Ausgabe dieses höchst wertvollen Buches: Evxolóylov sive rituale Graec rum complectens ritus et ordines Divinae liturgiae, officiorum, sacramentorum, consecrationum etc juxta usum orientalis ecclesiae etc. Opera R P. Jacobi Goar Parisini Editio secunda expurgata et accuratior. Venetiis Ex Typographia Bartholomaei Javarina MDCCXXX,

7) Beiträge zur Geschichte p. 36.

die Psalmen und Hymnen auf Christus als nicht göttlich verwarf. (Encyclopédie méthodique s. v. hymne.) Trotz alledem bieten die Hymnen aller christlichen Völker zahlreiche Berührungspunkte mit den Psalmen, die wir bei jedem Psalm speciell anführen werden.

Oft wurde für das Wort Hymne von deutschen und französischen Dichtern Ode (ode), manchmal auch Lied gebraucht; bei dieser Unterscheidung ist nur auf das äussere metrische Gewand Rücksicht genommen worden. Unter den deutschen Dichtern ist hier besonders Klopstock und Gellert, und unter den französischen Jean Baptiste Rousseau zu erwähnen.

Wenn nun auch die Hymnen besonders in späterer Zeit ihren biblischen Character abstreifen und die klassischen und späteren Dichtungen des Mittelalters sich zum Vorbilde nehmen, so sind die Hymnen trotzdem ursprünglich biblischem Muster nachgebildet.8) Dies beweisen am besten die hymni epistolici, welche bei der Messe vor der Epistel und die Hymni evangelici, welche vor dem Evangelium vor dem Evangelium gesungen werden. Der Hymnus angelicus oder das Gloria in excelsis Deo ist eine Erweiterung des biblischen Chro

nik I. Buch, Cap. 29, Vers 11, das wie alles, was in den Büchern der Chronik erhalten ist, in der That im salomonischen Tempel gesungen wurde. Der hymnus trinitatis, griechisch trishagion (Tois ayiov) genannt, ist aus Jesajas Cap. Vers 3 entnommen. Auch das Buch Sirach, das für die jüdische Liturgie am Versöhnungstage bei der Schilderung des Glanzes des Hohenpriesters (Simon) verwendet wird, hat mustergebend auf die christliche Liturgie, auf die katholische) wie die protestantische, 10) gewirkt.

8) Siehe besonders die Einleitung zur Hymnodia Hispanica von P. Faustinus Arvalo: De hymnis ecclesiasticis.

9) Oesterreichische Monatsschrift für den Orient. 15 April 1886, wo D. Kaufmann den Zusammenhang und die Abhängigkeit des Ordo commendationis animi mit dem Gebete nachweist. Der Nachweis, dass dieses Gebet schon in der Mischnah_sich befindet, haben wir bereits im Jahre 1885 erbracht.

10) Gustav Karpeles' Geschichte der jüdischen Literatur p. 173 sagt daher richtig: „Neben diesen ethischen und didaktischen Sprüchen

"

Auch die Doxologien, die kleine wie die grosse, werden füglich zu den Hymnen gerechnet und sind zweifelsohne jüdisch-biblischen Ursprungs; besonders sind die orientalischen, zu welchen auch die griechischen gehören, dem Achtzehn Sprüche Gebet (Schemone esreh) nachgebildet und beginnen mit den Worten: Gelobt seist Du Gott Abrahams, Gott Isaks und Gott Jakobs." Selbst die collectio der gallicanischen Messe beginnt mit den Worten: Deus Abraham, Deus Isak, Deus Jacob. Dieselbe Erwähnung der Patriarchen steht in den Constit. apostol. 7, 26, 33, 8, 40. . . . Im altrömischen Messbuch (Leonis I. opp. ed. Ballerini 2, 24) steht sogar noch die Bezeichnung patribus nostris Abraham, Isaak et Jacob, das dem 1 entspricht. Die missa s. Jacobi p. 257 hat auch noch ἐν τοῖς κόλποις ̓Αβρὰμ καὶ Ισάκ και Ιακώβ, τῶν άyíwv natéqov uav. (Mone, lat. und griech. Messen aus dem II. bis VI. Jahrh. p. 2,) auch ein Hymnus beginnt mit den Worten: Benedictus es Domine patrum nostrorum (Missale Romanum. Venetiis 1755, fol. 10). Clemens Alexandrinus gibt allerdings dieser Bezeichnung patribus nostris Abraham, Isaak et Jakob" eine allegorische Bedeutung, indem er orodμara 2, 6 sagt: Aẞoàμ ἡμεῖς δι' ακοῆς καὶ ἡμῖν πιστευτέον, Ισραηλῖται γαρ ἡμεῖς μὴ οὐ σημείων, δι' ἀκοῆς δε εὐπειθεῖς (Abraham sind wir durch den Gehorsam und uns ist zu trauen. Israel sind wir nicht dem Namen nach, sondern durch Gehorsam im wahren Glauben).

