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Salomo's eine bestimmte Vorstellung machen, so kommt natürlich am meisten darauf an, wie die Fronte beschaffen war und wie die von der Schrift mit der grössten Aufmerksamkeit behandelten Säulen zur Vorhalle sich verhielten. Hier begegnen wir aber einem bis auf die Gegenwart fortgesetzten alten Streite der Archäologen, welcher theils durch die Dunkelheit, theils die wenigstens scheinbaren - Widersprüche der Originalberichte veranlasst ist.

Nach beiden biblischen Berichten war die Länge des Tempelgebäudes (von Ost nach West) sechzig Ellen (1 K. VI. 2. 2 Chr. 3, 3.). Auch hinsichtlich der Breite herrscht Uebereinstimmung: zwanzig Ellen, und auch darüber, dass die Vorhalle sich an der Fronte (von Nord nach Süd) nach der Breite des Tempels, d. h. zwanzig Ellen ausgedehnt habe. Die Höhe des Tempels wird (1 K. VI. 2.) zu dreissig Ellen angegeben, was, wie wir weiter sehen werden, von der innern Höhe der Cella des Heiligen verstanden werden muss. Die Tiefe der Vorhalle (von Ost nach West) giebt das 1. Buch der Kön. (VI. 3.) zu zehn Ellen an; die Chronik schweigt darüber, dafür giebt sie die Höhe der Vorhalle zu hundertundzwanzig Ellen an (2 Chr. 3, 4.). Diese Höhe der Vorhalle, gerade das Vierfache der (freilich nur innern) Höhe des Tempels, musste den Architekten auf den ersten Blick auffallen. Hirt (S. 24.) erklärt die Angabe der Chronik für einen Irrthum. ,,Diese Höhe ist . . gegen alle Wahrscheinlichkeit: erstlich ist keine Spur vorhanden, wozu diese thurmartige Höhe hätte dienen sollen; zweitens geht vielmehr aus andern Umständen hervor, dass diese Höhe (die Dachung abgerechnet) nicht über zwanzig Ellen betrug. Der Tempel nämlich hatte Fenster, welche in das Heilige Licht gaben und wie wir nachher sehen werden, nur an der Frontseite über dem Vorhause angebracht werden konnten."147) Stieglitz (Gesch. der Baukunst 1827.

147) Hirt will demnach an der angeführten Stelle der Chronik Haneberg, religiöse Alterthümer der Bibel.

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S. 130) findet eine so hohe Vorhalle nicht anstössig. ,,Es war ein thurmähnliches Gebäude, zum Schutz des Tempels, zur Erhöhung der Würde des Ganzen, von dem wir uns dann eine deutliche Vorstellung machen können, wenn wir uns an die Propyläen und die hohen Hallen der ägyptischen Tempel erinnern." Der Weg, welcher hiemit zur Ausgleichung der Schwierigkeiten bezeichnet war, wurde bald wieder verlassen und selbst Bähr schloss sich nicht an Stieglitz an. 148) Streber indess, einer der tüchtigsten Kenner der Kunstarchäologie, hielt an den ägyptischen Pylonen fest, nahm aber an, dass der Bericht in der Chronik in dem Sinne zu verstehen sei, dass zwei Pylonen, jeder zu sechzig Ellen Höhe die Vorhalle gebildet haben. Ausgehend von der Meinung, dass das ganze Tempelhaus nur dreissig Ellen Höhe gehabt habe und dass eine Halle, die mehr, als ums Doppelte über den Tempel emporragte, unzulässig sei, griff er zu jener künstlichen Deutung. 149)

Obwohl diese sich nicht halten lässt, ist doch der Grundgedanke so gut in den Analogien der ältesten Baukunst begründet, dass auch de Saulcy auf ihn zurückkam, freilich auf einem unerwarteten Wege. Er nimmt an (Art Judaïque 1858. S. 105 f.), dass die Vorhalle nur sechzig Ellen vom Boden aus sichtbar in die Höhe gestiegen sei, dass aber die dazu gehörigen Substructionen ebenfalls sechzig Ellen betragen

statt 120 Ellen 20 Ellen lesen, D. Statt ND wäre

N zu lesen, oder das Wort wäre einfach zu streichen. Allein schon die LXX. lasen 120 xai vos πýxɛwv έxaτòv Eixoot. Ebenso hat Josephus gelesen. (Antiq. VIII. 3. 2. Tauchn. t. II. p. 183.)

148) Die erneuerten Einwendungen sind von Dr. Franz Streber „Ueber die Vorhalle des Salomonischen Tempels" (Münchner gelehrte Anzeigen und Sonderabdruck, 1850) S. 25 ff. analysirt.

149) Zu ihrer Unterstützung führte er an, dass auch die Höhe der Säulen Jachin und Boas in Einem Berichte durch Addition der Höhe beider Säulen ausgedrückt sei, was, wie wir bald sehen werden, nicht begründet ist.

haben. Er stützt sich hiebei auf Josephus (Antiq. VIII. 3, 2.), welcher bei der Beschreibung des Tempels nachdem er gesagt hatte, dass der Tempel sechzig Ellen hoch war und zwanzig Ellen breit, beifügte: Κατὰ τοῦτον δὲ ἄλλος ἦν ἐγηγερμένος ἴσος τοῖς μέτροις, ὥστε εἶναι τὸ πᾶν ὕψος τῷ ναῷ πηχῶν ἑκατὸν και εἴκοσι. H. de Saulcy scheint vergessen zu haben, 150) dass unmittelbar nach den angeführten Worten eigens und deutlich die Höhe der Vorhalle zu hundertundzwanzig Ellen angegeben wird und dass die vorangehende Aeusserung von einer Höhe des Tempels zu sechzig Ellen mit der direkten Angabe der Bibel dadurch ausgeglichen wird, dass man über der Cella von dreissig Ellen ein Obergemach (vлερov) von zwanzig bis dreissig Ellen annimmt.")

