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θροποιῆσαι αὐτὸ πρὸς τὸν Θεὸν ἐπεχείρησε. Διὸ καὶ Θεὸς τὸν μὲν παρ' αὐτοῦ λάθρα ἐπισπείραντα τὸ ζιζάνιον, τουτέστι τὴν παράβασιν εἰςενεγκόντα ἀφώρισε τῆς ἰδίας μετουσίας 5, 24, 4. p. 783.

Inwiefern Irenäus die Nothwendigkeit des Bösen und seine Stellung im Ganzen der Weltordnung lehrt, ist schon früher erörtert worden. Die Consequenz seiner Ansicht von der Nothwendigkeit des Bösen ist, wie gesagt, weder in Bezug auf die That Adams noch in Bezug auf den Abfall der Engel gezogen. Soviel aber ist hier als Lehre des Irenäus festzustellen, dass der abtrünnige Theil der Engel in Folge seiner That von Gott aus dem Himmel auf die Erde herabgestossen wurde zum Gericht: angeli transgressi deciderunt in terram in judicium 4, 16, 2. p. 605, womit, wie sogleich gezeigt werden soll, jedenfalls der Sturz aus dem Himmel selbst, nicht etwa erst das künftig zu erwartende Weltgericht gemeint ist. Nach Genesis 6, 2, in welcher Stelle Irenäus, wie schon die LXX, Henoch (7, 1 ff.), Josephus und auch alle ältesten Kirchenväter unter den Engel Gottes versteht, lehrt er wie alle seine Zeitgenossen, dass die Engel nach ihrem Falle sich fleischlich mit den Töchtern der Menschen vermischt und die Riesengeschlechter mit ihnen gezeugt hätten; so jedoch, dass diese That nicht erst den Abfall ausmachte, oder das Motiv zum Abfall abgab, sondern so, dass sie eine Folge desselben war. Von Henoch wird gesagt, dass er von Gott zum Zwecke einer Gesandtschaft an die Engel verwandelt und zum Zeugen des gerechten Gerichtes über die Engel aufgehoben worden sei, denn die Engel seien, nachdem sie abgefallen, auf die Erde zum Gericht herabgestürzt worden, der Gott wohlgefällige Mensch aber sei zum Heile verwandelt worden: sed et Enoch sine circumcisione placens Deo, quum esset homo, legatione ad angelos fungebatur, et translatus est, et conservatur usque nunc testis justi judicii Dei: quoniam angeli quidem transgressi deciderunt in terram in judicium; homo autem placens translatus est in salutem 4, 16, 2. p. 604f.'). Man wird aus dieser Stelle mit sehr grosser Wahrscheinlich

1) Der Ort, an welchem Irenäus Henoch wie Elias auf das letzte Gericht harrend und als Zeugen aufbehalten denkt, ist das Paradies, Dies sagt er ausdrücklich 5, 5, 1. p. 726ff.

keit schliessen können, dass Irenäus das Buch Henoch gekannt, und dass er insbesondere die Vorstellung aus ihm geschöpft habe, wonach Henochs Verwandlung zum Zwecke einer Gesandtschaft an die Engel von Gott gewirkt worden ist, durch welche den Engeln mitgetheilt werden sollte, dass sie für ihr Vergehen keine Vergebung zu hoffen hätten (vergl. Henoch capp. 12-16)'). Dass das Vergehen der Engel ein unvergebbares und damit auch das über einen Theil der Menschen gebrachte Verderben ein völliges, dass die Strafe dafür eine unwiderrufliche, ewige sei, stimmt mit dem sittlichen Ernst des Irenäus und mit den in der Kirche allgemein herrschenden Vorstellungen vom Bösen überein, und wird überdies durch eine andere Stelle bestätigt, in welcher es heisst, die Sündfluth zur Zeit Noahs sei deshalb von Gott herbeigeführt worden, uti exstingueret pessimum genus eorum, qui tunc erant homines, qui jam fructificare Deo non poterant, quum angeli transgressores commixti fuissent eis; et ut peccata eorum compesceret, servaret vero [per] arcae typum Adae plasmationem 4, 36, 4. p. 686.

