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fiehe, sie ist organisch; sie war Pflanze, sie kehrt sich um, und siehe, sie ist animalisch geworden; sie ist animalisch, aber sie faßt sich noch einmal zusammen, kehrt sich noch einmal um, und siehe unser liebes Ich ist da; die Natur steht endlich, wo sie, ohne es zu wissen, hinwollte, sie erkennt sich nunmehr selbst, wie es am Tage ist. Aber die Spiegel der Mysterien sind dennoch nicht ganz gelöst, die alte Dämmerung zieht sich noch in die Systeme hinein, von den frühern somnambülen Zuständen scheint der Ichheit noch einige Betäubung anzukleben, eine gewisse_Trübung hängt noch über die hellsehenden Augen, mundum tradidit disputationi eorum (Eccles.).

Löblich ist der Eifer der Naturforscher im Zerlegen und Zergliedern der Körper, im Vergleichen der Organe und ihrer Funktionen; Beziehungen und Verhältnisse sind dadurch entdeckt, die man früher nicht ahnte, und in diesem Meere zahlloser Kombinationen werden täglich neue, auf die mannigfaltigste Weise sich kreuzende, Naturgefeße aufgefunden; aber mittelst des beständigen Zersehens und Verbindens der Körper, des unermüdlichen Forschens nach den verborgensten Federn, welche die Materie in Bewegung seßt, verlieren wir uns in ein unabsehbares Gewimmel von Elementen, Theile und Körper dieser sichtbaren Welt, vertiefen uns in endlose Zahlen und Kombinationen, und dem, was unsere Pflicht ist, immer mehr entfremdet, scheint unser Verstand keine Gedanken, unser Herz keine Empfindungen, un= sere Phantasie keine Schwungkraft mehr zu haben, um zum Urheber aller dieser Wunder sich zu erheben, und von seiner Größe, seiner Macht, seinen Wohlthaten durchdrungen zu werden; selbst der Geist des Menschen geht in diesem Strudel einer allverschlingenden Naturforschung unter. Indem unsere Nachbaren in ihrer Atomistik befangen, den Geist, das denkende Prinzip, materialisiren wollten, nahm die Naturwissenschaft bey uns eine entgegengesezte Wendung; tiefsinnige und geistreiche Männer entdeckten die Dynamik der Materie, aber einseitig in ihrer Entdeckung und in dem einmal gefaßten Begriffe beharrend, geriethen sie in das andere Extrem, potenzirten und spiritualisirten so lange die Materie, bis sie in allem dem denkenden Geiste bis aufs Bewußtfeyn gleich gemacht, der Unterschied beyder endlich aufgehoben, und im innersten Wesen ihre Grenzen verwischt wurden. Die heilige Schrift bezeichnet bestimmt genug die Seele des Menschen, als den lebendigen Hauch und das Ebenbild Gottes, und ihre gänzliche Verschiedenheit von der Materie; jezt aber, wo das Wort Gottes feine Autorität verloren hat, und eine alles ausgleichende und identifizirende Metaphysik alle Unterschiede der Begriffe in chaotischer Verwirrung verschmilzt, ist es von neuem

nöthig geworden, die Merkmale wieder aufzusuchen, die den Geist von der Materie sondern, und zu beweisen, daß man das Wort Gottes nicht mit vagen Demonstrationen antasten soll.

