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mit Erlernung so vieler Reguln / und deren Anhängen / mit zusammen Schreibung so vieler Dictaten / wären gemartert worden/ davon sie ihr Lebetag nicht den geringsten Nutzen schöpfen könten: da sie doch nicht ohnvernünfftig gemuthmaffet; wenn eine rechte LehrArt mit ihnen wäre geübt worden / daß sie in halb so viel Jahren | die Sprach / und Künste zum wenigsten so weit hätten können begreiffen/ daß es ihnen entweders zu höhern Studien genugsam / oder doch zu befferer Beförderung und fürträglichern Dienst wäre diensam gewesen.“

„Nun ist es zwar ohnlaugbar / daß je länger je mehr der Mangel an guten Lehrmeistern erscheinet; auch kein Wunder: weil die Kunst zu lehren niemand lehret/ und kaum einer zu lernen begehrt; davon an seinem Ort; der Hauptfehler aber ist dieser / daß man von der ersten und besten Lehr-Art abgeschritten/ davon ich dieses Orts nur etwas weniges berühren wollen" (gemeint ist mit dem Hauptfehler das Zuviel1) im Darbieten und Fordern auf den untersten und unteren Unterrichtsstufen).

Über Ziel des Gymnasiums und notwendige Einschränkung der Grammatik, Logik und Rhethorik sagt der Verfasser in der gleichen Vorrede:

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12. Deutlich / daß es ja jedermann verstehe: Es werden in Schulen allerhand taugliche Werckzeug erziehlt nicht allein Lehrmeister sondern auch Prediger Doctores, Rahtsherren etc. aber auch Schreiber / und allerley Diener und Beamte: Demnach so muß die Schul-Lehr also angestellt werden/ daß sie allen förderlich seye; etlichen die nach höhern Dingen streben zur Vorbereitung; andern zur Erlernung dessen / was ihnen im geringern Stand genugsam und nothwendig ist.

13. Die Lateinische Sprach und neben derselben die Wissenschafft sich seiner Vernunfft/ und Zungen zum gemeinen Nutzen / zugebrauchen ist allen nöthig; will von andern dißmahl nichts gedencken: dieses allein zum Exempel. Denn eben darum müssen solche Schul-Künst bescheidentlich gehandelt werden/ damit man das was zur Pietät aus christlicher Lehr und zur prudentz, aus den Historien und andern alten Scribenten nothwendiger nicht zurück lasse:

1),Wer säen will / säet mit der Hand / und nicht mit dem gantzen Sack; sonsten erstickt der Samen übereinander", sagt der Verfasser in der Ausführung dieses Gedankens.

14. Alle der Lateinischen Sprach Kündige / müssen gestehen daß sie selbige aus wenigen aber doch genugsamen Grammatic Reguln und denn durch stetige Übung im Lesen und Schreiben begriffen gleich wie auch alle andere Sprachen dergestalt erlernet werden und so verhält sichs auch mit der Vernunfft- und Redekunst. Die Wissenschafft macht keinen / sondern der Brauch zum Meister. Die vernünfftigste und beredeste Männer höchsten Ehren-Ämtern Gott und der Welt dienen beyfallen / daß sie ihr Vernunfft und Beredsamkeit deren sie sich an solcher Stelle gebrauchen müssen da man nicht von Schulfüchserey sondern von den wichtigsten Sachen daran der Welt Heil und Wolfahrt hangt / handeln muß auf keine andere Weis erlanget haben.

