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190. DIE REICHEN THOREN.

L. 121.

Wenn das besondere Leid, das der Dichter nach Z. 30 voraus hat nach 183, 19. 20 wohl das um die Geliebte ihn früher zur Klage stimmte, so fand der Dichter kein Gehör. Damit ist es nun bei Vielen wohl länger als ein Jahr anders geworden. Mit Str. 1 finde ich hierin noch keinen Widerspruch; doch mag die letzte Strophe immerhin später hinzugedichtet sein. Den Schlußzeilen bestimmte der Dichter trochäischen Gang; im Uebrigen sollte das Lied jambisch gehen, wovon sich in der dritten Strophe zwei Ausnahmen finden.

Die grisen hânt michs überkomen, diu werlt gestüende trûreclîcher nie Und hete an fröiden ab genomen. doch streit ich zorneclîche wider sie, 5 Si möhtens wol gealten,

ez wurde niemer wâr.
mir was ir rede swâr.

sus streit ich mit den alten die hânt den strît behalten 10 nû wol lenger denne ein jâr.

:

Mîn ouge michel wunder siht,

diez wirs verdienen kunnen vil denn ich,
Daz den sô schoene heil geschiht.
ouwê Welt, wie kumt ez umbe dich!

15 Ist Got selch ebenære?

er gît dem einen sin, dem andern den gewin: so wæne im alsô mære ein richer tôre wære 20 als ich wîser armer bin.

Hie vor, dôs alle wâren frô,

dô wolte nieman hæren mîne klage:
Nû ist sümelîchen sô

daz si mir wol gelouben swaz ich sage.

Der siebente Tag.

225

25 Nû müeze Got erwenden

unser arebeit,

und gebe uns sælekeit,

daz wir die sorge swenden. ouwê möht ich verenden! 30 ich hân eine sunder leit.

Z. 20. Sô rich als ich armer bin L. nach C.

Die Beße

rung gehört Pfeiffer.

191. DER SIEBENTE TAG.

L. 57.

Die Thorheiten und Uebertreibungen im Minnedienst der spätern Zeit hätten dem Dichter widerstehen müßen, auch wenn ihn die vorgerücktern Jahre nicht schon ernster gestimmt hätten. Diesen aber entspricht es vollkommen, wenn er jetzt der Minne nur noch selten dienen mag. Gleichwohl rückt er ihr Z. 18 das Alter in sehr verbindlicher Weise vor. - Von der Regel, daß der Aufgesang trochäisch gehe, macht Z. 32 die einzige Ausnahme. Im Abgesang geht die lange Schlußzeile jambisch.

Minne diu hât einen site:
daz si den vermîden wolde !
daz gezæme ir baz.

Dâ beswært si manegen mite, 5 den si niht beswaren solde: wê wie zimt ir daz?

Ir sint vier und zwênzec jâr

vil lieber danne ir vierzec sint,

und stellet sich vil übel, sihts iender grâwez hâr.

10 Minne was mîn frouwe sô gar,

deich wol wiste al ir tougen:
nu ist mir sô geschehen,
Kumt ein junger ieze dar,
so wird ich mit twerhen ougen

15 schilhend an gesehen.

Armez wip, wes müet si sich?

wei got wan da si liste pfliget

und tôren triuget, sist doch elter vil dann ich.

Minne hât sich an genomen

20 daz si gêt mit tôren umbe
springende als ein kint.

War sint alle ir witze komen?
wes gedenket si vil tumbe?
sist joch gar ze blint.

25 Dazs ir rûschen nienen lât,

und füere als ein bescheiden wîp!

si stôzet sich, daz ez mir an mîn herze gât.

Minne sol daz nemen für guot,
under wîlen sô si ringet,

30 daz ich sitzen gê.

Ich hân alsố hôhen muot
als einer der vil hôhe springet:
wê waz wil sis mê?

Anders diene ich swâ ich mac.