Dass den abgefallenen Engeln erst durch eine besondere Gesandtschaft die endgiltige Verstossung vom Angesichte Gottes angezeigt werden muss, hängt damit zusammen, dass der Verführer nach der Meinung des Irenäus, der hierin dem Justin folgt, anfangs noch eine Wiedervereinigung mit Gott gehofft hatte und deshalb auch mit seinem Abfall und mit seiner Gotteslästerung nicht offen hervortrat, sondern sich unter der Form der Schlange versteckte 5, 26, 2. p. 789. Bei der Betrachtung der Lehre von den letzten Dingen wird dieser dem Irenäus eigenthümliche Gedanke des Näheren erörtert werden.

1) Auch von Herakleon berichtet Irenäus, dass er sich (wahrscheinlich auf Grund des Henochbuches) mit der Frage beschäftigt habe, ob die Engel Vergebung erhalten würden, Gnosticorum Fragm. bei Stieren Τ. Ι. p. 965: ζητεῖσθαι δὲ, φησὶ [Ηρακλέων] περί τινων ἀγγέλων, εἰ σωθήσονται, τῶν κατελθόντων ἐπὶ τὰς τῶν ἀνθρώπων θυγατέρας.

Vierter Abschnitt.

Die Christologie des Irenäus.

Die Religion bezeichnet ein Verhältniss zwischen Gott und dem Menschen. Danach könnte es scheinen, als ob mit der Darlegung des Gottesbegriffes bei Irenäus und seiner Lehre vom Wesen des Menschen alle wichtigen Punkte seiner Theologie erledigt wären. Dem würde jedoch nur dann so sein, wenn der Vermittler des neuen Gottesbewusstseins nur die Stellung eines Lehrers einnähme, dessen Bedeutung mit seiner Lehre erschöpft wäre. Es liegt aber in der eigenthümlichen Natur des christlichen Gottesbegriffes, dass dies von vorneherein unmöglich ist. Gott wird, wie wir sahen, im Christenthum als der sich in der Welt und insbesondere in der menschlichen Person offenbarende gewusst. Trotz aller schärfsten Scheidung zwischen Schöpfer und Geschöpf, zwischen dem unendlichen, absoluten Wesen Gottes und dem endlichen Menschen ist doch die Einheit Gottes und des Menschen, die persönliche vollkommene Harmonie der göttlichen mit der menschlichen Natur als die freie That der Gnade von Seiten Gottes und als die That freier Hingabe von Seiten des Menschen der Mittelpunkt des christlichen Gottesbewusstseins. Inwieweit diese Einheit Gottes und des Menschen ein verändertes Bewusstsein von Gott bedingt, betrifft die Theologie und ist in ihr besprochen worden. Auch die Lehre von der Person Christi musste, soweit lediglich ihre göttliche Natur an sich in Betracht kam, dort entwickelt werden. Da in dieser Person jedoch zugleich die Einigung Gottes mit der menschlichen Natur vollzogen gedacht wird, so fragt es sich weiter, in welchem Verhältniss beide Naturen nach der Anschauung des Irenäus standen. Die menschliche Natur erhält im Christenthum selbst Theil am Wesen Gottes, und der Vermittler dieses neuen Verhältnisses kann daher auf keinen Fall nur als Lehrer aufgefasst werden, er hat seine Bedeutung vielmehr in der ursprünglichen, originellen Darstellung des neuen Verhältnisses, welches an sich dem Wesen Gottes und des Menschen entspricht und von Christo auf alle Menschen übergehen soll. Es kommt daher erstens wesentlich auf die Art und Weise. an, in der das Göttliche und Menschliche in der Person Jesu

gedacht wird, und zweitens auf den Modus, durch welchen es, von Christo ausgehend, den Menschen zu Gute kommt. Mit andern Worten: jede Darstellung der christlichen Religion muss die Lehre von der Person Jesu Christi und von seinem Werk enthalten. Auch das Urtheil über die dogmatische Bedeutung des Irenäus wird wesentlich davon abhängen, wie weit er diese beiden Lehrstücke entwickelt hat.