die in den werden mir

15. Hingegen bezeugts die Erfahrung / daß diejenige / welche so viel lange Schul-Jahr die allerkünstlichste Grammaticen, Logicen, Rhetoricen, mit allen Reguln / Ausnahmen | Anmerckungen Subtilitäten und was deß Dings kein Maß oder Zahl ist auswendig gelernet; endlich offtmals nichts mehr als arme / schüchterne oder verwegene Kalmeuser worden seyn: daß auch mancher Idiot sein Vernunfft und Zung besser zur gemeinen Wolfahrt brauchen können. Und da wäre viel zu sagen: wie solche Grammaticastri sich nicht erkühnen dörfen nur einen Lateinischen Brief zustellen; wenn sie nicht die Phrases aus den Phrases - Büchern zusammen geklaubt; die Formulen aus andern zusammen geschrieben und mit Furcht und Zittern alles nach ihren Reguln examinirt: daß solche Disputirer sich nicht wagen dörffen/ etwas zusetzen oder zuverneinen einigen Beweis zuführen / einige Widerrede zu beantworten / wenn sie nicht mit unverwendten Augen auf ihre Vorfechter sehen und ihrer Streich zum Behelff brauchen können: daß solche Kunst-Redner stumm wären blieben wenn ihnen nicht ein anderer wie den Amseln vorgepfiffen hätte. So blöd und verzagt werden diejenige / welche wo eines Dings Wissenschaft haben aber kein Brauch wissen: Andere aber und nicht wenig so vermessen / daß sie alles tadlen was sie doch nicht verstehen und man mit solchen in keinem Amt ja in keiner Conversation fort kommen kann: daß man aus solchen einbilderischen aufgeblasenen eigensinnigen Menschen weniger ein tauglichen Mann; also aus einem Thor/ und Wasser-Kolben eine Lantze machen kan: will nicht sagen daß mancher über seiner Kunst zum Leuteschewigen Phantasten/ und gar zum Narren worden seye.

16. Ich gestehe gern / daß solche kurtze Schul-Anweisung zur Vollkommenheit nicht genugsam und daß etlichen nach ihrem Zweck in mehrere Wissenschafft nöthig seie: Daß aber halte ich / daß solche Wissenschafft in der Schulzeit noch nicht nöthig vielmehr verhinderlich ja zuerlangen unmüglich auch unter zehen / und mehren lernenden kaum einem fürträglich seye. Darum muß in Schulen das gelehret werden/ was allen dienstlich / und anderswo nicht erst erlernet werden kan oder soll: Was aber auf Universitäten kan und soll erlernet werden: und nur etlichen dienstlich ist; daß soll ein vernünfftiger Lehrer andern überlassen / und jederzeit vor Augen haben was an den Schul-Thüren etwan geschrieben steht: Hoc age! Dic cur hic? In Schulen müssen mit einem Wort / solche / Samen der Künste ausgestreuet werden/ welche hernach sich selbst durch stetige Übung ausbreiten und zum gemeinen Leben gute Früchte bringen: darum alle Lehr auf den Brauch zum gemeinen Besten gerichtet werden muß: davon hernach ein mehres de Prudentia Scholasticâ, an seinen Ort.

und

17. Solchem allem nach / habe ich offt gerahten / so mündlich / so schrifftlich; daß aus den guten Sprach- und Kunst-Büchern / die in den Schulen gangbar seynd / ein solcher Auszug möchte gemacht werden daß die jenige Lehr die allen nutz und nothwendig / liecht und leicht fürgetragen; Hingegen was entweder keinen / oder kleinen oder doch nur etwan etlichen Nutzen bringen zu seiner Zeit und an seinem Ort erlernet werden kan abgeschnitten oder doch versparet würde. Solcher Weise käme man. wiederum zurück auf die Zeit da in den Schulen weniger gelehrt/ und doch mehr erlernet; keine so groffe weitläufftige Bücher gelesen und doch viel mehr groffe grundgelehrte Leute erzogen worden seynd: also lernete man in Schulen nicht was man hernach vergessen; und vergesse nicht was man hernach erst lernen muß.“

Monumenta Germaniae Paedagogica XLII

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1686. Disziplinarsatzungen für das Regensburger
Gymnasium poeticum.

Kurtzer Auszug Der Regenfpurgischen Lateinischen
Schul-Gesetze.

An. 1686.

Ein gedrucktes Exemplar befindet sich in der Regensburger Kreisbibliothek.

Vorrede.

Die Jugend theilet sich in zween Hauffen. Etliche sind guter Art die bey zeiten auf das Künftige hinaus sehen / ihre Wohlfahrt / Ehre und Schuldigkeit bedencken/ was ihnen wol oder übel anstehet / mercken/ das Kindische Wesen ablegen/ der Eitelkeit und dem betrüglichen Schein der Freyheit nicht nachhängen / sondern dem mit unermüdetem Fleiffe nachtrachten/ was recht gut | beständig Gott und ehrlichen Menschen wolgefällig ist auch die Wort- straffe und umbram virgae (mit Curtio zu reden) förchten/ böse Gesellschaft klüglich meiden / dero Reitzungen und Hohe verachten / Eltern und verständigen folgen / fürtrefflicher Leuthe Exempel begierig nachahmen / sonderlich aber Gott (als ihren Schöpfer und Heyland der ein gütiger Vergelter ist alles guten und ein eyfriger Rächer alles bösen) hertzlich förchten / lieben ehren und sich seinen Geist regieren lassen.

