Lehrbuch der ALTHOCHDEUTSCHEN SPRACHE und LITERATUR. Für höhere Schulen und zum Selbstunterricht. Von Dr. Ludwig Frauer, Professor an der k. Baugewerke schule in Stuttgart. Nebst einem Anhang, Stücke aus dem Heliand enthaltend. Vorwort zur ersten Auflage. 1 Schaffhaufen, 14. Sept. 1859. Mehrjährige Erfahrungen, die ich an der Universität Tübingen als Privatdozent und darauf am hiesigen Gymnasium machte, haben mich überzeugt, daß es recht wohl möglich ist, mit 17-19 jährigen Schülern in einem halben Jahre bei zwei wöchentlichen Stunden einen Kurfus des Althochdeutfchen durchzumachen, und zwar so durchzumachen, daß eine gute Grundlage in der gefchichtlichen Kenntnis der Sprache gelegt und eine dauernde Liebe zu derselben gepflanzt werden kann. Nur muß dabei das zeitraubende Diktieren von einleitender Literaturgefchichte und Grammatik vermieden werden können; der Schüler muß diefes alles mit dem Texte in Einem Buche vor fich haben und der Text muß ihm eine größere Auswahl von leichten Lefeftücken darbieten, als dieß in denjenigen deutschen Lefebüchern der Fall fein kann, welche die ganze Literaturgefchichte umfaffen. Diefe Bedürfniffe bewogen mich, meine Hefte, die ich bis jetzt zu diktieren pflegte, für den Druck zu bearbeiten, und so ist das gegenwärtige Büchlein entstanden, dem man feine Entstehung in der Schule und für diefelbe hoffentlich anfehen wird. Es ist ein Verfuch, die Forschungen unferer großen Germaniften, insbesondere Grimm's, Lachmann's und Wackernagel's, dann aber auch die von Koberstein, Gervinus, Vilmar u. aa. für den Zweck der nationalen Schulbildung möglichst kurz und übersichtlich, dabei aber doch deutlich, anschaulich und in einladender Form zu bearbeiten und alles dss zufammenzustellen, was für den ersten Unterricht im Althochdeutschen zusammen gehört: Literaturgefchichte, Grammatik, Text und Wörterbuch. |