Hohe Minne. Maneger schînet vor den fremden guot, 20 und hât doch valschen muot. wol im ze hove, der heime rehte tuot! 139 B. HOHE MINNE. 125. FRÜHLING UND FRAUEN. L. 45. Der Dichter mag wohl öfter Gelegenheit gehabt haben, eine fürstliche schöne Frau von ihren Dienerinnen begleitet einherschreiten zu sehen. Wer will da behaupten, daß die hier beschriebene gerade diejenige sei, in deren Dienst er späterhin trat? Aber an der Spitze der Lieder der hohen Minne steht dieses mit Recht. Nur die letzten Zeilen der Stollen und der Abgesang zeigen Auftact. Sô die bluomen ûz dem grase dringent, suln wir sprechen waz sich deme gelîche, 10 in mînen ougen hât getân, und tæte ouch noch, gesehe ich daj. Swâ ein edeliu schoene frouwe reine, umbe sehende ein wênec under stunden, 20 als ir vil minneclîcher lîp? -- wir lâzen alle bluomen stân, und kapfen an daz werde wip. Nû wol dan, welt ir die wârheit schouwen! 25 der ist mit aller sîner krefte komen. Seht an in und seht an schone frouwen, daz bezzer spil, ob ich daz hân genomen. ê ich mîn frouwen da verlür. Z. 32. Herr Mai, all eure Reize wollt ich nicht höher anschlagen als den Merz mit seinen scharfen Winden, wenn ich zwischen euch und meiner Herrin die Wahl haben sollte. A. M. ist Höfer Germ. XIV. S. 416. 126. DEUTSCHLANDS EHRE. L. 56. Auf dieß einst berühmte Lied beruft sich der Dichter 148 zum Beweise daß Niemand je beßer von deutschen Frauen gesprochen habe. Nach Z. 26 ist es in Oesterreich gedichtet, und wohl nicht frühe, da der Dichter nach Z. 17 schon viel Länder gesehen hatte. Leicht dürfte es also schon zu den Liedern der gemäßen Minne zu zählen sein. Das Geleit ist wohl von einem der vortragenden Sänger hinzugefügt. Das Lied selbst ist ganz trochäisch gehalten. Z. 27 steht mugen in der Senkung. Ir sult sprechen willekomen: der iu mære bringet, daz bin ich. Allez da ir habt vernomen, daz ist gar ein wint: nû frâget mich. 5 Ich wil aber miete: wirt mîn lôn iht guot, ich sage iu vil lîhte daz iu sanfte tuot, Deutschlands Ehre. Ich wil tiuschen frouwen sagen 10 solhiu mære da si deste baz Al der werlte suln behagen: âne grôze miete tuon ich daz. Waz wold ich ze lône? si sint mir ze hêr: 15 sô bin ich gefüege, uud bite si nihtes mêr wan daz si mich grüezen schône. Ich hân lande vil gesehen unde nam der besten gerne war: 20 künde ich ie mîn herze bringen dar Daz im wol gevallen wolde fremeder site. nû waz hulfe mich, ob ich unrehte strite? 25 Von der Elbe unz an den Rîn und her wider unz an Ungerlant Sô mugen wol die besten sîn, die ich in der werlte hân erkant. Kan ich rehte schouwen 30 guot gelâz und lîp, sem mir Got, sô swüre ich wol dag hie diu wîp Tiusche man sint wol gezogen, swer die suochen wil, der sol komen in unser lant: da ist wünne vil: 40 lange müeze ich leben dar inne! Der ich vil gedienet hân und iemer mêre gerne dienen wil, iedoch sô tuot si leides mir sô vil. 141 45 Si kan mir versêren herze und den muot. nû vergebe ir Got dazs an mir missetuot. 127. SCHÖNSTE ZIERDE. L. 43. Dieß Lied so früh anzusetzen bestimmt mich Z. 27, die wie eine Reminiscenz aus der Zeit der niedern Minne klingt. Vgl. jedoch Reinmar von Zw. M. S. II, 147: swâ milte und ellen sich gesamnent beide, daz ziert den lip alsô der klê diu heide. Indes scheint diese Rose in Walthers Garten gelesen. Das Lied hat jambischen Gang; doch gestattet sich Walther Z. 12 und 16 Ausnahmen. Ich hor iu sô vil tugende jehen, daz iu mîn dienest iemer ist bereit. Enhæt ich iuwer niht gesehen, daz schatte mir an mîner werdekeit. 5 Nû wil ich iemer deste tiurre sîn, und bite iuch, frouwe, 10 daz ir iuch underwindet mîn. ich lebete gerne, kunde ich leben : 'Kund ich die mâze als ich enkan, 20 ich wil doch scheiden disen strît. Schönste Zierde. Wir wellen daz diu stætekeit iu guoten wîben gar ein krône sî. Kumt iu mit zühten sîn gemeit, sô stêt diu lilje wol der rôsen bî. 25 Nû merket wie der linden stê der vogele singen, 30 dar under bluomen unde klê: noch baz stêt wîben werder gruoz. ir minneclîcher redender munt der machet daz mans küssen muoz. 'Ich sage iu wer uns wol behaget: dem sîn wir holt, ob erz mit triuwen tuot. 40 ze mâze nider unde hô, der mac erwerben swes er gert: 128. DER TAUSCH. L. 85. 143 In diesem zweiten Gespräche mit der Herrin geht Walther einen Schritt weiter. Die Herrin ist schön, sie sollte auch gut sein; wir errathen wem. Auf Schönheit legt sie keinen Werth, wünscht aber Belehrung wie sie ihrer Ehre hüten möge. Walther räth unter Anderm sich nur Einem zu eigen zu geben (woraus wir sehen, daß sie unvermählt ist) und bietet sich selber dazu an. Sie weist ihn in ihre Schranken zurück: er soll sich begnügen ihr Redegeselle zu sein. Alles beruht aber hier auf einem Wortspiel, indem sie Walthers Lehre Z. 21. 22 absichtlich missversteht. Höchst ergetzlich ist Walthers Entgegnung; doch findet sie eine neue Ausflucht. Das anmuthige Lied zeigt nirgend Auftact. Frouwe, enlât iuch niht verdriezen |