Obrazy na stronie
PDF
ePub

Der gute Klausner.

Ir bischove und ir edeln pfaffen sît verleitet.

69

seht wie iuch der bâbest mit des tievels stricken beitet. sagt ir uns daz er sante Pêters slüzzel habe,

sô sagt war umbe er sîne lêre von den buochen schabe. 5 Daz man Gotes gâbe iht koufe oder verkoufe, daz wart uns verboten bî der toufe.

nû lêretz in sîn swarzez buoch, daz ime der hellemôr hât gegeben, und ûz im liset er sîniu rôr:

ir kardenâle, ir decket iuwern kôr:

10 unser alter frôn derst under einer übelen troufe.

[ocr errors]

Z. 2 will Wackernagel seitet für beitet gelesen wißßen Aber das geläufigere beiten warten laßen, hinhalten, am Narrenseil führen, verdient den Vorzug. Z. 8 sîniu rôr bezog Lachmann früher auch auf die Kirchenstöcke; zu seiner spätern Auslegung hat ihn Wiggert verleitet, der rôr (Scherflein I, 32) für Stroh nimmt; aber die Cardinäle wusten ihren Chor wohl mit Beßerm zu decken: das Stroh gönnten sie unsern deutschen Kirchen.

51. DER GUTE KLAUSNER.

L. 34.

Swelch herze sich bî disen zîten niht verkêret,
sît daz der bâbest selbe dort den ungelouben mêret,
Dâ wont ein sælic geist und Gotes minne bî.

nû seht ir waz der pfaffen were und waz ir lêre sî. 5 Ê des was ir lêre bî den werken reine:

nû sint si aber anders sô gemeine,

daz wirs unrehte würken sehen, unrehte hæren sagen, die uns guoter lêre bilde solden tragen.

des mugen wir tumbe leien wol verzagen:

10 wæn aber mîn guoter klôsenære klage und sêre weine.

Z. 4 u. 7 wieder die mehrbesprochene Steigerung.

52. AN KAISER OTTO.

L. 31.

Walther hatte dem Kaiser in den vorstehenden sieben Sprüchen wesentliche Dienste geleistet; den Lohn dafür scheint er aber hier vergeblich in Anspruch zu nehmen (vgl. 75; 76), obwohl ihm nach dem Folgenden Versprechungen gemacht worden waren.

"Sit willekomen, hêr wirt,' dem gruoje muoz ich swîgen: 'sit willekomen, hêr gast, sô muo3 ich sprechen oder nîgen.

Wirt unde heim sint zwêne unschamelîche namen : gast unde herberge muoz man sich vil dicke schamen. 5 Noch müez ich geleben daz ich den gast ouch grüeze, sô daz er mir dem wirte danken müeze.

'sît hînaht hie, sît morgen dort,' waz gougelfuore ist daz! 'ich bin heime' ode 'ich wil heim' daz træstet baz. gast unde schâch kumt selten âne haz:

10 nû büezet mir des gastes, daz iu Got des schâches büeze.

Z.7. gougelfuore ist kein Possenspiel wie Pfeiffer erklärt, sondern eine Gauklerfahrt, womit das fahrende Leben auch der edlern Sänger mit dem umherziehender Gaukler, Seiltänzer und anderer Kunststückemacher verglichen wird. Z. 10. >> Das Gegenüberstehen der beiden Könige Philipp und Otto wird dem Schachspiel verglichen.« Uhland 51. Statt Philipp müsten wir Friedrich II. lesen. da der Spruch nach Philipps Zeit gedichtet ist; aber sind die Gegenüberstehenden nicht vielmehr Pabst und Kaiser und ist mit dem Schach der Bann gemeint?

53. DIE GAUKLER.
L. 37.

Dieses Gesetz zeigt wieder wie die Nr. 40-44 weiblichen Reim in beiden Stollen; außerdem ist ein Theil des Abgesangs verdoppelt, was wir als coda bezeichnen dürfen. Bartsch und Wilmanns haben diesen Spruch, einen der schönsten, für unecht erklärt. Die Gründe des Erstern hab ich (Uebersetzung 4. Aufl. S. 333) widerlegt, der Andere führt nur an,

Werth männlicher Schönheit.

71

daß diese Strophe dem Maße nach eine Variation von 40-44 sei, welche er ohne genügenden Grund verworfen hatte. Bei Pfeiffer fehlt auch diese Strophe. Hatte etwa Otto Walthers Worte 52, 7: waz gougelfuore ist daz! 52. 7 aufgegriffen und bemerkt: Gaukler und fahrende Sänger seien allerdings Eines Schlags, worauf Walther damit entgegnet, daß er seinerseits gewisse vielversprechende aber unzuverläßige Herren mit Gauklern vergleicht? Auch ohne diesen Zusammenhang finde ich die Vergleichung treffend und meisterhaft durchgeführt.

