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und Auferstehung (Fichard, Frankfurter Archiv III, S. 151), wo sich der blinde Longinus, um Christi Seite zu durchbohren, von seinem Knechte die Hand leiten ließ; so ist es auch Z. 1 gemeint. Daß Longinus von Christi Blute sehend ward, durfte der Dichter als bekannt voraussetzen. Erst die Legende weiß davon, daß der Hauptmann (Luc. 23, 47, Marc. 15, 39, Matth. 27, 54, Joh. 19, 34) dem erwähnten Kriegsknecht befahl, Christi Seite mit einem Sper zu öffnen, so wie daß sein Name Longinus war. In der Legenda aurea (Lombardica) befahl es Longinus nicht seinem Knechte, sondern that es selber auf Pilatus Befehl: geheilt ward er von dem an der Lanze herablaufenden Blute, weil er nach den Wundern, die sich begaben, Erdbeben und Verfinsterung der Sonne, an Christum glaubte.

Der blinde sprach zuo sînem knehte 'dû solt setzen daz sper an sîn herze: jâ wil ich die marter letzen.' Daz sper gein al der werlte hêrren wart geneiget. Marîâ vor dem kriuze trûreclîche klage erzeiget; 5 Si vlôs ir varwe, ir kraft in bitterlîchen noten, dô si sô jæmerlich ir kint sach tœten

und Longinus im in sîne reine sîten stach.

si seic unmehtec nider, si hôrte noch ensprach.

in dem jâmer Kriste dez herze brach:

10 daz kriuze begunde sich mit sînem süezen bluote roeten.

44. AN DIE FÜRSTEN.

L. 36.

Dieser Spruch steht hier weil er wie die vier vorhergehenden weibliche Stollenreime zeigt. Zur Einweihung scheint er nicht zu gehören. Bei Pfeiffer wird er vermisst, man weiß nicht warum, WR und Wilmanns stellen ihn ohne Grund zu dem Zweifelhaften und Unechten. Nach letzterm sollen auch die Gedanken die Unechtheit dieses und der vier vorstehenden Sprüche darthun; was aber an ihnen auszusetzen sei, wird nicht gesagt.

Ir fürsten, tugendet iuwern sin mit reiner güete,
sît gegen friunden senfte, tragt gein vînden hôhgemüete:
Sterket reht, und danket Gote der grôzen êren,
daz manec mensch lîp unde guot muoz iu ze dienste kêren.

Der neue Judas.

5 Sît milte, fridebære, in wirde lât iuch schouwen: sô lobent iuch die reinen süezen frouwen.

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schame, triuwe, erbermde, zuht, die sult ir gerne tragen: minnet Got, und rihtet swag die armen klagen,

geloubet niht daz lügenære sagen,

10 und volget guotem râte: sô mugt ir in himele bouwen.

45. WO STEHTS GESCHRIEBEN?

L. 33.

Dieser erste der neuen gegen den Pabst und die Missbräuche in der Kirche geschleuderten scharfen Sprüche, die Walther bei seinen wie bei unsern Zeitgenoßen so berühmt gemacht haben, ist noch der mildeste. Der Pabst bleibt noch aus dem Spiele und bei der Geistlichkeit wird nur auf den Widerspruch zwischen Worten und Werken hingewiesen. Die Worte sind noch gut, die Werke nicht; erst Nr 49. 51 ist auch die Lehre falsch. Unsere Strophe fehlt gleichfalls bei Pfeiffer, man sieht nicht warum.

Diu kristenheit gelepte nie sô gar nâch wâne:

die si dâ lêren solten, die sint guoter sinne âne. Es war ze vil, und tæt ein tumber leie daz ; si sündent âne vorhte: dar umb ist in Got gehaz. 5 Si wîsent uns zem himel, und varent si zer helle. si sprechent, swer ir worten volgen welle,

und niht ir werken, der sî âne zwîvel dort genesen. die pfaffen solten kiuscher dan die leien wesen:

an welen buochen hânt si daz erlesen,

10 daz sich sô maneger flîzet wa er ein schonez wîp vervelle?

46. DER NEUE JUDAS,

L. 33.

Luther nannte den Pabst den Antichrist, Walther nennt ihn den neuen Judas: an Heftigkeit läßt dieser Angriff jenem nichts nach. Muth gehörte zu beiden in einer Zeit, wo man die Ketzer briet.

Wir klagen alle, und wizzen doch niht waz uns wirret,
daz uns der bâbest unser vater alsus hât verirret.
Nû gât er uns doch harte vaterlîchen vor:

wir volgen ime und komen niemer fuoz û sînem spor. 5 Nû merke, welt, waz mir dar ane missevalle.

gîtset er, si gîtsent mit im alle:

liuget er, si liegent alle mit im sîne lüge:

und triuget er, si triegent mit im sîne trüge.

nû merkent wer mir daz verkêren müge:

10 sus wirt der junge Jûdas, mit dem alten dort, ze schalle.

47. DER WELSCHE SCHREIN.

L. 84.

Wegen dieses und des folgenden Spruchs wird Walther von dem Welschen Gast, einem Dichter der päbstlichen Partei, getadelt. Durch diese Rede habe er Alles, wodurch er sonst Zucht und Sinn erwiesen, wieder zu Nichte gemacht. Das sei um so schlimmer als man auf die Rede weiser Leute achte, während die Thoren Niemand anhöre. So habe Walther Tausende bethört, Gottes und des Pabstes Gebot zu überhören. Die zeigt uns, wie großes Gewicht Walthers Sprüche in die Wagschale warfen.

