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Des II. Abschnitts VIII. Hauptstück. Von allerhand Arten von Scherz

D

gedichten.

I. §.

amit es meiner Dichtkunst, soviel möglich ist, an nichts fehle, was zur Poesie gerechnet zu werden pflegt: so muß ich hier noch allerhand Stücke nach holen, die zwar mehrentheils läppisch sind; doch eine Zeitlang ihre Liebhaber gefunden haben. Ich werde sie aber großentheils nur nennen, und nothdürftig beschreiben: weil sich die Mühe nicht verlohnet, sie durch Regeln zu lehren. Ich hebe also von den kürzesten an, und das sind I. die Lebers reime. Ich begreife es nicht, wie die Lebern der Hechte zu der Ehre gekommen sind, daß sie bereimet werden müssen, ehe man sie verzehret. Indessen ist es eine alte Sitte, auf diese Art einen Spaß über der Tafel zu machen: und da heißt es zum Erempel: Die Leber ist vom Hecht, und nicht von einem andern Thiere, welches man will; darauf sich aber in der andern Zeile ein gewisser Gedanken reimen muß, der sich zu den gegenwärtigen 'Umständen schicket. Mehr brauche ich nicht zu sagen: denn es giebt ganze gedruckte Sammlungen davon. II. Kommen die Gesundheiten in Reimen. Auch diese sind in Deutschland, zumal in Sachsen, sehr gewöhnlich, und in großer Menge im Schwange. Sie bestimmen insgemein in zwey, drey, vier oder sechs Zeilen, wem man Gutes wünschet, oder wer da leben foll. Es wäre nur zu wünschen, daß nicht viel Unflåtereyen mit unterliefen, die nur entweder von verderbten Sitten zeugeten, oder dieselben noch zu verderben geschickt wåren. Auch davon haben wir gedruckte Sammlungen.

2. §. Die folgenden beyden Arten sind etwas künstlicher, Man nennet sie Ereosticha, oder Chronosticha und Dod 4 Afro

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Akrosticha. Die ersten halten Jahrzahlen in sich, wenni man alle die römischen Zahlbuchstaben, die darinn verkom men', zusammen rechnet. Jochim Döbler hat 1685. eine ganze Chronologie der Weltgeschichte in solchen Versen, sowohl lateinisch als deutsch drucken lafssen, darinn alle Bei gebenheiten ihre Zahlen bey sich führen. Z. E. in das Jahr der Geburt Christi bringt er lauter Wörter, die weder ein M. noch D. noch L. noch X. noch V. noch I. haben, und also o bedeuten.

Ohn Zepter Gottes Heer hat Gottes Erstgebohrnen. Und so fährt er fort, ein 1. zwey II. drey III. und fo weiter in die folgenden Zeilen zu bringen. 3. E. auf König Ottokars völlige Besiegung der heydnischen Preußen, die 1255. geschehen, heißt die Zeile so:

Geschlagen PreVßen steht ganz, hat es BöhMer StarCf. En jeder sieht, was das für ein Zwang ist. Nicht besser ist die andre Art, da man Namen vor tie Zeilen eines Gebichtes bråmet; so, daß vor jedem Verse ein Buchstab zu stehen kommt. Günther spottet mit Recht darüber, wenn er schreibt:

Ich flocht auch, wie noch viel, die Namen vor die Lieder, Und gieng oft.um ein A, drey Stunden auf und nieder. Man sehe auch, wie in den vernünftigen Tadlerinnen diese Kinderen verlachet worden: indem ein poetischer Buhler feine Cynthia durch ein Stoßgebethlein verehret, darinn vorn herab, und ins Kreuz überall CYNTHIA mit latei nischen Buchstaben zu lesen ist. Man hat aber auch andere Erfindungen, davon jede Strophe mit einem besondern Worte anfängt, das zu einem ganzen Spruche gehöret. So ist z. E. das Lieb, Befiehl du deine Wege, gemachet; , denn die Anfangsworte aller Strophen heißen: Befiehl dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn; er wirds wohl machen. Man wird aber auch in der leßten Strophe, an dem Mach End, o Herr 2c. wohl gewahr werden, wie groß der Zwang daben zu seyn pflegt.

3. S. Ein neues Paar solcher Künste sollen die End, reime, und Irreime, abgeben. Die erste Art scheint eine Erfindung der Franzosen zu seyn; indem man in ihren be ften Dichtern dergleichen Stücke, sonderlich Sonnette fin det, die auf vorgeschriebene Reime gemachet werden. Und je seltsamer diese Wörter zusammen gesuchet worden, desto künstlicher ist es, wenn der Dichter ihnen hernach durch seine Einfälle einen ungezwungenen Zusammenhang geben kann. Auch unfere deutschen Dichter haben dergleichen zuweilen, aber weit seltener gemacht; und noch seltener drucken lassen : so daß ich iho, da ich eins brauche, nicht einmal im Stande bin, eins zu finden. Es ist aber auch nichts daran gelegen : denn es ist eine elende Beschäfftigung, wenn man seine Ge danken auf die Folter spannen muß, um die eigensinnigen Schlußtöne mit anzubringen. Die andere Art ist nicht viel besser. Denn da soll man Verse machen, welche zweyerley Verstand haben können, nachdem man sie liest. Menan tes giebt folgendes Exempel:

