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66o. RECHTSFALL.

L. 104.

Einen Bruder Gerhard Atze wies Haupt in einer thüringischen Urkunde nach. Wunderlich wird er nach 67, 8 gewesen sein; aber diese Ausrede hat ihm wohl Walther angedichtet um andere lächerliche Einreden des Mannes zu verspotten. Auch in diesen fast ganz trochäisch gemeßenen Strophen zerfällt der Abgesang in zwei gleiche Theile.

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Mir hât hêr Gêrhart Atze ein pfert
erschozzen zisenache.

daz klage ich dem den er bestât:
derst unser beider voget.

5 E was wol drîer marke wert:
nû hærent fremde sache,

sît daz ez an ein gelten gât,
wâ mit er mich nû zoget.
Er seit, von grôzer swære,

10 wie mîn pfért mærè
dem rosse sippe wære,
da im den vinger abe
gebizzen hât ze schanden.
ich swer mit beiden handen,
15 da si sich niht erkanden.
ist ieman der mir stabe?

Z. 16. Den Eid staben heißt die Schwurformel vorsagen. Den Ausdruck habe ich (Uebersetzung 4. Aufl. S. 337) zu erklären gesucht.

67. WUNDERLICHES PFERD.

L. 82.

Die Sprüche in diesem neuen Tone bilden kein Ganzes, folglich brauchen sie nicht alle in dieselbe Zeit zu fallen, oder an demselben Orte gedichtet zu sein. Mir scheinen sie

Auf Reinmar des Alten Tod.

85

aber alle um das J. 1215 entstanden. Von diesem ersten steht fest, daß er in Thüringen gedichtet ist; über die Zeit bleiben wir ohne Auskunft. Er betrifft noch denselben Rechtsfall wie Nr. 66°.

Rît ze hove, Dietrich.

'hêrre, in mac. waz irret dich ?

in hân niht rosses daz ich dar gerîte.' Ich lîh dir einz, und wilt dû daz. 5 hêrre, ich gerîte al deste baz.'

nû stant alsô noch eine wîle, bîte.

Wedr rîtest gerner eine guldîn katzen,
ald einen wunderlîchen Gêrhart Atzen?

'semir Got, und æze ez höi, ez wær ein fremdez pfert. 10 im gênt diu ougen umbe als einem affen,

er ist als ein guggaldei geschaffen.

den selben Atzen gebent mir her: sô bin ich wol gewert.' nû krümbe ein bein, rît selbe hein, sît du Atzen hâst gegert.

Z. 7. Daß Katzen wie angeschirrt so auch geritten wurden, dafür fehlen uns andere ausdrückliche Zeugnisse. Z. 11 ist guggaldei noch unerklärt. Vielleicht hat es der Dichter selbst im Uebermuth für Göckelhahn gebildet, vgl. Haupt zu Nithart 185; Lachm. versteht den Gauch (Guckuck) darunter. Die letzte entstellt überlieferte Zeile will Lachm. lesen: nú krümbe dîn bein selbe dar u. s. w. Man muß aber diesem Humor wohl etwas zu Gute halten, und den Mittelreim möcht ich nicht aufgeben.

68. 69. AUF REINMAR DES ALTEN TOD.

L. 82.

Reinmars Tod beklagt auch Gotfried in der bekannten Stelle des Tristan; aber das hilft uns nicht die Zeit desselben zu bestimmen, da wir nicht wißen, wann Gotfried jene Stelle schrieb. Den Tristan scheint man zu früh anzusetzen (um 1210): wenn auf das erste Buch des Parzival angespielt wird, folgt daraus, daß Gotfried das letzte nicht gelesen? Unsere Strophen könnten recht wohl um 1215 gedichtet sein.

Um 1207 hätte Walther wohl noch nicht so müde gesprochen als er Z. 24. 25 thut. Wenn nach Lachm. Ausg. S. 195 jetzt streng erwiesen ist, daß Reinmar um 1220 todt war, so konnte er um 1215 noch am Leben sein.

Ouwe daz wîsheit unde jugent,
des mannes schoene noch sîn tugent
niht erben sol, sô ie der lîp erstirbet!
Daz mac wol klagen ein wîser man,
5 der sich des schaden versinnen kan,

Reimâr, waz guoter kunst an dir verdirbet.
Dû solt von schulden iemer des geniezen,
daz dich des tages wolte nie verdriezen,
dun spræches ie den frouwen wol

10 des süln si iemer danken dîner zungen.

hetst anders niht wan eine rede gesungen,

'so wol dir, wip, wie reine ein nam!' dû hetest also

gestriten

an ir lop, daz elliu wîp dir gnâden solten biten.

