Obrazy na stronie
PDF
ePub

Horat. Art Poet.

Scribendi recte fupere est et principium et fons

einer

Krüschen Sichtkünft

durchgehends
mit den Exempeln unserer besten Dichter erläutert.

Anstatt

einer Einleitung ist Horazens Dichtkunst

überseht, und mit Anmerkungen erläutert.
Diese neue Ausgabe ist, sonderlich im II. Theile,
mit vielen neuen Hauptstücken vermehret,

von

Johann Christoph Gottscheden.

Vierte sehr vermehrte Auflage, mit allergnådigte Grenheir.

Leipzig, 1751.

Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf.

[blocks in formation]

u

Vorrede

zu dieser vierten Ausgabe.

Geneigter Leser!

nd meine Dichtkunst lebet noch! Sie les bet, sage ich, und hat alle die Anfålle überstanden, die man die Zeit her auf

sie gethan; und denen ich sie bloß gestellet gelassen, ohne ihr im geringsten zu Hülfe zu kommen. Es ist allen bekannt, was seit etlichen Jahren, für oft wiederholte Feindseligkeiten wider sie ausges übet worden. Jedes Meßverzeichniß neuer Bücher kündigte ihr einen neuen Angriff an; und man schien nicht ermüden oder aufhören zu wollen, bis man meine arme Dichtkunst mit Strumpf und Stiel ausgerottet hätte. Es ist wahr, diese Schriften waren klein: allein, wer weis nicht, daß auch kleine Tropfen endlich einen Stein aushälen, und durchlöchern können?

Bey allen diesen vielfältigen Antastungen eines meiner ersten und liebsten Bücher, saß ich, zu großer Verwunderung vieler meiner Freunde, ganz still und

[merged small][ocr errors]

unbeweglich. Ich ließ meinem Gegner und seiner kritischen Feder freyen Lauf, ohne mich im geringften zu regen, oder nur das mindeste Zeichen des Lebens oder einiger Empfindung zu geben. Ich spielte die Rolle eines Stummen, der keine Wiederrede in seinem Munde hat; oder eines ganz Unwissenden, der nicht das geringste, zur Vertheidigung seiner Lehren und Meynungen, vorzubringen weis. So wenig dieses der Sitte der Gelehrten gemäß ist, die insgemein nicht den geringsten Widerspruch erdulden können; ja sich wohl aufs heftigste regen, wenn man gleich ohne alle Nennung ihres Namens, eine von der ihrigen abgehende Meynung behauptet: so wenig habe ich es für rathsam gehalten, dieses mitzumachen. Meine Ursachen will ich hier kürzlich entdecken.

Zuförderst muß ich meinen Lesern, den ersten Grund und Anlaß, solcher Feindseligkeit meines Widersachers, entdecken, und sie zu Richtern darüber machen. Es hatte derselbe, ich weiß nicht mehr bey wele cher Veranlassung, die Gelegenheits-Gedichte gänzlich verworfen. Ich las solches in einer Zeitung; und wunderte mich, daß solche Meynung von einem gelehrten Manne hatte behauptet werden können. Als mir nun bey einigem Nachdenken vorkam, daß ich die Vertheidigung vieler großen Dichter alter und neuer Zeiten übernehmen würde, wenn ich die Gelegens heitsgedichte beschüßen möchte: so machte ich ei nen kleinen Auffah davon, den ich in den neuen Buchersaal der schönen Wissenschaften und Fr. K. drucken ließ. Ich zeigte darinn, daß die meisten griechischen und römischen; ja auch unter den Neuern die meisten wischen, französischen und englischen Dichter,

« PoprzedniaDalej »