So hat das Christenthum, von Clemens Alexandrinus angefangen, den Namen Israel für sich in Anspruch genommen, und dies ist bis zum heutigen Tage die Auffassung der gesammten Christenheit, der katholischen wie der protestantischen, geblieben. Die Hymnen und Psalmen (in der Vulgata) sind voll solcher Anspielungen finden sich aber auch im Sirachbuch Lieder von so erhabener Stimmung, von so innerer Frömmigkeit, dass sie jede Schranke der nationalen oder religiösen Abgeschlossenheit durchbrochen und in allen gläubigen Gemüthern einen schönen Wiederklang gefunden haben. So jener Segensspruch, nach dem das bekannte Kirchenlied: „Nun danket alle Gott" entstanden ist. Siehe über dieses Lied A. W. Fischer's Kirchenlieder-Lexicon (Gotha 1878) p. 101 bis 105, II. Theil.

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auf das christliche Israel", und A. F. W. Fischer schreibt in seinem Kirchenliederlexicon (Vorwort pag. XII) über Philipp Wackernagel folgendes: „Der am 20. Juni d. J. (1877) erfolgte Tod des Altmeisters hymnologischer Forschung Philipp Wackernagel's, wird in weiteren Kreisen als schwerer Verlust empfunden. Das Gedächtniss dieses Grossen in Israel" bleibe ein Segen." Denn wie sehr die Hymnen biblischen Ursprunges sind, beweist am schlagendsten der Umstand, dass nach Cyprian nur Gott allein einen Hymnus dargebracht haben will: „Ymnum sibi solus Dominus proferre praecepit" und er stützt diesen seinen Ausspruch auf das Wort der heil. Schrift: „Dominum

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את ה' אלהיך תירא ואותו Deum adorabis et illi soli servies

(siehe Dombart's Commodian-Studien, im Wiener Sitzungsberichte 1884, p. 759-760).

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Lüft's Definition der Hymnen: Wir sind Erlöste, wir sind noch immer Hilfsbedürftige", wird demnach nur auf die späteren christlichen Hymnen angewendet werden können. Vom Anfange des Christenthums bis in das 6. Jahrhundert n. Ch. ist der Hymnus ein Nachklang der biblischen Hymnen, die apokryphischen Hymnen mit eingerechnet. In der griechischen Kirche beginnt die Hymnologie erst mit dem 8. Jahrh. u. zw. mit Cosmas von Jerusalem, Bischof zu Majumma (730) und Johannes Damascenus (gest. 754).

Die Sequenzen sind auch ursprünglich Hymnen und datiren erst vom 10. Jahrhundert. Lüft, der tüchtigste Forscher auf dem Gebiete der katholischen Liturgik sagt (II. Band, p. 151): Im Anfange des 10. Jahrhund. erhielt die Hymnologie eine neue Anregung durch die Aufnahme der Sequenzen der Messe, die erst jetzt in allgemeinem Gebrauch kamen und in Deutschland ihren Ursprung zu haben scheinen, weil sie uns zunächst nur da begegnen. Die ältesten Sequenzen sind nur rhythmisch abgefasst, erst die späteren Sequenzen sind metrisch-strophischer Art. (Ueber das Metrum werden wir in der Folge eingehender handeln.) Das berühmte Kirchenlied Dies irae, Dies illa ist als Sequenz

in die Messe auf Allerseelen und Todtenmessen aufgenommen und wie die Protestanten mit Recht das Gute der katholischen Kirche entlehnt haben, thaten sie solches auch mit dem Liede Dies irae, welches in freier Uebersetzung mit den Worten beginnt. Es ist gewisslich an der Zeit" (Ersch und Gruber, Section I, Band 16, Seite 7-10). Man vergl. ferner F. Wolf über die Lais, Sequenzen und Leiche, Heidelberg 1841.

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Dass schliesslich der Hymnus ursprünglich reimlos war, ja dass nicht einmal der Rhythmus unentbehrlich war, beweist am sichersten der Umstand, dass in der alten Kirchensprache man das Wort dicere bei Hymnen, canere hingegen bei cantum und carmen gebraucht. Diesem Gebrauche gemäss übersetzt die Vulgata vuvoavtes bei Math. 26o, Marc. 1426 ganz richtig durch hymno dicto. Gregor der Grosse in seinem Werke moral. 27, 29 nennt das Gloria in excelsis Deo bei Luc. 214 wie gewöhnlich einen Hymnus (siehe oben) aber mit dem Ausdruck hymnum dicunt, denn auch bei Lucas steht Aéyouevos, was vollkommen dem dicunt entspricht. (Mone 1.)

Ueber den Einfluss der Hymnen sowohl auf Inhalt als auf Form soll im nächsten Capitel gesprochen werden; hier handelte es sich uns darum, aus den ältesten und jüngsten Schriftstellern nachzuweisen, wie unbestimmt und unbestimmbar der Begriff hymnus war und ist. Nur die Rücksichtnahme auf die historisch-genetische Entwicklung vermag uns einiges Licht zu bieten; diess wollen wir nun auf Grundlage des alten Testamentes und hier vorzüglich der Psalmen zu zeigen versuchen.

§. 4.

Wesen der Psalmen und deren Einfluss auf die Hymnologie.

a) „Das Buch der Psalmen ist das liturgische Gesangsbuch der vorchristlichen Synagoge sagt Kaulen (p. 258) mit Recht, und aus dem N. T. erhellt zur Ge

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