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siebenten Buchs mit den Worten:,,licet sit studium historiam persequi, quam priorum librorum ordo reliquit, tamen prius aliqua de beati Salvi episcopi obitu exposcit loqui devotio“ und erst, nachdem dies geschehen, wird die geschichtliche Erzählung cp. 2 fortgesetzt.

8) S. Ruinart Praefat. §. 86 seq. Löbell S. 350 ff. und vergl. §. 90 not. 11, 12.

§. 92.

Gregor beginnt sein Werk, zu dessen Abfassung ihn allgemeine Rücksichten und Klagen der Zeitgenossen, die er in einer kurzen Vorrede anführt, so wie der allgemeine Verfall der Literatur1) bewogen, mit einem feierlichen Bekenntniss seines christlichen, katholischen Glaubens, und dann fängt er, der Sitte jener Zeit gemäss, mit Erschaffung der Welt die geschichtliche Erzählung an, die in schnellem Ueberblick im ersten Buch, meist nach Eusebius, Hieronymus, Orosius bis zum Tode des h. Martin geführt ist, also bis zum Jahr 397; in den übrigen neun Büchern folgt dann die Geschichte der Franken vom Jahr 397 n. Chr. bis zu dem oben bemerkten Schluss mit dem Jahr 5912). In dem zweiten Buch schreitet die Erzählung zu der Darlegung der Siege, welche durch die Hülfe der Franken über die Arianer errungen wurden, und nachdem Einiges über Ursprung und Vorzeit der Franken bemerkt worden, beschäftigt sich Gregorius hauptsächlich mit Chlodovech und der Erzählung seiner Thaten und Siege bis zu seinem Tode (511); im dritten Buch wird die Erzählung von den Thaten der Franken fortgesetzt bis zu dem Tode des Königs Theudebert (548), im vierten bis zu dem Tode Sigibert's (575); das fünfte und sechste schildern dann die inneren Kämpfe Chilperich's (bis 580 und 584); die vier übrigen behandeln dann die Geschichte der sieben letzten Jahre unter Guntram und Childebert II. in ziemlicher Ausführlichkeit bis zu dem bemerkten Zeitraum des Jahres 591. Am Schluss des zehnten Buches (cp. 31) hat Gregorius noch eine Uebersicht der Bischöfe von Tours bis auf seine Person beigefügt, so wie einen die Abfassung des nun abgeschlossenen Werkes betreffenden Epilog 3). Wenn auf diese Weise Gregor der Chronologie 4) im Ganzen folgt, so ist die Darstellung doch sehr oft unterbrochen durch Episoden jeder Art 5), welche über Ereignisse des Privatlebens bedeutender

Persönlichkeiten und Anderes der Art sich verbreiten und dadurch in den Gang der Erzählung oft störend eingreifen, andererseits aber dem Werke, namentlich in seinem letzten Theile, das Ansehen von Memoiren oder Denkwürdigkeiten geben. Was nun die Quellen betrifft 6), so hat ausser den schon oben genannten Quellen des ersten Buches auch für das zweite Buch Gregorius noch den Orosius und Sulpicius Severus 7) benutzt, insbesondere aber beruft er sich hier auf zwei uns sonst nicht bekannte Schriftsteller über die Geschichte der Franken: Sulpicius Alexander in einem vierten Buch und Renatus Profuturus Frigeridus in einem zwölften Buche 8); auch Consularfasten werden angeführt, so wie Briefe des Sidonius Apollinaris und des Bischofs Eugenins, und eben so mag Gregorius auch die schon in jener Zeit (s. oben §. 75) aufgekommenen Heiligen- und Märtyrergeschichten, bei seiner Liebe zur Erzählung von Wundern u. dgl. mehrfach benutzt haben 9), während vom dritten Buch an auch mündliche Ueberlieferungen ihm zu Gute gekommen sind 10), abgesehen von dem, was in seine eigene Lebenszeit fällt und wobei er mehr oder minder selbst betheiligt war, aus eigener Anschauung mithin erzählt. Was nun aber die Grundanschauung des Gregorius11) und den Standpunkt der Behandlung des geschichtlichen Stoffes betrifft, so lässt sich schon aus der Art und Weise des Eingangs die durchaus vorherrschende religiöse, christliche und kirchliche Richtung erkennen, in der dieses Werk, dem Geiste jener Zeit gemäss, abgefasst ist. Gregor wollte nicht sowohl eine politische Geschichte der Franken schreiben, sein Werk ist vielmehr, bei der vorwaltenden Richtung, Alles auf die Kirche Christi zu beziehen und von diesem Standpunkt aus die einzelnen Ereignisse zu betrachten, eine Geschichte der christlichen Kirche bei den Franken 12) und führt darum auch den oben angegebenen Haupttitel, indem insbesondere das Leben frommer Christen oder die ausgezeichnete Wirksamkeit ehrwürdiger Bischöfe, die Lehre der orthodoxen Kirche und ihr Kampf mit irrigen ketzerischen Behauptungen der Arianer, als der Mittelpunkt erscheint, an den sich die übrigen politischen oder ausserkirchlichen Ereignisse und Begebenheiten in der Erzählung anreihen, in welcher meist nur die Schicksale des königlichen

