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Die letzten Zeilen beziehen sich wohl auf die zu Eisenach (66. 67. 70. 71) und am Hofe zu Kärnthen (57-60. 73) gesungenen Sprüche.

81. ABWEHR DER KREUZZUGSSTEUER.

L. 27.

Den Ertrag des erhaltenen Lehens giebt hier Walther zu dreißig Marken an. Ob es wirklich so viel eintrug oder nur so hoch veranschlagt war, wißen wir nicht. Vor der Hand scheint es aber nach diesem Spruch noch gar wenig Nutzen abgeworfen zu haben. Daß sich Walther der Kreuzzugssteuer gerne entzog, wird man nach den Sprüchen 47. 48 begreiflich finden. Uebrigens ist nicht zu erweisen, daß Walther nach empfangenem Lehen sein Wanderleben noch fortgesetzt habe, wenn er auch nicht immer in Würzburg blieb, sondern von da aus Nürnberg besuchte, oder eine kurze Zeit den jungen König Heinrich begleitete.

Der künec mìn herre lêch mir gelt ze drijec marken: des enkan ich niht gesliezen in den arken,

noch geschiffen ûf daz mer in kielen noch in barken. Der nam ist grôz, der nuz ist aber in solher mâze, 5 daz ich in niht begrîfen mac, gehoren noch gesehen: wes sol ich danne in arken oder in barken jehen? nû râte ein ieglich friunt, ob ich behalte ode ob ichz

Der pfaffen disputieren ist mir gar ein wiht:

lâze.

si prüevent in den arken niht, da ensî ouch iht:

10 nû prüeven her, nû prüeven dar, son habe ich drinne niht.

82. VORSCHLAG ZUR GÜTE.

L. 29.

Auf dem Frankfurter Reichstag hatte K. Friedrich seinen Sohn Heinrich zum römischen König erwählen laßen und im April 1220 die Fürsten und Herrn genöthigt das Kreuz zu nehmen, was er selber schon 1215 hatte thun müßen, vgl. zu Nr. 78. Erst im August verließ er Deutschland und empfieng

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am 22. November zu Rom die Kaiserkrone. Unser Spruch scheint vor dem August, jedenfalls vor dem November gedichtet, da Friedrich noch König heißt. Nach dieser Zeit bediente sich der Dichter dieses Tons nicht mehr; die folgenden Sprüche in demselben 83 ff. sind daher älter.

Ir fürsten, die des küneges gerne wæren âne,

die volgen mîme râte: ichn râte iu niht nâch wâne. welt ir, ich schicke in tûsent mîle und dannoch mê für Trâne.

Der helt wil Kristes reise varn: swer in des irret, 5 der hât wider Got und al die kristenheit getân. ir vînde, ir sult in sîne strâze varen lân: waz ob er hie heime iu niemer mêre niht gewirret? Belîbe er dort, des Got niht gebe, sô lachent ir. kom er uns friunden wider hein, sô lachen wir. 10 der mære warten beidenthalp, und hânt den rât von mir. Z. 3. »Trâne (Trani) liegt am adriatischen Meer in der Nähe des altberühmten Ueberfahrtsortes Bari; König Friedrich hatte dort einen Pallast und Hafen gebaut.« Wackernagel.

83. FRAUENPREIS I.
L. 27.

Nach Wilmanns ansprechender Vermuthung wäre der folgende Spruch (84) von Walther gedichtet, weil man ihn, die Zeilen 78, 6. 7 urgierend, beim Worte genommen hätte. Ist dem so, so könnte auch dieser Spruch gleichen Ursprung haben. Er steht dem folgenden wenig nach.

Durhsüezet und geblüemet sint die reinen frouwen:
ez wart nie niht sô wünneclîches an ze schouwen
in lüften noch ûf erden noch in allen grüenen ouwen.
Liljen unde rôsen bluomen, swâ die liuhten

5 in meien touwen dur daz gras, und kleiner vogele sanc, daz ist gein solher wünnebernden fröide kranc,

swâ man siht schone frouwen. daz kan trüeben muot

erfiuhten,

Und leschet allez trûren an der selben stunt, sô lieblich lache in liebe ir süezer rôter munt 10 und strâle ûz spilnden ougen schieze in mannes herzen

grunt.

84. FRAUENPREIS II.

L. 27.

Wenn die eben besprochene Vermuthung zutrifft, so möchte man wißen, welche Frau dem alternden Dichter ihren Habedank verheißen hätte, denn an diese Bedingung war das Versprechen, an das er gemahnt wurde, geknüpft. Sie ist es, die hier angeredet wird.

