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Caesarius von Arelat, Chrisostomus, Augustinus, Ambrosius, Hieronymus, des Papstes Anaklet, des Apostels Paulus, die Aussprüche in den Acta Apostolorum und zuletzt des Heilands selbst. Im ganzen werden mit seinem eigenen Zeugnis 30 Zeugen aufgerufen, worauf in Kürze die historische Entwicklung dargelegt wird: In der alten Kirche erhielten alle, die der Messe beiwohnten, Klerus und Laien, das Abendmahl; hierauf wurde festgesetzt, daß die Kommunion bloß an Sonntagen genommen werde; seit dem Papste Fabian wurde es üblich, dreimal im Jahre zum Abendmahl zu schreiten und seit Innocenz III. wurde bei der Lauheit der Menschen die Einrichtung getroffen, daß man wenigstens einmal im Jahre, am Osterfeste, kommuniziere.

Man sieht aus dem Ganzen, wie sich nicht bloß Mönche, sondern auch gelehrte Kreise mit der Abendmahlslehre lebhaft beschäftigten. Mit den genannten Männern ist übrigens die Zahl derer nicht erschöpft, die in dieser Frage zur Feder gegriffen haben. Auch der Olmützer Offizial Sander tritt für den öfteren Empfang des Abendmahles ein, doch hat auch er wie Janow einige Bedenken, und es sind meist ähnliche Gründe, die er gegen den täglichen Empfang des Abendmahles anführt.1)

Von dieser lebhaften Bewegung geben auch die Prager Synodalstatuten Kunde. Die Synode vom Jahre 1389, auf welcher Janow einige seiner Lehren zurücknahm, trat auch gegen den immer stürmischer werdenden Drang nach dem täglichen Genuß des Altarssakramentes auf. Ebenso lautet der Widerruf des Matthias sage ich, daß man die Leute weltlichen Standes nicht zum täglichen Genuß des Abendmahles auffordern soll. Ebenso soll nicht ein jeder, der sich in dem ersten Stadium seiner Reue befindet, alsbald veranlaßt werden, das Sakrament zu empfangen. Desgleichen ist nicht jeder ohne Unterschied zum täglichen Empfang des Leibes des Herrn zuzulassen. 2) Das Urteil, das die Synode über Matthias gefällt hat, lautete dahin, daß er auf ein halbes Jahr vom Beichthören und von der Austeilung des Abendmahles außer seiner Pfarrkirche suspendiert wurde.

In dem Widerrufe ist vom Abendmahl unter beiden Gestalten keine Rede; der Mag. Johann von Rokyzan, der vor dem Basler Konzil behauptete, daß Matthias von Janow der erste war, der die Kommunion unter beiden

1) Eine Handschrift der Olmützer Studienbibliothek (II, VI, 25) enthält einen solchen Traktat: Hec sunt extracta per dominum officialem Sanderum pro domino Petro beate memorie contra murmurantes et impedire volentes sacram communionem; Sander war 1399 Domherr in Olmütz. Er steht in Verbindung mit den Karthäusern von Dolein in den Tagen Stephans des bekannten eifrigen Gegners von Huß. Erläuterungen zu den Texten der Determinationes finden sich in Kybals Buch M. Matěj z Janova, auf die wir hier der Kürze wegen verweisen dürfen. Die einzelnen Autoren sind dort, soweit es möglich war, verifiziert.

2) Retractacio M. Matthie (ohne de Janov); daß sich die Revokation auf ihn bezieht, ist nicht zu bezweifeln. Höfler, Conc. Prag. 37, und Palacky, Documenta 699-700.

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Gestalten empfahl, hat offenbar das obige Urteil im Auge, das sich lediglich wider den täglichen Genuß des Abendmahls ausspricht. Wie wenig aber Matthias selbst mit dem Urteil der Synode einverstanden war, lehrt sein wehmütiger Ausruf: Ach, ich Elender, sie haben mich durch ihr ungestümes Schreien auf jener Synode gezwungen, darin einzustimmen, daß die Gläubigen im allgemeinen nicht zur täglichen Kommunion eingeladen werden sollen.1) Mit bitteren Worten zahlt er es diesen,,modernen Heuchlern, Doktoren und Prälaten" heim.

