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Das dreimal Heilig am Schluß der Präfation ift dem Propheten Isaias 1 entnommen und soll vom Papste Sixtus I. († 125) in die Messe eingeführt worden sein. Der Priester spricht diese Worte tiefgebeugt in großer Ehrfurcht vor der unendlichen Erhabenheit des dreieinigen Gottes gewissermaßen in der Gemeinschaft mit den Chören der seligen Geister, welche unsichtbar den Altar ihres Gottes umschweben.

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Der Lobpreis klingt in den freudig sehnsuchtsvollen Ruf nach dem göttlichen Erlöser aus: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!" Er bezeichnet einen Höhepunkt der gottesdienstlichen Entfaltung und ist ebendadurch geeignet, zur Mittagshöhe der ganzen eucharistischen Feier hinzuführen zur heiligen Wandlung.

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c) Wandlung.

Die sog. Stillmesse oder der Kanon beginnt. Der erste Name rührt daher, weil der Priester von nun an alle Gebete leise und allein spricht. Bisher hat er beinahe alles gemeinsam und ab= wechselnd mit dem mitfeiernden Volke getan und gesprochen; jezt muß er allein seines heiligen Amtes walten. Er tritt - ähnlich dem Hohenpriester des Alten Bundes am großen Versöhnungstage — jezt als Mittler zwischen Gott und den Menschen, allein in das Allerheiligste 2. Nichts darf ihn an diesem heiligen und geheimnisvollen Verkehre mit der Majestät Gottes stören.

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Kanon“ bedeutet dagegen soviel als das Feststehende, die unveränderliche Regel. Seit dem 8. Jahrhundert bezeichnet man mit diesem Namen die Meßgebete vom Sanktus bis zum Vaterunser. Der Kanon enthält der Hauptsache nach Worte Jesu Christi und seiner heiligen Apostel, deren Fassung möglicherweise älter ist als die vier heiligen Evangelien, und die stets unverändert geblieben sind. Die übrigen Teile des Kanon haben seit der Zeit des Papstes Gelasius († 496) und seit Gregor d. Gr. gar keine Änderung mehr erlitten. Diese Unveränderlichkeit ist ein Abbild der erhabenen, wahrhaft göttlichen Handlung, die sich nun vollziehen wird.

Durch die Präfation und durch das Gebet des dreimal Heilig ganz erfüllt von dem übermächtigen Gedanken an die schauererweckende

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Majestät des verklärten Gottmenschen, segnet der Priester beim Beginne des Kanon wiederholt die Opfergaben, welche demnächst den geheimnisvoll verborgenen Hohenpriester und das unbefleckte Opferlamm umschließen sollen. Und weil hier das Werk unserer Erlösung voll= zogen wird, ruft der Priester schon jezt den allvermögenden Segen des Herrn auf die ganze Kirche Gottes, auf den Papst, auf den Bischof, auf alle gläubigen Christen und auf jene herab, die ihm selbst nahe stehen. Er bittet um Frieden, Einheit und Wohlfahrt und um ewiges Leben für alle. Zulegt wendet sich der Priester noch an die Heiligen des Himmels, um durch ihre Fürbitte und Verdienste den hilfreichen Schuß des Allmächtigen zu erlangen. Das heilige

Meßopfer ist eben das kostbare Vermächtnis des Heilandes an seine Braut; ihr ist es zu eigen gegeben am Vorabend seiner Vermählung mit ihr darum fließt auch alle Segenskraft diefer göttlichen Weihegabe zuerst auf die Kirche nieder.

Jezt erst wagt es der Stellvertreter des Erlösers und der Kirche, das staunenswürdige Wunder der heiligen Wandlung zu vollziehen. Im Namen des Herrn, den Hauch seiner Lippen ganz dem Allmächtigen zu eigen gebend, spricht der Priester die schöpferischen Worte über das Brot und den Wein: „Das ist mein Leib - das ist der Kelch meines Blutes, des Neuen und ewigen Bundes, das Geheimnis des Glaubens - welches für euch und für viele ver= gossen wird zur Vergebung der Sünden.“

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Nach jeder der beiden Konsekrationen sinkt der zelebrierende Priester auf die Knie und betet in tiefer Demut den Gottmenschen an, der aus unendlicher Liebe sein blutiges Opfer am Kreuze unblutiger= weise fortwährend unter uns erneuert. Dann zeigt er freudig den verhüllten und verklärten Leib und das Blut des Herrn dem lautlos harrenden, in tiefster Inbrunst betenden Volke. Tiefes Schweigen vor der göttlichen Majestät erfaßt die ganze Gemeinde, gleich als sei der Befehl ausgegangen: Alles Fleisch sei stille vor dem Herrn, es schweige die ganze Erde; denn er erhebt sich von seiner heiligen Wohnung! Wir stehen vor einer Sitte, die zwar erst vom 12. Jahrhundert an allmählich sich eingebürgert hat, aber so ergreifend und rührend ist, daß sie sicherlich nicht ohne besondere göttliche Fügung beim heiligen Opfer Aufnahme fand.

