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wart und ir lop vil manicvalt.
nû daz er drîzic jâr alt

in ganzer tugent was worden, 460 dô trat er in den orden

der in tet fælic iemer mêr. Melchiades der bâbeft hêr begunde in felbe wîhen dô. er wart zem êwangeliô 465 vil fchône ordinieret

und mit dem lobe gezieret daz gotes êren wol gezam. die wirde an fich der füeze nam, daz von der ftat diu kriftenheit 470 dar nach gemeinlichen ftreit,

daz fi bestüende in finer pflege,
fô daz der fælege alle wege
ir liutpriefter folte wefen.
er hæte an fich daz heil gelefen
475 daz er gewîhet aber wart,
und er nâch fæleclîcher art
meffe dâ ze Rôme fanc.
ûf tugent er fîn herze twanc
als ein man der fælden gert.
480 der gnâden hete in got gewert
daz fîn vil reine zunge
fô füeze predigunge
ze allen zîten brâhte für,
daz fî nâch edels herzen kür
485 niht bezzer mohte werden.

den liuten ûf der erden
und gote vor in allen
muofte wol gevallen

durhnehtic was er unde ganz an lîbe und an gefuntheit. gezieret was mit füezekeit 495 fin fprâche als ein geblüemet wife. er was an hôhem râte ein rife, an kranken witzen ein getwerc. gar heilic wâren fîniu werc und fîn geloube kriftenlich. 500 waz hulfe ob ich nu lange mich flizze ûf fînen werden pris? kein zunge ist alsô rehte wîs, diu ze fîme lobe tüge,

alfô daz fi durhgründen müge 505 die tugent und die fælicheit, der ein wunder was geleit an fîn vil heiliclîchez leben. ich wil dem lobe ein ende geben und wil entfliezen die getât 510 dâ mit er fich gewirdet hât in himele und ûf erden. man fach den gotes werden ze fælden kêren fîniu dinc.

diz treip der kiufche jungeline 515 fô lange biz der bâbest frôn Melchîades vil rîchen lôn enphiene nach difem lebene und in den himel ebene fîn heilic fêle tugentfam 520 vür gotes angefiht quam.

diu rede und diu gebærde fin. 490 fîn forme und fîner varwe schîn 525

diu gåben engelifchen glanz:

468. solches Ansehen erwarb er.

Nû daz der herre tôt gelac und man fich vil dar ûf gewac daz würde ein ander bâbest guot, dô quam in allen in den muot, an den dô lac des ftuoles wal, daz fi ze bâbest über al

475. Silvester erhielt die höheren Weihen. 496. er war ein Riese an hoher Ueberlegung (Weisheit), ein Zwerg an Unverstand. 506. der (Gen. Plur.) auf tugent und sælicheit bezüglich.

den herren næmen al zebant, der Silvefter was genant

und alfô maniger tugende wielt. 530 wand er fich kriftenlichen hielt und alfô rehte fælic was,

fô kôs in fchiere ûz unde las daz volk gemeine von der stift. im gap diu fælde ir hantgift

535 und wart fîn heil fô manicvalt,

daz er volgete ir gebotes und von der hôhen gunste gotes wart zuo bâbest ûz genomen. fus was er zuo der wirde komen 565 diu fîme namen fchône ftuont. alfam die fældenrîche tuont, fus tet der ûz erwelte man: fîn herze ûf gotes minne bran und wolte fich erbarmen

daz, pfaffen, leigen, junc und alt 570 über manigen armen

dar nach begunden fchrien, daz man den wandels frien zeime geiftlichen vater

540 in gabe. zwâre des enbat er

iht, wand erz ungerne wart. in lêrte fîn vil heilic art und fîn gar heilige tugent

daz der vil füeze fîne jugent

545 in allen vür gemeine zôch,

550

der finer helfe ruochte.

fwer gnâde an in dô fuochte, der vant fi volleclîche.

der füeze tugentrîche
575 kunde wol gefchaffen,

daz leigen unde pfaffen
wart vil guot gerihte schîn.
er hæte in dem fchirme fin
diu gotes hiufer alle

und sprach ern wære niht fô hôch 580 und lebte nach gevalle

an alter und an witzen, daz er den ftuol befitzen nâch fînem rehte kunde.

