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Dieser merkwürdige Proceß wurde im Jahr 1508 begonnen und mehrere Jahre fortgeführt. Im Laufe der Verhandlungen kam auch die Einwendung gegen die Ansprüche bes Don Diego vor, daß sein Vater nicht der erste Ents becker der Terra Firma gewesen sey, sondern spåter nur einige Theile aufgefunden habe. Diese Behauptung wurde jedoch durch überwiegende Zeugnisse ganz zurückgewiesen. Die Ansprüche des Don Diego wurden genau untersucht und scharf erwogen, und der Gerichtshof von Indien ents schied einhellig zu seinen Gunsten, welches die Gerechtigkeit und Unabhängigkeit dieser Körperschaft in ein helles Licht segte und viele armselige Verkleinerer des hohen Rvhines des Verstorbenen zum Schweigen brachte. *) Urzeachtet dieser Entscheidung fehlte es dem schlauen Monarchen weder an Mitteln noch an Vorwånden, die Abtretung solcher ausgedehnten Machtvollkommenheit zu verzögeren, welche seiner umsichtigen Politik so sehr entgegen war. Der junge Ud. miral verdankte endlich seinen Erfolg in diesem Proceß dem vorangegangenen glücklichen Ausgang eines Processes, von ganz anderer Natur. Er verliebte sich in Donna Maria de Toledo, Tochter Ferdinands von Toledo, Groß -Commandeurs von Leon, Nichte Don Fadrique's de Toledo, des berühmten Herzogs Alba, des ersten Günstlings des Köz nigs. Dieses war ein Streben nach hoher Verwandtschaft.

Fernere Erwähnung dieses Processes geschieht in dem
Artikel: Amerigo Vespucci.

Der Vater und der Oheim des Fräuleins waren die māch, tigsten Granden des ftolsen Königreichs Spanien und des Königs Ferdinand leibliche Vettern. Der Ruhm jedoch,

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welchen Columbus seinen Kindern nachgelassen, und seine gang neuerlich von dem Gerichtshofe bestätigten Ansprüche gaben dem Diego ansehnliche Würden und hinlängliche Reich thumer, um ihm Aussichten auf die erhabenste Verbindung zu eröffnen. Er fand keine Schwierigkeiten, als er sich um die Hand dieser Dame bewarb, und so ward die fremde Fo milie des Columbus auf einem der stolzesten Ståmme Spas niens einheimisch gemacht. Die natürliche Folge blieb nicht aus. Diego hatte jenes magische Band " Verwandtschaft gefunden, und die Gunst Ferdinands, welche sich so lange dem Sohne des Columbus verschlossen hatte, bestrahlte ihn nun, wenn auch kalt, als den Naffen des Herzogs von Alba. Dem Vater und dem Oheim seiner Braut glückte es, wie. wohl erst nach schwierigen Kämpfen, das Biderstreben des Monarchen zu besiegen, und am Ende gewährte dieser doch nur theilweise die ihm abgenöthigte Handlung der Serechtigs keit. Er trat an Don Diego nur die Würden und Vollmachten ab, welche Nicolas de Ovando genossen hatte, den er zurückberief; wohlweislich aber versagte er ihm den Lis tel als Vicekönig.

Die Zurückberufung Ovando's war nicht bloß eine Maßs regel, um dem Don Diego Plag zu machen; es war die spåte Erfüllung eines Versprechens, welches er der Königin auf dem Lodbette gegeben hatte. Die sterbende Monarchin hatte sie als Strafe für das Morden ihrer armen indiani

schen Unterthanen in Karagua und für die grausame und schimpfliche Hinrichtung der Cazikin Unacaona verlangt.

Ferdinand blieb indessen bei der Erfüllung der Bitte der Königin dem Ovando dennoch gewogen. Er empfand nicht dasselbe Mitleid wie seine verklärte Gemahlin, und wie sehr auch Ovando sich gegen alle Menschlichkeit in seinem Betra= gen gegen die Indianer versündigt hatte, war er doch ein wachsamer Beamter, und grade feine Unterdrückungen hats ten sich vortheilhaft für die Krone ausgewiesen. Ferdinand befahl, daß die Flotte, welche den neuen Gouverneur hin, überbrachte, unter dem Kommando Ovando's zurückkehren und er in dem ungeschmålerten Genuß jedes Eigenthums und der indianischen Sclaven verbleiben solle, in deren Besiß er sich befinde. Einige haben den Ovando als einen Mann geschildert, der von Gewinnsucht frei gewesen sey, der alle dem Elend der Eingebornen abgerungenen Reichthümer nur seinem König erworben habe, und es wird von Ihnen angedeutet, daß ein geheimer Grund seiner Ungnade der gewesen sey, daß er sich den allmächtigen und unversöhnlichen Bischof Fonseca zum Feinde gemacht habe, *)