Etliche sind hingegen böser Art / die aus Antrieb des bösen Geistes ihre zeitliche und ewige Wolfarth / Ehre und Gebühr leichtfertig aus den Augen setzen / nicht allein selbst nichts gutes schaffen ohne Zwang und Mühe / sondern auch andere ärgern | und verführen keine Züchtigung noch Vermahnung achten/ sondern wol mit Fleiß thun was Gott und Menschen verdreust / eine Schalckheit über die andere erdencken/ Summa sich des guten schämen des bösen freuen und berühmen / ohne Reu und Scheu.

Dieses hat verstanden der gelährte Michael Piccartus, in dissertatione de indicijs et subsidijs praeclarae indolis in puero; allwo er alles auf 4. Kennzeichen einer guten Art zeucht. Das 1. ist die Geburt von guten ehrlichen Eltern; das 2. die Fertigkeit des Verstandes so die Jugend antreibt gerne zu hören zu fragen zu lernen / und zu arbeiten / was gut und wol anständig und zwar nicht oben hin auf das sie Ehre und Nutzen davon habe; Das 3. die Schamhafftigkeit als die Farbe der Tugend / wie sie Diogenes genant; Das 4. die Lobbegierde eines solchen Knaben oder Jünglings / quem gloria juvat, qui victus flet, objurgatione mordetur,

aemulatione assurgit, wie Quintil. redet. Ob nun wol die Natur und Geburt von ehrlichen Eltern (gedachter maffen) wie auch die nöhtige Haußzucht viel dabey thut / daß man eine Wolgeartete Jugend habe; So machen doch ohne Zweifel auch löbliche Schulgesetze und dern unnachlässige Handhabung / daß ein zartes gutes gemüht noch mehr erleuchtet und gestercket / ein böses aber zurecht gebracht oder doch gehemmet / und also ein Gymnasium zu gedeylichem aufnehmen des gemeinen Wesens in blühendem Wohlstand erhalten werde.

Wann dann ein Wohl-Edler Raht diser Statt auch hievor dergleichen heilsame Verordnungen abgefast / als hat man selbige (wie anderer Orthen ebenfals geschehen) der Jugend zum besten in diese kurtze Form bringen / und heraus geben wollen; Damit sie (weil die offentliche Ablesung allein nicht gnugsam schiene / indem die Jugend aus derselben / wie deutlich und offt sie auch geschehen mag | nicht alles gleich verstehen / weniger behalten und bedencken kan) zu hause fleiffig und zum öfftern selbige durchlesen / und den widerspänstigen oder unartigen alle entschuldigung benommen/ die Obrigkeit hingegen allerseits entschuldigt werden möge.

Vom Zweck und Absehen dieser Ordnung.

Dieweil alle Menschen fürnemlich dazu erschaffen / und durch Christum erlöset sind das sie Gott Vatter / Sohn und Heiligen Geist recht erkennen und nach seinem geoffenbahrten Willen ihme dienen; solchem nach die Tugend und bevor die Gottesforcht vermitlst guter Zucht gepflantzet und geübet seyn will ohne welche die Erudition und alles wissen mangelhafft/ auch offt mehr schadet / dann nutzet; alß soll in der Lateinischen Schul alhier mit jetzterwehnten Stücken folgende Ordnung gehalten werden.

I.

Erstlich und vor allen Dingen sollen alle Discipuli Gott förchten lieben und vor Augen haben ihn ohn unterlaß nicht allein umb milden Segen zu ihren Studijs / sondern auch umb Heil und Wohlfart diser Statt und gantzen Christenheit bitten / und/ wie Paulus sagt/ danckbar seyn in allen Dingen jederzeit gedenckend/ wol gebethet ist halb studirt, und die Gottesforcht ist der Weißheit Anfang.

II.

Dagegen sollen sie alles Mißbrauchs des Allerheiligsten Nahmens Gottes in schweren / fluchen / lästern | schandbaren Worten / und

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