Hauses der Franken, Kämpfe und Schlachten oder besondere Gräuel und Unglücksfälle die Aufmerksamkeit des Geschichtschreibers auf sich ziehen, welcher, im Sinn und Geist jener Zeit, in zeitlichem Unglück und Verderben die Strafe für Sünden und begangenes Unrecht, in irdischem Glück und Segen aber die Belohnung eines Gott wohlgefälligen christlichen Lebenswandels erkennt 13), und hiernach die einzelnen Ereignisse würdigt, darum aber auch nicht unterlässt, von Sünde und Frevel abzumahnen, um auch dem zeitlichen Verderben zu entrinnen 14). Und doch ist bei dem Allem Gregor unsere einzige nähere und dadurch höchst wichtige Erkenntnissquelle für die Geschichte der Franken und der fränkischen Könige in den ersten Jahrhunderten; seine Geschichte, eine wahre Zeitgeschichte, gibt uns ein getreues Bild der Zeit, in welcher Gregor lebte und schrieb, und verdient darum auch alle Glaubwürdigkeit; seine Nachrichten bilden die wahre Grundlage der älteren Geschichte Frankreichs 15), wie man wohl allgemein anerkannt hat, zumal da in seiner Darstellung eine Wahrheitsliebe sich zeigt 16), die zu absichtlicher Entstellung der Fakta nie verleitete, und nur in einzelnen Fällen durch Leidenschaftlichkeit, namentlich wider kirchliche oder politische Gegner, oder auch selbst durch eine gewisse Leichtgläubigkeit getrübt und durch manche in der Zeit herrschende Ansichten in Irrthum geführt wird; dieses Streben nach Wahrheit zeigt sich unter Anderm namentlich auch in der Erzählung von dem Ursprung der Franken, bei welcher sich Gregor keineswegs in den gewöhnlichen mythischen Angaben von der trojanischen Abkunft der Franken, die schon bei Fredegar mit grosser Bestimmtheit vorgetragen werden 17), gefällt, sondern offenbar besseren Quellen und zuverlässigern Führern folgt.

Die Schreibart Gregor's 18) lässt allerdings Manches zu wünschen übrig: sie zeigt den Verfall der sprachlichen Studien und der gelehrten Bildung, die damals kaum noch einer ernsten Pflege sich erfreute, zumal da Gregorius selbst, obwohl die Rauheit und Härte seines Styls anerkennend, doch ausdrücklich jede in dieser Hinsicht in seiner Schrift vorzunehmende Aenderung verbot 19); auch in dem Eingang sich wegen grammatischer und ähnlicher Fehler besonders ent

schuldigt, da er in der Grammatik nicht vollkommen gebildet sei 2o), d. h. in der gelehrten Schulbildung, der rhetorisch-philosophischen Bildung, welche sich wohl noch hier und dort, zumal im südlichen Gallien, einigermassen erhalten hatte, und nach dem Muster der älteren classischen Literatur Rom's, welche Gregorius minder zu kennen scheint, Sprache und Ausdruck zu bilden suchte. Noch stärker hat sich Gregor in dem Vorwort einer andern Schrift 21) über diesen Mangel grammatischer Kenntniss ausgesprochen, in Folge dessen er das Geschlecht der Wörter verwechsle, die Casus falsch setze, auch in der Verbindung mit Präpositionen u. dgl. m. Und allerdings leidet seine Schreibart an derartigen Gebrechen, sie ist zwar im Ganzen einfach und kunstlos, aber auch nicht selten hart und rauh, der Bau der Perioden und die Satzverbindung schwerfällig, der Ausdruck oft schwierig und dunkel; indess zeigt die ganze Darstellung doch eine gewisse Frische und Lebendigkeit, welche in Verbindung mit der Einfachheit und Kunstlosigkeit des Vortrags uns gewissermassen entschädigt; sie nährt sich darin überhaupt derjenigen Schreibweise, zu welcher die schon damals verbreitete Heiligengeschichte oder Legendenschreibung sich gebildet hatte und welche im Geschmack der Zeit lag: wie denn Gregorius selbst versichert, mehrfach verwundert die Aeusseruug vernommen zu haben, dass einen Schriftsteller von gelehrter Bildung nur Wenige verstünden, eines schlichten Mannes Rede aber Viele 22).

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1) Das Vorwort beginnt mit den Worten: „,decedente atque immo potius pereunte ab urbibus Gallicanis liberalium cultura literarum, cum nonnullae res gererentur vel recte vel improbe ac feritas gentium desaeviret etc. reperiri posset quisquam peritus in arte dialectica grammaticus qui haec aut stylo prosaico aut metrico depingeret versu: ingemiscebant saepius plerique dicentes: vae diebus nostris quia periit studium literarum a nobis nec reperitur in populis, qui gesta praesentia promulgare possit in paginis II. etc." Vergl. auch Salmon: De quelque contradictions de Saint Gregoire de Tours au sujet de ses prédécesseurs in dem Bulletin de la Société des antiquaires de Picardie. 1870. Nr. 1.