Der neue Admiral schiffte sich in dem Hafen San Lucar am 9. Juni 1509 mit seiner Gemahlin, seinem Bruder Don Fernando, der nun zum Manne herangereift war und eine gute Erziehung genoffen hatte, sowie mit seinen beiden Oheimen Don Bartholomeo und Don Diego ein. Ein zahlreiches Gefolge aus der spanischen Ritterschaft mit

*) Charlevoix I, c. c. V. I, p. 272, 274,

thren Frauen begleiteten sie; auch manches junge Fräulein von Rang und Familie, mehr durch Geburt als durch Vermögen ausgezeichnet, wurde mit in die neue Welt hinübergeschickt, um dort einen reichen Gemahl zu finden, -*)

Obgleich der König dem Don Diego die Würde als Vicekönig nicht gewährt hatte, so gab man ihm doch aus Höflichkeit diesen Titet und seine Gemahlin wurde allgemein mit demselben angeredet,

Don Diego fing seine Herrschaft mit einem in der Colonie bis dahin nicht gesehenen Glanze an. Die Vic-königin, welche eine Dame von großen Eigenschaften war, bildete mit den edlen Rittern und jungen Fråuleins von Stande, die sich in ihrem Gefolge befanden, eine Art von Hof, welcher einen gewissen Glanz über die halbcultivirte Insel verbreis tete. Die jungen Damen vermählten sich bald mit den reichsten Colonisten und trugen viel dazu bei, die rohen Sitten ju mildern, die in einem Zustande der Gesellschaft überhand genommen hatten, dem es bis dahin an dem heilsamen Zwang und der gefälligen Wohlanständigkeit gebrach, welche der Einfluß der Frauen erzeugt.

Don Diego hatte seine Anstellung in dem Lichte eines' Vice- Königreiches betrachtet, aber der König traf bald Maßregeln, welche zeigten, daß er diese Meinung nicht aufkommen lassen wolle. Ohne sich um Diego zu bekůmmern, theilte er den Isthmus von Darien in zwei große Provinzen mittelst einer ideellen Linie bei dem Meerbusen

*) Las Casas, 1. II, cap, 49, MS,

von Uraba, und ernannte Alonzo de Ojeda zum Gouver neur der dftlichen Provinz, welche er Neu-Andalusia nannte, dann einen Ritter Namens Diego de Nicuessa zum Gouver neur der westlichen Provinz, welche die reiche Küste von Veragua einschloß und welche er Caftilla del Oro oder Golda Caftilien nannte. Håtte sich der Monarch von Grundsågen der Gerechtigkeit und Dankbarkeit leiten lassen, so wåre die Niederlassung auf dieser Küste dem Adelantado Don Bars tholomeo Columbus übergeben worden, welcher zu der Ent. deckung dieses Landes beigetragen und bei dem Unternehmen so viel erduldet hatte. Selbst seine überwiegenden Fähigkéi» ten zu dieser Stelle håtten ihn der Politik des Königs ems pfehlen sollen; aber der vorsichtige und berechnende Ferdi nand kannte den - kühnen Geist des Adelantado und wußte wohl, daß er geneigt war, hohe und angemessene Bedingun gen zu verlangen. Er überging ihn daher und zog unges duldigere und bequemer zu befriedigende Abenteurer vor.

Don Diego fühlte sich gekränkt über diese Maßregel, ble man ohne seine Theilnahme und Vorwissen ergriffen hatte. Er betrachtete sie gradezu als eine Verlegung der seinem Vater und dessen Erben gewährten CapitulationsPunkte. Er hatte auch ferner noch Anfechtungen hinsichtlich des Gouvernements der Insel St. Juan oder Portorico, bie um die Zeit besucht und erobert wurde; aber nach einer Reihe von Widerwärtigkeiten wurden doch endlich seine Beamte von der Krone anerkannt.

Gleich seinem Vater hatte er mit boshaften Partheien in seinem Gouvernement zu kämpfen; denn die Feinde des

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