An diese Bestrebungen knüpfte auch Huß an. Noch in seinem in der Kerkerhaft zu Konstanz abgefaßten Traktate spricht er sich über den öfteren Empfang des Altarssakramentes in ähnlicher, wenn auch nicht gleicher Weise aus, wie dies durch Janow und dessen Vorgänger geschehen war. Er hält es geradezu für eine Schlechtigkeit, daß die Menschen erst in der Todesstunde oder selbst dann nicht kommunizieren wollen. Das ist aber einer der nicht allzu zahlreichen Punkte, wo wir, wie bereits bemerkt, Huß in teilweiser Übereinstimmung mit einem seiner sog. Vorläufer gewahren, wobei jedoch nicht notwendig anzunehmen ist, daß er gerade durch Janow auf diese Materien gekommen ist.

4. Kapitel.

Der Wiclifismus in Böhmen.

Die letzten Jahre seines Lebens hat Wiclif in der Stadt Lutterworth zugebracht, wo er das Amt eines Pfarrers bekleidete. Dort ist er am Silvestertage 1384 gestorben. Seine Anhänger, für die schon in den ersten Jahren nach seinem Tode der Lollardenname in allgemeineren Gebrauch kam2), bildeten eine starke Partei und faßten bis 1395 immer tiefere Wurzeln im Volke, so daß sie die Hoffnung hegen durften, eine durchgreifende Reform der kirchenpolitischen Verhältnisse in England durchsetzen zu

1) Heu, me miserum absorbentes (nach Jerem. 21, 34) clamandum similiter in synodo coegerunt, ut communiter fideles ad cottidianam communionem Christi Jhesu corporis et sanguinis non invitentur nec vocentur. Regulae III, 110. Über seinen letzten Konflikt mit den Kirchenbehörden s. Kybal, M. Matěj z Janova 21.

2) Über das Entstehen des Namens (von Lollium, der Lolch, das Unkraut) s. Lechler, Johann von Wiclif II, 4, und Buddensieg 616. Solche aus der Pflanzenwelt stammende Namen (s. Fasciculi zizanniorum, Medulla tritici) sind damals beliebt. Der Erklärung des Wortes durch Buddensieg von löllen, lullen, in den Schlaf singen, vermag ich nicht beizustimmen. Dagegen kommt das Wort Lollium nicht weniger als dreimal in der Bulle Gregors XI. an die Universität Oxford vor. S. Fasc. zizann. ed. Shirley, p. 293.

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können. Unter der Führung von Männern, wie Nikolaus von Hereford, John Aston und John Purvey, drang der Wiclifismus in alle Schichten der Gesellschaft und durfte es elf Jahre nach dem Heimgang des Meisters noch wagen, in einer Eingabe an das Parlament dessen Mitwirkung zu den als notwendig erkannten Reformen in Anspruch zu nehmen. Erst als Thomas von Arundel 1396 den erzbischöflichen Stuhl von Canterbury bestieg, namentlich aber seit die neue Dynastie des Hauses Lancaster den Thron Englands bestieg (1399), vereinigten sich Staat und Kirche zu seiner Ausrottung. In rascher Folge wurden die tötlichen Schläge geführt: Nachdem man die hohe Schule in Oxford einer gründlichen Reinigung unterzogen, erklärten die angesehensten Lehrer daselbst 267 Sätze aus Wiclifs Schriften für irrig und ketzerisch, und als dann im Jahre 1417 Sir John Oldcastle der gute Lord Cobham- auf dem Scheiterhaufen geendet hatte, waren die Lollarden aus ihrer Achtung gebietenden Stellung in eine Lage gedrängt, in der sie nur mehr als Sektierer erschienen. Heinrich IV. und noch mehr dessen gleichnamiger Sohn traten mit unnachsichtlicher Strenge wider sie auf: Heinrich V., sagt der Wiclifitenhammer Thomas Netter von Walden, hat die Fahne gegen sie aufgerollt.1) Und schon im ersten Jahre der neuen Dynastie wurde das berüchtigte Gesetz de haeretico comburendo erlassen, das die Auslieferung ketzerischer Schriften zur Pflicht machte und offenkundige Ketzer dem Flammentode preisgab - das erste Gesetz in der englischen Gesetzgebung, das wegen Ketzerei die Todesstrafe verfügte. Die Wiclifiten galten nun nicht bloß als Feinde Gottes, sondern auch des Königs; das kirchliche Interesse wurde mit dem weltlichen verschmolzen: als Feinde des Königs sollten die Wiclifiten gehenkt, als Ketzer verbrannt werden.

