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ihr alle seine Heiligen; denn keinen Mangel leiden die, welche ihn fürchten."

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Wie wir aber die Furcht Gottes zu üben haben, damit wir dereinst mit den Heiligen des Himmels erquickt werden, das verkündet als unverbrüchliches Gesetz seines ewigen Reiches dessen göttlicher Stifter, König und Lehrmeister Jesus Christus selbst im Festevangelium2. Hören wir seine schlichten und dennoch so majestätischen Worte. Sie lauten:

Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.“ Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich befißen."

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Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden." Selig sind, die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden."

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Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen."

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Selig sind, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott anschauen."

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Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden."

„Selig sind, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich.“

„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schmähen und verfolgen und alles Böse lügenhaft wider euch reden um meinetwillen; freuet euch und frohlocket; denn euer Lohn ist groß im Himmel.“

Wer kann diese Seligpreisungen sinnenden Geistes am Allerheiligenfeste lesen, ohne aufs tiefste ergriffen zu werden von der Klarheit, Tiefe und einschneidenden Kraft derselben? Sind sie nicht ein leuchtender Refler des Sprechenden selbst? Jesus ist der Arme im Geiste, der Sanftmütige, der nach Gerechtigkeit Hungernde, der Barm= herzige, Reine, Friedfertige, um der Gerechtigkeit willen schmählich Verfolgte. Coepit facere et docere Er hat zuerst alle diese Seligkeit selbst in seinem Erdenleben ausgeprägt durch die Tat, dann erst hat er sie gelehrt, nicht wie ein Schriftgelehrter, sondern wie einer, der da Macht hat“ 3.

1 p 33, 10.

2 Mt 5, 1-12.

3 Mt 7, 29.

Und bei jedem dieser Segenssprüche erheben sich vor dem Blicke des Geistes Tausende von Heiligen, die dem göttlichen Meister frei= willig und freudig unter zahllosen Opfern nachgefolgt sind bis in den Tod.

Die Seligpreisungen der Bergpredigt find das göttliche Gesez des Neuen und ewigen Bundes, das göttliche Programm für das Leben, den Frieden und das gedeihliche Fortschreiten der Welt; die Jubeltöne des Magnifikat, dessen Klänge wir früher 1 vernommen haben, kehren in ihnen wieder.

Die erste Sünde schied die Menschheit von Gott und ihrem Paradiese. So hoch türmte sie das Elend auf Erden, daß Gott schließlich sein Ebenbild vertilgen mußte in den Waffern der Sündflut. Nur der gerechte Noe und seine Familie entgingen dem furchtbaren Strafgerichte. Von einem tiefen Drange nach Gerechtigkeit und Beseligung dazu getrieben, suchten die Nachkommen der Geretteten sich wieder zu einigen; allein es geschah im Zeichen der Gottentfremdung und des frevelhaften Übermutes. Deshalb zerschlug der Herr die Menschheit in hundert Sprachen, Völker und Nationen. Auch diese Bruchteile des Geschlechtes suchten ihre geschlossene Einheit und ihr Glück zu begründen; Blut und Eisen waren ihre furchtbaren Waffen. Mächtige Reiche entstanden: Babel, Affur, Hellas, Rom. Allein nach kurzer äußerer Blüte sanken sie wieder in Staub und Asche, vom Wurm der Sünde und der Selbstsucht durchwühlt.

Da besteigt der Heiland in einem kleinen Winkel des verachtetsten Landes der Welt eine Berghöhe Galiläas. Gleich einem guten Hirten sammelt er eine Menge Volkes von Palästina und von den Ost= jordanländern, von der Meeresküste und von Thrus und Sidon, die Vertreter des ganzen versprengten hirtenlosen Geschlechtes. Nicht durch die Kraft physischen Zwanges und roher Gewalt, nicht mit dem Zauberstab des Sinnenkißels oder irdischer Kulturentfaltung, sondern einzig und ausschließlich durch die sanften, aber unwiderstehlichen Mittel seines Geistes und seiner Wahrheit, seines Beispiels und seiner Gnade begründet Jesus ein Reich, welches die Zeit und die Ewigkeit umspannt und seine zahllosen Bürger aus allen Völkern des Erdballs wählt. Die Bergpredigt des Gekreuzigten, welche den einen als Torheit, den andern als Ärgernis erscheinen mochte, erweist sich

