Man sach den jungen fürsten geben 5 als er niht lenger wolte leben: dâ wart mit guote wunders vil begangen. wan silber als ez wære funden, gab man hin und rîche wât. 10 ouch hie der fürste durch der gernden hulde die malhen von den stellen læren. ors, als ob ez lember wæren, vil maneger dan gefüeret hât. ezngalt dâ nieman sîner alten schulde: 15 daz was ein minneclîcher rât. Z. 3 dur êre, der Ehre wegen, denn die Milde der Fürsten war ihre Ehre. Zu Z. 11 bemerkt Lachmann: die Meinung wird sein die stelle von den märhen læren. 3. AN FRIEDRICH VON OESTERREICH. L. 20. Der Dichter beklagt sich, daß bei dem Wiener Feste, das er in dem vorhergehenden Spruche so glänzend geschildert hatte, er selber mit keiner Gabe bedacht worden sei. Die Bitte, auch seiner zu gedenken, wird ihm schwerlich versagt worden sein: Vgl. Nr. 18 und Nr. 21 Z. 4. 5. Mir ist verspart der sælden tor: dâ stên ich als ein weise vor, mich hilfet niht swaz ich dar an geklopfe. 5 ez regent bêdenthalben mîn, daz mir des alles niht enwirt ein tropfe. fröit dem süezen regen gelîche 10 erst ein schone wol gezieret heide, sîn vil milterîchiu hant, sô möhte ich loben die süezen ougenweide. 15 hie bî sî er an mich gemant. Der Hof zu Wien nach Herzog Friedrichs Tode. 35 Z. 1. Nach Wackernagel Zeitschr. II, 535 wäre sælden als weiblicher Eigenname schwach flectiert oder abstract zu nehmen und deshalb in den gen. plur. gesetzt; letzterer Auslegung gebe ich mit ihm den Vorzug. Z. 7. Ueber die Wortstellung vgl. J. Grimm Zeitschr. III, 136 ff. 4. DER HOF ZU WIEN NACH HERZOG FRIEDRICHS TODE. 1198. L. 24. Herzog Friedrich war den 16. April 1198, als er eben vom Kreuzzuge zurückkehren wollte, in Palästina gestorben und ward am 11. October zu Heiligenkreuz begraben. Pfeiffer bekennt nicht zu wißen, in welche Zeit dieser Spruch falle; bei Wilmanns fehlt darüber jede Auskunft. Warum es nicht wohl glaublich sei, daß er gleich nach Herzogs Friedrich Tod entstanden sei, wie Lachmann und Wackernagel wollen, verschweigt Pfeiffer. Die Beziehung der Z. 12 und 13 auf 2, 7-13 ist fast wörtlich. Der hof ze Wiene sprach ze mir nû leide ich dir: daz müeze Got erbarmen. 5 dô lebte niender mîn genôz wan künec Artûses hof: sô wê mir armen ! Wâ nû ritter unde frouwen, die man bî mir solte schouwen? seht wie jâmerlîche ich stê. 10 mîn dach ist fûl, sô rîsent mîne wende: golt silber ros und dar zuo kleider, nun hab ich weder schapel noch gebende 15 noch frouwen zeinem tanze, ouwê!' 5. DER PFAFFEN WAHL. 1198. L. 25. Ottos Königswahl (1. Mai 1198) hatte römischer Einfluß und namentlich Erzbischof Adolf von Köln durchgesetzt. Bei Friedrichs Wahl war dieser Ton längst nicht mehr im Gebrauch. Daß dieser als pâpenkeiser verspottet wurde, beweist nichts für Abels Meinung, Ztschr. IX, 144, denn das muste sich jeder König gefallen laßen, den der Pabst durchsetzte. Auch Otto war nach Böhmers Urtheil (Regesten XLVII) ein Pfaffenkönig. Gleichwohl hat sich Wackernagel von seiner eigenen wohlbegründeten Ansicht, der Lachmann 206 zugestimmt hatte, wieder abbringen laßen. Künc Constantîn der gap sô vil, als ich ez iu bescheiden wil, dem stuol ze Rôme, sper kriuz unde krône. 5 ouwê, ouwê, zem dritten wê! ê stuont diu kristenheit mit zühten schône: ir honec ist worden zeiner gallen: daz wirt der werlt her nâch vil leit.' 10 alle fürsten lebent nû mit êren, wan der hohste ist geswachet: die pfaffen wellent leien reht verkêren: 15 der engel hât uns wâr geseit. Zu Z. 1. In der auch nur gefabelten Constantinischen Schenkung, die der Dichter in Nr. 111 wieder zur Sprache bringt, sahen ihre Gegner den Beginn ihres Verfalls. Vgl. Herman von Fritzlar in Fr. Pfeiffers Mystikern I, 43. 44. Z. 14. Die Einmischung Roms in die Wahl eines deutschen Königs wird als Anmaßung zurückgewiesen. Nahen des jüngsten Tages. 37 6. NAHEN DES JÜNGSTEN TAGES. L. 21. Keine Anspielung auf ein bestimmtes Zeitereigniss: das hier variierte Thema von dem bevorstehenden Weltuntergang ist schon aus der heidnischen Zeit vererbt. Im J. 1207, auf welches Abel a. a. O. 142 aus Cäsarius Heisterbacensis hinweist, war dieser Spruch nicht mehr im Gebrauch; allerdings aber mochte der Bürgerkrieg und seine entsittlichende Wirkung (Abel 144) zu Walthers Schilderung Veranlaßung geben. Nû wachet! uns gêt zuo der tac, 5 dar an wir sîne kunft wol spehen, als uns diu schrift mit wârheit hât bescheiden. untriuwe ir sâmen ûz gerêret 10 der vater bî dem kinde untriuwe vindet, Z. 8 Pfeiffer erge. Z. 10. 11 vgl. Völuspâ (Möbius) 46: Brædur munu berjask ok at bönum verdask — hart er in heimi, hórdómr mikill. 1 7. DAS JÜNGSTE GERICHT. L. 148. Dieser Spruch ist mit dem vorhergehenden durch seinen Inhalt nah verwandt. An seiner Echtheit ist kein Grund zu zweifeln, wenn er gleich nur in einer Handschrift des Schwabenspiegels steht. Ich hœre des die wîsen jehen, daz ein gerihte sül geschehen, daz nie deheine; mê wart alsô strenge. 5 gilt âne borgen unde pfant.' dâ wirt des mannes rât vil kurz und enge. sît daz dort nieman wil borgen, dur die hohsten fröude dîn, 10 die dir der heilige engel ze ôren brâhte, dâ von sich dîn fröude erzunde der dir der fröude von alrêrste gedâhte, 15 des trôst sî an dem ende mîn. Z. 5 heißt: bezahle sogleich bar, weder Bürgschaft noch Pfand wird angenommen. Vgl. Benekes Wörterbuch s. v. borge. 8. AN DIE WELT. L. 71. Auch von diesem und den folgenden Sprüchen kann nur gesagt werden, daß sie noch in Wien entstanden und auf die entsittlichende Wirkung des Bürgerkriegs bezüglich sind. Ouwê dir, Welt, wie übel dû stêst! waz dinge dû alz an begêst, diu von dir sint ze lîdenne ungenæme! Dû bist vil nâch gar âne scham. 5 Got weiz wol, ich bin dir gram : |