er bat daz man im gunde daz er mite den gewalt vil grôz und alfô manicvalt. ie mê der guote des gebat die liute von der werden ftat, 555 fô fi geriefen deste mêr,

daz ambet heilic unde hêr gezame wol in fîner hant, und wære fchône an im bewant der ftuol und al fîn werdicheit. 560 hiemite man in überftreit

den liuten und dem werden gote. fwaz der vil hêre zwelfbote fante Pêter ûf geleit

het in der reinen kriftenheit,
585 daz hielt er allez stæte.
mit rede und mit getæte
wart Rôme nie berihtet baz
dan under im. wand er befaz
ân alle miffewende
590 den ftuol biz an fîn ende

und lebete funder itewîz.
ûf tugent leit er fînen flîz
als ein getriuwer gotes kneht.
ez wurden von im elliu reht

536. Umschreibungen für das ganze Volk. 545. gegen sie alle insgesammt hervorzog, als Grund hervorkehrte. 549. nach den Anforderungen dieser Würde. 563. auserwählt. 594. alle Gesetzgebung, geistliche und weltliche, wird hier auf Pabst Silvester zurückgeführt.

595 gesetzet ûf zem êrsten.

den tiurften und den hêrsten ir leben fchuof er unde gap, daz er nach êren underwap mit füezer rede niht ze fûr. 60 der ritter unde der gebûr und aller hande liute,

die hânt ir reht noch hiute als ez von im wart ûf geleit. waz touc hie lange von gefeit? 605 er was nâch wunfche vollekomen und hæte gar an fich genomen fwâ mite ein bâbest werden 608 mac heilic ûf der erden.

II. LYRISCHE POESIE.

1. Walther von der Vogelweide.

Herr Walther von der Vogelweide ist der gröste Lyriker unsers Mittelalters. Seine Geburtstätte ist nicht sicher nachzuweisen; der Vogelweidhof am Layener Ried über Waidbruck im Eisakthal in Tirol kann es gewesen sein, aber gewis ist es durchaus nicht. Er stamte aus kleinem ritterlichen Geschlecht und kam nach Oesterreich, wo er singen und sagen, d. h. dichten und das gedichtete vortragen lernte (32, 14 Lachmanns Ausgabe). Reinmar der alte, die Nachtigall von Hagenau, war sein Meister. Bis zum Tode Herzog Friedrichs (April 1198) hat er dort ein gesichertes glückliches Leben geführt. Da er jedoch bei dem Nachfolger, Herzog Leopold dem glorreichen, in Ungnade stund und die Versuche, für die alte Schuld Verzeihung zu erhalten, misglückten, muste sich Walther entschliessen, Oesterreich zu verlassen und ein wanderndes Künstlerleben zu beginnen. Er ging an den Hof König Philipps des Staufer und wohnte dem Hoffeste zu Magdeburg Weihnachten 1199 bei. Doch war er Pfingsten 1200 bei dem Ritterschlage Herzog Leopolds wieder in Wien, ebenso wie er im November 1203 zu der Hochzeit des Fürsten sich einfand, beidemale aber ohne den Erfolg, den er wünschte, an dem Babenberger Hofe wieder bleibend verweilen zu dürfen. Ebenso

598. daz bezieht sich auf leben. 604. was nützt hier eine lange Ezählung davon.

hatte er in der Nähe des Königs keine dauernde Stelle gefunden, obschon er kräftig für dessen Sache gegen den Pabst eingetreten war. Auch zu dem kunstliebenden Landgrafen Hermann von Thüringen und dessen Schwiegersohn, dem Markgrafen Dietrich von Meissen hat der Dichter nur vorübergehende Verhältnisse gehabt. Auf der Wartburg ist er um 1202 mit Wolfram von Eschenbach zusammengetroffen. Von 1204-1211 fehlen alle sicheren Spuren für Walthers Leben.