1 3ach 2, 13. Hab 2, 20.

Der allerheiligste Augenblick ist gekommen; die Sonne des Gottesdienstes steht im Zenit: Großes, ja Göttliches ist geschehen: das alleinzige, das ewig vollgültige Opfer ist vollbracht. Das Herz des Kirchenjahres, ja des ganzen christlich-kirchlichen Lebens schlägt uns freudig und warm in deutlich vernehmbaren Pulsen entgegen.

Die Glocken verkünden feierlich der ganzen Gemeinde das hehre Ereignis vom hohen Turme. Da hält der Arbeitsmann in seinem Bureau, in seiner Werkstatt oder auf dem Felde einen Augenblick inne; geistig vereinigt er sich mit der betenden Gemeinde im Gotteshause und spricht in seinem Herzen: „O Jesus, dir lebe icho Jesus, dir sterbe ich — o Jesus, dein bin ich im Leben und im Tode!"

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Sogleich nach der Wandlung gedenkt der zelebrierende Priester am Altare, wie der Herr es so befohlen, zuerst in dankbarer Liebe des Leidens, der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu Chrifti, und bringt auch seinerseits als Diener und Stellvertreter der Kirche der göttlichen Majestät das reine, heilige und unbefleckte Opfer dar. In dreifacher Bitte fleht er mit gesteigerter Dringlichkeit und Inbrunst zu Gott, er möge das auf dem Altare liegende Opfer annehmen, wie er einst die vorbildlichen Opfer Abels, Abrahams und Mel= chisedechs angenommen habe und durch seinen heiligen Engel, das ist durch seinen eingebornen Sohn selbst vor das Angesicht seiner göttlichen Majestät hintragen laffen, damit alle, welche von demselben genießen, mit allen Segnungen des Himmels erfüllt werden.

Durchdrungen von dem lebendigen Glauben und Vertrauen, daß Gott das Opfer seines vielgeliebten Sohnes wohlgefällig aufnehme, sucht der Priester dessen Früchte auch der leidenden Kirche im Fegfeuer zuzuwenden. Er betet daher, uralter Sitte gemäß, zu Gott, er möge den Seelen im Reinigungsorte um Jesu willen die Stätte der Erquickung, des Lichtes und des Friedens verleihen. Endlich gedenkt der Priester auch der eigenen Seele sowie der Teilnehmer am heiligen Opfer und bittet für alle um die Gemeinschaft mit den verklärten Heiligen des Himmels. Das alles aber, um was er bis anhin gefleht hatte, hofft der Priester zu erlangen durch Christus, der unser Mittler, unser Opfer und Opfermahl zugleich ist, und durch den dem Vater und dem Heiligen Geiste alle Ehre und Verherrlichung zuteil wird. Damit ist der Kanon die Opferfeier im strengen und engsten Sinne des Wortes zu Ende. Die nähere Vorbereitung auf das Opfermahl nimmt ihren Anfang.

Müller, Das Kirchenjahr.

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d) Kommunion.

An der Spize dieses letzten Teiles der Meßfeier steht das „Vater unser". Gregor d. Gr. hat es an diese Stelle gesetzt; allein es scheint schon von Anfang an mit dem Meßritus verbunden gewesen zu sein, jedoch unmittelbar vor der Brotbrechung seinen Plaz gehabt zu haben. Das Gebet des Herrn faßt die vorausgegangenen Bitten des Kanon mit den Worten des vielgeliebten Sohnes und gottmenschlichen Mittlers zusammen; es fleht um die Gnaden, welche als Vorbereitung auf den segensreichen Empfang der Kommunion angesehen werden können, aber auch um die Heils= früchte, welche diesem Liebesmahle verheißen sind. Die vierte Bitte wurde von alters her unmittelbar auf das eucharistische Brot be= zogen. Um der menschlichen Schwäche und Gebrechlichkeit Rechnung zu tragen, wird dem Vaterunser" ein Zusaß beigefügt, welcher die lezte Bitte desselben erweitert, umschreibt und vertieft.

