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Vergängliche Freude.

15 Versûmde ich disen wünneclîchen tac,
so wær ich verwâzen,

Und wære an fröide ein angeslîcher slac;
dâ nâch sô müese ich lâzen

Al mîne fröide der ich wîlent pflac. 20 Got gesegen iuch alle:

wünschet noch daz mir ein heil gevalle.

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Daß auch dieß Lied in eine Zeit fällt, wo der Dichter mit Todesgedanken umgieng, zeigt Z. 14 vgl. mit 196, 11; vielleicht ist auch Z. 2 so aufzufaßen. Die lügenære Z. 13 hatte er auch 192 Z. 9 im Auge. Obwohl von jener Krankheit wieder zu Kräften gelangt, scheint doch der Dichter die Summe seines Lebens zu ziehen und findet, daß er nicht einen halben Tag volle Freude genoßen hat. Ueberhaupt spricht dieses Lied den nachdenklichen Charakter der Waltherschen Poesie vortrefflich aus. Was es für Gedanken sind, die ihn bestürmen s. Uebersetzung S. 359 und Lachm. zu Z. 23. Oft bedrängen sie ihn so, daß er nicht hört, was ihm die Leute sagen. Doch scheint dieß ein späterer geleitartiger Zusatz.

Im Aufgesang wechseln trochäisch mit jambisch gemeßenen Zeilen. Im Abgesang geht nur die letzte Zeile jambisch.

Ich bin als unschedelîche frô,

daz man mir wol ze lebene gan.
Tougenlîche stât mîn herze hô:

waz touc zer welte ein rüemec man?
5 Wê den selben die sô manegen schoenen lîp
habent ze bosen mæren brâht!

wol mich, daz ichz hân gedâht!

ir sult si mîden, guotiu wîp.

Ich wil guotes mannes werdekeit

10 vil gerne hoeren unde sagen.

Swer mir anders tuot, da ist mir leit;

ich wil ouch allez niht vertragen.

Rüemær unde lügenære, swâ die sîn,
den verbiute ich mînen sanc,

15 und ist âne mînen danc,

obs alsô vil geniezen mîn.

Maneger trûret, dem doch liep geschilt:
ich hân ab iemer hôhen muot,

Und enhabe doch herzeliebes niht; 20 da ist mir alsô lîhte guot.

Herzeliebes, swaz ich des noch ie gesach,
dâ was herzeleide bî.

liezen mich gedanke frî,

son wiste ich niht umb ungemach.

25 Ich bin einer der nie halben tac mit ganzen fröiden hât vertriben. Swaz ich fröiden ie dâ her gepflac, der bin ich eine hie beliben.

Nieman kan hie fröide vinden, si zergê 30 sam der liehten bluomen schîn : dâ von sol daz herze mîn

niht senen nâch valschen fröiden mê.

Als ich mit gedanken irre var, sô wil mir maneger sprechen zuo: 35 Sô swîg ich und lâze in reden dar; waz wil er anders daz ich tuo? Hete ich ougen oder ôren danne dâ, sô kund ich die rede verstân: swenne ich niht ir beider hân,

40 son kan ich nein, son kan ich jâ.

195. ABSCHIED VON DER WELT.

L. 100.

Der Zusammenhang dieses mit dem folgenden Liede ergiebt sich aus Z. 23-27 vgl. mit 196, 25. In einem Der welte lôn überschriebenen Gedicht erzählt nämlich Konrad von Würzburg von dem Ritter Wirnt von Grafenberg,

Abschied von der Welt.

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dem Dichter des Wigalois, daß ihn die Welt in Gestalt einer schönen Frau auf seinem Kämmerlein besucht habe um ihm zu danken, daß er ihr als treuer Ritter gedient und Herz und Sinn zugewandt habe. Zum Lohn dafür wolle sie ihm nun auch ihren Anblick gewähren, damit er sehe wie vollkommen sie sei und wie würdig solcher Dienste. Darauf habe sie ihm den Rücken zugewandt und der Ritter mit Entsetzen gesehen, daß er mit Schlangen, Nattern und Kröten behangen, voller Blattern, Ausschlag und Geschwüren und schon bis auf die Knochen in Fäulniss übergegangen sei, worauf er den Entschluß gefaßt habe, ihren Dienst aufzugeben und mit Gottes Heer wider die Heidenschaft zu streiten. Es ist eine sehr alte und auch der bildenden Kunst, vgl. das Baseler Münster, nicht fremd gebliebene Allegorie, daß die Welt vorn schön und liebreizend sei, von hinten aber scheuslich und abscheulich, gleichwie von den Elben erzählt wird, daß sie vorn von lieblichem Anblick, hinten aber hohl seien wie die Bäume, die sie bewohnen. Der jambische Gang ist streng bis zum Schlußß durchgeführt. Z. 36 fehlt die Senkung.

