Wir suln den kochen râten, Ze Kriechen wart ein spiz versniten: 10 der brâte was ze dünne. des muose der hêrre für die tür: die fürsten sâzen ander kür. der nû daz rîche alsô verlür, dem stüende baz daz er nie spiz gewünne. 31. DAS BOHNENLIED. L. 17. Lachmann vermuthete eine Beziehung auf das Lied vom Halmmeßen. 137, dem gegenüber ein Spötter die Bohne gelobt hätte. Aber vom Lob des Halms war dort keine Rede gewesen. Wahrscheinlich war es Sitte die Bohne zu besingen oder bei der Bohnenkost Verse zu improvisieren, wie das später mit den sog. Leberreimen geschah. Schon Isidor weiß von fabarii cantores, vgl. Wilmanns Walther S. 90. Da der Bohne früher eine obscöne Bedeutung beigelegt ward, so mochten die Bohnenlieder oft unanständig ausfallen, was die Redensart: »das geht übers Bohnenlied!« erklären würde. Walther weigert sich die Bohne zu besingen, er liebt diese Kost nicht und zieht die Halmfrucht vor, die gut und nahrhaft sei, wie der Halm selbst schon durch seinen Anblick die Herzen erfreue. Waz êren hât frô Bône, daz man sô von ir singen sol? si rehtiu vastenkiuwe! Sist vor und nach der nône 5 fûl und ist der wibel vol Iwan êrst in der niuwe. An Wichmann. Ein halm ist kreftec unde guot: frou Bône, et liberâ nôs â mâlô, âmen. 55 Z. 4 nône wird hier einen Jahres-, nicht einen Tagesabschnitt bezeichnen, wie letzteres Wilmanns will, denn an der Faulheit und Zerfreßenheit der Bohne kann sich in der Nachmittagsstunde kein Unterschied zeigen, wohl aber am Himmelfahrtstag. Warum dieser None heiße, begründet Pfeiffer richtig damit, daß Christus zur Nachmittagsstunde gen Himmel fuhr, » daher auch heute noch diese Stunde durch eine feierliche Messe besungen wird«. Seit wann werden denn Nachmittags Messen gesungen? 32. AN WICHMANN. L. 18. Auf Thüringen und Meissen findet sich hier nicht die geringste Hinweisung, der Ton deutet auf Philipps Hof. Daß wir auf Philipps Tod kein Gedicht besitzen, beweist nichts, nicht einmal, daß ihn Walther nicht besungen habe, denn offenbar ist uns nur ein Theil seiner Gedichte erhalten. Hêr Wîcman, ist daz êre, hêr Walther singet swaz er wil, sô jagent ir alse ein valscher hunt nâch wâne. Z. 10 vir sit gelich« Hdschrift (C); doch ist vielleicht mit Lachmann nach A zu lesen: dazz sich gelichet rehte als ars und mâne. Auch die entsprechende Zeile des folgenden Spruchs ist in einigen Handschriften verlängert, was keinen neuen Ton begründet. In der Melodie wird auch dieser Abgesang wie der des ersten Philippstons in zwei gleiche Theile zerfallen sein, so daß Z. 10 kürzer wie länger darauf gesungen werden konnte. Vgl. auch den ersten Ottenton. 33. DAS GESCHENK LUDWIGS VON BAIERN. Nach dem 20. März 1212. L. 18. Daß der Dichter noch jetzt in dem zu Ehren Philipps erfundenen Tone dichtet, zeigt, daß er nicht aufgehört hatte, der staufischen Partei anzugehören. Erst jetzt, nachdem Kaiser Otto vom Bannstral getroffen aus Italien zurückgekehrt war, wendet er sich diesem zu, vielleicht durch Markgraf Dietrich IV. von Meissen, der ihm von Herzog Ludwig von Baiern ein Geschenk überbrachte, gewonnen. Daß die Geschenk ein Licht heißt, erklärt sich daraus, daß bei jedem Opfer Lichter angezündet wurden. Noch jetzt thut dieß der katholische Gottesdienst. Ein Geschenk aber, das wir noch heute eine Verehrung nennen, ist einem