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Ich hân des Kerndæres gâbe dicke enpfangen:
wil er dur ein vermissen bieten mir alsô diu wangen?
Er wænet lîhte daz ich zürne: nein ich, niht.

im ist geschehen daz noch vil manegem milten man
geschiht.

5 Was mir lîhte leide, dô was ime noch leider. dô er mir geschaffen hâte kleider,

daz man mir niht engap, dar umbe zürne er anderswâ.. ich wei wol, swer willeclîche sprichet jâ,

der gæbe ouch gerne, und wære ez danne dâ. 10 dirre zorn ist âne schulde weizgot unser beider.

58. MÄUSEKLANG.

L. 32.

Vorstehende in der That nicht ganz unbedenkliche Entschuldigung war dem Dichter von den Hofschranzen verdreht worden. Er bittet den Herzog nachzufragen, was er wirklich gesungen habe, und wer es sei, der ihm seinen Sang verkehre. Wenn der nicht zu tief unter ihm stehe, gedenke er ihn zur Rechenschaft zu ziehen, es sei denn, daß er es dem Herzoge zu Liebe unterlaße. Auch dieser Spruch versöhnte den Herzog nicht.

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Ichn wei wem ich gelîchen muo3 die hovebellen, wan den miusen, die sich selbe meldent, tragent si schellen.

Des lekers 'hêr, der miuse klanc, kument si ûz ir klûs, sô schrîen wir vil lîhte 'ein schalc, ein schalc! ein mûs, ein mûs!'

5 Edel Kerndenære, ich sol dir klagen sêre,
milter fürste und marterer umb êre,

ichn weiz wer mir in dînem hove verkêret mînen sanc.
lâz ich niht dur dich und ist er niht ze kranc,
ich swinge im also swinden widerswanc.

10 frâg waz ich habe gesungen, und ervar

verkêre.

uns werz

Z. 1. hovebellen Kläffer am Hofe. Z. 3. Man pflegte wohl einer Maus eine Schelle anzuhängen, damit sie die andern vertreibe.

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Da dem Dichter die beiden vorhergehenden noch ganz höfischen Strophen nicht zu seinem Rechte verholfen haben, so droht er jetzt, er wolle sich nun auch des scharfen Sanges bedienen, denn er sehe, daß man mit Wohlgezogenheit nichts ausrichte und zur Schalkheit greifen müße. Vgl. Nr. 58 Z. 4. In der That thut er in den ersten Zeilen des folgenden Spruches so als wolle er nun in Gottes Namen mit der Ungezogenheit beginnen, da er bisher höfisch gesungen, damit aber von den Unhöfischen bei Hofe verdrängt worden sei. Daß er damit doch nicht Ernst macht, versteht sich von selbst. Beide Sprüche enthalten die Berufung auf Leopold von Oesterreich, aber der zweite dringender, wonach ich die Anordnung getroffen habe. Erst jetzt aber zeigt es sich deutlich, daß Nr. 60 keine Einweihung des Tons enthält, diese vielmehr wie in des Bogners Ton in den vorgesetzten Strophen geistlichen Inhalts zu suchen ist; auch darf man nicht mit Pfeiffer den scharfen Sang für das Charakteristische des zweiten Ottentons ausgeben, da ja der Dichter mit dem nur gedroht hatte. Der Beweis, daß diese beiden Strophen zu jenen von Kärnthen gehören, liegt theils in den Handschriften, theils in der Vergleichung unserer Zeile 7 mit Nr. 58, 4, hauptsächlich aber in dem hier dargelegten Zusammenhang. Ueber Stolle vgl. Wackernagel II, 164.

Nû wil ich mich des scharpfen sanges ouch genieten: dâ ich ie mit vorhten bat, dâ wil ich nû gebieten. Ich sihe wol daz man hêrren guot und wîbes gruoz gewalteclich und ungezogenlich erwerben muo3. 5 Singe ich mînen höveschen sanc, sô klagent siz Stollen. dêswâr ich gewinne ouch lîhte knollen:

sît si die schalkeit wellen, ich gemache in vollen kragen. ze Österrîche lernt ich singen unde sagen:

dâ wil ich mich allerêrst beklagen:

10 vind ich an Liupolt höveschen trôst, so ist mir mîn

muot entswollen.

60. BERUFUNG.
L. 31.

Die Bestimmung, welche diesem Tone hier gegen die Störer des höfischen Gesangs gegeben wird, kann seine ursprüngliche nicht sein, da sie nur auf diesen und etwa den vorhergehenden Spruch passt. Als der Dichter den Dienst Kaiser Ottos. mit dem er es allzulange gehalten hatte, endlich doch aufgab, war dieser Ton herrenlos geworden und konnte jetzt auch im Dienste solcher Fürsten wie der Herzoge von Kärnthen und Oesterreich verwendet werden; nur bei König Friedrich bedurfte es eines neuen Tons. Für die Meinung, daß der Dichter von Kärnthen nach Thüringen gegangen sei, ist kein Grund aufzubringen. Nicht in Thüringen, in Oesterreich will sich der Dichter über die in Kärnthen erlittene Unbill beklagen. Diese Strophen sind noch nicht in Oesterreich, aber schon mit dem Vorsatz gedichtet, dahin zu gehen, wozu sich der Dichter jetzt noch ungern entschloß, weil in Oesterreich, wie aus Nr. 61 erhellt, jetzt des Kreuzzugs wegen gespart wurde. Daß Herzog Bernhard von Kärnthen (von 1202-1256) mit Leopold in freundlichen Beziehungen stand, hat schon Wackernagel II, 162 bemerkt. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, daß ihm Leopold zu seinem Rechte verholfen hat, da er diesen mit Bezug auf 59, 10 in Nr. 62, 4 seinen höveschen trôst nennt.

