des ist mê danne ein woche: des gürte ich drier loche 425 an der gürtel mîn hin hinder. ich muoz et haben rinder, ê diu rinke gestê an der stat, dâ si was ê. ez werdent phlüege gesûmet 430 und rinder ûf gerûmet, ê mir der lip geraste und aber wider gemaste. mir hât ein rîcher getân sô leide, daz mir nie man 435 alsô vil getân hât: über mînes toten sât sach ich in eines rîten. möhte et ers erbîten, er giltet mir mit houfen: 440 sîniu rinder müezen loufen, sîniu schâf, sîniu swîn. 460 daz dâ heizet sîn! daz muoz allez wesen mîn, daz im ziuhet phluoc und wagen: daz hilfet mir, daz ich sol tragen gewant ze wîhennahten. swie ich daz mac betrahten, 465 wes wænt et er vil tumber gouch, zewâre und etelicher ouch, der mir hât herzen leit getân? lieze ich daz ungerochen stân, so wære ich niht ein frecher. 470 der blies in einen becher den schûm von dem biere: 475 gürten umb mîne sîten. daz er dem lieben toten mîn alsô zetrat sîn arebeit, daz ist mir inneclîchen leit. 445 noch weiz ich einen rîchen man, der hât mir leide ouch getân: 480 der âz zuo den krâphen brôt. rich ich daz niht, sô bin ich tôt. noch weiz ich einen richen, 450 daz mir sicherlichen deheiner leider nie getete ; durch eines bischoves bete wolde ich ez niht erlân, daz er mir leides hât getân.' 455 der vater sprach: ,waz ist daz?" ,er lie die gürtel wîter baz, do er saz ob sînem tische. hei waz ich des erwische, man hæret in kurzen zîten Der vater sprach: ,nu nenne 447 438 könnte ers nur erwarten, wofür wir etwa: er soll nur warten! es ist sozusagen eine Missachtung des feinen Gebäckes, gemeines Brot dazu zu essen. 450 ergänze der hat mich so beleidigt, dass . . 456 bei Tisch den Gürtel nachzulassen oder den Schaum vom Biere zu blasen (V. 470 f.) verstiess gegen die feine Sitte. baz, pleonastische Verstärkung des Komp. 457 s. zu Parz. 480. - 470 beachte die vom Nhd. abweichende Fügung mit dem präpos. Akk. neben dem Objektsakk.! 482 daz, damit. 489 ff. dergleichen Spitznamen waren unter Raubgesellen vom Schlage Helmbrechts allgemein gebräuchlich. Lemberslint = Lämmerschling; Slickenw. schluck den Widder; Müschenk. = zerschlag den Kelch; Wolvesdr.=Wolfsgurgel, -schnauze. = 490 und Slickenwider; die zwêne sint, 525 von den ich hân dise lêre. noch nenne ich dir mêre Hellesac und Rütelschrîn, daz sint die schuolmeister mîn, 495 Küefrâz und Müschenkelch. nu sich, herre vater, welch knaben sint an der schar. die sehs hân ich genennet gar. min geselle Wolvesdrüzzel 500 ûf tuot er âne slüzzel alliu sloz und îsenhalt. 530 Der vater sprach:,nu sage mir, wie si sprechen hin ze dir, ieglich dîn geselle, sô er dir rüefen welle.' die gebûren ich vil selten freu, ir kint müezen ezzen 535 ûz dem wazzer daz koch. leider tuon ich in noch: dem ich daz ouge ûz drucke, disen hâhe ich in den rucke, disen binde ich in den âmeizstoc, enem ziuhe ich den loc mit der zangen ûz dem barte, dem andern rîze ich die swarte, enem mülle ich die lide, disen henke ich in die wide 545 bî den sparrâdern sîn. daz ie daz sloz dannen schôz, 505 als er von verren gie dar zuo. 540 ros, ohsen unde manec kuo ungezalt diu sint beliben, diu er ûz hove hât getriben. noch hân ich