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unde daz ein iegelîcher kristen mensche sol drîstunt in dem jâre daz vogetdinc suochen, sô er ze sînen jâren vollenkomen ist, sô er eines 40 unde zweinzic jâr alt ist: sô sol er daz vogetdinc suochen in dem bistuom, dâ er inne gesezzen ist, oder in dem lande oder in dem gerihte, då er guot inne hât.

Von der Königswahl.

Den künic sullen drî phaffen fürsten unde vier leien fürsten kiesen. der bischolf von Menze ist kanzler ze diutschen landen; der hât die 45 êrsten stimme an der kür. der bischolf von Triere ist kanzler über daz künicrîch Arel; der hât die andern stimme an der kür. der bischolf von Kollen der ist kanzler ze Lamparten unde hât die dritten stimme an der kür. daz sint driu fürsten ampt; diu hærent ze der kür. under den leien fürsten sô hât der phalenzgrâve von Rîne die 50 êrsten stimme an der kür; der ist des riches truhsæze, unde er sol dem künige die êrsten schüzzel tragen. der herzoge von Sahsen hât die andern stimme an der kür under den leien; der ist des küniges marschale unde sol dem künige sîn swert tragen. der marcgrâve von Brandenburc der hât die dritten stimme an der kür unde ist des 55 rîches kamerer unde sol dem künige wazzer geben. der herzoge von Beiern hât die vierden stimme an der kür unde ist des rîches schenke unde sol dem künige den êrsten becher tragen. dise vier sullen tiutsche man sîn von vater unde von muoter oder von eintwederme. unde swenne si wellent kiesen, sô sullen si gebieten eine sprâche ze Franken60 furt. die sol der bischolf von Meinze gebieten bî dem banne, unde der phalnzgrâve von Rîne bî der æhte. si sullen dar gebieten ir gesellen ze dem gespræche, die mit in da welent, unde der andern fürsten als vil, als si ir gehaben megen. dar umbe ist der fürsten ungerade gesetzet: ob vier an einen vallen unde drî an den andern, 65 sô sol ie diu minner menige der mêrern volgen. daz ist an der kür reht. ê daz die fürsten kiesent, sô sullen si ûf den heiligen sweren, daz si durch liebe noch durch leide noch durch guotes miete, daz in geheizen sî oder gegeben sî, noch durch niht wellen, daz geværde heize, wan als vil in ir guot gewizzen sage. swer anders welt, wan als an disem 70 buoche stêt, der tuot wider got und wider reht. unde wirt ir einer dar nâch überreit, als reht ist, daz, er guot dar umbe habe gelobet ze nemen oder hât genomen: daz ist simonîe; der hât sîne kür verloren unde sol si nimmer mêr gewinnen unde ist dâ zuo meineide.

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39 eines, Gen., abhängig von alt. 44 bischolf, Nebenform zu bischof. Menze, Mainz. 46 Arel, das arelatische Königreich. - 47 Kollen, Köln. Lamparten, Lombardei. 55 wazzer geben, s. zu Parz. 583.- 66 ûf den h., wir mit Akk.: auf die Heiligen, d. h. die Reliquien. 71 überreit, zu überreden; s. § 19 b.

daz sol geschehen, dâ der künic einen hof gebiutet. Dar sol man 75 dem selben ouch gebieten, er sî leien fürste oder phaffen fürste. unde kumet er niht dar, man sol im anderstunt ze andern hoven gebieten. unde kumt er ze den dritten niht, sô sol man in meineide sagen; unde swaz er von dem rîche hât, daz ist dem rîche ledic, unde der künic sol in ze æhte tuon. unde ist ez ein phaffen fürste, der künic so riht über in als über einen leien, unde sol dem pâbeste schrîben, wie übel er gevaren habe, unde wie er sîne triuwe an der kristenheit gebrochen habe; unde heize daz bewaren vor dem pâbeste. der sol in danne von allen sinen phaflîchen êren scheiden unde sîn bischtuom einem andern lân; unde sol dar nâch leben, als in der påbest heizet 85 leben. wan der pâbest hât vollen gewalt unde mac im genâde tuon unde mac im sîn bischtuom wider lâzen unde sîne pheflich êre. daz stêt an sînen genâden. unde wirt der künic der selben schulden überkomen, sô ist er ze unrehte an dem rîche. daz sol man über in klagen dem phalzgrâven von dem Rîne. nieman mac geziuc über in sîn umbe 90 die schulde wan die fürsten, si sîn geistlich oder werltlich.

Vom gerichtlichen Zweikampfe.

