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sicht der Schönen nicht eintreten wird. Der Dichter spricht ja nicht von sich, sondern von dem jungen Mann, den sie, einmal alt geworden, nicht wollen wird. Auch handeln die Lieder der niedern Minne nicht von unerwiederter Liebe. Vgl. jedoch Wilmanns S. 131. Einige Gesetze dieses Liedes sind in das Volkslied von dem edeln Möringer übergegangen, dem dieser Ton zu Grunde liegt. Von der Regel, daß je die zweite Zeile Auftact zeige, macht nur Z. 8 eine Ausnahme.

Lange swigen des hât ich gedâht:

nû muoz ich singen aber als ê.
Dar zuo hânt mich guote liute brâht:
die mugen mir wol gebieten mê.

5 Ich sol singen unde sagen,

und swes si gern, da sol ich tuon; sô suln si mînen

kumber klagen.

Hæret wunder, wie mir ist geschehen

von mîn selbes arebeit.

Mich enwil ein wîp niht an gesehen:

10 die brâht ich in die werdekeit,

Daz ir muot sô hôhe stât.

jon weiz si niht, swenn ich min singen lâze, daz ir lop

Hêrre, waz si flüeche lîden sol,

swenn ich nû lâze mînen sanc!

zergât.

15 Alle dies nû lobent, daz weiz ich wol, scheltènt si danne ân mînen danc.

Tûsent herze wurden frô

von ir genâden, dius engeltent, scheide ich mich von

Dô mich dûhte da si wære guot, 20 wer was ir bezzer dô dann ich? Dêst ein ende: swaz si mir getuot, sô mac si wol verwænen sich, Nimet si mich von dirre nôt, ir leben hât mîns lebennes êre:

ir alsô.

sterbet si mich, so ist si tôt.

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25 Sol ich in ir dienste werden alt,
die wîle junget si niht vil.

So ist mîn hâr vil lîhte alsô gestalt,
dazs einen jungen danne wil.

Sô helfe iu Got, hêr junger man,

30 sô rechet mich und gêt ir alten hût mit sumerlaten an.

144. IMMER NEUES LOB.

L. 64.

zu

Wenn der Dichter in dem vorhergehenden Liede davon sprach, wie man ihr fluchen werde, wenn er seinen Sang einstelle, so hatte er das zu thun doch nicht im Sinn, im Gegentheil will er nach Str. 1 noch singen wie vorher ihrem Lobe, wie es scheint und dieß Lied bestätigt. Uebrigens gehört das folgende Lied zu diesem, jedoch nur als gelegentlich hinzugedichteter Anhang. Das hohe Lob, das die zweite Strophe der Geliebten spendet, hatte zu der unschicklichen Frage, wer sie denn sei, veranlaßt: hierauf beziehen sich die beiden Strophen, die dort unter eigener Ueberschrift mitgetheilt sind; auch die beiden folgenden Lieder (146. 147) kommen auf sie zu sprechen. Uebrigens sollte nur die sechste Zeile jeder Strophe trochäischen Gang haben; aber auch vor trôst Z. 7 bleibt wie in Nr. 137, 5 der Auftact weg, wie es auch in der vierten Strophe (145) an derselben Stelle geschieht.

Wie wol der heide ir manecvaltiu varwe stât!
so wil ich doch dem walde jehen,
Daz er vil mêre wünneclîcher dinge hât;
noch ist dem velde baz geschehen.

5 Sô wol dir, sumer, sus getâner arebeit!
sumer, daz ich iemer lobe dîne tage,
trôst, sô træste ouch mîne klage.
ich sage dir waz mir wirret:

der mir ist liep, dem bin ich leit.

10 Ich mac der guoten niht vergezzen noch ensol,
diu mir sô vil gedanke nimet.

Die wîle ich singen wil, sô vinde ich iemer wol
ein niuwe lop daz ir gezimet.

Nû habe ir diz für guot: sô lobe ich danne mê.

15 ez tuot in den ougen wol da man si siht; und daz man ir vil tugende giht,

daz tuot wol in den ôren.

sô wol ir des! sô wê mir, wê!