einen kompan, 510 daz nie knappe gewan einen namen alsô hovelîch; den gap im diu herzoginne rîch, diu edele und diu frîe, von Nônarre Narrîe: 515 der ist geheizen Wolvesdarm. ez sî kalt oder warm, roubes wirt er nimmer vol. diupheit tuot im so wol, der enwirt er nimmer sat. 520 einen fuoz er nie getrat ûz der übele in die güete. im strebet et sîn gemüete gegen der übeltæte, als diu krâ tuot zuo der sæte.' -- daz die bûren hânt, daz ist mîn. swâ unser zehen rîten, ob unser zweinzec erbîten, daz ist umbe alle ir êre, 550 ob ir noch wære mêre.‘ ,Sun, die du dâ nennest, swie wol du si erkennest baz danne ich, vil liebez kint, doch swie raze si dâ sint, 555 sô got wil selbe wachen, sô kan ein scherge machen, daz si tretent, swie er wil, wære ir noch drîstunt als vil.' ,Vater, daz ich ê tete, 490 sint, sind es. - 496 welch, unflektierte Form! - 504 daz, ergänze: von solcher Beschaffenheit, Art, dass... Aehnlich V. 510. dannen schôz, durch Zauberei. 519 s. § 61. 520 einen f., einen F. weit. 527 ieglich din g., vgl. Gudr. 126, 1. 528 der persönliche Dat. bei rüefen wie noch in der heutigen Volkssprache. 531 Slintezgeu slint dez geu (Gau). 533 die in meiner Nähe wohnen. 534 f. d. h. ich mache sie arm; denn nur die ärmsten Leute machen das Mehlmus mit Wasser statt Milch an. 542 dem andern reiss ich die Haut vom Kopfe, schinde ihn. 549 vgl. nhd.,es ist geschehn um . .' - 556 die Schergen haben nach dem Volksglauben die Kraft Verbrecher,anzubinden', d. h. durch Zauber zu bewirken, dass sie sich nicht mehr von der Stelle bewegen können. und über daz amt an sîner stat 25 iedoch gevielen si dar an, einen andern gesat, der was genant Theophilus. 10 dirre vicedominus den bischof harte wol verstuont, als die wisen noch tuont: swaz man dâ solde schaffen, den leien und den pfaffen 15 besunder unde in allen muoste er wol gevallen, daz ambet und des herren stat, daz si den êrhaften man 30 sîn dêmuot im dô geriet, t; daz er quam vür si alle samt 35 sprach er,,ob diu bürde 566 des, abh. von einem in nimmer enthaltenen niht. Im Nhd. setzen wir den Akk. 570 er r., er st., konzessiv. 571 hét: = hêtet. Ebenso V. 582. - 581 den vollen h., in Hülle und Fülle. Vgl. Trist. 429. 2 d. i. Maria. 10 8 gesat, md. und alem. Nebenform von gesazt. vicedominus (Stellvertreter, Statthalter), woraus (mit Anlehnung an tuom) ,Viztum'. 20 gestarp, s. § 57. 21 f. Reim! 23 kür, wählen sollte. 24 in, refl., wie V. 42. ich habe amtes genuoc. daz trage ich, als ichz vor truoc, daz ich an sîner stat bin.' 40 alle der tuomherren sin wart dô umbe gewant, unde erkurn in zehant einen andern an daz bistuom. der liez ouch Theophilum 45 dar nâch wesen an sîner stat. gruop er nach arzetien, von der benanten leide. ,dîn sorge ich von dir scheide,' 75 sprach der jüde, ,ob ich an dir gehoere, daz du volgest mir, swaz ich dir nutzlich râte.' und do sprach jener drâte: ,ja ich, ja, sprich, waz du wilt: dar under schiere ein sache trat, so mîn herze nihtes niht bevilt, in einem ungemüete scharf 65 der in den swarzen buochen sîn herze ûf dises jüden rât: 70 in der hohsten unvlât ez envolge dir vil gar." dô sprach er:,sô wil ich dir sagen die wârheit und der niht verdagen, 85 wie du kumst in die werdekeit: gotes und der kristenheit solt du dich verzien und dar zuo Marîen. tuo niuwan daz eine, 90 (dêswâr, ez ist doch kleine und lit niht grôziu maht dar an), so wirt dir genzlich undertân dîn volle hêrschaft als ê. dir wirt gewaltes dar zuo mê, 95 des dir der tiuvel helfen sol. Theophilus sprach: tuo sô wol und hilf mir in daz ambet wider : ich wil mit willen werfen nider von mir, swaz du hâst genant.