10 Ich hân iu gar gesaget daz ir missestât: Nû sult ir ouch vernemen waz si tugende hât Ich seit iu gerne tûsent: irn ist niht mê dâ 15 wan schoene und êre. die hât si beide volleclîche. hât si? jâ. hiest wol gelobt: lobe anderswâ. Der alsô guotes wîbes gert als ich dâ ger, 20 wie vil der tugende haben solte! Nun hân ich leider niht dâ mite ich si gewer, wan obs ein lützel von mir wolte. Zwô tugende hân ich, der si wîlent nâmen war, scham unde triuwe: 25 die schadent nû beide sêre. schaden nû alsô dar! ich bin niht niuwe: dem ich dâ gan, dem gan ich gar. Die lôsen scheltent guoten wîben mînen sanc, 30 Si pflihten alle wider mich und haben danc: Wâ nû der tiuschen wîben ie gespræche baz! die guoten von den bosen: seht, daz ist ir haz. 35 lobt ich si beide gelîche wol, wie stüende daz? Die zwîvelære sprechent, ez sî allez tôt, Nû mugen si doch bedenken die gemeinen nôt, 40 wie al diu welt mit sorgen ringe. Kumt sanges tac, man hæret singen unde sagen: man kan noch wunder. ich hôrte ein kleine vogellîn daz selbe klagen: daz tet sich under: 45 ich singe niht, ez welle tagen.' Das Dänkelein. Ich bin iu eines dinges holt, haz unde nît, Daz ir sô gerne bî den biderben liuten sît und daz ir iuwern hêrren schendet. 50 Ir spehere, sô ir niemen stæten muget erspehen, den ir verkêret, 175 sô hebt iuch hein in iuwer hûs (ez muoz geschehen), daz ir unêret verlogenen munt und twerhez sehen. Z. 26 heißt nicht, ich bin nicht neu, sondern ich bin nicht karg: so ist das Wort auch S. 155 Z. 5 und Frauenlob 64, 19, 254, 19 genommen und Nibel. 1494, 1 lese man: ouch was der selbe schifman niulich (B) gesit (A) d. h. habsüchtig, weshalb es in der folgenden Zeile heißt: diu gir nâch grôzen guote vil bæsez ende gît. In der Bedeutung karg, genau lebt das Wort noch in süddeutschen Dialekten, auch in dem Rheinischen. Z. 33 beruft sich der Dichter auf Nr. 126 zum Beweise, daß Niemand befer von deutschen Frauen gesprochen habe. Die Unterscheidung zwischen guten und bösen mag sich schon in einem verlorenen Liede gefunden haben: 181 (das letzte Lob) und 189 (Schuld der Frauen), wo Aehnliches vorkommt, sind wohl später. Schließt sich an das vierte Gesetz des vorstehenden Liedes. Von der Regel, daß der Aufgesang trochäischen Gang habe, macht Z. 16 eine Ausnahme. Der Abgesang ist jambisch gemeßen. Ich gesprach ie wol von guoten wîben; Sende sorge kunde ich nie vertrîben 5 Wol mich, daz ich in hôhen muot Ouwê wolte ein sælec wîp alleine, sô getrûrte ich niemer tac, 10 Der ich diene, und hilfet mich vil kleine swaz ich si geloben mac. Daz ist ir lieb und tuot ir wol: ab si vergizzet iemer mîn sô man mir danken sol. 15 Fremdiu wîp diu dankent mir vil schône; dazs iemer sælec müezen sîn! Daz ist wider mîner frouwen lône mir ein kleinez denkelîn. Si hab den willen den si habe; 20 mîn wille ist guot, und klage diu werc, gêt mir an den iht abe. Z. 1 hat man lesen wollen ich gesprach nie wol u. s. w.; dazu stimmt aber die dritte Zeile schlecht. 152. VERLORNE ZEIT. L. 52. Wenn der Dichter die Zeit beklagt, die er im Dienste der Geliebten verloren hat, so könnte man das schon als unminniglich gesungen bezeichnen wollen. Das geleitartige Schlußgesetz entschuldigt sein fahrendes Leben noch verbindlich genug und jedenfalls geschickter als es 148, 10 ff. geschehen war. Die Z. 25-28 vgl. man mit 150, 7. Das Lied ist durchaus trochäisch gehalten. - Mîn frouw ist ein ungenæedec wîp, 5 Ouwê dô was mir so wol: wiest daz nû verdorben! waz hân ich erworben? anders niht wan kumber den ich dol. Ouwê mîner wünneclîcher tage! 10 waz ich der an ir versûmet hân! Da ist iemer mînes herzen klage, die klage ich vil kleine; 15 mîne zît aleine, hab ich die verlorn, daz ist mir leit. In gesach nie houbet baz gezogen; in ir herze kunde ich nie gesehen. Ie dar under bin ich gar betrogen: 20 daz ist an den triuwen mir geschehen. Möhte ich ir die sternen gar, mânen unde sunnen zeigene hân gewunnen, daz wær ir, so ich iemer wol gevar. 25 In gesach nie sus getâne site, dazs ir besten friunden wære gram. Swer ir vient ist, dem wil si mite rûnen, daz guot ende nie genam. Ich weiz wol wie; ende ergât: 30 vînt und friunt gemeine, der gestêts aleine, sô si mich und jen unrehte hât. Mîner frouwen darf niht wesen leit, lebent. der ist vil mengiu mir erkant, doch ist ir deheine, weder grôz noch kleine, 40 der versagen mir iemer wê getuo. 153. ZU SINGEN GEBOTEN. L. 109. Mit diesem Liede, wenn es echt ist, hat der Dichter eine höhere Stufe im Frauendienst erstiegen. Er ist in den Dienst der Herrin aufgenommen und hat nun das Recht, ja die Pflicht ihr zu singen. Das Lied hat trochäischen Gang; die letzte Zeile der Strophen weicht zweimal nur scheinbar von der Regel ab. Ganzer fröiden wart mir nie sô wol ze muote: mirst geboten, daz ich singen muoz. Sælec sî diu mir daz wol verstê ze guote! mich mant singen ir vil werder gruoz. 5 Diu mîn iemer hât gewalt, diu mac mir wol trûren wenden unde senden fröide manecvalt. Gît daz Got dag mir noch wol an ir gelinget, 10 seht, so war ich iemer mêre frô. Diu mir beide herze und lîp ze fröiden twinget, E was mir gar unbekant daz diu Minne twingen solde 15 swie si wolde, unz ich an ir bevant. Süeze Minne, sît nâch dîner süezen lêre mich ein wîp alsô betwungen hât, Bit si dazs ir wîplîch güete gegen mir kêre: 20 sô mac mîner sorgen werden rât. Dur ir liehten ougen schîn wart ich also wol enpfangen, gar zergangen was daz trûren mîn. |