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Alleinstehende Sprüche.

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73. DIE KUNST DER MILDE.

L. 104.

· Der allein ste

In Kärnthen gedichtet, vgl. Nr. 57. 62. 99. hende Spruch hält den jambischen Gang streng inne.

Da milter man gar wârhaft sî, geschiht daz, dâ ist wunder bî; der grôze wille, der dâ ist, wie mac der wesen verendet? 5 Dêswâr dâ hæret witze zuo und wachen gegen dem morgen fruo und anders manec schoner list, daz ez iht werde erwendet.

Der alsô tuot,

10 der sol den muot

an ruowe selten kêren:

mit witzen sol er alle wegen, und lâze Got der sælden pflegen. sô sol man stegen 15 nâch lange wernden êren.

74. BÖSER TRANK,

L. 104.

Tegernsee war in der That durch seine Gastfreiheit berühmt. Daß er dort unfreundliche Aufnahme fand, mochte Walther den heftigen in Ottos Dienst wider Pabst und Geistlichkeit geschleuderten Sprüchen verdanken. Doch verstehe ich Z. 8 nicht vom Waßer zum Händewaschen. Er bekam nur Waßer, keinen Wein zu trinken. Hätte man ihn nach dem Handwaßer vom Tische getrieben, weil man jetzt erkannte, wer er war, so konnte es Walther nur dem Parteihaße, nicht der Unmilde zuschreiben. Daß êre der milte entspricht, ist zu 2, 3 bemerkt. Der alleinstehende Spruch weicht zweimal, Z. 9 und 10 von seinem jambischen Gang sehr ausdrucksvoll ab.

Man seit mir ie von Tegersê,

wie wol daz hûs mit êren stê:

dar kêrte ich mêr dan eine mîle von der strâze.
Ich bin ein wunderlicher man,

5 da ich mich selben niht enkan

verstân und mich sô vil an fremde liute lâze.
Ich schiltes niht, wan Got genâde uns beiden.
ich nam dâ wazzer:

also nazzer

10 muost ich von des münches tische scheiden.

Z. 10. Da auch Kaiser Otto die Aebte Mönche nannte, so wird dieser Spruch noch in seine Zeit gehören; vgl. Lachm. S. 203.

KÖNIG FRIEDRICHS TON.

75. GESTÄNDNISS.

L. 26.

Schon diese Weihe des neuen zu Friedrichs Ehren erfundenen Tons vergleicht die beiden um das Reich streitenden deutschen Könige, Friedrich und Otto. Der mir übele tuot, ist Kaiser Otto, der mir ist guot, kann auf Friedrich gehen, auch wenn der Dichter erst von ihm erhofft, er werde ihm gut sein. Die Gebet ist nicht fromm, aber aufrichtig und das läßt sich nicht von allen rühmen.

Vil wol gelobter Got, wie selten ich dich prîse!

sît ich von dir beide wort hân unde wîse,

wie getar ich sô gefreveln under dîme rîse?

Ichn tuon diu rehten werc, ichn hân die wâren minne 5 ze mînem ebenkristen, hêrre vater, noch ze dir:

sô holt enwart ich ir deheinem nie sô mir.

Krist vater unde sun, dîn geist berihte mîne sinne. Wie solt ich den geminnen der mir übele tuot? mir muoz der iemer lieber sîn der mir ist guot. 10 vergip mir anders mîne schulde, ich wil noch haben den muot.

Milde und Länge.

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76. EIN GLEICHNISS.

L. 26.

Es bedurfte der Entschuldigung, daß der Dichter K. Friedrichs Milde in Anspruch nimmt, nachdem er seinem Gegner gedient hat. Dazu ist dieß Gleichniss sehr geschickt ersonnen. Nur scheinbar wird Otto angeredet; gerichtet ist der Spruch an K. Friedrich, obgleich sich der Dichter erst in der letzten Zeile ausdrücklich an ihn wendet.

Ich hân hêrn Otten triuwe, er welle mich noch rîchen : wie nam abe er mîn dienest ie sô trügelîchen? ald waz bestêt ze lônne des den künec Friderîchen? Mîn forderunge ist ûf in kleiner danne ein bône; 5 ezn sî sô vil, obe er der alten sprüche wære frô. ein vater lêrte wîlent sînen sun alsô,

C

sun, diene manne bostem, daz dir manne beste lône.' Hêr Otte, ich bin der sun, ir sît der bæste man, wand ich sô rehte bosen hêrren nie gewan:

10 hêr künec, sît ir der beste, sît iu Got des lônes gan.

