Obrazy na stronie
PDF
ePub
[merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

Noch derselbe Ton, nur dießmal mit männlichen Reimen in beiden Stollen. Doch möchte ich diesen Spruch gegen Wilmanns nicht in Schutz nehmen: nur die letzte Zeile verräth Walthers Geist. Alle Strophen dieses Tons zeigen zwar vorherschend jambischen Gang; doch ist keine Zeile, besonders im Abgesang, trochäischem unzugänglich.

Tumbiu Werlt, ziuch dînen zoum, wart umbe, sich. wilt dû lân loufen dînen muot, sîn sprunc der vellet dich. Derst manecvalt in dînem herzen umbe hort:

er schadet dir hie und ist ein langer haz der sêle dort. 5 Lâ guoten muot den bosen muot von dir vertrîben: minne Got, sô maht dû frô belîben:

wirp umbe lop mit rehter fuoge, wellest dû genesen: den bæsen ræten solt dû gerne unheinlich wesen: geloube swaz die pfaffen guotes lesen:

10 wilt dû das allez übergülden, sô sprich wol den wîben.

65. FÜRBITTE.

L. 105.

Der zweite Ottenton, der so lange in Gebrauch war, hat uns bis an die Schwelle der zwanziger Jahre geführt: wir müßen zurück in die erste Zeit Kaiser Ottos, bei dem hier der Dichter für den Landgrafen Fürbitte einlegt, als ihn der Kaiser im August 1212 mit einem Heere überzog und bedrängte, der Markgraf von Meissen aber einen Frieden zu vermitteln suchte. Was Walther zur Entschuldigung des Landgrafen anführt, daß er doch wenigstens sein offener Feind gewesen, während die andern sich heimlich gegen ihn verschworen und zuletzt einander selbst verrathen hätten, wiederholt sich in Nr. 112.

Nû sol der keiser hêre
vergezzen dur sîn êre
des lantgrâven missetât,

Wand er was doch zewâre

5 sîn vîent offenbâre;

die zagen truogen stillen rât: Si swuoren hie, si swuoren dort, und pruoften ungetriuwen mort; von Rôme fuor ir schelden. 10 ir dûf enmoht sich niht verheln, si begonden underzwischen steln und alle ein ander melden. seht, diéb stál diébè:

dro díutet liébè.

Z. 2. fürbrechen, wie in der Handschrift steht, ist auch durch Gr. IV, 862. 868 nicht deutlich geworden. Daß es hier nachsehen bedeuten soll, ergiebt der Zusammenhang; vergezzen ist nach R. Bechsteins Vorschlag (Germ. XII, 476) in den Text aufgenommen, obgleich es nicht den Genitiv regiert. Ueber Z. 14, wo kein Fuß fehlt, vgl. Wackernagel II, 151; aber auch bei Lachmanns Lesung dro tet liebe fehlt keiner; nur muß man dem Vorurtheil entsagen, das der Textkritik so verderblich geworden ist, als ob Walther Senkungen nicht ausfallen ließe.

65b. MARKGRAF DIETRICH IV. VON MEISSEN.

L. 106.

Die Dienste, die Walther dem Meissner geleistet hat, hätte dieser ihm dadurch vergelten sollen, daß er dem Dichter bei dem Kaiser das Wort gesprochen hätte. Seiner Versicherung Z. 5 6 dürfen wir Glauben schenken, da wir Nr. 34 sahen, welches Lob er dem Meissner bei dem Kaiser gespendet hat. Doch können sich diese Worte darauf beziehen, daß er dem Markgrafen in einer diesem wichtigen Angelegenheit als Unterhändler diente. Die böhmische Krone war auf dem Reichstage zu Nürnberg (Pfingsten 1212) Wratislav, dem Sohne Otakers, dem Schwestersohn des Meissners, zugesprochen worden. Die folgenden Zeilen, wo der Dichter sagt, er würde es dem Markgrafen mit neuem Dienst vergolten haben, wenn er sich damals nicht undankbar bezeigt hätte, sind nicht so zu verstehen, als wenn es für den Markgrafen jetzt zu spät wäre,

An Markgraf Dietrich von Meissen.

81

sich des Dichters Dankbarkeit zu verdienen die folgende Strophe zeigt das Gegentheil. Da die drei Strophen ein Ganzes bilden, so kann die erste nicht ein Jahr früher gedichtet sein als die beiden andern.