Unsere Seele empfindet, denkt, urtheilt; und betrachten wir sie in dieser dreyfachen Funktion, so thut ihre einfache, geistige, über die Materie erhabene Natur sich dem unbefangenen, von keinem Systeme schon geblendeten Auge kund. Es ist wahr, unser Verkehr mit den äußeren Gegenständen dieser Welt ist durch die Sinne vermittelt; aber was rein physisch ist, läßt sich dennoch von dem intellektuellen Akt der Seele wohl unterscheiden. Der Strahl eines leuchtenden Körpers trifft mein Auge, die Löne vibriren in meinem Ohre, und die Erschütterungen pflanzen sich bis ins Gehirn fort, und seßen Fibern, die ich nicht kenne, in Bewegung; aber, was wohl zu bemerken ist, der Eindruck auf die Organe wird erst dann Empfindung, wenn er von dem empfindenden Prinzip wahrgenommen wird. Ein fremder Körper z. B. berührt mich nur leicht und obenhin; wenn ich es bemerke, so wird meine Seele affizirt, und hat eine Empfindung; ein anderer Körper dagegen trifft mich viel stärker: aber ich bin in Schlaf versenkt, oder meine ganze Aufmerksamkeit ist anders wohin gerichtet, und ich empfinde es nicht; hier ist also ein Eindruck und doch keine Empfindung, der Körper ist berührt, aber die Seele nicht. Das Blut kreist in unsern Adern, und regt unaufhörlich unser physisches Leben, aber ich bemerke es nicht, und meine Seele hat davon keine Empfindung. Ich sehe daher das Licht der Sonne, und höre den Ton einer Flöte, und rieche den Duft einer Rose nur in so weit ich mir dieser Empfindungen bewußt werde, und ohne dieses Bewußtseyn, diese Apperzeption der Seele, weiß ich von den Eindrücken so wenig, wie das Wachs, dem ein Siegel eingedrückt wird. Es ist also offenbar, daß die Seele ein vom Körper sehr verschiedenes Leben führt.

Hüten wir uns vor einem anderen groben Irrthume, vor der Meinung, die Seele habe eben so viele Behältnisse der Empfindung, als wir Organe derselben haben. Unsere Sinne empfangen die physischen Eindrücke der Objekte, haben aber keine Erkenntniß oder Begriffe davon, und ein Organ weiß nichts von dem, was im anderen vorgeht: das Auge weiß nichts von dem, was im Ohre geschieht, noch das Ohr etwas von der Bewegung im Auge. Aber alle Eindrücke, von den verschiedenen Organen aufgefaßt, werden einem einzigen Prinzip übertragen, das sie empfindet, vergleicht und beurtheilt. Das Jch, welches die verschiedenen Sensationen vergleicht, ist daher ohne Widerrede ein einfaches Wesen, denn wäre es zusammengeseht, so würde es die verschiedenen, ihm von jedem besondern Sinne gelieferten