‘ 100 dô rief der jüde sâ zehant einen tiuvel; der quam und sich der sache an nam, diu hie beteidinget was. der jüde im dô vor las 39 siner, d. h. des Bischofs. 40 alle, md. Form für das vorangestellte al und wie dieses unveränderlich; noch von Luther allgemein gebraucht und auch in der neuern Schriftsprache vielfach zu belegen; vgl. z. B.,alle diesem Volk' (Luther),,alle der Quark (Lessing),,alle sein Wissen und Können (Goethe) usw. 43 f. beachte den Reim! 55 an êren, auch zu geletzet. 75 an, ungewöhnlich statt von. 79 já ich, als ob eine direkte Frage des Juden Vorausgegangen wäre. S. zu Reinh. 108. 81 ez env., s. § 62. hier von der Gehörswahrnehmung. 84 der (warheit), Gen. zu niht. verzien verzihen; s. § 19 a. 91 es kostet keine grosse Mühe. der selbe Reim an: ân V. 251. 315; s. zu Nib. 2, 3. Gudr. 94, 1. Der selbe Fall V. 113. 82 wart g., 87 91 f. 97 und hilf, s. zu 105 disiu leitlichen wort. ,wiltu', sprach er, ,treten vort an dîner sache? ja', sprach er. 145 ,sô ist des tiuvels beger, daz dû dich solt verzien 110 gotes und Marien und kristenliches lebenes: ist daz du dich verebenes und disen drien wider seist, so wil haben dirre geist 115 von dir ein hantveste, diu dich zuo im beste.' dô sprach sîn valschiu zunge: in rehter vestenunge ich schribe, swaz ich sol schriben, 120 daz ich ot muge belîben der bischof nâch im sante, aller beste wære kunt. 150 sus wart im wider in der stunt sîn ambet und sîn êre, dar an er vürbaz mêre wuohs nâch des tiuvels spot. Nu wolde ouch unser herre got, 155 der wise und der milde, an im geben ein bilde uns sündern vil kranken, daz wir niht solden wanken ûz sîner heiligen zuoversiht. nie wart sô grôzer sünden pfliht noch so starkiu vriuntschaft an dem menschen behaft ze des tiuvels untriuwe, kumt er in ganze riuwe, 165 sin breche unde velle mit tugentlicher elle aller hande sünden bant. Theophilo wart gesant ein vunke rehter riuwe, 170 sô daz der ungetriuwe an êren, als ich ê beleip.' Theophilô geordent wart an kelden unde an hitzen diu den bischof hete enzunt ûf Theophilum, sînen vrunt. gesach wol offen sînen schaden, dô er die missewende durch sîn leidec herze in stach 180 diu sache ouch an im worhte, 112 verebenes, s. zu Reinh. 115. 134 wegen der Pl. s. zu Gudr. 111, 4. 142 vrunt, md. Form für vriunt. 152 vürbaz mêre, fernerhin weiter. 153 spot, mit e-Apokope. 159 sîner zuoversiht, Vertrauen auf ihn. 160 ff. vgl. zur Konstruktion Reinh. 118 ff. 163 Bestimmung zu vriuntschaft. 165 ff. ein nicht ganz klares Bild und Wortspiel: wie der Krämer mit der E. diu bant brichet (in Teile teilt), so brichet (zerbricht) die Reue diu bant (Ketten) der Sünde; unde velle ist störender Zusatz. 180 diu sache, dies. |