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Der Weg zum Himmel.

99

90. DIE VERFÜHRER.

L. 28.

Er schalc, in swelhem leben er sî, der dankes triege unde sînen hêrren lêre daz er liege!

erlamen müezen im diu bein, als ers zem râte biege! Sî abe er sô hêre daz er dâ zuo sitze,

5 sô wünsche ich daz sîn ungetriuwe zunge müeze erlamen. die selben machent uns die biderben âne schamen. sol liegen witze sîn, sô pflegent si tugendelôser witze. Wan mugens in râten daz si lâzen in ir kragen

ir valsche gelübde od nâch gelübde niht versagen? 10 si solten geben ê dem lobe der kalc wurd abe getragen. Z. 10. Der Deutung von kalc auf den Bewurf der Wände steht entgegen, daß dieser nicht abgetragen wird, wohl aber die Schuhsohle.

91. DER WEG ZUM HIMMEL.

L. 26.

Die Strophe steht in B unter Sprüchen, deren Echtheit noch Niemand angefochten hat. Unsere eigenen Unthaten und Laster als Wegelagerer vorzustellen, die uns auf der Himmelsstraße überfallen, ist neu und die Ausführung schwungvoll. Dem Schluß, der kein anderer sein konnte, wuste Walther durch den Ausdruck aufzuhelfen.

Die wîsen râtent, swer ze himelrîche welle,

daz er vil wol bewarte ê und ouch bestelle den wec, daz iemen drûffe habe der in her wider velle. Ein æhter heizet mort, der schât der strâze sêre: 5 dâ bî vert einr in starken bennen, derst geheizen brant: sô sprechents einem wuocher, der hât gar geschant die selben strâze. dannoch ist der wegewerender mêre: Nît unde haz die hânt sich ûf den wec geleit, unde diu verschampt unmâze gîtekeit.

10 dannoch sô rennet maneger für, des ich niht hân geseit.

92. GEWISSE FREUNDE I.

L. 30.

Dieser Spruch, dessen Echtheit Niemand bezweifelt hat, ist viel schwacher als der vorhergehende, aber nicht beßer als der folgende. Vgl. zu 98.

Swer states friundes sich dur übermuot behêret,
unde den sînen dur des fremeden êre unêret,

der möhte ersehen, wurd er von sîm hohern ouch

gesêret, Daz diu gehalsen friuntschaft sich vil lîhte entrande, 5 swenn er sich lîbes unde guotes solde umb in bewegen. wir hân vereischet, die der wenke hânt gepflegen, daz si der kumber wider ûf die erborne friunde wande: Daz sol nâch Gotes lêhen dicke noch geschehen. ouch hôrte ich ie die liute des mit volge jehen, 10 gewissen friunt, versuochtiu swert, sol man ze noten sehen.'

93. GEWISSE FREUNDE II.

L. 31.

In diesem Tone sind öfter zwei Sprüche durch den Inhalt verbunden, z. B. 83 und 84, 85 und 86; daß die letzte Zeile des ersten zu dem zweiten hinüberleitet, kommt zwar nicht öfter vor, beweist aber nichts für verschiedene Verfaßer. Sollte der zweite von Singenberg sein, so möchte er auch den ersten verfaßt haben. Auch fehlt in beiden Sprüchen der Auftact nie, was in den echten nicht vorkommt.

Ich wil niht mê den ougen volgen noch den sinnen.
diu rieten mir an zwei, da ich diu solde minnen:
diu wâren âne valsch geworht beidiu ûzen, unde och
innen.

Dâ was ein wênec in geleit, daz was niht stæte: 5 des vielten sich ir eggen, dô si solten hân gesniten.

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und wære eht niht wan daz alleine drinne vermiten,
so wærens allenthalben alse ganz an ir getate,
Da sich ein iegeslîcher möhte lâzen dran.
ouwê da ich der trüge ie künde an in gewan!

10 wie übel ich mich des schaden schame und in des lasters gan!

94. KINDERLOSE.
L. 38.

Auch für die Echtheit dieses Spruchs möcht ich keine Lanze einlegen. Eine andere Strophe in demselben Maße ist aber sehr talentvoll und könnte Walthern gehören, weshalb ich sie dieser folgen laße. Sie spottet über Liutolt von Seven, dem man auch neuerdings wieder die Ehre angethan hat, ihm Walthersche Lieder zuzuschreiben. Gemeinsames haben diese Sprüche nichts miteinander noch mit einem dritten, den ich sonst mitgetheilt hätte. Vgl. zu 114.