I. Die Lehre von Christi Person.

Die Hauptfrage, um die es sich in diesem Theil der Lehre handelt, ist die nach dem Verhältniss alles dessen, was von der göttlichen Natur Christi ausgesagt wird, zu seiner irdischen Menschennatur. - Der ursprünglichste und allgemeinste Ausdruck für die höhere göttliche Würde Christi ist seine Bezeichnung als viòs eou, aber dieser Ausdruck ist so unbestimmt, dass sich unter ihm die verschiedensten Auffassungen von der Person Christi befassen lassen, und dass sogar diejenige Ansicht, welche das Göttliche in ihm nur in dem prophetischen Geiste und in seiner Würde als Messias sah, ihm also wesentlich nur eine menschliche Natur zuschrieb, die Bezeichnung des Gottessohnes mit gutem Rechte brauchen konnte. In der That wird Christus in dem Bewusstsein der ersten christlichen Gemeinde, deren Reflex wir noch ziemlich deutlich in den synoptischen Evangelien vor uns haben, wesentlich nur als Mensch aufgefasst. Erst als es sich bei der weiteren Entwickelung des Christenthums darum handeln musste, das Göttliche in ihm gegenüber den vorchristlichen Gottesoffenbarungen auf seinen specifischen Ausdruck zu bringen, erst als durch Paulus das Bewusstsein der universalen Bestimmung und des gänzlich neuen Verhältnisses zu Gott, das in Christo dargestellt ist, Mittelpunkt des Christenthums ward, genügte diese Auffassung nicht mehr. Wo sie einseitig festgehalten wurde, da sonderte man sich von der nothwendigen Entwickelung des Christenthums zur Weltreligion, da entstand die Häresie des Ebionitismus, der die übernatürliche Geburt und die göttliche Natur Christi in Abrede stellt. Inwiefern sich die ebionitische Christologie von der der Nazaräer noch unterschied, ist hier nicht weiter zu erörtern, einen Gegensatz gegen diese niedrige Auffassung der Person Christi

aber haben wir schon innerhalb der neutestamentlichen Entwickelung bei Paulus, dem der Christus nach dem Fleisch verschwindet hinter dem Christus, dessen Wesen allein das göttliche Pneuma ist, und in den johanneischen Schriften, in denen Christus der fleischgewordene Logos ist. Bei Beiden ist an Christus nur das Aeussere, nur das Fleisch, der Leib, menschlich, eine menschliche Seele fehlt. Einen Schritt weiter ging der Gnosticismus, der auch die wahrhaft menschliche Leiblichkeit Jesu, die Wirklichkeit seines irdischen Leibes läugnete, ihm nur einen Scheinleib ertheilte und im konträren Gegensatz gegen die Ebioniten doketisch über Christus dachte. Ist durch den Ebionitismus die eigenthümlich christliche Wahrheit von der Einheit Gottes mit dem Menschen gefährdet und das Christenthum auf eine vorchristliche Offenbarungsstufe herabgedrückt, so bringt der Doketismus oder die Läugnung einer wirklich menschlichen Person in Christo seinerseits die geschichtliche Wahrheit desselben in Gefahr. Er hebt einseitig die göttliche Natur an Christo hervor und kommt daher niemals dazu, eine wahrhafte Einigung beider Naturen, zunächst in der Person Christi, und dann im Menschen überhaupt zu erkennen. Der gnostische Doketismus enthält die konsequenteste Geltendmachung der göttlichen Natur in Christo als dem alleinigen Wesen seiner Person, er ist ein Versuch zur Lösung des Problems, das die Entwickelung des Christenthums mit sich brachte, das göttliche Wesen Christi mit seiner menschlichen Erscheinung zu vereinigen. Dieser Versuch aber misslingt, und er musste misslingen, weil er auf Voraussetzungen unternommen wurde, die mit dem Christenthum unvereinbar waren dieser Doketismus nämlich und die ungescheute Geltendmachung seiner Konsequenzen stammt bei den Gnostikern aus ihrem mit dem Christenthum unverträglichen Dualismus. Darum brauchte die doketische Anschauung der Person Christi von dieser Seite nur geltend gemacht zu werden, um sogleich bei den Vertretern der Kirche auf den entschiedensten Gegensatz zu treffen. Während vor der Entwickelung des Gnosticismus bei den kirchlichen Schriftstellern, wie z. B. bei dem Verfasser des Barnabas-Briefes, im Hirten des Hermas und sonst, doketische Aeusserungen und Vorstellungen vielfach vorkommen und nur Zeugniss von der naiven, unausgebildeten Vorstellung über die Person Christi

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