Dêswâr, Reimâr, dû riuwes mich

15 michels harter danne ich dich,

ob dû lebtes und ich war erstorben.
Ich wilz bî mînen triuwen sagen,
dich selben wolt ich lützel klagen:

ich klage dîn edelen kunst, daz.sist verdorben.

20 Dû kundest al der werlte fröide mêren,

sô duz ze guoten dingen woltes kêren.

mich riuwet dîn wol redender munt und dîn vil süezer

daz die verdorben sint bî mînen zîten.

daz dû niht eine wîle mohtest bîten!

sanc,

25 sô leiste ich dir geselleschaft: mîn singen ist niht lanc dîn sêle müeze wol gevarn, und habe dîn zunge danc.

70.

Sechs Räthe.

DIE HOHEN UND NIEDERN.

L. 83.

87

Der Hof, von dem hier die Rede ist, scheint nach Z. 8 der kaiserliche.

Swâ der hôhe nider gât

und ouch der nider an hôhen rât
gezucket wird, dâ ist der hof verirret.
Wie sol ein unbescheiden man

5 bescheiden des er niht enkan?

sol er mir büezen des mir niht enwirret?
Wes stênt die hôhen vor den kemenâten?

sô suln die nidern umb daz rîche râten.

swâ den gebrichet an der kunst, seht, dâ tuont si niht mê 10 wan daz siz umbe werfent an ein triegen:

daz lêrent si die fürsten, unde liegen.

die selben brechent uns diu reht und stærent unser ê. nû sehent wie diu krône lige und wie diu kirche stê.

71. SECHS RÄTHE.

L. 83.

In Z. 9 deutet der Dichter wieder auf den Hof Kaiser Ottos. Das hindert nicht, auch diese Sprüche nach Thüringen zu setzen.

Ich muoz verdienen swachen haz:

ich wil die hêrren lêren daz,

wies iegeslîchen rât wol mügen erkennen.
Der guoten ræte der sint drî:

5 drî ander bose stênt dâ bî

zer linggen hant. lât iu die sehse nennen.
Frum unde Gotes hulde und weltlich êre,

daz sint die guoten: wol im der si lêre!

den möht ein keiser nemen wol an sînen hôhsten rât. 10 die andern heizent schade, sünde und schande, da erkennes bî der si ê niht erkande.

wan hæret an der rede wol wiez umb daz herze stât. daz anegenge ist selten guot, daz bosez ende hât.

72. DREI SORGEN.

L. 84.

Wenn sich um 1215 der Dichter von der Wartburg nach Wien sehnte, so fragt sich was ihn hinderte, diese Sehnsucht zu befriedigen. Ich habe diese Frage (Uebersetzung 335) damit beantwortet, daß Herzog Leopold von Oesterreich zu K. Friedrich hielt, während Walther noch auf Ottos Seite stand. Von Thüringen gieng der Dichter wohl zunächst an König Friedrichs Hof, wodurch jenes Hinderniss gehoben wurde. Aber noch blieb ihm ein anderes übrig, Leopolds Kreuzzug, für den in Wien gespart wurde; wahrscheinlich gieng der Dichter unterdes nach Kärnthen, wo auch der folgende Spruch entstand. In diesen Sprüchen fehlt der Auftact am Liebsten an den Anfängen des Auf- und Abgesangs.

Drî sorge hab ich mir genomen:
möht ich der einer zende komen,
sô were wol getân ze mînen dingen.
Iedoch swaz mir dâ von geschiht,

5 in scheid ir von ein ander niht:

mir mag an allen drin noch wol gelingen.
Gotes hulde und mîner frouwen minne,

dar umbe sorge ich, wie ich die gewinne:

daz dritte hât sich mîn erwert unrehte manegen tac. 10 da ist der wünneclîche hof ze Wiene:

in hirme niemer unz ich den verdiene,

sît er sô maneger tugende mit sô stæter triuwe pflac. man sach Liupoltes hant dâ geben, da si des niht erschrac.

Mit Z. 1 vgl. Nr. 118 Z. 18 der wintersorgen hân ich drî, vgl. Uhland IV, 15. Auf Z. 7-10 gründet sich die Eintheilung der Gedichte Walthers in Herrendienst, Gottesdienst und Frauendienst, welchen unsere drei Bücher: Sprüche, Leich und Lieder entsprechen. Z. 12 beweist allerdings, daß Walther den Wiener Hof seit 1198 wieder besucht habe; wir wißen aber nicht, daß einer der erhaltenen Sprüche außer etwa 63 sich auf diesen Besuch beziehe. Vor der ganz willkürlichen Annahme, daß Nr. 2 auf Leopolds Schwertleite 1200 gehe, kann nicht genug gewarnt werden.

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