Eindrücke, in verschiedenen Theilen aufnehmen. Ein Theil würde von den Gesichtsnerven die Eindrücke des Lichts, ein anderer Theil die Eindrücke im Ohr u. s. f. aufnehmen. Wären nun die geistigen Organe so mannigfaltig, wie die des Gehirns, sollte sie denn mit einander verbinden, wer sie vergleichen? Jede Vergleichung fordert einen Vergleicher, und wo geurtheilt wird, muß ein Richter seyn. Daher würden diese Operationen nie Statt finden, wenn nicht die verschiedenen Sensationen zulet in einem einfachen Wesen endigten, wie die Radien des Kreises in einem Mittelpunkt zusammenkommen. Ueberhaupt, wenn wir je aufhören Dinge, deren Eigenschaften und Merkmale verschieden sind, von einander zu unterscheiden, so müßten wir von da an unsern Verstand als unbrauchbar bey Seite sezen; denn alle unsere Begriffe würden ihre Grenzen verlieren, und unsere Vorstellungen in ein Chaos verfließen. Den ersten Schritt hiezu that unsere neueste Philosophie, als sie das Postulat aufstellte, Subjeft und Objekt, Geist und Materie, Bewußtes und Unbewußtes, Vernünftiges und unvernünftiges seyen dem Wesen und der Substanz nach eins und dasselbe, oder, wie man sich ausdrückt, identisch. Was von dem Begriff Ich gilt, daß als Denkendes und Gedachtes eins ist, trug man auf die Natur über, und postulirte, das Universum sey ein großes Ich, in zahllosen kleinern Ichheiten organisirt, die alle Grade des Bewußtseyns durchlie= fen, vom Nullpunkte an bis zu dem, auf welchem wir uns befin den. Die unendliche Kluft zwischen Bewußtem und Unbewuß tem, Geist und Materie, wollte man durch das Einschieben von zahllosen Mittelgliedern ausfüllen, unbeachtend, daß keine Transformation der Materie im Geiste denkbar ist; was dem Wesen nach verschieden ist, durch bloße Uebergänge nicht begreiflich gemacht werden kann, und nur durch einen schöpferischen Akt zu erklären ist. Um sich zu behelfen, nahm man Analogien aus der Natur zu Hülfe, und bediente sich verschiedener dunkeln Kunstworte. Vor allem brauchte man die Polarität als einen allge= meinen Talisman und Zauberstab, um Materie in Geist zu metamorphosiren. Die Allgemeinheit der Polaritätsverhältnisse war ohne Zweifel eine Entdeckung von großer Wichtigkeit für die Naturkunde, aber nie findet diese Statt, außer zwischen dem Gleichartigen, und findet auf Naturen, die dem Wesen nach verschieden sind, keine Anwendung. Im Magnete ist Polarität, in der Elektrizität, in den chemischen Verwandtschaften, unter den gleichartigen Organismen; aber daß Magnetismus und Elektrizität, oder daß chemische und organische Kräfte ein polares Verhältniß haben, ist ganz uneigentlich gesprochen, und ein Zusam menwerfen verschiedenartiger Begriffe." Wenn aber nicht einmal

in der Materie das Ungleichartige polarisirt wird, so wird man um so weniger erweisen können, daß Materie und Geist entgegengesezte Pole einer Substanz sind, die mithin an sich weder Geist noch Materie wäre. Ein solche Substanz ist ein Postulat, von dem wir uns keinen Begriff machen können, eine Nullität, die man einschiebt, um das Bekenntniß der Schöpfung zu umge= hen. Zu diesem Behufe bedient man sich anderer Ausdrücke, wodurch das Verständniß eben so wenig gefördert wird. Der Mathematik ist der Ausdruck der Potenzen entlehnt, aber jede Größe wird durch sich selbst potenzirt, und keine Potenz geht aus der Gleichartigkeit heraus, die höhere Potenz ist der niedern durchaus gleichartig, und von ihr nur der Quantität nach verschieden; die Behauptung, daß Materien bis zum Geiste sich potenziren, hat daher keinen Sinn, und kann nur diejenigen täuschen, die auf Evidenz und Ueberzeugung wenig Anspruch machen. Das felbe' gilt von dem Worte individualisiren, über dessen Bedeutung wir nicht verständiget worden sind. Wird darunter ein Ganzes besonderer Art verstanden, so ist jeder Naturkörper ein Individuum, die Pflanze und das Thier, der Krystall und der Mensch. Versteht man darunter das Untheilbare, so müssen wir allen Materien die Individualität absprechen; denn alle Materien sind theilbar, nur nicht der Gedanke, und ein halber oder Viertelgedanke sind Ausdrücke, deren wir uns scherzweise bedienen können, aber nie im Ernst oder in der Wahrheit, so wie wir wohl von klaren und dunkeln, deutlichen und undeutlichen Gedanken sprechen. So sagen wir vergleichungsweise, große, tiefe Ideen; aber ein Gedanke ist nicht ausgedehnter als der andere, und meine Vorstellung von der Sonne nicht größer als die Vorstellung einer Fliege, alle Materien dagegen sind ausgedehnt, und die Ausdehnung ist eine so allgemeine Eigenschaft aller materiellen Kräfte, daß sie durchaus keine Ausnahme erleidet; das Licht, die feinste aller Materien, dehnt sich durch grenzenlose Räume aus. Unsere Gedanken sind weder rund noch viereckig, aber alle Materien haben ihre bestimmte Gestalt; unsere Gedanken sind weder blau noch roth, und ein schlichter Landmann, den man früge, ob seine Gedanken grün wären, wie seine Wiesen, würde glauben, man wolle ihn zum Besten haben, denn Farbe gilt nur von der Materie. Es wird überflüssig seyn, diese wesentlichen Unterschiede des Geistes und der Materie weiter zu verfolgen, die es unmöglich machen, eins vom andern abzuleiten, und noch hat die Metaphysik keine Deduktion erfunden, die tiefer oder gründlicher wäre, als die Lehre der Offenbarung, daß die Allmacht diese und jenen erschaffen. Man hat die Hypothese aufgestellt, das Gehirn sen ein besonderes Organ, bestimmt, die

