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Hälfte der Zone bilden. Die Beweise, welche Columbus von den nach St. Georg la Mina unternommenen Reisen herzuleiten suchte, waren daher denen nicht genügend, welche der alten Theorie blindlings anhingen und die sengende Res gion immer weiter nach Süden und unmittelbar unter den Aequator verlegten.

Nro. XXII.

Von der Atlantis des Plato.

Von der Insel Atlantis ist bei Plato in dem Dialog Timåus die Rede. Solon, der atheniensische Gesezgeber, soll eine Reise nach Egypten unternommen haben. Er kommt in eine alte Stadt im Delta, der fruchtbaren Insel, welche der Nil bildet, und hat Unterredungen mit gelehrten Priestern über die Alterthümer entfernter Weltalter; da gibt ihm einer unter ihnen eine Beschreibung von der Ins sel Atlantis und ihrer Verwüstung, die nach seiner Beschreibung vor der Verbrennung der Welt durch Phaeton stattgefunden hat.

Die Insel lag, wie man ihm berichtete, in dem westlichen Oceane, der Meerenge von Gibraltar gegenüber. Es war von ihr ein bequemer Verkehr mit anderen Inseln, die

in der Nähe eines großen Festlandes lagen, welches Europa und Afien an Größe übertraf. Neptun ließ sich auf dieser Insel nieder; von deffen Sohn Atlas erhielt sie den Namen, und er theilte fie unter seine zehn Sdhne. Seine Abkdmmlinge regierten hier viele Weltälter hindurch in ungestörter Folge. Sie machten Einfälle in Europa und Afrika, unterjochten ganz Libyen bis nach Egypten und ganz Europa bis nach Kleinasien.

Die Uthenienser jedoch widerstanden ihnen und jagten fie in ihr atlantisches Reich zurück. Kurze Zeit nachher entstand ein fürchterliches Erdbeben und eine Ueberschwem= mung des Meeres, welche einen Tag und eine Nacht währte. Im Laufe derselben ging die große Insel Atlantis und alle ihre glänzenden Städte und kriegerischen Völkerschaften in den Fluthen unter und versanken auf den Grund des Meeres, welches seine Gewäffer über die gewordene Tiefe ergoß und so den atlantischen Ocean bildete. Lange Zeit war das Meer nicht zu befahren wegen der Klippen und Sandbänke, dis Morastes und der fumpfigen Stellen, und der Trümmer der untergegangenen Landstriche.

Viele in neuerer Zeit haben dieses für eine bloße Fabel gehalten; andere vermuthen, Plato habe bei einem Aufenthalt in Egypten einige unbestimmte Nachrichten von den canarischen Inseln gehört, und da er bei seiner Rückkehr nach Griechenland diese Insel bei seinen Landsleuten so ganz unbekannt gefunden, habe er sie zum Sig seiner politischen und moralischen Träumereien gemacht. Undere waren jedoch geneigt, dieser Erzählung des Plato größere Irving's Columbus. 10-12.

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Bedeutung zu geben. Sie sind der Meinung, daß eine solche Insel wirklich erifkirt håben könne, daß sie einen großen Theil des atlantischen Meeres ausgefüllt habe, und daß das dahinter liegende Festland Amerika gewesen sey, von welchem auf diese Art die Alten Kunde gehabt håtten. Kircher hålt Atlantis für eine Insel, die sich von den cas narischen Inseln bis zu den Azoren erstreckt habe; sie sen wirklich in einer der Erdrevolutionen verschlungen worden und diese kleinen Inseln seyen noch zerstreute Ueberrefte davon.

Als weiteren Beweis, daß die neue Welt den Alten nicht unbekannt gewesen sey, haben viele die seltsame Stelle in Seneca's Medea angeführt, welche wunderbar auf die Entdeckung paßt und wenigstens zeigt, wie nahe die ent= zündete Phantasie des Dichters der Prophezeihung kommt. Die Aussprüche der alten Orakel waren selten so unzweideutig.

Venient annis

Saecula seris, quibus Oceanus
Vincula rerum laxet, et ingens
Pateat tellus, typhisque novos
Detegat Orbes, nec sit terris
Ultima Thule.

Gosselin hat in seinen verdienstlichen Forschungen über die Reisen der Alten die Atlantis des Plato für nichts mehr und nichts weniger als eine der nächsten canarischen Inseln, für Fortaventura oder Lancerote, gehalten.

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Nro. XXIII.

Die erträumte Insel St. Brandan.

Eine der sonderbarsten geographischen Täuschungen, welche uns überliefert werden, ist diejenige, die lange Zeit die Einbildung der Bewohner der canarischen Inseln irrete. Sie glaubten ein bergiges Inselland von ungefähr neunzig Stunden Länge tief im Westen zu erblicken. Man sah es nur von Zeit zu Zeit und bei völlig reinem und heiterem Himmel. Den einen schien es hundert Seemeilen, den andern vierzig, wieder andern nur fünfzehn oder achtzehn Meilen entfernt zu seyn. *) Als man jedoch versuchte, es zu erreichen, täuschte es dann die Schiffer und war nicht mehr zu sehen. Dennoch gab és viele glaubwürdige Leute, die darin übereinkamen, ein solches Land gesehen zu haben, und die Zeugnisse der Bewohner von verschiedenen Inseln waren so völlig über Gestalt und Lage mit einander übereinstimmend, daß man allgemein an die Existenz der Insel glaubte und die Geographen sie in ihre Seekarten cintrugen, Sie ist auf dem Globus des Martin Behaim vom Jahr 1492, welchen von Murr gibt, und auf den meisten Seekarten aus der Zeit des Columbus zu finden, und ungefähr

*) Teyjoo theatro critico, tome IV. d. 10, §. 29.

200 Seemeilen westlich von den canarischen Inseln verzeichnet. Während Columbus dem Hof von Portugal seinen Antrag machte, wandte sich ein Bewohner von den cana= rischen Inseln an König Johann II., und bat um einige Schiffe um diese Insel aufzusuchen. In den Archiven von Torre di Tombo *) findet sich auch etwas von einem Contract zwischen der Krone Portugal und Fernando de Ulmo, Cavaller vom Hofftaate des Königs und Kapitain der Insel Terceira, demzufolge er auf seine eigene Kosten nach einer Insel oder nach Inseln, oder nach einem Festlande ausgehen wollte, welches die Insel der sieben Städte seyn solle, unter der Bedingung, daß ihm und seinen Nachkommen die Juris diction darüber zustehen und dem König der Zehnte des Einkommens abgegeben werden solle. Dieser Ulmo fand, daß das Unternehmen seine Kräfte überstieg und verband sich mit einem Namens Juan Alphonso del Estreito zu der Entdeckung. Sie waren mit zwei Carayelen im Monat Mårz 1487 **) abzugehen im Begriff. Das Schicksal ihrer Unternehmung ist unbekannt.

Der Name St. Brandan oder Borondan, den man dieser eingebildeten Insel vor undenklicher Zeit gegeben, soll von einem schottischen Abt herrühren, der in dem fechsten Jahrhundert blühte und manchmal mit den vorbezeichneten Namen, manchmal auch St. Blandano oder St. Blanda:

*) Lib. IV. de la Chancelaria del Rey Don Juan II., fol. 101.

**) Torre di Tombo, lib. das Ylhas, f. 119.

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