In nomine dumme ich wil beginnen: sprechent âmen (da3 ist gut für ungelücke und für des tievels sâmen), Da ich gesingen müeze in dirre wîse alsô,

swer höveschen sanc und fröide stære, da der werde

5 Ich hân wol und hovelîchen her gesungen: mit der hövescheit bin ich nû verdrungen,

unfrô.

daz die unhöveschen nû ze hove genæmer sint dann ich. daz mich êren solde, daz unêret mich.

herzoge û Österrîch Liupolt, nû sprich:

dun wendest michs alleine, sô verkêre ich mîne zungen.

Z. 1 dumme für domini kommt wohl auf Rechnung des Schreibers; oder war diese Entstellung volksmäßig?

Drei Höfe.

61. HÖFISCHES BEHALTEN.

1219. L. 36.

Der Dichter war durch die Unbill, die er am Hofe zu Kärnthen erfahren hatte, gezwungen nach Oesterreich gekommen, als der Herzog noch für den Kreuzzug sparte. Die Herren am Hofe folgten darin seinem Beispiele: das schien Zucht. Wenn sie aber jetzt, wo der Herzog nach der Rückkehr vom Kreuzzug wieder Milde übt, nicht ein Gleiches thun, so zeigt sich, daß jene scheinbare Zucht nur Kargheit war.

Dô Liupolt spart ûf Gotes vart, ûf künftige êre, si behielten alle samt, si volgeten sîner lêre, Si zuhten ûf, alsam si niht getorsten geben. daz was billich: wan sol iemer nach dem hove leben. 5 Daz sin an der milte iht überhohen wolten,

wol in des! si tâten als si solten.

die helde ûz Österrîche heten ie gehoveten muot.

si behielten durch sîn êre: daz was guot:

nû geben durch sîn êre, als er nû tuot.

10 sin leben nâch dem hove nû, so ist eniu zuht bescholten.

62. DREI HÖFE.
L. 34.

Warum Leopold hier Walthers höfischer Trost heißt, ist zu Nr. 59. 60 bemerkt. Der biedre Patriarch ist Berthold von Andechs, Patriarch von Aquileja, dessen Oheim (veter) Herzog Heinrich von Medilick; mit ihm verglichen wird Welf VI. von Baiern, Herzog von Spoleto, Markgraf von Toskana. Nach Wackernagel II, 167 führte er mehr ein schwelgerisches als mildes Leben; doch gedenkt auch der Tannhäuser seiner Milde, die sprichwörtlich war.

Die wîle ich weiz drî hove sô lobelîcher manne,
sô ist mîn wîn gelesen unde sûset wol mîn pfanne.
Der biderbe patrîarke missewende frî,

der ist ir einer, so ist mîn höfscher trôst zehant dâ bî,

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5 Liupolt, zwir ein fürste, Stîre und Österrîche.

niemen lept den ich zuo deme gelîche:

sîn lop ist niht ein lobelîn: er mac, er hât, er tuot. sô ist sîn veter als der milte Welf gemuot:

des lop was ganz, ez ist nâch tôde guot.

10 mirst vil unnôt daz ich durch handelunge iht verre strîche.

Z. 7. Hier tritt eine Beziehung auf den Herzog von Kärnthen hervor. der wohl mochte, aber weder hatte noch that.

63. DIE VERWÜNSCHUNG.

L. 35.

In welche Zeit dieser Spruch fällt, ob in diese, wo Walther von Kärnthen aus an Leopolds Hof kam, oder in jenen frühern Aufenthalt in Wien, auf den Nr. 72 Z. 13 deutet, steht nicht fest. Daß Walther duzt ist letzterer Annahme nicht entgegen, denn in Nr. 79 spricht er in fremdem Namen. Lachmanns Vermuthung, daß der Herzog einen so harmlos lautenden Scherz übel genommen habe, theile ich nicht. Daß sich keine Spur von späterm Verkehr finde, läßt sich nicht behaupten, da wir nicht wißen wann dieser Spruch entstand. Wegen der ewigen Klagen über den Verfall der Zucht wird der Herzog unsern Dichter nicht verwünscht haben: dieß war von einem Fürsten, der die Ketzer braten ließ, nicht zu erwarten; überhaupt hätte eine ernstliche Verwünschung das Verhältniss schon vorher aufgehoben; einer scherzhaften aber durfte der Dichter auch im Scherz entgegnen.

Liupolt ûz Osterrîche, lâ mich bî den liuten,

wünsche mich ze velde und niht ze walde: ichn kan
niht riuten:

Si sehent mich bî in gerne, alsô tuon ich sie.
dû wünsches underwîlent biderbem man dun weist

joch wie.

5 Wünsches dû mich von in, sô tuost dû mir leide. vil sælec sî der walt, dar zuo diu heide!

diu müeze dir vil wol gezemen! wie hâst dû sus getân, daz ich dich an dîn gemach gewünschet hân,

und dû mich an mîn ungemach? lâ stân:

10 wis dû von dan, lâ mich bî in: sô leben wir sanfte beide.

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