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Zu diesem scharfen Vorgehen trugen zweifellos die Dinge bei, die sich seit dem Beginn des neuen Jahrhunderts in Böhmen abspielten. Dort trat seit 1403 vielleicht schon etwas früher ein Apostel der Lehre Wiclifs auf, der anfangs leise und zögernd, später mit immer mehr steigendem Eifer und nachhaltigem Erfolg die Lehren des englischen Meisters verkündete Johannes von Hussinetz, wie er in den ersten authentischen Dokumenten heißt, oder kurzweg Huß, wie er sich selbst seit 1396 zu nennen pflegte. Jahr und Tag seiner Geburt hat keine alte Quelle verzeichnet. Nach einer jüngeren, aber unsicheren wird das Jahr 1369 als sein Geburts jahr angenommen. Wenn man neuestens den 6. Juli als seinen Geburtstag

1) Doctrinale fidei ecclesie, prolog. Rex Heinricus V. in ipso regni sui primordio primo contra Wiclefistas hereticos erexit vexillum... Omnes Wiclefiste sicut dei proditores essent, sic proditores regni. Für die in diesem Kapitel folgenden Ausführungen sei gleich hier bemerkt, daß Netter die böhmischen Ereignisse lediglich als fortgesetzte Wiclifie betrachtet, wie er in seiner Polemik sich überhaupt nur gegen Wiclif wendet, nie gegen Huß. Scripturus contra Wiclefistas, qui hodie totam invasere Boemiam. Wiclif ist ihm der dritte Herodes usw.

bezeichnet hat1), so ist der Grund wohl darin zu suchen, daß man in Böhmen den 6. Juli als Hussens Gedenktag gefeiert hat aber gewiß nicht, weil

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dieser Tag sein Geburts-, sondern sein Sterbetag - in gewissem Sinne freilich auch ein Geburtstag-gewesen ist. Daß man den 6. Juli als den Tag des,,heiligen Märtyrers" Huß feierte, wird von den Quellen der hussitischen Zeit ausdrücklich vermerkt. 2) Sein Vater er hieß Michael scheint nicht bemittelt gewesen zu sein. Wie später Luther hat sich auch Huß in den ersten Jahren seiner Studien kümmerlich durchgebracht: Durch Singen in den Kirchen und Ministrantendienste erwarb er sein Brot.3) Er besaß mehrere Geschwister. Um die Söhne eines Bruders derselbe dürfte damals schon tot gewesen sein bekundete er noch in den letzten Tagen seines Lebens eine rührende Fürsorge. Sie sollten ein Handwerk ergreifen, denn er fürchtete, daß sie, falls sie sich dem geistlichen Stande widmeten, diesen nicht heilig genug halten würden.4)

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Er selbst dachte frühzeitig daran, Geistlicher zu werden, und seinen eigenen Worten zufolge hatte er hierbei zunächst das gemächliche Leben im Auge, das die Geistlichkeit führte. Die erste Erziehung hatte er in der Pfarrschule in Prachatitz erhalten, dann bezog er die Universität in Prag. Seine Erfolge im Studium scheinen die Aufmerksamkeit seiner Lehrer nicht auf ihn gelenkt zu haben: Es wird angemerkt, daß er in der Reihe der zugleich mit ihm Graduierten jedesmal in der Mitte genannt wird. Von seinen Lehrern gedenkt er vor allem des Stanislaus von Znaim, mit dem er später in bitterer Fehde lebte. Auch Stephan von Palecz, sein Hauptgegner auf dem Konzil, hat unstreitig einen großen Einfluß auf ihn genommen. In einer Predigt, die er am Gedenktage Karls IV. gehalten, läßt er die Männer Revue passieren, die als Lehrer einen großen Eindruck auf ihn gemacht haben3):

1) Tomek, Dějepis Prahy 3, 433, Lechler 2, 133.