Nach König Philipps Ermordung hatte der Dichter Otto IV. als alleinigen König anerkannt und 1212 auch die persönliche Annäherung versucht. Als aber der Staufer Friedrich II. in Deutschland auftrat, schloss er sich diesem an und scheint auch ein kleines Zinsgut von dem jungen König erhalten zu haben, das aber wenig abwarf. Er ist in jener Zeit wie es scheint länger in Kärnten am Hofe Herzog Bernhards gewesen. 1219 begrüsste er den aus Palästina heimkehrenden oesterreichischen Herzog Leutpold in Aquileja. Aber sein Verlangen, in Oesterreich auf einem eigenen Besitz fortab bleiben zu dürfen, blieb auch diesmal unerfüllt und Walther ist nun, wie es scheint, nicht mehr nach Wien zurückgekehrt. Dafür hat ihm in den nächsten Jahren Kaiser Friedrich II. ein zinstragendes Gut verliehen, wodurch er zu der lange vermisten häuslichen Ruhe gelangt sein wird. Die letzten nachweisbaren geschichtlichen Spuren in seinen Gedichten zeigen ihn um den Kreuzzug des Kaisers bemüht. Dass er denselben 1227/28 mitgemacht habe, ist bestritten. Über jene Jahre reicht keine Andeutung in Walthers Gedichten hinaus.

Nach einer Nachricht des 14. Jahrh. ist Walther im Kreuzgange des Neumünsters in Würzburg begraben worden. Da nun auch ein Vogelweidhof im Sandviertel zu Würzburg 1323 erwähnt wird, hat man vermutet, dass Walthers Lehngut dort gelegen war.

Walther v. d. Vogelweide war der gröste deutsche Lyriker des Mittelalters. Seine Lieder spiegeln zum Theil den Frauendienst der vornehmen Welt jener Blütezeit des Ritterthums; zum Theil sind sie aus wirklichem tieferem Liebesleben hervorgegangen. Er ist deutlich ein Schüler Reinmars, aber bei ihm ist alles wärmer, tiefer, herzlicher. Aus den politischen Gedichten sprechen die grossen Ereignisse der Zeit: der Kampf um die Krone, der Streit zwischen Kaiser und Pabst, die Zwietracht im Reiche. Er gehörte der staufischen Partei an und wirkte durch seine Gedichte nach

drücklich und erfolgreich der päbstlich-welfischen entgegen. Walther hatte auch für die sittlichen Zustände ein scharfes Auge und ein lebhaftes rügendes Wort. Dass sich sein unbefriedigtes Leben in seinen Sprüchen ausdrückt, ist begreiflich.

Er war ein ganzer tüchtiger Mensch und ein wahrhafter Künstler, darum ist er auch in unserer Gegenwart wieder lebendig geworden.

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M. Rieger, Das Leben Walthers v. d. Vogelweide. Giessen 1863. Das Leben und Dichten Walthers v. d. V. von W. Wilmanns. Bonn 1882. Die Gedichte Walthers v. d. Vogelweide. Herausgegeben von K. LachBerlin 1827. 1842 (öfter wiederholt). — Walther v. d. Vogelweide und Ulrich v. Singenberg. Herausgegeben von W. Wackernagel und M. Rieger. Giessen 1862. Walther v. d. Vogelweide. Herausgegeben von W. Wil

mann.

manns. Halle 1869. 1883.

Walther v. d. Vogelweide. Herausgegeben von Franz Pfeifer. Leipzig 1864. 6. Aufl. 1880. Die Gedichte Walthers v. d. Vogelweide. HerausHalle 1882.

gegeben von H. Paul.

1. Lachmann 56, 14-57, 14.

Lied zum Preise deutscher Sitte. Dreitheilige Strophe: Aufgesang 2×2 Verse Abgesang 4 Verse. a b a b, c d d c.

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1, 4. ein wint, Umschreibung für etwas gleichgiltiges oder nichtiges. — Ulrich v. Lichtenstein hat diese erste Strophe einem seiner Boten in den Mund gelegt, Frauendienst 240, 17-22. Walther selbst führt sich in dem Liede als einen Boten ein, der in den Kreis der Gesellschaft tritt. 5. worin die miete bestehen soll, gibt v. 8 an. 9. tiuschen frouwen. Der Dativ bei sprechen oder sagen bezeichnet das geistige Object, wovon gesprochen wird, vergl. Walth. 40, 19 ich hân ir sô wol gesprochen, Winsbecke 10, 7 den wiben schône sprich.

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