2) S. die Inhaltsübersicht der einzelnen Bücher in der Histoire liter. de la France III. p. 378 ff., vergl. mit Kries p. 38 ff.

3) S. das §. 90 not. 12 Angeführte.

4) Für die ältere Zeit schliesst Gregorius nach seiner eigenen Versicherung am Schlusse des Prologus des ersten Buchs in der Chronologie zunächst dem Eusebius und Hieronymus, so wie auch dem Orosius und Victorinus (s. oben §. 65 not. 2) sich an, indem er nach Erwähnung derselben ausdrücklich hinzufügt: „Ergo et nos scriptorum supra memoratorum exemplaria

sequentes cupimus a primi hominis conditione cunctam annorum congeriem computare."

5) Vergl. Löbell S. 350 f.

usque ad nostrum tempus

6) S. im Allgemeinen Kries cp. III. S. 49. Löbell S. 326 ff. Monod p. 73 ff. 7) S. den Prologus zu Buch II.

8) S. II. 8 und 9. Beide Schriftsteller sind uns sonst gänzlich unbekannt, werden aber, da ihre Erzählung bis in das fünfte Jahrhundert hinabreicht, in das sechste wohl fallen; beide waren vielleicht auch Gothen, nach Namen und Inhalt, Frigeridus, nach Grimm Frijairêps, s. Denkschrift. d. Berlin. Akademie vom Jahr 1846 S. 17. Auf die Consularfasten findet sich eine Berufung II. 9. Den Brief des Symmachus, der in dessen Briefsammlung sich VII. 6 findet, führt Gregorius II. 25 an, den Brief des Eugenius theilt er II. 3 mit.

9) Vergl. I. 26, wo er von den Märtyrern in Gallien spricht und hinzufügt: ,,quorum passionum historiae apud nos fideliter usque hodie retinentur."

10) So schreibt er gelegentlich V. 6: et licet sermone rustico, tamen celare passus non sum, quae aut ipse vidi aut a fidelibus (d. i. gläubigen Christen) relata cognovi." Eben so De Miracc. Juliani cp. 1: „quae audivi gesta, fideliter prodam."

11) Vergl. Kries a. a. O. p. 42 ff. 77. Giesebrecht S. XXXIV ff. Lōbell S. 344 ff. Mary-Lafon: Histoire du midi de la France I. p. 346 ff.

12) Desshalb meint auch Luden Gesch. d. Deutsch. III. S. 224, dass das Werk mit Recht den Titel Historia ecclesiastica Francorum führe; s. oben §. 91 not. 1. Selbst in Bezug auf kirchliche Denkmale, wie überhaupt für die christliche Archäologie enthält dieses Werk ungemein viel Beachtenswerthes: s. Augusti Beiträge z. christl. Kunstgesch. II. 160 f. Piper monumentale Theologie S. 188 ff.

13) Vergl. Löbell S. 344.

14) S. besonders den Prologus zu Buch V.

15) Ganz wahr ist, was Ruinart in dieser Beziehung sagt, Praefat. §. 4: „Gregorius noster, unicus scilicet auctor, qui quidem supersit, qui data opera primorum gentis nostrae regum, quorum tempore vivebat, gesta literis mandaverit. Unde merito Valesius ejus libros appellat Historiae nostrae fundum, ex quo originum rerumque Francicarum prima notitia potissimum repetenda sit. Quem tanti faciebat vir ille doctissimus, ut historiae suae libros, quos summo labore et diligentia non vulgari adornavit, nonnisi commentarios in Gregorium Turonensem censuerit appellandos. Nec minus Cointio usui fuit Gregorius in ecclesiasticis Francorum annalibus describendis, quos ex ejus libris ut plurimum contextos videmus." S. auch Luden a. a. O. p. 224.

16) S. Ruinart Praefat. §. 4, 5. Luden a. a. O. III. S. 530 ff., 699, 700. Vergl. mit Hadr. Valesius Rerr. France. T. II. p. 439, 440. Giesebrecht p. XXXVI ff. Mary-Lafon: Hist. du Midi de la France I. p. 346 ff. Monod p. 114 ff. gegen Lecoy de la Marche u. A.

17) In der Hist. Francorum epitomata (s. §. 94) cp. II. Es wird aber in dieser Sage keine eigentliche Volkssage zu erkennen sein, sondern dürfte ihre Enfstehung eher auf gelehrtem Gebiet zu suchen sein, wobei die Kenntniss der Sage von der trojanischen Abstammung der Römer wohl auch von Einfluss gewesen ist; vor dem siebenten Jahrhundert kommt sie auch nicht vor; vergl. Mone im Anzeiger für Kunde d. deutsch. Vorzeit 1835. I. S. 3. Löbell S. 336 ff., 375 ff. und Anderes, was bei Wattenbach S. 77 not. 4 angeführt ist. S. jetzt insbesondere Zarncke in den Sitzungsbericht. d. sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1866. T. XVIII. p. 257 ff. 261 ff. und das Ergebniss S. 284 und vergl. noch Dunger: die Sage vom trojanischen Krieg. Leipzig

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