Zur Erinnerung an die gewaltsame Brechung des Leibes Jesu im Tode bricht der Priester die heilige Hostie in drei Teile. Zwei davon legt er auf die Patene, einen in den Kelch. — Die Dreiteilung der Hostie soll an die Dreiteilung des Reiches Christi, an die triumphierende, leidende und streitende Kirche erinnern die Vermischung beider Gestalten, nach der Erklärung des Papstes Innozenz. III., an die Auferstehung des Herrn.

Damit ist das Opfermahl bereitet. Es erübrigt, daß auch die Gäste die letzte Vorbereitung an sich vollziehen.

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In reumütiger Stimmung betet deshalb der Priester inbrünstig zu dem vor ihm liegenden, gottmenschlichen Opferlamm, welches die Sünden der Welt hinwegnimmt, um Erbarmen und um den vollen inneren und äußeren Frieden (Agnus Dei), und sezt die Bitte um Frieden noch in einem weiteren Gebete fort, weil eben der Friede" eine der edelsten Früchte des Blutes unseres göttlichen Friedensfürsten ist. Seit dem 10. Jahrhundert erteilt jezt der zelebrierende Priester in feierlichen Hochämtern dem Diakon den Friedenskuß; dieser wurde ehedem vom Altare aus allen anwesenden Priestern und Laien zugetragen. In Totenmessen fällt jedoch diese Feierlichkeit wie auch das zulezt genannte Friedensgebet aus.

Noch folgen zwei kurze Bitten um die volle Frucht einer gnaden= reichen Kommunion. Dann spricht der Priester, seine Unwürdig

keit demütig, aber vertrauensvoll bekennend, dreimal mit dem heidnischen Hauptmann 1: Domine non sum dignus „Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehest unter mein Dach, sondern sprich nur ein Wort, so wird gesund meine Seele!" Das Knie beugend, betet er den göttlichen Erlöser an und genießt ehrfurchtsvoll das Himmelsbrot, nachdem er sich mit demselben bekreuzt und gesegnet hat. Da= bei betet er, der Leib des Herrn möge seine Seele zum ewigen Leben bewahren. In dankbarer Lobpreisung Gottes ergreift er darauf den Kelch und genießt das heilige Blut, wie er soeben die heilige Hostie empfangen hat. Wer ahnt und beschreibt, was in der Seele vorgeht, wenn sie am Tische des Herrn genährt wird! Staunend bewundern die Engel die Herablaffung ihres Königs und freuen sich über die wunderbare Erhöhung der Kinder Evas, welche ihre, durch den Sturz Luzifers und seines Anhangs so furchtbar gelichteten Reihen ausfüllen sollen. - Nicht bloß der Opferpriester, sondern alle Gläubigen haben ein Anrecht auf das Opfermahl, und die Kirche wünscht dringend, daß dieselben auch sakramental kommunizieren möchten, so oft sie der heiligen Messe beiwohnen2. Jedenfalls sollen sie es niemals unterlassen, durch Glaube, Liebe, Demut und heiliges Verlangen nach der Vereinigung mit Christus die geistliche Kommunion zu empfangen und ihre Seele mehr und mehr in das Bild ihres göttlichen Erlösers umzugestalten und zu verklären.

Nach der Kommunion des Priesters und während der (allfälligen) Kommunion des Volkes trägt der Sängerchor eine Antiphon vor, welche früher einen ganzen Psalm einleitete und beschloß. Sie heißt Communio und bringt noch einmal den Festgedanken in Erinne= rung, während das nachfolgende Schlußgebet die Frucht der ganzen Feier kurz zusammenfaßt und schon in den ältesten Meßriten zu finden ist.

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Zulegt begrüßt der Zelebrant das Volk und entläßt es dann mit den Worten Ite, missa est „Gehet, die Messe ist vollendet!" oder Benedicamus Domino,,Lasset uns den Herrn (auch fernerhin) lobpreisen", und gibt ihm den Segen.

Der herrliche Eingang des Johannesevangeliums hat durch den heiligen Papst Pius V. dauernd seine Stelle am Schluffe der heiligen Messe erhalten. Er läßt uns nochmals beherzigen, daß das mensch

1 Mt 8, 8. 2 Konzil von Trient, 22. Sizung, 6. Kap.

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