Vil süeziu frouwe hôhgelopt mit reiner güete,

dîn kiuscher lip gît wünneberndez hôhgemüete,

dîn munt ist ræter danne ein liehtiu rôse in touwes flüete. Got hât gehehet und gehêret reine frouwen,

5 da man in wol sol sprechen unde dienen zaller zît. der werde hort mit wünneclîchen freuden lît

an in, ir lob ist lûter unde klâr, mau sol si schouwen. Für trûren und für ungemüete ist niht sô guot, als an ze sehen ein schone frouwen wol gemuot, 10 sô si ûz herzen grunde ir friunde ein lieblich lachen tuot.

85. MASZ IM TRINKEN I.

L. 29.

Auf Thüringen beziehen diese Sprüche sich nicht, da der Ton, in dem sie gedichtet sind, erst erfunden ward, als der Dichter Thüringen zum zweiten- und letztenmal verlaßen hatte.

Ich trinke gerne dâ man bî der mâze schenket,
und dâ der unmâze niemen iht gedenket,

sît si den man an lîbe an guot und an den êren krenket. Si schât ouch an der sêle, hœre ich jehen die wîsen: 5 des möht ein ieglich man von sînem wirte wol enbern. liez er sich volleclîche bî der mâze wern,

sô möht ime gelücke, heil und sælde und êre ûf rîsen. Diu mâze wart den liuten dâ umb ûf geleit,

daz man si ebene mezze und trage, ist mir geseit: 10 nû hab er danc, ders ebene mezze und der si ebene treit.

Die falschen Lächler.

86. MASZ IM TRINKEN II.

L. 29.

Er hât niht wol getrunken, der sich übertrinket.
wie zimet da biderbem man, daz ime diu zunge hinket
von wîne? ich wæne er houbetsünde und schande zuo
im winket.

Im zæme baz, möht er gebrûchen sîne füeze,

5 dag er âne helfe bî den liuten möhte stân. swie sanfte man in trüege, er möhte lieber gân. sus trinke ein iegeslîcher man, daz er den durst gebüeje : Daz tuot er âne houbetsünde und âne spot. swelch man sô getrinket daz er sich noch Got 10 erkennet, sô hât er gebrochen ime sîn hôch gebot.

87. DIE FALSCHEN LÄCHLER.

L. 30.

Die vier folgenden Sprüche wird man am Besten verstehen, wenn man sie gleich hinter 53. 75 und 76 liest, denn sie scheinen gegen König Otto und seine falschen Räthe gerichtet. Mit dem vierten (90) vergleiche man 70 und 71.

Got weiz wol, mîn lop wær iemer hovestæte
dâ man eteswenne hovelîchen tæte,

mit gebærde, mit gewisser rede, mit der tæte.
Mir griulet, sô mich lachent an die lechelære,
5 den diu zunge honget und daz herze gallen hât.
friundes lachen sol sîn âne missetât,

süeze als der âbent rôt, der kündet lûter mære. Nû tuo mir lachelîche, od lache ab anderswâ. swes munt mich triegen wil, der habe sîn lachen dâ: 10 von dem næm ich ein wârez nein für zwei gelogeniu jâ.

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Sit Got ein rehter rihter heizet an den buochen, solt er doch û sîner milte des geruochen

daz er die gar getriuwen ûz den valschen hieze suochen! Joch meine ich hie: si werdent dort vil gar gesundert: 5 doch sehe ich an ir eteslîchem gerne ein schanden mâl. der sich eim windet ûz der hant reht als ein âl,

ouwê daz Got niht zorneclîchen sêre an deme wundert! Swer sant mir var von hûs, der var ouch mit mir hein. des mannes muot sol veste wesen als ein stein, 10 ûf triuwe sleht und eben als ein vil wol gemahter zein.

89. DAS MEERWUNDER.

L. 29.

Ich hân gesehen in der werlte ein michel wunder: wærz ûf dem mer, ez diuhte ein seltsæne kunder; des mîn fröide erschrocken ist, mîn trûren worden munder. Daz glîchet einem bosen man: swer nû des lachen 5 strîchet an der triuwen stein, der vindet kunterfeit. er bîzet dâ sîn grînen niht hât widerseit.

zwô zungen habent kalt und warm, die ligent in sîme

rachen.

In sîme süezen honge lît ein giftec nagel.

sîn wolkenlôsez lachen bringet scharpfen hagel.

10 swâ man daz spürt, ez kêrt sîn hant und wirt ein

swalwen zagel.

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