Ahî wie kristenlîche nû der bâbest lachet,

swenne er sînen Walhen seit ich hânz alsô gemachet!' Daz er dâ seit, des solt er niemer hân gedâht.

er giht ich hân zwên Almân under eine krône brâht,

5 Daz siz rîche sulen stæren unde wasten.

al die wîle füllen wir die kasten:

ich hâns an mînen stoc gement, ir guot ist allez mîn: ir tiuschez silber vert in mînen welschen schrîn. ir pfaffen, ezzent hüenr und trinkent wîn, 10 unde lânt die tiutschen

vasten.

Z. 4. Die beiden Allemannen sind Otto und Friedrich II, Z. 9. A hat statt dieser und der folgenden Zeilen folgende fünf, von welchen dreie als Coda anzusehen sind, indem die letzte Zeile vervierfacht wird:

Der Zauberer.

sô magernt si, sô veizt wir sam diu swîn.

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mîne pfaffen die suln mit der tæerschen leien guote masten, mîne pfaffen die suln vrezzen, swelhen, leien heizen vasten, mîne pfaffen die suln vogel ezzen, jene der slahte rasten, mîne pfaffen die suln obene predigen, niderhalben tasten.

48. DER OPFERSTOCK.
L. 34.

Dem Verdachte, daß des Silbers nicht viel in Gottes Land komme Z. 7, setzt der welsche Gast entgegen, er sei selbst dabei gewesen, als man des Pabstes Brief verlesen habe, das Gut solle dort, wo es gesammelt worden, verbleiben bis man es zu Gottes Dienst verwende. Damit deutet er auf des Pabstes Anordnung in der Bulle pro reparanda terra sancta, daß der Stock drei Schlößer haben, und die Schlüßel dazu einem Priester, einem Laien und einem Ordensgeistlichen anvertraut sein, die Verwendung des Geldes aber nach dem Gutbefinden derer geschehen solle, denen die Sorge dafür übertragen wäre (Uhland S. 123). Welche Sicherheit dieß gewährte, daß das Geld nicht in den welschen Schrein fahre, sieht man von selbst.

Sagt an, hêr Stoc, hât iuch der bâbest her gesendet, daz ir in rîchet und uns Tiutschen ermet unde pfendet? Swenn im diu volle mâze kumt ze Latrân,

sô tuot er einen argen list, als er ê hât getân:

5 Er seit uns danne wie daz rîche stê verwarren,

unz in erfüllent aber alle pfarren.

ich wæn des silbers wênec kumet ze helfe in Gotes la nt:

grôzen hort zerteilet selten pfaffen hant.

hêr Stoc, ir sît ûf schaden her gesant,

10 daz ir ûz tiutschen liuten suochet tœrinne unde narren.

49. DER ZAUBERER.

L. 33.

Pabst Gerbert (Silvester II.) 999-1003 war durch seine naturwißenschaftlichen und mathematischen Kenntnisse in den Verdacht der Zauberei gerathen. Der Teufel sollte ihm den Sitz auf Petri Stuhl verschafft und auf so lange verbürgt haben,

als er nicht in Jerusalem Messe lese. Davor glaubte sich Silvester wohl hüten zu können. Eines Tags hielt er aber das Hochamt in der h. Kreuzkirche, die auch Jerusalem hieß. Die vollständige Sage theilt Liebrecht Germ. V, 62 aus den nugae curialium des Gualtherus Mapes mit.

Der stuol ze Rôme ist allerêrst berihtet rehte, als hie vor bî einem zouberære Gêrbrehte. Der selbe gap ze valle wan sîn eines leben: so wil sich dirre und al die kristenheit ze valle geben. 5 Alle zungen suln ze Gote schrîen wâfen,

und rüefen ime, wie lange er welle slâfen.

si widerwürkent sîniu werc und felschent sîniu wort. sîn kamerære stilt im sînen himelhort,

sîn süener mordet hie und roubet dort,

10 sîn hirte ist zeinem wolve im worden under sînen schâfen.

Z. 6. Gott schläft: Psalm 44, 24. Z. 7. Auf die Steigerung gegen 45, 6 ist schon hingewiesen. Z. 8 himelhort, zunächst wohl der Schutz göttlicher Gnade; ob aber der kamerære nicht zugleich mit Bezug auf den vorigen Spruch verdächtigt werden soll, auch das irdische Gut zu veruntreuen, steht dahin. Jedenfalls wird er in der folgenden Zeile beschuldigt, es zu rauben. Der süener ist der Richter, vgl. Muspilli 69, 83.

50. DAS ZAUBERBUCH.

L. 33.

Erweislich geht dieser Spruch auf den Ablaßhandel: die rôr Z. 8 meinen wieder die Kirchenstöcke: für solche Opfer war Ablaß verheißen. Daß er auch auf die Simonie gehe, vermuthet Wackernagel wegen des Zauberbuchs Z. 7, wobei an den Zauberer Simon gedacht sei, zu dem Petrus sprach: Daß du verdammt seist mit deinem Gelde, daß du meinest Gottes Gabe werde durch Geld erlangt (Apostelgesch. 8, 20). Bei dieser Annahme würde sich auch erklären, warum in dem vorigen Spruch der Zauberer Gerbrecht herbeigezogen ist.

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