Gedanken zu produciren, wie der Magen und die Eingeweide, die Speisen zu digeriren. Aber der Magen empfängt Materien, die bey allen Veränderungen, die sie von den organischen Kräften erleiden, dennoch nie aus dem Zustande der Materie ausgehen; das Gehirn dagegen Vibrationen, Dilatationen, Affektionen, oder wie man es nennen will, die man auf jede beliebige Weise gestalten mag, ohne je einen Gedanken herauskonstruiren zu können, der in einer ganz andern Welt sein Daseyn und Leben hat. Kurz alle Metaphysik hat bisher in dieser Hinsicht nichts gethan, als reine Denkmale der menschlichen Kurzsichtigkeit neben den ältern hinzustellen, und die Unerforschlichkeit der Kunstwerke der Almacht zu bekennen; alle Hypothesen waren unhaltbar, denn der Stügpunkt des göttlichen Wortes fehlte.

Welche Masse von Kenntnissen und Wissenschaften faßt die Seele des Gelehrten? aber alle Empfindungen, die sie aufgenommen, Begriffe, die sie gebildet, Reflerionen, die sie gemacht, werden von einem einzigen Prinzip getragen. Wir haben nicht ein Prinzip für die Empfindung, ein anderes für Begriffe, ein drittes für die Urtheile: es ist immer und überall das eine wunderbare geheimnißvolle Ich, welches diese Welt sieht, ihre Schönheiten erkennt, ihre Verhältnisse beurtheilt, auf einen weifen Schöpfer schließt, welches unabläßig seine höhere geistige Natur bewährt, zumal in dem leßten, Höchsten Aft der Erhebung zur Intelligenz Gottes. Man hat, um die gleiche Wesenheit der Seele und des Leibes zu beweisen, die gegenseitige Influenz vorgeschüßt, und es gestalteten sich die beyden schon erwähnten entgegengeseßten Systeme, die, weil sie beyde den Unterschied der körperlichen und geistigen Naturen aufhoben, wiewohl von verschiedenen Seiten ausgehend, im Grunde zufammenfallen. Sobald die Identität beyder einmal festgestellt ist, so ist es nachher einerley, ob man sagt, alles ist Materie, oder alles ist Geist, weil diese nunmehr ununterscheidbar sind. Der sogenannte Materialist bemerkt, daß der Zustand der Seele durch den Körper modificirt wird, und schließt voreilig auf die Materialität der Seele; der Idealist sieht, wie so oft der Zustand des Körpers von der Seele geändert wird, wie Freude und Schmerz, Liebe und Haß die Organe afficirt, und im Antlig des Menschen sichtbar werden, und folgert daraus, der Körper sey nur Schein, eine Phantasie der Seele, ein firirtes Traumbild; aber indem sie durch die Hypothese, daß Dinge, die auf einander einwirken, ihrem Wesen nach identisch sind, die Wechselwirkung begreifen wollen, entgeht ihnen das Verständniß des Unterschiedes beyder und die unendliche Erhabenheit der geistigen Natur. Wir dagegen, die Verschiedenheit der Seele und

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