Opfer gleich zu stellen. In der alten Sprache sagte man auch nicht, ich verehre dir das, sondern ich verehre dich damit. »Bei Geburts- und Weihnachtsbeschenkungen darf es nie an Kerzen fehlen«, W. Wackernagel. Goethe schreibt an Gräfin Karoline Egloffstein 24. Dec. 1824: Am Christabend, wo man am Schmerzlichsten empfindet, den Geliebtesten keine Kerze widmen zu können. Grenzboten 1869. Nr. 32, S. 206. Vgl. mein Handb. der d. Mythologie 3. Aufl. 544. Wie hier die Gabe Ludwigs von Baiern ein Licht, so heißt in Nr. 109 das Geschenk Kaiser Friedrichs eine Kerze. Wackernagels Annahme, Walther sei Ludwigs Dienstmann gewesen, und als solchem sei ihm die Kerze geschickt, weil nach dem Baseler Dienstmannsrecht den Mannen und obern Amtleuten zu allen Lichtmesstagen Kerzen gegeben wurden, hat wenig Wahrscheinlichkeit; Walthers Freude über das Geschenk und sein hochtönender Dank ließe sich dabei nicht erklären. Den Zeitpunkt des Liedes setzt man am Sichersten gleich hinter den bezeichneten Frankfurter Hoftag (20. März), wo beide genannte Fürsten den Kaiser ihrer Treue versichert hatten. Erster Ottenton. Mir hât ein lieht von Franken Ichn kan ims niht gedanken Künd ich swaz ieman guotes kan, 10 Got müeze im êre mêren. zuo flieze im aller sælden fluz, erhelle im und erschelle im wol nâch êren. 57 Z. 10 Got müeze ouch im die sînen immer mêren C, vgl. zu 32 Z. 10. Nur die fünfte Zeile entzieht sich gerne dem diesem Tone zugedachten jambischen Gange, s. S. 54. ERSTER OTTENTON. 34. AN KAISER OTTO. 1212. L. 11. Dieß ist wohl der erste Spruch in dem neuen zu Ehren Ottos erfundenen Tone. Walther begrüßt damit den aus Italien zurückkehrenden Kaiser. Von dem Meissner verheißt er aber hier zuviel: noch in demselben Jahre fand man ihn unter des Kaisers Gegnern. Warum Pfeiffer diesen Ton erst hinter den zweiten Ottenton setzt, ist nicht einzusehen, wenn er nicht WR folgte, wo ihm zuerst eine solche Stellung angewiesen ward. In wessen Dienst sollen die scharfen Sprüche gegen den Pabst (45-51) gedichtet sein, wenn nicht in Kaiser Ottos? Diesen begrüßt aber hier der Dichter zuerst als Kaiser, folglich sind die in unserm Ton gedichteten Sprüche älter. Auch durch die Erwähnung des Meissners schließt sich dieser Spruch an den vorhergehenden. Keiner dieser Sprüche ist am Frankfurter Hoftag vorgetragen: der Dichter befand sich wohl während desselben in Meissen und nach dem vorhergehenden Spruch brachte ihm Markgraf Dietrich IV. Ludwigs Geschenk dahin von Frankfurt mit. Hêr keiser, sît ir willekomen. der küneges name ist iu benomen : sô mac si beidiu rechen unde lônen. die fürsten sint iu undertân, si habent mit zühten iuwer kunft erbeitet, 10 und ie der Mîssenære derst iemer iuwer âne wân: von Gote wurde ein engel ê verleitet. 35. FLUCH UND SEGEN. L. 11. Der vorige Spruch hatte den gebannten Kaiser begrüßt und ihn der Treue der deutschen Fürsten, des Bannstrals unerachtet und wohl gerade wegen desselben, versichert; der zweite wendet sich an den Pabst, der ihn gebannt hatte, und überführt ihn eines Widerspruchs mit sich selbst. Hêr bâbest, ich mac wol genesen : 5 dô ir im gâbent Gotes segen, daz wir in hiezen hêrre und vor im knieten. ir sprâchent 'swer dich segene, sî 10 mit fluoche volmezzen.' durch Got bedenkent iuch dâ bî ob ir der pfaffen êre iht geruochet. |