Der rihter sol lîhen dem, dem man dâ schuldegot, einen schilt und ein swert. und als man dâ hin komet, dâ der kamph ist, sô sol der rihter zwêne boten geben zuo in beiden, die sehen, daz man si nâch rehter gewonheit gärwe. leder und lînîn dine söln si an legen, 95 als vil sô si wellent. houbet und füeze söln in blôze sîn, und an den henden süln si hân dünne häntschuohe lederîn unde blôziu swert in den handen und ir ietweder einez umb sich oder zwei (daz stât an ir kür) und einen sinwellen schilt an der hant, dâ niht wan holz und leder an sie. die vehten sont mit buggelern, als etwâ gewon100 heit ist, die süln îsenîn sîn. si söln tragen an röcke âne ermel. ouch sol man den liuten vrid gebieten bî dem halse, und daz si nieman irre an ir kamphe. ir ietwederm sol der rihter einen man geben, der eine stange trage: der sol die dâ über den haben, der dâ gevellet. und giht er, sô ist er überwunden; mag er wider ûf, man sol 105 in ûf lân. swedere der stange muotet, wan sol im si understôzen :

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77 meineide, gewöhnlicher wäre meineiden. 78 ist dem r. ledic, fällt aus Reich zurück. 91 dem2, durch Attraktion für den (s. § 64) oder durch Assimilation an das folgende m. 93 sehen, schuldegot, s. zu S. 237, 36. beachte den Konj.! Vgl. trage Z. 103. 95 bloge, beachte die Flexion! 98 verbinde dâ.. an. 99 sont (aus solnt) = suln 109, süln, söln 100. 100 die süln i. s., freie Konstruktion; wir sagen: die sollen es mit eisernen tun. 101 und daz, dass nämlich. 103 vgl. unsre Redensart: einem die Stange halten. 104 giht er, mit verschwiegenem Objekt: erklärt er sich für besiegt. 105 wan man.

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daz sol der rihter erlouben. einen rinc sol man machen: der sol zweinzeg schuohe oder fünfundzweinzeg wît sîn, nâch des landes gewonheit; und swedere dar ûz fliuhet, der ist sigelôs. Diu swert, diu si tragent, diu söln âne ortbant sîn. vor dem rihter suln si beide gegärwet gân 110 und sweren, der eine, daz ez wâr sie, dar umbe er in beklaget habe; und sol der ander sweren, daz er unschuldig sîe; und daz in got sô helfe ze ir kamphe. die sunnen sol man in mit teilen gelîche, sô si êrste zesament gânt. wirt der überwunden, uffen den man dâ klaget, wan sol über in rihten. wirt der sigelôs, der uffen den man klaget, 115 wan rihtet ouch über in. swer den andern an sprichet kampflichen umb den tôtschlag, swedere då sigelôs wirt, dem gât ez an daz houbet. ist ez umb lemi, ez gât im an die hant. umb ander wunden, die niht ze verhe gânt, sol nieman kemphen.

109 vor dem r., wir mit Richtungsbestimmung: vor den R. er die Wahrheit geschworen; in ist Akkusativ.

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WÖRTERBUCH.

Vorbemerkung. Aus den gebrauchten Abkürzungen hebe ich folgende

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heraus: stm. starkes Maskulin, stf. = starkes Feminin, stn. starkes Neutrum, stv. = starkes Verb; ebenso swm., swf., swn., swv. schwaches Maskulin usw. Die Rektion der Verben ist häufig durch Beisetzung des entsprechenden Kasus von ein (für das persönliche Objekt) und ein dinc (für das Sachobjekt) bezeichnet, z. B. einem eines d(inges); tr., intr., refl. = transitiv, intransitiv, reflexiv. Zusammensetzungen, auch lose, suche man unter dem 1. Teil; trennbar zu sammengesetzte Verben also unter dem betreffenden Adverb. Von Verben mit der Vorsilbe ge-, die nicht unter ge- stehn, ist das Simplex nachzuschlagen. ä siehe unter e, eu, unter öu.

A.

a interj. zur Verstärkung an Imperative und Partikeln angehängt.

abe, ab präp. mit dat.: herab von, von weg; wegen.

abe, ab adv.: herab, hinweg. abe hër, herunter. Vor Verben: -ervëhten, durch Kampf abgewinnen. -gân, verschwinden; einem eines d. es nicht halten. -komen, eines d. abkommen, ablassen von. -lâzen, -lân, (ab)lassen, loslassen. -schütten, abwerfen, abziehn. -stân, eines d. verzichten auf. -vüeren, wegnehmen. abe, ab s. aber.

abelouf stm.: Ort, wo das Wild aus Idem Walde läuft.

abenden swv.: Abend werden. aber, aver, ab(e) adv. und conj.: abermals; dagegen, aber. aber sprëchen, entgegnen.

aber stn.: schneefreier Ort. abgründe stn.: Abgrund, bes. der Hölle. achmardi stn.: kostbarer orientalischer Seidenstoff von grüner Farbe. ackerganc stm.: Ackerbau; bildl. für Lebensarbeit.

