Deutsches Lesebuch für höhere Schulen Obere Stufe I. Altdeutsches Lesebuch mit Anmerkungen Bearbeitet von Dr. Otto Liermann Oberstudiendirektor des Wöhler-Realgymnasiums und Dr. Wilhelm Vilmar < Oberstudiendirektor des Grunewald-Gymnasiums Fünfte verbesserte Auflage 1926 Kesselringsche Hofbuchhandlung (H. v. Mayer) / Verlag PRESERVATION COPY ADDED ml 2/6/91 Alle Rechte vorbehalten. BURDACH Druck der Universitätsdruckerei H. Stürk A. G., Würzburg. A" Aus dem Vorwort zur ersten Auflage. (1909.) in der Hand dieses Altdeutschen Lesebuches, dem in Sonderausgabe ein etymologisches mittelhochdeutsches Wörterbuch nebst grammatischen Anhange beigefügt ist, möchten wir die Schüler der Oberstufe in die Anfänge unserer Literatur, in die geschichtliche Entwicklung unserer Muttersprache einführen mit dem Ziele, ihren Eifer zu wecken und ihre Kraft zu stählen zu tieferem Eindringen in das germanische Altertum, in die auf der Schule noch immer zu niedrig eingeschätzte Geisteskultur des deutschen Mittelalters. Die Auswahl von Lesestoffen und Sprachproben wurde mit Benutzung der neuesten wissenschaftlichen Literatur und der zuverlässigsten Textabdrücke getroffen und zur Förderung des häuslichen Lesens, der Schülervorträge und Studientagsarbeiten in reicher Fülle geboten. Neben den alten Sprach- und Literaturdenkmälern, neben klassischen Inhaltsangaben und Charakteristiken, literar- oder kulturgeschichtlichen Ergänzungsstücken haben wir auch Vertreter der neueren deutschen Dichtung zu Wort kommen lassen, um zu zeigen, welche Anziehungskraft der Sang der Vorzeit auch auf die Dichter unserer Tage behalten hat. Durch Vergleiche läßt sich die Größe der alten Dichtung am deutlichsten zeigen und zugleich ein Einblick in die Sonderart des neuzeitlichen Dichters gewinnen. Wir hoffen, mit unserer Sammlung von Konzentrationsstoffen manchem Lehrer des Deutschen einen Dienst erwiesen zu haben. Die sprachlichen Anmerkungen des Lesebuches berücksichtigen die Be-` dürfnisse der Schüler, die sich zum ersten Male ein dem Raten und Tasten abholdes Verständnis des Urtextes erarbeiten sollen. Die Literaturangaben haben einen doppelten 3weck: erstens sollen sie die von den Herausgebern benußten Werke anzeigen, und dann wollen sie ein Wegweiser für die Schüler sein, sie zu den Anfängen selb ständiger Arbeit aufzurufen, damit sie an ihrem Teile bei der freieren Gestaltung des Unterrichtes der Oberstufe mithelfen. Einen methodischen Fortschritt hoffen wir durch unser etymologisches Wörterbuch zu erzielen, das alle in den mittelhochdeutschen Lesestücken vorkommenden Wörter enthält, wo nötig, die Entwicklung vom Althochdeutschen über das Mittelhochdeutsche zum Neuhochdeutschen zeigt und nach dem bewährten Grundsage des Frankfurter Lehrplanes, die Schulsprachen in enge Verbindung zu bringen, verwandtschaftliche Beziehungen zum Griechischen, LateinischenFranzösischen und Englischen herstellt; für die Schüler der Realgymnasien und Oberrealschulen sind die griechischen Wörter in lateinischer Umschrift gegeben. M342542 |