Z. 10 setzt voraus, daß K. Friedrich die Mehrzahl der deutschen Fürsten auf seine Seite gebracht und zu Achen (15. Juli 1215) die Königskrone empfangen hat.

77. MILDE UND LÄNGE.

L. 26.

Walther fährt fort wie in 75 die beiden Gegenkönige in Bezug auf ihre Milde zu vergleichen, ohne daß er Friedrichs Freigebigkeit schon an sich selber erfahren hätte. Von einem Dank für empfangene Gaben kann um so weniger die Rede sein, als er erst im nächsten Spruche eine Bitte an Friedrich richtet, dieselbe die er Nr. 52 an Otto gerichtet hatte, was den Zusammenhang mit Nr. 75. 76 beweist.

Ich wolt hêrn Otten milte nâch der lenge mezzen:
dô hât ich an der mâze mich ein teil vergezzen:
wær er sô milt als lanc, er hete tugende vil besezzen.

Vil schiere maz ich abe den lîp nâch sîner êre:

5 dô wart er vil gar ze kurz als ein verschrôten werc, miltes muotes minre vil dan ein getwerc;

und ist doch von den jâren daz er niht enwahset mêre. Dô ich dem künege brâhte dez mez, wie er ûf schôz! sîn junger lîp wart beide michel unde grôz.

10 nû seht waz er noch wahse: erst ieze übr in wol risen gnôz.

78. AN KÖNIG FRIEDRICH II.

1215.

L. 28.

Es ist nicht wahrscheinlich, daß K. Friedrich die nachstehende Bitte um Haus und Heerd sogleich erhört habe: erst gegen das J. 1220 konnte der Dichter das fahrende Leben aufgeben.

Von Rôme vogt, ven Pülle künec, lât iuch erbarmen
daz man mich bî rîcher kunst lât alsus armen.
gerne wolde ich, möhte ez sîn, bî eigem fiure erwarmen.
Zâî wiech danne sunge von den vogellinen,

5 von der heide und von den bluomen, als ich wîlent sanc!
swelch schone wîp mir denne gæbe ir habedanc,
der lieze ich liljen unde rôsen û ir wengel schînen.
Kume ich spâte und rîte fruo, 'gast, wê dir, wê!':
sô mac der wirt wol singen von dem grüenen klê.
10 die nôt bedenkent, milter künec, da3 iuwer not zergê.

Z. 10. Gleich bei seiner Krönung hatte Friedrich das Kreuz genommen, was ihm vor wie nach Noth genug machte; auch hatte Otto (der erst am 19. Mai 1218 starb) immer noch eine Partei, ja Köln war während Friedrichs Krönung in Ottos Besitz (Böhmer Reg. 83. 84).

Das Reichslehen.

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79. LEOPOLDS RÜCKKEHR VOM KREUZZUG.

1219.

L. 28.

Im Juni 1219 gedichtet, vgl. zu dem wenig spätern Spr. 61. Uebrigens spricht hier der Dichter, wie die Z. 4. 6. 7. 9 zeigen, nicht in seinem Namen allein: darum konnte er den Herzog, wenn er sonst dazu befugt war, nicht mit Du anreden. Vgl. zu 63.

Herzoge û Ôsterrîche, ez ist iu wol ergangen,

und also schône daz uns muoz nâch iu belangen.

sît gewis, swenn ir uns komet, ir werdent hôh enpfangen. Ir sît wol wert da wir die gloggen gegen iu liuten, 5 dringen unde schouwen als ein wunder komen sî. ir komet uns beide sünden unde schanden frî:

des suln wir man iuch loben, und die frouwen suln iuch triuten.

Diz lichte lop volfüeget heime unz ûf daz ort:

sît uns hie biderbe für daz ungefüege wort,

10 daz ieman spræche, ir soldet sîn beliben mit êren dort.

80. DAS REICHSLEHEN.

L. 28.

Vgl. zu 78.

Ich hân mîn lêhen, al die werlt, ich hân mîn lêhen. nû enfürhte ich niht den hornunc an die zêhen, und wil alle bose hêrren dester minre flêhen.

Der edel künec, der milte künec hât mich berâten, 5 da ich den sumer luft und in dem winter hitze hân. mîn nâhgebûren dunke ich verre baz getân:

si sehent mich niht mêr an in butzen wîs als si ê tâten.
Ich bin ze lange arm gewesen ân mînen danc.
ich was sô voller scheltens da mîn âten stanc:

10 daz hât der künec gemachet reine, und dar zuo mînen sanc.

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