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Damit scheint die letzte Schwierigkeit gehoben zu sein; war das eigentliche Tempelhaus Cella und Obersaal sechzig Ellen hoch, so bildet eine Vorhalle von hundertundzwanzig Ellen Höhe keine architektonische Schwierigkeit mehr. Nur die schmale Basis von bloss zwanzig Ellen Länge (an der Fronte des Tempels hin) und zehn Ellen Tiefe erregt grosses Bedenken und würde einen pylonenartigen Vorbau von hundertundzwanzig Ellen nicht zulassen, wenn nicht angenommen würde, dass jene zwanzig und zehn Ellen nur im Lichten gerechnet seien, d. h. dass nur angegeben sei, wie viel Raum im kolossalen Pylonenbau offen war, um die Pforte des Tempels zu zeigen. De Voguë nimmt ebenfalls an, dass die Maasse im Lichten angegeben seien und construirt die Vorhalle als einen Pylon nach ägyptischen Vorbildern. 151)

150) De Vogue hat (Le Temple p. 28) gegen de Saulcy erinnert, dass der Felsengrund unter dem Tempel so tiefe Fundamente weder nöthig noch möglich machte.

a) Ueber diesen merkwürdigen Oberraum über der Cella des Tempels und dem Allerheiligsten s. unten beim zweiten Tempel.

151) De Vogue verwirft übrigens die Angabe der Chronik von

Ihm leuchtet besonders das zutreffende Ansteigen der Zahlenproportion ein, die Vorhalle (nach ihm sechzig Ellen) war das Doppelte des Tempels (dreissig Ellen), das Dreifache des Allerheiligsten.")

Würde dieser Archäologe beachtet haben, dass der Tempel nach Josephus sechzig Ellen hoch war, so würde er wahrscheinlich eine Erhebung des Pylonen zu 120 Ellen symmetrisch gefunden haben.') (Vgl. die Darstellung auf Tafel II, Fig. 2.) Jedenfalls aber darf die Zeichnung, welche de Vogue von der Fronte des salomonischen Tempels giebt (le Temple, pl. XIV.), als das Sicherste angenommen werden, was die Archäologie hierüber dem Auge muthmasslich vorführen kann.

180. Auf dieser Zeichnung erscheinen die beiden Säulen Jachin und Boas, als wesentlicher Bestandtheil des Portals, nicht freistehend. Die Frage, ob diese Säulen frei dastanden oder mit dem Bau der Vorhalle verbunden waren, wurde ver

120 Ellen als absurd, die Ziffer sei aus Unachtsamkeit verdoppelt. Er stellte die Maasse des Tempels so zusammen (S. 29):

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Largeur totale (déduite des chiffres précédents).

Die Art, wie de Voguë sich die Façade des salomonischen Tempels denkt, ist auf Tafel II, Nr. 4 dargestellt. Dazu Nr. 3 als architektonische Darstellung des Querschnittes der Vorhalle.

a) S. Streber 1. c. S. 11.

b) Ich will hiemit nicht sagen, dass das Hauptbedenken gegen eine so enorme Höhe der Vorhalle durch die Hinweisung auf die Höhe des Tempelhauses zu sechzig Ellen gehoben sei. Die Hauptschwierigkeit liegt in der dünnen Basis.

schieden beantwortet. Meyer, Grüneisen und Merz vertraten in neuerer Zeit die Ansicht, dass die Säulen mit dem Tempel verbunden waren; Bähr dagegen suchte zu beweisen, dass sie frei standen. Hatte man freistehende Säulen vor Augen, so konnte, ja musste man auf jene symbolischen Deutungen gerathen, die Bähr) überblickt. Man sah in diesen salomonischen Säulen eine Nachahmung ägyptischer Obelisken, oder gar syrischer Phallusbilder; das Ritual der Freimaurer verwerthete den Jachin und Boas zu beliebten Emblemen. (Krause, die ältesten Urkunden der Freimaurerbrüderschaft. I. 1. S. 221.)

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All das und auch die schöne Deutung Bährs, wonach diese Säulen: Theokratische Sieges- und Bundesdenkmale" (S. 196.) waren, fällt ganz oder theilweise weg, wenn wir eine Verbindung derselben mit dem Bau der Vorhalle annehmen. Und anders kann man wohl die Stellen 1 K. VII. 19, 21. nicht leicht deuten.,,Und die Kapitäle, welche auf den Säulen sich befanden, hatten Lilienform in der Vorhalle, vier Ellen...." Und er richtete die Säulen auf an der Vor

(152 .(לאולם ההיכל) halle des Tempels

Die zur Rechten erhielt den Namen Jachin (2, d. h. ,,er richtet auf, er stellt fest"), die zur Linken hiess Boas Die Erläuterung dieses Namens hat einige Schwierigkeit. Man dachte früher fast durchaus an eine Zusammensetzung aus „in“ und

.(בעז)

„Stärke“, also „Mit Stärke". Gese

c) Der salomonische Tempel, S. 206 ff.

152) Für das Freistehen dieser Säulen sprechen vorzüglich drei Umstände: 1) Sie werden in 1 Kön. VII. nicht mit dem Tempel, sondern bei den Erzarbeiten erwähnt. 2) Sie waren aus Metall, der Tempel von Stein. 3) In der Chronik heisst es ausdrücklich, dass sie vor der Halle standen (2 Chr. 3, 15. 16.). Zu diesen von Streber angeführten Gründen kann man die Autorität von Alexander Polyhistor (C.Müller, Fragm. III. 227) hinzufügen, der kaum anders, als von freistehenden Säulen verstanden werden wird.

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