1. Treu und Liebe soll mich krönen,
3. Doris lebenslang bey dir.

2. Aber nur bey Lisimenen,

4. Geb ich falsches Schmåucheln für,

1. Meine Seele wird entzücket,

3. Wenn ich täglich bey dir bin: 2. So fie jenes Bild erblicket,

4. Sterb ich bald vor Grauen hin.

Hier geben die Strophen einen ganz andern Sinn, wenn man sie nach der Ordnung der Zahlen liest, als wie sie gedruckt stehen. Aber auch ohne mein Erinnern sieht man, was dergleichen Labyrinthe werth sind.

4. S. Es giebt aber auch Wiedertritte, wie ich beym Morhof und Omeis finde. Man möchte sie besser Krebss reime nennen: weil sie erst vor, dann hinter sich gehen; wie folgendes zeigen wird. Morhof im Unterr. von der deutsch. Spr. a. d. 801. S. sest:

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Der Wassergott sah einst den Paris eilen,
Durch seine Fluth, sich mit der Beut zu heilen:
Sprach bey fich selbst: Der meynet sich zu heilen,
Und schlägt sich wund mit seinem Raub und Eilen..

Omeis aber in f. Reim- und Dichtk. a. d. 122. S. schreibt so:

Ich lob ein Buch, und einen Kiel,
Die sind mein Wünschen und mein Ziel.
Ich achte kein Karthaunen Spiel.
Was suchet das Karthaunen-Spiel?
Des Menschen Blut ist nur sein Ziel.
Es tilgt was bauet Buch und Kiel.

Mich dunkt, nach diesen Beyspielen wird sich niemand darein verlieben: und es ist ein Wunder, daß gelehrte Männer sich zu solchen Kinderspielen haben herunter lassen wollen. Zum Gefährten will ich diesen Wiedertritten, den Wies derhall geben; ungeachtet ich schon bey den Liedern davon geredet. Denn man ist damit nicht zufrieden gewesen, daß das Echo am Ende der Strophen antwortete; sondern hat es fast bey allen Reimen haben wollen. 3. E. Omeis spielet so:

Nennest du mich noch den Deinen?

Und begehrest sonsten keinen ?

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herrlich! Uber es kömmt zuweilen noch schöner ; z. E. aus dem Zesen:

Wirst du mich trösten, und sonst keine?

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Echo: Line.

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5. §. Nun kommen die Rächsel und Logogryphen: ein sehr ähnliches Schwesternpaar: womit sich gleichfalls die Franzosen mehr, als die Deutschen die Köpfe zerbrochen haben: welches uns zu keiner Schande gereichet. Zwar Råthsel findet man noch zuweilen: ja es giebt ganze Sammlun= gen folcher Tändeleyen; darunter zuweilen eins und das andre noch sinnreich genug ist. 3. E. Menantes macht eins, davon die vier ersten und legten Zeilen diese sind :

Es lebet Mann und Weib, die unzertrennlich sind,
Doch gleichwohl so, daß man, keins bey dem andern finde.
Sie sind einander feind, und können einig leben,
Wenn einem etwas fehlt, das will das andre geben. 2c.
So bald der Mann erwacht, muß jene schlafen gehn,
Und gehet er zur Ruh, so pflegt sie aufzustehn.
Man siehet sie sich nie vermischen oder küssen,

Und gleichwohl kann die Welt manch Kind von ihnen wissen. Diefes bedeutet Tag und Nacht. Man macht auch auf die Buchstaben dergleichen: wie Menantes eins vom R giebt:

Es ist ein Wunderding, das auch GOtt selbst nicht hat 2.

Noch seltsamer ist der Logogryph. Man würde in Deutschland fast kein Exempel davon finden, wenn nicht im Sten Bande der kritisch. Beyträge auf der 97. S. eine solche Seltenheit zur Beurtheilung wäre eingeschicket worden. Der Herr Verf. hat es ein Wortråthsel genennet, und es hebt so an:

Eilf Littern machen mich geehrter Leser aus.
Du könntest ohne mich hier keine Sylbe lesen,

Wo ich dir nicht vorhin in meinem eignen Haus
Was du iht deutlich siehst mit Fleiß so auserlesen.

Ich bin in dieser Welt noch nicht gar lang bekannt,
Mein Stamberr wird mit Recht von deutschem Blut genannt 2c.
Doch es ist mir zu lang, Man mag es am angef. Orte nach-
sehen. Der Schlüssel dazu ist, Buchdrucker.

6. S. Rettenreime von allerley Art kann man beym Menantes nachsehen; der sie selber nach seiner Art zu spa

Ben,

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