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der christlichen Religion und aus den Zuständen der damaligen Zeit begreifen lassen und uns so ein wahrhaft geschichtliches und darum gerechtes Urtheil über ihren Werth ermöglichen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass jede Darstellung des kirchlichen Lebens und Lehrens in irgend einem Zeitpunkt während der drei ersten Jahrhunderte sich überwiegend mit der inneren Entwicklung des Christenthums beschäftigen und von den äusseren Schicksalen der Kirche wie auch von ihrem Verhältniss zum Staat noch fast gänzlich absehen muss. Auch bei einer Darstellung des Lebens und der kirchlichen Wirksamkeit des Irenäus sind wir beinahe ausschliesslich auf die Lehr- und Verfassungsfragen der Kirche angewiesen. Die Entstehung der altkatholischen Kirche beruht ja wesentlich auf einem inneren Process der Entwicklung des Christenthums, und der an sich bedauerliche Umstand, dass über die persönlichen Schicksale und das äussere Leben des Irenäus und seiner Zeitgenossen nur so sehr dürftige und grossentheils nur sehr unsichere Nachrichten auf uns gekommen sind, fällt darum für unsern Zweck nicht so schwer ins Gewicht, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte. Gewiss ist es namentlich für die Dogmengeschichte der beiden ersten Jahrhunderte, für welche uns so spärliche und unzuverlässige Quellen fliessen, von der grössesten Wichtigkeit, als Anhaltspunkte und Marksteine der Entwickelung mehr bestimmte Daten zu gewinnen, als wir besitzen, doch erscheint grade

das Bild der kirchlichen Wirksamkeit und der Theologie des Irenäus, vom richtigen Gesichtspunkt aus gesehen, im Ganzen so widerspruchslos und einleuchtend, seine Stellung zu den kirchlichen Fragen seiner Zeit fast überall so klar bestimmt, dass für den Zweck einer wesentlich dogmengeschichtlichen Darstellung seiner Bedeutung der Mangel an genaueren Nachrichten über die äussere Gestaltung seines Lebens weniger fühlbar wird. Ebendeshalb aber habe ich auch geglaubt, mich in diesem Punkt kürzer fassen und nicht auf weithergeholte Combinationen und unsichere Hypothesen einlassen zu sollen, die den Leser ermüden, ohne uns doch in irgend einem wesentlichen Punkte eine sicherere Kenntniss der Lebensschicksale des Irenäus und der äusseren Verhältnisse der Kirche zu seiner Zeit zu verschaffen').

1) Von ausserordentlicher Wichtigkeit wären genauere Nachrichten über das Leben des Irenäus, ausser für die Chronologie der beiden ersten kirchlichen Jahrhunderte überhaupt, namentlich für unsere Kenntniss der Entstehung und Entwickelung der Gnosis und ihrer frühesten kirchlichen Bestreitungen. Nach dem vorliegenden Stande unsrer Nach. richten muss fast Alles, was wir an sicheren Daten über die Entstestehung und Bekämpfung der Gnosis gewinnen, auf dem Wege eingehender Quellenkritik der auf uns gekommenen häresiologischen Werke und vermittelst verwickelter Combinationen und Hypothesen erschlossen werden. Für diese Arbeit ist natürlich, da ausser den übrigen frühesten häresiologischen Werken auch die von Irenäus (nach 4, 6, 2. p. 573) benutzte Darstellung und Bekämpfung der Gnostiker durch den Märtyrer Justin (Ιουστίνου τοῦ φιλοσόφου καὶ μάρτυρος κατὰ πασῶν τῶν γεγενημένων αἱρέσεων σύνταγμα) verloren gegangen ist, die Schrift des Irenäus gegen die Gnostiker von der grössesten Wichtigkeit. Doch liegt die Durchforschung derselben nach diesem Gesichtspunkt meinem Zwecke fern. Das Beste und Sicherste, was bis jetzt über die schriftlichen (häretischen und katholischen) Quellen der irenäischen Darstellung der Gnosis und ihr Verhältniss zu allen späteren kirchlichen

Mein Interesse an Irenäus als einem Hauptüberleiter aus dem nachapostolischen Zeitalter zur Katholicität war zuerst in Bezug auf die principiellen Fragen nach der Autorität, der er folgt und die er zum Maassstabe des Christlichen macht, rege geworden, und ich habe deshalb seine Lehre von der Autorität der Schrift, der Tradition und der Kirche schon im Jahre 1868 als Programmabhandlung des hiesigen Joachimsthalschen Gymnasiums bearbeitet. Seitdem habe ich bei fortgesetztem Studium des Irenäus und der ganzen Zeit, der er angehört, gefunden, dass sich auf allen Punkten der Lehre wie der kirchlichen Thätigkeit des Irenäus gleichmässig dasselbe Streben geltend macht, aus dem die altkatholische Kirche hervorgegangen ist, und dass deshalb eine zusammenhängende Bearbeitung dieses kirchlichen Schriftstellers für den eben bezeichneten Zweck nach den verschiedensten Seiten fruchtbringend sein kann.

Eine Schlussabhandlung zu der vorliegenden Arbeit, welche die Spuren der fortgehenden Wirksamkeit des Irenäus nach seinem Tode behandeln sollte, ist mir namentlich in Folge ausgedehnter Untersuchungen

Darstellungen ermittelt worden ist, hat der grösseste Kenner des Gnosticismus, R. A. Lipsius, geleistet (in der Abhandlung über die ophitischen Systeme. Zeitschrift für wissensch. Theol. 1863. vergl. bes. 4. S. 421. und vor Allen in der Schrift: Zur Quellenkritik des Epiphanius. Wien 1865. vergl. bes. S. 50—62), auf dessen Arbeiten ich hiermit verweise. Was sich aus Irenäus für die Chronologie der römischen Bischöfe bis auf Eleutherus gewinnen lässt, liegt in dem Werke desselben Gelehrten über die Chronologie der römischen Bischöfe bis zur Mitte des vierten Jahrhunderts, Kiel 1869, vor.

über Hippolytus und den Verfasser der sog. Philosophumena unter den Händen zu sehr angewachsen, als dass sie hier noch am richtigen Platz stände. Wenn dieselbe innerlich fertiger und abgeschlossener ist als bis jetzt, findet sich vielleicht ein anderer Ort für sie. Von der Darstellung der Theologie des Irenäus kann sie jedenfalls ohne Schaden für diese getrennt werden.

Berlin, den 11. März 1871.

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IV. Die Stellung des Irenäus zu den kirchlichen Parteien

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I. Des Irenäus Lehre von der Quelle und Norm der christlichen Erkenntniss.

1. Ansehen und Gebrauch der Schrift bei Irenäus

2. Ansehen und Bedeutung der Tradition bei Irenäus

3. Des Irenäus Lehre von der Autorität der Kirche und des Episkopats

II. Die Theologie des Irenäus.

1. Die Lehre vom Wesen Gottes .

2. Die Lehre von der göttlichen Offenbarung.

a. Die Offenbarung im Allgemeinen

b. Die Lehre vom Logos

c. Die Lehre vom heiligen Geiste
d. Die Lehre von der Dreieinigkeit

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