35 si besuoche wâ die sehse sîn:

von mir hâts in der wochen ie den sibenden tac.

Z. 17 sind unter liste nicht Zauber- sondern Toilettenkünste gemeint.

192. LETZTER WILLE.

L. 60.

Daß dieß und das folgende Lied von einer Krankheit des alternden Dichters veranlaßt sei, ist nicht unwahrscheinlich. Wenn Z. 2 von varnde guot und eigen gesprochen wird, so zeigt sich später, daß dieß nur bildlich, um nicht zu sagen scherzhaft zu verstehen sei. Scherzen will der Dichter übrigens nicht, wenn er gleich Z. 25-30 Satire, nicht bittern Sarkasmus, beabsichtigt. Was er Str. 2 von der Geliebten erwartet, ist ihm ganz so gemeint. In der letzten Strophe spricht er

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von seiner Wiedergeburt, nicht etwa von einer Wiederkehr nach Oesterreich. Der Aufgesang ist bis auf Z. 13 jambisch'; von der Regel, daß der Abgesang mit Ausnahme der beiden letzten Zeilen trochäisch gehen solle, finden sich Ausnahmen in Z. 21. 22. 30.

Ich wil nû teilen, ê ich var,

mîn varnde guot und eigens vil,
Daz iemen dürfe strîten dar,

wan den ich hie bescheiden wil.

5 Al min ungelücke wil ich schaffen jenen, die sich hazzes unde nîdes gerne wenen, dar zuo mîn unsælekeit.

mîne swære

haben die lügenære;

10 mîn unsinnen

schaff ich den die mit velsche minnen,
den froun nâch herzeliebe senediu leit.

Mir ist liep daz si mich klage ze mâze als ez ir schône stê; 15 Ob man ir mære von mir sage,

daz ir dâ von sî sanfte wê.

Si sol iemer mêre durch den willen mîn
ungefüege swære und fröide lâzen sîn:

daz stêt seneden frouwen wol,

20 als ich meine.

dar ahtent jene vil kleine,
die sich des flîzent

daz si den munt sô sêre bîzent

25 Nû bîtent, lât mich wider komen. ich weiz der wîbe willen wol :

Ich hân ein rede von in vernomen,

dâ mite ich mange erwerben sol.

Ich wil lip und êre und al mîn heil verswern: 30 wie kunde sich deheiniu danne mîn erwern? nein ich weizgot, swaz ich sage.

Got der solte

rihten obe er wolte,

die sô swüeren,

35 daz in diu ougen ûz gefüeren

und sich doch einest stiezen in dem tage.

Z. 35. Das Ausfahren der Augen ist eine göttliche Strafe, die im Annolied einen Gottesläugner und Lästerer trifft.

193. DER WETTSTREIT.

L. 114.

Nach einer schweren Krankheit im Winter geht der Dichter wieder aus um an der Frühlingsluft zu genesen, wobei er an eins seiner heitersten Frühlingslieder (132) erinnert wird. Die Stimmung verräth, daß ihm die Kräfte noch nicht zurückgekehrt sind, ja er scheint an seinem Aufkommen zu zweifeln.

Die beiden Stollen werden ungleich behandelt nur der zweite schließt jambisch. Die beiden letzten Zeilen des Abgesangs gehen trochäisch.

Der rîfe tet den kleinen vogelen wê,

daz si niht ensungen.

Nû hôrt ichs aber wünneclîch als ê,

nû ist diu heide entsprungen.

5 Dâ sach ich bluomen strîten wider den klê, weder ir lenger wære.

mîner frouwen seit ich disiu mære.

Uns hât der winter kalt und ander nôt
vil getân ze leide.

10 Ich wânde daz ich niemer bluomen rôt
gesæhe an grüener heide.

Joch schâte ez guoten liuten, war ich tôt,
die nach fröiden rungen

und die gerne tanzten unde sprungen.

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