2) Schon in dem Ausschreiben der Prager Universität an,,verschiedene Königreiche und Länder" über die vortreffliche Lebensführung des Huß und Hieronymus de dato Prag 1416 Mai 23 (s. meine Beiträge zur Gesch. d. hussitischen Bewegung V, 352) wird von Huß bemerkt, daß,,eius vita moribus sanctis instituta fuit", und die fünf,,Märtyrer" nach diesen beiden wurden verurteilt,,,quod (noluerunt) consentire ad condempnacionem illorum sanctorum virorum". (Ebenda Arch. f. österr. Gesch. 82, 352, 362). In einer noch ungedruckten Schrift Johann Hofmanns von Schweidnitz liest man: Quantum ad primum, notandum quod predicti adversarii et presumptores de anno domini 1420 sexto die mensis Julii apud eos multum celebri et festivo in recordacionem dampnate memorie quondam Johannis Hus heresiarche et seductoris ipsorum, quorum memoria in malediccione est ... Cod. Vind. 4151. Nikolaus Tempelfeld von Brieg (Arch. f. österr. Gesch. 61, 99) schreibt: Bohemi Johannem Husz alias de Husznicz appellatum, canonizaverunt eiusque festum die VI. mensis Julii solempniter celebrandum instituerunt et oracionibus in officio misse consuetis . . .

3) Sedlák 76,

4) Doc. mag. Hus 120.

5) Opera 2, 40ff.

Was würden unsere Lehrer, die Professoren der hl. Theologie, sagen, wenn sie noch antworten könnten: Was der Magister Nikolaus mit dem Beinamen Biceps1), der spitzfindige Dialekter, Adalbertus Ranconis, der zierlichste Redner2), Nikolaus von Leitomischl, der treffliche Berater, Stephan von Kolin, der glühende Freund des Vaterlandes3), Johannes Stěkna, der Prediger mit der Trompetenstimme. Petrus Stupna, der treffliche Musiker - auch als Prediger bekannt.4) Auch des Mathematikers Janko und des ausgezeichneten Dichters Nikolaus Rachorowitz gedenkt er mit Liebe. Von besonderen Neigungen erfahren wir wenig. Er selbst hat sich in seinem Testamente, das er in Form eines an seinen Schüler Martin gerichteten Briefes niedergeschrieben hat, angeklagt, daß er einstens an gewissen Äußerlichkeiten: am Tragen schöner Kleidung u a. Wohlgefallen gefunden - verführt, wie er entschuldigend hinzusetzt, durch des Menschen schlechte Angewöhnung. Auch am Schachspiel gewann er Freude. Von seiner Leidenschaftlichkeit und Anmaßung, namentlich aber von seiner Spitzfindigkeit werden verschiedene Beispiele erzählt. Vieles mag da stärker aufgetragen worden sein, als es den Tatsachen entsprach. In übertriebener Weise wußte aber sein Anhang an der Universität seit seinem Tode nur von seiner vortrefflichen Lebensführung zu berichten, die von seiner zartesten Jugend an eine so reine und vortreffliche gewesen sei, daß niemand von so vielen Leuten, unter denen er alltäglich gewandelt, ihn auch nur einer einzigen Sünde beschuldigen konnte.") Daß seine Studien über den Kreis der Schultheologie nicht hinausreichten, darauf ist in den letzten Jahren aufmerksam gemacht worden.")

Im September 1393 wurde er Baccalaureus und 1396 Magister der freien Künste. Die Doktorswürde hat er niemals erlangt. Seit 1398 hielt er als öffentlicher Lehrer Vorlesungen an der Universität. An dieser muß er sich rasch Geltung verschafft haben, denn schon nach kurzer Zeit wurden ihm Ämter und Würden zuteil: 1401 wurde er Dekan der philosophischen

1) Der älteste Katalog der Prager Universitätsbibliothek (a. a. O., p. 310) nennt die Dicta magistri Vicipitis. S. über ihn Sedlák 25/6. In einer guten Quelle wird er genannt, Magister Nicolaus cognomine Biceps, vir utique devocionis magne, acer ingenio, gnarus in sciencia et multiplici redimitus virtute...

2) Adalbert starb 1388. In diesem Jahre wird er wegen seiner Krankheit (sein Testament ist vom 3. März bzw. 2. April datiert) nicht mehr als Lehrer aufgetreten sein. Daß er längere Zeit litt, geht aus einem Briefe Jenzensteins hervor (Arch. ö. G. 55, 132). Huß wird sonach vor 1387 sein Schüler gewesen sein.

3) Vom ihm besaß die Bibl. einen Sermo synodalis, Loserth, d. ält. Kat., a. a. O. 316. S. auch Sedlák 91-93.

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