1 Oben S. 454.

als Kraft Gottes und als Salz der Erde, als Licht der Welt und als mächtigen Magnet, welcher alles an sich zieht, alles belebt und wie mit unsichtbaren Händen in der Eintracht des Sinnes und Geistes zusammenhält. Das Allerheiligenfest offenbart die wunderbare Fruchtbarkeit und Segensfülle der Bergpredigt. Schon ziehen die Millionen der triumphierenden Kirche im Himmel den Millionen der streitenden Kirche auf Erden jubelnd, entgegen; alle anerkennen dankbar und freudig in jenen Seligpreisungen das Bildungsgesetz und den tragenden Mittelpunkt ihres Lebens, den unerschöpflichen Quellgrund ihrer Einheit, ihres Friedens und ihrer Freiheit, ihrer Ehre, ihrer Glorie nnd ihres Glückes.

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Solange jedoch das Ende der Weltzeit und der irdischen Prüfung noch nicht eingetreten ist, reizen die Seligkeiten der Bergpredigt hoch= gesinnte, edle Geister stets aufs neue, an ihnen ihre Kraft zu erproben. Es „ermatten Jünglinge und sinken dahin vor Entkräftung“, wenn sie auf eigene Kraft bauen; die aber, welche hoffen auf den Herrn, erneuern ihre Kraft; sie nehmen sich Schwingen gleich denen des Adlers; sie werden nicht müde und werden nicht matt" 1, bis sie das höchste, das erhabenste Ziel, die Vollendung, erreicht haben und nun ruhen an dem Herzen dessen, welcher ist „das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende" von allem 2.

Wenn heute der Priester am Altare so festlich und so freudig wie nur möglich das „Credo“ anstimmt, dann erneuern auch wir den Glauben an die Segenskraft der Seligkeiten unseres Erlösers, damit ihr Licht auch uns, wie den Heiligen des Himmes, auf dem Lebenspfade leuchte und uns stärke für und für.

Dann sind wir in Gottes Hand, wie das Opferungsgebet mit den Worten der Weisheit von den Seelen der Gerechten ver= sichert, und die Qual der Bosheit berührt uns nicht. Dann mögen wir in den Augen der Toren zu sterben scheinen, wir aber sind im Frieden3.

So bleibt uns denn zum Beschlusse der heiligen Opferfeier nur noch die Bitte, daß Gott der Herr alles das in unserem Herzen bestärken möge, was er in demselben gewirkt hat: „Gib, daß die gläubigen Völkerscharen durch die Verehrung aller Heiligen immerdar erfreut und durch deren Fürbitte allzeit beschüßt werden!" 4

1 Jf 40, 30 f. 2 Offb 1, 8.
Schlußgebet der Festmesse.

8 Weish 3, 1 ff.

IV. Allerseelen.

1. Geschichtliche Erinnerungen.

Von der Herrlichkeit und Pracht des Himmels schweift der Blick des betrachtenden Christen beinahe wie von selbst hinüber zu dem Feuersee des Reinigungsortes. Denn zum Himmel, unserem End= ziele, gelangen wir nicht anders als durch die dunkle Pforte des Todes, an den das strenge Gericht und das Fegfeuer sich anschließen.

Und wie in der Wirklichkeit, so ist auch in der kirchlichen Feier das Andenken an den Himmel mit dem Gedächtnis an das Fegfeuer enge verbunden.