145. AN DIE SCHAMLOSEN.

L. 63.

Als schamlos werden diejenigen hier und im folgenden Lied Z. 14 bezeichnet, die dem Dichter zumuthen, den Namen der Geliebten zu nennen, was fur unzuht (Zuchtlosigkeit) gegolten hätte. Der Welt sollte es ein unauflösliches Räthsel bleiben, welchem Gegenstande die Lobsprüche und zärtlichen Bewerbungen der Sänger galten. Wie hätten sie so öffentlich Minnesold begehren können, wenn man wuste oder wißen sollte, welcher edeln oft fürstlichen Frau Zumuthungen solcher Art gemacht wurden. Die Sitte hatte die Freiheit des Minnegesangs mit der Ehre der Frauen durch diese Vorschrift trefflich ausgeglichen. Auch bei den Provenzalen blieb der Name der Herrin ungenannt; doch trat zuweilen ein allegorischer an die Stelle. Wer darunter verstanden sei, dieß konnte und sollte kein Geheimniss bleiben: denn die Dame verlangte, daß ihr Lob verbreitet wurde; Fr. Diez P. d. Tr. S. 149 f. Allein die Kundwerdung dieses Geheimnisses löste nicht selten das ganze Verhältniss auf, oder führte es einem tragischen Ausgange zu, wie in der sagenhaften Geschichte Guillems von Cabestaing (Diez Leben und Wirken der Troubadours, S. 77 ff.), welche sich auch in Deutschland angesiedelt hat, wo sie von dem Brenneberger (dem Minnedichter Herrn Reinmann von Brennenberg M. S. II, 1841, vgl. Grimm deutsche Sagen II, 211, Wunderhorn II, 229) in der rührendsten Faßung erzählt wird. Daß die Herrinnen selbst den Mangel an Verschwiegenheit auf das Härteste ahndeten, versteht sich von selbst. Eine altitalienische Novelle provenzalischen Ursprungs (Cento nov. ant. 61) erzählt davon ein Beispiel. Ein Ritter und Troubadour, den sie Messer Alamanni nennt, der aber wie uns Diez (Poesie der Troub. S. 28, Leben der Troub. S. 531) lehrt, Richart von Barbezieux hieß, liebte eine schöne Edelfrau am Hofe von Puy Notre-Dame in Provence, und zwar so geheim, daß sie ihm Niemand herausbringen konnte. Die Edelknappen von Puy aber verbanden

Walther und Hildegunde.

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sich, ihn bei einem bevorstehenden Turnier dahin zu bringen, daß er sich seiner Dame rühme. Es gelang ihnen; die Folge war aber, daß ihn die Dame verabschiedete und hernach hundert Barone, hundert Ritter, hundert Edelfrauen und hundert Fräulein für ihn um Gnade rufen musten ohne zu wißen warum. Vgl. meinen Novellenschatz der Italiener, Berlin bei Finke 1831. S. 20.

Si frâgent unde frâgent aber alze vil

20 von mîner frouwen, wer si sî.

Daz müet mich sô daz ichs in allen nennen wil:
sô lânt si mich doch danne frî.

Genâde und Ungenâde, dise zwêne namen

hât mîn frouwe beide. die sint ungelîch:

25 der ein ist arm, der ander rîch.

der mich des rîchen irre,

der müeze sich des armen schamen.

Die schamelôsen, liezen si mich âne nôt,

son hæt ich weder haz noch nît.

30 Nû muoz ich von in gân, alsô diu zuht gebôt:
ich lâze in laster unde strît.

Dô zuht gebieten mohte, seht, dô schuof siz sô:
tûsent werten einem ungefüegen man

unz er schône sich versan,

35 und muose sich versinnen:

sô vil was der gefüegen dô.

146. WALTHER UND HILDEGUNDE.

L. 73.

Um Einheit in dieß Gedicht zu bringen muß man annehmen, daß die Freudenstörer, gegen welche die drei ersten Gesetze noch gelinde genug eifern, wie in 142 seine Aufrichtigkeit und Treue verdächtigt, vielleicht auch wohl, wie Z. 14 andeutet, die Frage zur Sprache gebracht haben, welcher Frau er eigentlich diene. Von diesem Verdacht reinigt er sich im vierten Gesetz durch einen Eid, den er auf den Leib der Geliebten wie auf eine heil. Reliquie schwört. In der Schlußstrophe scheint er seine Herren und Freunde aufzufordern ihm als

Eideshelfer in seiner Liebessache beizustehen. Vermuthlich kehrte im Abgesang die Gesangweise auch in den übrigen Strophen mehrmals wieder, so daß ein anderer Text bei den Wiederholungen der Melodie untergelegt werden konnte. In der letzten Wiederholung findet sich der Name der Geliebten angegeben, aber damit hat der Sänger, wie schon Lachm. bemerkte, nur die schamlosen Frager zum Besten, da Hildegunde die Geliebte eines andern Walther, jenes Waltharius manu fortis der Heldensage ist. Nur die zweite und vierte

Zeile hat jambischen Gang.

Die mir in dem winter fröide hânt benomen,
si heizen wîp, si heizen man,

Disiu sumerzît diu müez in baz bekomen!

ouwê daz ich niht fluochen kan!

5 Leider ich enkan niht mêre

wan daz übel wort unsælec. neinâ! daz wær alze sêre.

Zwêne herzelîche flüeche kan ich ouch:

die fluochent nâch dem willen mîn.

Hiure müezens beide esel unde gouch

10 gehæren ê si enbizzen sîn.

Wê in denne, den vil armen!

wess ich obe siz noch gerûwe, ich wolde mich dur

Got erbarmen.

Wan sol sîn gedultec wider ungedult:

daz ist den schamelôsen leit.

15 Swen die bosen hazzent âne sîne schult, daz kumt von sîner frümekeit.

Træstet mich diu guote alleine,

diu mich wol getræsten mac, sô gæbe ich umbe ir

nîden kleine.

Ich wil al der werlte sweren ûf ir lîp:

20 den eit sol si vil wol vernemen:

Sî mir ieman lieber, maget oder wîp,
diu helle müeze mir gezemen.

Hât si nû deheine triuwe,

sô getrûwet si dem eide und entstêt mîns herzen riuwe.

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