Er ist ein wol gefriunder man, alsô diu welt nû stât, der under zwênzec mâgen einen guoten friunt getriuwen hât:

der hete man hie vor wol under fünfen funden drî. Sô wê dir, Welt, dû hâst sô manegen wandelbernden site: 5 er armet an der sêle, der dir volget unz anz ende mite, und der dir aller dîner fuore stât mit willen bî. Wir klagen alle daz die alten sterbent unde erstorben sint : wir möhten balde klagen von schulden ander nôt, daz triuwe zuht und êre ist in der welte tôt. 10 die liute lâzent erben; dise drî sint âne kint.

94a DER VON SEVEN.

Got welle sône welle, doch sô singet der von Seven noh baz dan iemen in der werlte. frâget nifteln unde neven, geswîen swiger sweher swâger jehent, ez sî wâr. Tageliet klageliet hügeliet lügeliet tanzliet leich er kan, 5 er singet kriuzliet twingliet schimpfliet lobeliet rügeliet als ein man,

der mit werder kunst den liuten kürzet langez jâr.

Wir mugen wol alle stille swigen dâ hêr Liutolt sprechen

wil,

ez darf mit sange nieman giuden wider in.

er singet alsô hô ob allen meistern hin:

10 ern werde noch, die nû dâ leben, den brichet er daz zil.

IN DES BOGNERS TON.

95. VERSAGTES LOB.
L. 78.

Die Weihe besteht wie bei dem zweiten Ottenton aus einem vierstrophigen Liede, das mit dem Lob der h. Jungfrau anhebt. Was das sehr unregelmäßige Maß betrifft, so wurde wohl zu den drei ersten Zeilen die Melodie wiederholt? so daß sie die beiden Stollen bildeten. Der dritten Zeile fehlt gewöhnlich, aber nicht immer, der Auftact; die vierte zeigt ihn gewöhnlich, aber nicht immer. Die Zeit, wo diese Sprüche entstanden, wird nach den folgenden beiden Sprüchen zu bestimmen sein.

Der anegenge nie gewan

und anegenge machen kan,

der kan wol ende machen und ân ende.
Sît das allez stêt in sîner hende,

5 wer wære danne lobes so wol wert?
der sî der êrste in mîner wîse:
sîn lop gêt vor allem prîse:
daz lop ist sælec, des er gert.

Nû loben wir die süezen maget,

10 der ir sun niemer niht versaget.

si ist des muoter, der von helle uns lôste:

Daz ist uns ein trôst vor allem trôste,

daz man dâ ze himel ir willen tuot.
nû dar, die alten mit den jungen,

15 daz ir werde lop gesungen.

sist guot ze lobenne, si ist guot.

Der Bogner.

Ich solt iuch engele grüezen ouch, wan daz ich bin niht gar ein gouch:

waz habt ir der heiden noch zerstœret? 20 Sît iuch nieman siht noch nieman hæret, sagent, waz hânt ir noch dar zuo getân? möht ich Got stille als ir gerechen, mit wem solt ich mich besprechen? ich wolte iuch hêrren ruowen lân.

25

Hêr Michahêl, hêr Gabriel, hêr tiufels vîent Raphahêl,

ir pflegent wîsheit, sterke und arzenîe; Dar zuo hânt ir engelkære drîe, die mit willen leistent iur gebot: 30 welt ir mîn lop, sô sint bescheiden und schadent allerêrst den heiden: lopt ich iuch ê, daz wære ir spot

103

Z. 25-27 ist Weisheit auf Michael, Stärke auf Gabriel, Heilkunst auf Raphael bezogen. So auch Laurin 129 sente Michael der wise; vgl. die Stelle bei Diemer, welche Pfeiffer anzieht. Anders Wackernagel II, 191.

96. DER BOGNER.

1220. L. 80.

Nach J. Grimm (Recension der Lachm. Ausg. in Seebode krit. Bibl. für das Schulwesen 1828) Graf Diether II. von Katzenellenbogen, der 1219 das Kreuz nahm aber 1222 schon wieder daheim war. Einen Bezug der Katzenellenbogner zu Würzburg, wo Walther seit 1220 sich aufhielt, wenn nämlich dort sein Lehen lag, weist Rieger (Walthers Leben 56) nach.

Ich bin dem Bogenære holt

gar âne gâbe und âne solt:

er ist milte, swie klein ichs geniuze.

Sô nieje in aber ein Pôlân alde ein Riuje:

5 da ist allez âne mînen haz.

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