Welch ein Gegensaz klafft zwischen dem freudevollen Glanze des himmlischen Sion und den Schmerzen des Reinigungsortes, zwischen der jubelnden Feier des Allerheiligenfestes und den wehmütig-schmerz= lichen Klagen des Allerseelentages! Dennoch bilden die triumphierende, die leidende und die streitende Kirche ein Reich, eine Gemeinschaft, eine Gottesfamilie; dieselbe Wahrheit, dieselbe Liebe, dasselbe Haupt verbindet all ihre Glieder. Unser Herz aber fühlt sich beinahe stärker zu den Seelen im Reinigungsorte hingezogen als zu den Seligen des Himmels, weil wir im Tale der Zähren mit Schmerzen beffer vertraut sind, als mit ungetrübter, wolkenloser Freude. Wir kennen überdies unsere Unvollkommenheit und Schwäche, aber auch die unwandelbare Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes. Der Gedanke an den Himmel erfüllt uns allerdings mit Wonne, Mut und Trost; dennoch weichen wir vor seinem Glanze wie beschämt zurück und suchen nach Hilfsmitteln, um der mildreichsten Barmherzigkeit teilhaft zu werden und die letzten Schlacken der Sünde und Sündenstrafen abzustreifen, solange es noch Zeit ist.

Im Jenseits waltet unabänderliche Gerechtigkeit; ihre Hand lastet schwer auf denen, die im Reinigungsorte leiden; daraus werden sie nicht befreit, ehe der letzte Heller der Schuld bezahlt ist. Daß wir ihnen aber zu Hilfe kommen können, das ist's, was den Allerseelentag unsern Herzen so lieb und so teuer macht. „Allerseelen“ steht demnach mit seinem Weh und Trost vor dem Auge unseres Geistes, nicht bloß als ein Tag dürftiger Erinnerung an die

1 Mt 5, 26.

heimgegangenen Brüder, sondern auch als ein Tag lebensvoller Ver= bindung und wirksamer Hilfeleistung aus großer Seelennot für ein besseres, ewiges Leben.

Von altersher ruhte nämlich in der Kirche Gottes die klare und feste Überzeugung, es gebe im Jenseits einen Zustand zeitweiliger Strafreinigung für diejenigen Gerechten, welche nicht ganz makellos von hinnen scheiden, und die Christen könnten ihnen durch Opfer und fromme Fürbitte zu Hilfe kommen. Die Kirche hatte diese trost= reiche Lehre aus dem Glaubensbewußtsein der israelitischen Vorzeit herübergenommen, und der göttliche Erlöser hatte sie nicht undeutlich bestätigt1. Daher feierte man nachweisbar schon zur Zeit Tertullians und des hl. Cyprian das heilige Opfer für die Verstorbenen an ihrem Begräbnis- und Jahrtage. Bis ins 2. Jahrhundert hin= auf reichen so manche fromme Zurufe, welche man auf den Grabmälern der römischen Katakomben liest und als Fürbitten gedeutet werden müssen. Da heißt es: „Erfrische dich mit den Heiligen!" „Süßester und Unvergleichlicher Friede dir, Gebenedeiter!" usw 2. Ein hl. Augustinus, ein Basilius, ein Gregor d. Gr. u. a. m. tragen die Lehre vom Fegfeuer in allen wesentlichen Punkten gerade so vor wie die Kirche des 20. Jahrhunderts und fügen ihrer Anschauung die Bemerkung bei, ihre Überzeugung sei in der Kirche althergebracht und allgemein verbreitet.

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Die Christen der alten Zeit gedachten der Verstorbenen unter Gebet und Psalmengesang häufig und gern; insbesondere aber sahen sie es für die beste Hilfe" an, wie der hl. Cyrill in seiner fünften mystagogischen Katechese um 347 sagt, wenn sie für die Verstorbenen flehten, während jenes heilige und erhabene Geheimnis auf dem Altare dargebracht wird". Außer den Begräbnis- und Jahrestagen waren nachgewiesenermaßen schon im 4. Jahrhundert mehrere Tage dem Gedächtnis und Gebet für die Dahingeschiedenen geweiht, so im Abendlande der 3., 7. und 30., im Oriente dagegen der 3., 9. und 40. Tag nach dem Tode.

Der hl. Augustinus, welcher 421 eine eigene Schrift über die Sorge für die Toten verfaßte, erwähnt auch Gebete, welche von der Kirche für eine allgemeine Erinnerung" an alle verstorbenen Christen

1

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Vgl. 2 Matt 12, 43 f. Mt 12, 32. 1 Kor 3, 15.

2 Kaufmann, Die sepulkralen Jenseitsdenkmäler 42 f 54 f.

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