Ich hân dem Mîssenære

gefüeget manec mære

baz danne er nû gedenke mîn. Waz sol diu rede beschanet? 5 möht ich in hân gekronet, diu krône wære hiute sîn. Het er mir dô gelônet baz, ich dient im aber eteswaz: noch kan ich schaden vertrîben. 10 er ist ab sô gefüege niht, daz er mir biete wandels iht: dâ lâzen wirz belîben, wán víl verdírbèt

des man niht enwirbet.

Auch hier wie in Nr. 65a enthält die letzte Zeile ein bekanntes Sprichwort.

65°. DERSELBE.

L. 105.

Hier sehen wir, worin die Dienste bestehen konnten, welche der Markgraf und der Dichter sich einander leisten sollten: Einer dem Andern das Wort reden, wahrscheinlich bei dem Kaiser, von dem der Dichter noch immer vergebens auf den Lohn der geleisteten Dienste hoffte. Von dem jambischen Gange, der diesem Spruch mit allen andern gemein ist, wird nicht ohne Grund abgewichen.

Der Missenære solde

mir wandeln, ob er wolde.
mîn dienest lâz ich allez varn,

Niuwan mîn lop aleine:

5 deich in mit lobe iht meine,
daz kan ich schône wol bewarn.

Lob ich in, sô lob er mich :

des andern alles des wil ich
in minneclich erlâzen.

10 sîn lop daz muoz ouch mir gezemen,
ode ich wil mînz her wider nemen
ze hove und an der strâzen.

sô ist nû genuoge

gewartet sîner fuoge.

Die vier Hebungen in den letzten Zeilen sind hier deutlich.

66a. GLEICHNISS VOM GÄRTNER.

L. 103.

Die folgenden Sprüche scheinen auf der Wartburg entstanden, ob erst bei dem zweiten Aufenthalt des Dichters, und nicht wenigstens einige davon schon bei dem ersten, steht dahin. Dieser zweite ist mit Lachmann gegen 1215 zu setzen, als sich der Landgraf wieder mit dem Kaiser aussöhnen wollte. In diese Zeit fällt zuerst der Spruch 56. Die hier vorliegenden drei Strophen bilden wieder ein Ganzes, folglich kann keiner derselben an den Hof zu Kärnthen gehören, da der dritte ausdrücklich Eisenach erwähnt. Die Mahnung an einen Fürsten, seinen Hofstaat zu sichten, war wohl auch nirgend so wohl angebracht als gerade dort. Ob aber Walther zwischen guot und base zu unterscheiden wuste. darüber bleiben wir hier nicht im Zweifel; vgl. zu Nr. 23.

Swâ guoter hande wurzen sint
in einem grüenen garten
bekliben, die sol ein wîser man
niht lâzen unbehuot.

5 Er sol in spilende als ein kint
mit ougenweide zarten.

dâ lît gelust des herzen an,
und gît ouch hôhen muot.
Sî base unkrût dar under,

10 daz breche er ûz besunder
(lât erz, des wirt ein wunder),

Die Kläffer.

83

und merke ob sich ein dorn

mit kündekeit dar breite,

daz er den fürder leite

15 von sîner arbeite:

sist anders gar verlorn.

66. DIE KLÄFFER.

L. 103.

Wie die vorhergehende so ist auch diese Strophe durch den Streit mit Gerhard Atze veranlaßt, von welchem die folgende handelt. Um so weniger genügt es, wenn gesagt wird: >> Anzunehmen, daß dieser Spruch wo anders als die beiden vorhergehenden entstanden sei, fehlt der Grund.<< Wo der Dichter drei Strophen durch den Ton verbindet, kann es solchen Grund gar nicht geben, was namentlich bei Nr. 1 bedacht werden sollte, wo man einen Grund zu haben wähnte, den mittlern Spruch später anzusetzen.

Uns irret einer hande diet:

der uns die furder tæte,

sô möhte ein wol gezogener man
ze hove haben die stat.

5 Die lâzent sîn ze spruche niet:
ir drüzzel derst sô dræte,
kund er swaz ieman guotes kan,
daz hulfe niht ein blat.

Ich und ein ander tôre

10 wir donen in sîn ôre,

daz nie kein münch ze kôre
số sêre mê geschrei.

gefüeges mannes doenen,
daz sol man wol beschoenen:

15 müet des narren honen,

hie gêt diu rede enzwei.

« PoprzedniaDalej »