-

Frô Welt, dû solt dem wirte sagen
daz ich im gar vergolten habe:
Mîn græste gülte ist abe geslagen;
daz er mich von dem brieve schabe.

5 Swer ime iht sol, der mac wol sorgen.

ê ich im lange schuldec wære, ich wolt ê zeinem juden

er swîget unz an einen tac:

sô wil er danne ein wette hân,
sô jener niht vergelten mac.

10 'Walther, dû zürnest âne nôt: dû solt bî mir belîben hie. Gedenke waz ich dir êren bôt, waz ich dir dînes willen lie,

Als dû mich dicke sêre bæte.

borgen.

15 mir was vil inneclîche leit daz dû daz ie sô selten tæte.

bedenke dich: dîn leben ist guot:

sô dû mir rehte widersagest,

so wirst dû niemer wol gemuot.'

Frô Welt, ich hân ze vil gesogen: 20 ich wil entwonen, des ist zît.

Dîn zart hât mich vil nâch betrogen,
wand er vil süezer fröiden gît.

Do ich dich gesach reht under ougen,

dô was dîn schouwen wunderlich . . . . al sunder lougen; 25 doch was der schanden alse vil,

dô ich dîn hinden wart gewar,
daz ich dich iemer schelten wil.

'Sît ich dich niht erwenden mac, sô tuo doch ein dinc des ich ger: 30 Gedenke an manegen liehten tac, und sich noch underwîlent her Niuwan sô dich der zît betrâge.'

daz tæt ich wunderlîchen gerne, wan deich fürhte dîne

vor der sich nieman kan bewarn. 35 Got gebe dir, frouwe, guote naht:

ich wil ze herberge varn.

lâge,

Z. 1 -9: die Welt ist als Schenke gedacht, welcher der Teufel als Wirth vorsteht, dem man zuletzt die Zeche bezahlen muß. Vgl. Handb. der d. Myth. §. 125 S. 426. Z. 36 ist aber von einer beßern Herberge die Rede.

196. DER GREIS AM STABE.

L. 66.

Der Stab, an dem sich der Dichter hier schildert, ist weder der Bettelstab noch der Pilgerstab, es ist der Stab des Alters, vgl. Z. 31, das sich aber seiner Würde noch wohl bewust ist. Ja der Dichter glaubt jetzt, da er vierzig Jahre lang von Minne und als iemen sol, d. h. von Allem, was Gegenstand des Gesanges sein soll, gesungen hat, noch eine höhere Werthstufe erreicht zu haben. Für seinen Minnegesang_hofft er auf deren Huld, die sich mittels desselben zu dem Ziele fördern wollen, auf das er selber nun verzichten muß. Die dritte Strophe ist zu 195 besprochen; in der vierten wird dann die göttliche Minne der weltlichen entgegengesetzt. Dieser

Der Greis am Stabe.

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hat er nun entsagt, weil sie nicht bis auf die Gräte Fisch ist, d. h. nicht rein von sinnlicher Begierde oder fleischlicher Lust. Hiemit ist auch der Uebergang zur göttlichen Minne vollbracht. Am Schwierigsten zu deuten war die letzte Strophe. Mit dem Bilde ist des Dichters eigener Leib gemeint, mit dem seine Seele einst wieder zu ewigen Freuden auferstehen soll, das aber jetzt in seinem Alter Farbe und Glanz verloren hat. Das kunstreiche Lied hat durchaus jambischen Gang.

-

Ir reinen wîp, ir werden man,

ez stêt alsô daz man mir muoz
êr unde minneclîchen gruoz
noch volleclîcher bieten an.

5 Des

habet ir von schulden grazer relit dan ê:

welt ir vernemen, ich sage iu wes.

wol vierzec jâr hab ich gesungen oder mê
von minnen und als iemen sol.

Dô was ichs mit den andern geil:

10 nu enwirt mirs niht, ez wirt iu gar.
mîn minnesanc der diene iu dar,
und iuwer hulde sî mîn teil.

Lât mich an eime stabe gân
und werben umbe werdekeit

15 mit unverzageter arebeit,

als ich von kinde habe getân,

Sô bin ich doch, swie nider ich sî, der werden ein, genuoc in miner maje hô.

daz müet die nideren. ob mich daz iht swache? nein. 20 die biderben hâut mich deste baz.

Der werden wirde diust sô guot,
daz man in hohste lop sol geben.
ezn wart nie lobelîcher leben,
swer sô dem ende rehte tuot.

25 Welt, ich hân dînen lôn ersehen:
swaz dû mir gîst, daz nimest dû mir.
wir scheiden alle blôz von dir.
scham dich, sol mir alsô geschehen.

Ich

hân lîp unde sêle (des was gar ze vil) 30 gewâget tûsentstunt dur dich:

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