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Lieder.

A. NIEDERE MINNE.

117. BLUMENLESEN.

L. 39.

Die Lieder, worin vom Blumenlesen (Z. 10), Blumenbrechen u. s. w. die Rede ist, gehören zur niedern Minne und in des Dichters erste Jugend. Dieses scheint der Rest eines Vocalspiels.

Uns hât der winter geschadet über al: heide unde walt die sint beide nû val, dâ manec stimme vil suoze inne hal. sæhe ich die megde an der strâje den bal 5 werfen! sô kæme uns der vogele schal. Möhte ich verslâfen des winters zît! wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît, daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît. weizgot er lât ouch dem meien den strît : 10 sô lise ich bluomen dâ rîfe nû lît.

118. VOCALSPIEL.

L. 75.

Die Erwähnung von Toberlû (Dobrilug) Z. 35 läßt weder auf die Zeit noch den Ort schließen, wo dieß zweite Vocalspiel entstand. Der Reim hatte sie herbeigeführt. Wackernagel selbst, der Uebersetzung II, 140 dieß Lied wegen Toberlû an den Hof von Meissen setzte, sagt jetzt WR IX**: »man konnte von Dobrilug auch in Oesterreich wißen und der Dichter brauchte einen Reim auf û.« Z. 12 ist wieder vom Blumenbrechen die Rede, wenn sie gleich hier zum Kranze geflochten werden sollen, was die Sache einigermaßen versteckt. - Nur Z. 10. 12. 19. 24. 26. 31 gehen trochäisch.

Diu welt was gelf, rôt unde blâ, grüen in dem walde und anderswâ: die kleinen vogele sungen dâ. nû schrîet aber diu nebelkrâ. 5 pfligt si iht ander varwe? jâ: sist worden bleich und übergrâ. des rimpfet sich vil manec brâ.

Ich saz ûf eime grüenen lê:
da ensprungen bluomen unde klê
10 zwischen mir und eime sê.
der ougenweide ist dâ niht mê.
dâ wir schapel brâchen ê,

dâ lît nû rîfe und ouch der snê.
daz tuot den vogellînen wê.

15 Die tôren sprechent snîâ snî,
die armen liute ouwê ouwî.
des bin ich swære alsam ein blî.
der wintersorge hân ich drî :
swaz der und der ander sî,
20 der wurde ich alse schiere frî,
wær uns der sumer nâhe bî.

E danne ich lange lebt alsô,
den krebz wolt ich ê ezzen rô.
sumer, mache uns aber frô:
25 dû zierest anger unde lô.

mit den bluomen spilt ich dô,
mîn herze swebt in sunnen hô:
daz jaget der winter in ein strô.

Ich bin verlegen als ein sû :
30 mîn sleht hâr ist mir worden rû.
süezer sumer, wâ bist dû?

jâ sæhe ich gerner veltgebû. ê daz ich lange in selher drû beklemmet wære als ich bin nû, 35 ich wurde ê münch ze Toberlû.

Z. 29 liest C Esau. War Esau verlegen?

Die Traumdeuterin.

133

119. DIE TRAUMDEUTERIN.

L. 94.

Das alterthümlich gemeßene Lied hat wie Nr. 1 nur Aufgesang und Abgesang. Z. 23 und 36 bleibt eine Hebung aus. Auftact soll nur je in der zweiten der klingend reimenden Zeilen stehen. Von dieser Regel findet sich keine Ausnahme.

Dô der sumer komen was
und die bluomen dur das gras
wünneclichen sprungen,
aldâ die vogele sungen,
5 dar kom ich gegangen
an einen anger langen,

Dâ ein lûter brunne entspranc:
vor dem walde was sîn ganc,
dâ diu nahtegale sanc.

10 Ûf dem anger stuont ein boum:
dâ getroumde mir ein troum.
ich was zuo dem brunnen
gegangen von der sunnen,
daz diu linde mære

15 den küelen schaten bære.
Bî dem brunnen ich gesaz,
mîner swære ich gar vergaz:
schier entslief ich umbe daz.

Dô bedûhte mich zehant 20 wie mir dienten elliu lant, wie mîn sêle wære

ze himel âne swære,
und [wie] der lîp solte
gebâren swie er wolte.

25 Dâne was mir niender wê.
Got der waldes, swiez ergê:
schoner troum enwart nie mê.

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