ackes stf.: Axt.

adelbære adj.: adelich, edel. adellich, adenlich adj.: dasselbe. affen swv. tr. zum Affen, Narren

machen.

after präp. mit dat.: hinter, nach; after wëgen, hinweg. afterriuwe stf.: nachkommender Seelenschmerz, Reue.

afterteil stn.: Hinterteil. agráz stm.: saure Brühe.

ahî interj. des Schmerzes, des Verlangens, der Bewunderung. aht(e) stf.: 1. Meinung, Gesinnung, Beachtung; ahte han eines d., beachten. 2. Art, Stand, Geschlecht. ahte, æhte stf.: Acht.

ahten swv.: schätzen, halten für; ëz ahtet mich ringe, kümmert mich wenig. al (flekt. aller usw.) adj.: all, ganz. mit alle (alter instr.), gänzlich, ganz und gar. über al, insgesamt, ganz und gar.

al (unflekt. Akk. n.) adv., verstärkend

vor Präp., Adj., Adv.: ganz. Z. B. al durch, al sunder, al über; al rôt, al solh; al balde, al besunder, alda, algeliche, algemeine (alle zu

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V

Superlat. und Adv.: aller êrste,

entgegenbringen. -triben, tun, ausüben. -vallen, tr. anfallen, fallen auf. -vëhten, anfechten, beunruhigen. ande swm.: Kränkung, Leid; mir ist a., leid, weh.

anden swv.: ahnden, rügen. anderhalp adv.: auf der andern Seite. anders adv.: anders, sonst, im übrigen. anderswâ adv.: anderswo. anderswar adv.: anderswohin.

âne, an präp.: ohne, ausser. alrê(r)st, zuerst, nun erst, nun erst

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alters-eine adv.: ganz allein. alware adj.: albern.

ambet, amt stn.: Dienst, Amt, Beruf; strites a., Kriegsdienst; schildes a., Ritterdienst, -stand.

âmeizstoc stm.: Ameisenhaufe.

an, ane präp. mit dat. oder acc.: an, in, auf, zu, gegen, bis; s. zu Gudr. 99, 3.

an, ane adv.: an, in, zu, auf. Vor Verben: -erblicken, einen Blicke auf einen werfen. -gán, ein d. gehn an, sich machen an; einen angreifen, befallen. -gëben, einem ein kleit anlegen. -gesigen, einem besiegen. -gewinnen, einem besiegen; einem ein d. abgewinnen. -grinen, anknurren, anfletschen. -hæren, tr. angehören; angehn. -kapfen, angaffen, anstaunen. -komen, einen kommen zu, sich nähern; zu stehn kommen. -lázen, loslassen, in Bewegung setzen. -legen, refl. sich ankleiden, sich rüsten. -liegen, einen Lügenhaftes über einen aussagen. -loufen, einen auf einen zu laufen, angreifen. -nëmen, refl. mit gen. sich aneignen. -sëhen, tr. ansichtig werden. -sprechen, einen kampflichen zum Zweikampfe herausfordern. -stricken, anbinden, anschnüren. -tragen, tragen; mit doppeltem acc.

adv.

frei, ledig, beraubt, in den Verbindungen eines d. âne sîn, werden; einen eines d. âne tuon.

anelich adj. ähnlich.

ânen swv.: refl. sich entäussern, verzichten.

--

ange adv. (zu enge): genau, sorgfältig. angesiht stf.: Anblick. anges(t)lich adj.: Angst erregend, gefährlich, schrecklich. adv. -lîche. antlutze, -lütze, -litze stn.: Antlitz. ✓ antwërc stn.: Maschine, Winde. antwürten swv.: eines d. antworten auf. var(e)beit, erbeit stf.: Anstrengung, Mühsal, Not, Sorge; Arbeit, auch das dadurch zustande Gebrachte, Erworbene.

ar(e)beiten swv.: refl. sich mühen, sich anstrengen.

arbeitsælic adj.: mit Mühsal beladen, mühselig.

arc adj. böse, geizig.
arm adj. armselig, gering.

armen swv.: arm sein oder werden.
armman stm.: armer Mann.
armuot stfn.: Armut; ärmliche Habe.
arnen swv.: ernten; büssen.

art stmf.: Art, Natur, Stand, Geschlecht.

arzât, arzet stm.: Arzt.

arzetie stf.: Arznei, Heilmittel. âventiure stf.: 1. Zufall; durch â., zufällig. 2. (wunderbare) Begebenheit, Abenteuer, Wagnis. zählung davon, Abschnitt Epos.

aver = aber.

3. Er

eines

avoy interj.: sieh! (franz. ah voi).

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