Genuoge hêrren sint gelîch den gougelæren,

die behendeclîche kunnen triegen unde væren. Der sprichet sich her, waz ist under disem huote?' nû zucke in ûf, dâ stêt ein wilder valke in sînem muote. 5 Zuck ûf den huot, sô stêt ein stolzer pfâwe drunder. nû zucke in ûf, dâ stêt ein merwunder.

swie dicke dag geschiht, so ist ez ze jungest wan ein krâ.
friunt, ich erkenne ouch daz, hâhâ hâhâ hâhâ.
hab din valschen gougelbühsen dâ:

10 wær ich dir ebenstarc, ich slüeges an daz houbet dîn. din asche stiubet in diu ougen mîn.

ich wil niht mêr dîn blâsgeselle sîn,

dun wellest mîn baz hüeten vor sô trügelîchem kunder.

Z. 11-12 paraphrasiert Wackernagel: »Bist du noch länger so treulos, so mag ich nicht mehr bei deinem Heerde sitzen und dir das Feuer anblasen helfen, denn du bläsest so stark und so hinterlistig, daß mir die Asche in die Augen stiebt.<< Es scheint nicht, daß sich Walther schon jetzt ganz von Otto losgesagt habe, da er noch 65a Fürbitte für den Landgrafen bei dem Kaiser einlegt; aber Nr. 56 deutet an, daß er Ottos Hof und Heerd verließ.

54. WERTH MÄNNLICHER SCHÖNHEIT.

L. 35.

Auch bei diesem Spruch scheint der Dichter den Kaiser Otto im Auge zu haben, vielleicht aber zugleich dessen Gegenkönig Friedrich II., die beide von den Zeitgenoßen (Böhmer Reg. 19; 35) wegen ihrer Schönheit gerühmt wurden.

An wîbe lobe stêt wol daz man si heize schone :
manne stêt ez übel, ez ist ze wîch und ofte hone.
Küene und milte, und daz er dâ zuo stæte sî,

so ist er vil gar gelobt: den zwein stêt wol daz dritte bî. 5 Wilz iu niht versmâhen, so wil ich; iuch lêren, wie wir loben suln und niht unêren.

ir müezet in die liute sehen, welt ir erkennen wol: nieman ûzen nâch der varwe loben sol.

vil manec môre ist innen tugende vol:

10 wê wie wîz der herze sint, der si wil umbe kêren!

55. GUT UND EHRE.

L. 31.

Die hier folgenden Sprüche scheinen mit Ausnahme von Nr. 56 zu einer Zeit gedichtet, wo Walther nicht mehr auf Ottos Seite stand. Oder ist künegen Z. 8 nicht zu urgieren? Die Seine scheint Walther in Philipps Dienste gesehen zu haben, der zu dem gleichzeitigen Könige von Frankreich in Beziehungen stand; auch im Wartburgkrieg wird ihm das Lob des Königs von Frankreich in den Mund gelegt. An den Sainbach, der bei Mühlhofen oberhalb Engers in den Rhein mündet, kann Z. 1 nicht gedacht sein.

Ich hân gemerket von der Seine unz an die Muore, von dem Pfâde unz an die Traben erkenne ich al ir fuore: Diu meiste menege enruochet wies erwirbet guot; sol ich also gewinnen, sô ganc slâfen, hôher muot. 5 Guot was ie genæme, iedoch sô gie diu êre vor dem guote: nu ist daz guot sô hêre, daz ez gewalteclîche vor ir zuo den frouwen gât, mit den fürsten zuo den künegen an ir rât. sô wê dir, guot! wie romesch rîche stât!

10 du enbist niht guot: dû habst dich an die schande ein

teil ze sêre.

Der Kärnthner.

56. AN LANDGRAF HERMAN.

L. 35.

73

Bei Walthers zweitem Aufenthalt auf der Wartburg gedichtet, wie Z. 4 zeigt, wo sonst und jetzt (ê und noch) in Vergleich gestellt werden. Warum soll unter den andern fürsten Z. 3 gerade nur der Herzog von Kärnthen gemeint sein? Eher könnte Z. 6-8 wieder auf den deuten, der Nr. 53 gemeint war. Der Vorzug, den hier Walther dem Landgrafen in der Milde vor andern Fürsten giebt, scheint veranlaßt zu haben, daß man ihn im Wartburgkrieg dem Landgrafen vor Leopold VII. von Oesterreich den Preis der Milde zuerkennen ließ.

Ich bin des milten lantgrâven ingesinde.

ez ist mîn site daz man mich iemer bî den tiursten vinde. Die andern fürsten alle sint vil milte, iedoch

sô stæteclîchen niht: er was ez ê und ist ez noch. 5 Dâ von kan er baz danne si dermite gebâren: er enwil dekeiner lûne vâren.

swer hiure schallet und ist hin ze jâre bœse als ê, des lop gruonet unde valwet sô der klê.

der Dürnge bluome schînet dur den snê:

10 sumer und winter blüet sîn lop als in den êrsten jâren.

[blocks in formation]

Der Herzog hatte dem Dichter neue Kleider zu geben befohlen, die er aber nicht erhielt. Darüber mochte sich der Dichter beschwert haben, was der Herzog übel nahm und ihm zwar nicht den Rücken, aber doch die Wange zukehrte. Den Herzog spricht der Dichter wie sich selbst an diesem Zorn von aller Schuld frei: wer gerne bewillige, gebe auch gerne, wenn es nur da wäre. Es geschehe manchem milden Manne, daß er mehr verspreche als er halten könne. Vgl. Nr. 62. 73. 99.

« PoprzedniaDalej »