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25 Horâ Walther, wie mir stât,

mîn trûtgeselle von der Vogelweide.
Helfe suoche ich unde rât:

diu wol getâne tuot mir vil ze leide.

Kunden wir gesingen beide,

30 deich mit ir müeste brechen bluomen an der liehten heide!

136. SCHLAGREIME.

L. 47.

Kein Leich, ein dreitheiliges jedoch einstrophisches Lied. Ob sich aber Walther an dieser Künstelei versucht hat, steht dahin.

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Noch zweifelhafter ist es, ob nachstehende geistliche Nachahmung, eine Beichte, von Walther herrührt.

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Z. 5, 6: da Kargheit (in der Reue) dich betrübt, so erneue mir Reue so oft du nur willst. Vgl. zu 150 Z. 26 unten.

137. DAS HALMMESZEN.

L. 65.

Nach diesen mehr als zweifelhaften ein recht echt Walthersches. Wie hier das Looß befragt werde, ist gestritten worden. Man konnte an die noch wohl Erwachsenen bekannte Tändelei mit der Stralen- oder Sternblume denken, deren Blätter abgezupft und dabei abwechselnd gesprochen wird: Er liebt mich von Herzen, mit Schmerzen, klein wenig, gar nicht. Gretchen im Faust spricht nur: Er liebt mich liebt mich nicht er liebt mich! Was aber den Halm angeht, so ist soviel klar, das noch jetzt übliche Halmziehen, woraus die Redensart » den Kürzern ziehen<< entstanden ist, kann hier, wo nur von Einem Halm die Rede ist, nicht gemeint sein. Walther spricht von einem Strohhalm, der gemeßen wird: ein Zählen der Ringe oder Knoten kann also nicht gemeint sein; auch spricht Walther von einem kleinen Strohhalm, und selbst bei dem grösten würden soviel Knoten nicht zu finden sein. Das Wahrscheinlichste bleibt daher W. Wackernagels

Vermuthung, daß der Halm abwechselnd zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten und der linken Hand gefaßt werde, so daß immer eine Hand die andere ablöst bis die Spitze des Halms mit den entscheidenden Worten erreicht ist. Dieß kann mit dem kleinsten Halme geschehen. Aehnlich wird noch jetzt beim Ballspiel der Schlegel durch Aufeinanderlegen der Fäuste ausgelooft, was Kaveln um die Ballkelle heißt. Dieses Lied hat ganz trochäischen Gang bis auf Z. 5, worüber unten.

In einem zwîvellîchen wân

was ich gesezzen, und gedâhte,
Ich wolte von ir dienste gân,

wan daz ein trôst mich wider brâhte.
5 Trôst mag ez niht geheizen, ouwê des!
ez ist vil kûme ein kleinez træstelîn,

sô kleine, swenne ich iu gesage, ir spottet mîn.
doch fröut sich lützel ieman, er enwizze wes.

Mich hât ein halm gemachet frô:

10 er giht, ich sül genâde vinden. Ich maz daz selbe kleine strô

als ich hie vor gesach von kinden.

Nû hæret unde merket ob siz denne tuo.
'si tuot, si entuot, si tuot, si entuot, si tuot.'

15 swie dicke ichz tete, sô was ie daz ende guot:
daz træstet mich: dâ hæret ouch geloube zuo.

Swie liep si mir von herzen sî,
sô mac ich doch vil wol erlîden
Daz ich ir sî zen besten bî:

20 ich darf ir werben dâ niht nîden.

Ichn mac, als ich erkenne, des gelouben niht
dazs ieman sanfte in zwîyel bringen müge.
mirst liep da die getrogenen wizzen waz si trüge,
und alze lanc dazs iemer rüemec man gesiht.

Z. 5 fehlt vor Trôst wie in 144, 7 der Auftact, und nach Trôst die Senkung, vgl. oben S. 19. Ein Wort ist nicht ausgefallen. Z. 6 Trôst und træstelin wie oben 62, 7 lop und löbelin. Trost und Tröstelein scheint aber sprichwörtlich: >> Find i kei Trost, so find ich es Tröstli.<< Üsteris Vicari, Dichtungen II, 144. Auf den Herrn Troestelîn am Hofe zu Wien (Nithart 85, 34) ist wohl nicht angespielt.

Gleiche Theilung.

157

138. GLEICHE THEILUNG.

L. 40.

Dieß und die zunächst folgenden Lieder beschäftigen sich mit der Minne, bei welcher der Dichter hier die Geliebte verklagt. Das Lied ist ganz trochäisch gemeßen. Z. 32 steht danne in der Senkung.

Ich hân ir so wol gesprochen,

daz si maneger in der welte lobet:
Hât si daz an mir gerochen,
ouwê danne, sô hân ich getobet,

5 Da ich die getiuret hân
und mit lobe gekrænet,
Idiu mich wider hænet.

frouwe Minne, daz sî iu getân.

1

Frouwe Minne, ich klage iu mêre: 10 rihtet mir und rihtet über mich. Der ie streit umb iuwer êre wider unstæte liute, daz was ich. In den dingen bin ich wunt. ir hât mich geschozzen,

15 und gât si genozzen:

ir ist sanfte, ich bin ab ungesunt.

Frouwe, lât mich des geniezen, daz ich weiz, ir habet strâle mê: Muget irs in ir herze schiezen, 20 daz ir werde mir gelîche wê? Muget ir, edeliu künegîn, iuwer wunden teilen

oder die mîne heilen?

sol ich eine alsus verdorben sîn?

25 Ich bin iuwer, frouwe Minne:
schiezent dar dâ man iu widerstê.
Helfet daz ich sic gewinne.
neinâ frouwe, da3 sis iht engê!

Lat mich iu daz ende sagen:

30 und engêts uns beiden,

wir zwei sîn gescheiden.

wer solt iu danne iemer iht geklagen?

139. MINNE ALS BOTIN.

L. 54.

Die beiden letzten Strophen sind doppelte Schlüße, von welchen erstere als Geleit vor der Herrin, die andere vor Rittern und Herren gesungen ward. Indes ist letztere da

durch als ein späterer Zusatz erkennbar, daß der Dichter die in der letzten Zeile als Mittelreime sonst durchgeführten Körner hier zu berücksichtigen vergeßen hat. Das Maß ist streng jambisch gehalten.

Ich freudehelfelôser man,

war umbe mach ich manegen frô,
Der mir es niht gedanken kan?
ouwê wie tuont die friunde sô?

5 Jâ friunt! waz ich von friunden sage!

het ich deheinen, der vernæme ouch mîne klage.
nun hân ich friunt, nun hân ich rât:

nû tuo mir swie dû wellest, minneclîchiu Minne,
sît nieman mîn genâde hât.

10 Vil minneclîchiu Minne, ich hân
von dir verloren mînen sin.
Dû wilt gewalteclîchen gân
in mînem herzen ûz und in.
Wie sol ich âne sin genesen?

15 dû wonest an sîner stat, da er inne solte wesen;
dû sendest in dû weist wol war.

dan mac er leider eine erwerben niht, frô Minne:
ouwê dû soltest selbe dar.

Genâde, frouwe Minne! ich wil
20 dir umbe dise boteschaft
Noch füegen dînes willen vil:
wis wider mich nû tugenthaft.

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